<< archive
 

 
2006-05-12 AT – Liezen - Volkshaus

Die obersteirische Bezirkshauptstadt ist nicht gerade bekannt für Veranstaltungen der härteren Gangart, sondern eher für gute Einkaufsmöglichkeiten. Doch an einem Tag im Jahr, an einem Tag im Mai, sind im sonst ruhigen Städtchen einige Metalfans anzutreffen. So waren es heuer etwa 200 Leute, die das Volkshaus für die Veranstalter zufrieden stellend füllten. Kein Wunder, die Mischung aus österreichischen Undergroundbands und internationalen Bekanntheiten bot doch einiges an Abwechslung.

:: Fotos ::

Interessant las sich auf der Eintrittskarte schon mal die ungewöhnliche Beginnzeit (nämlich exakt 18.50 Uhr) aber wie es sich für ein Festival gehört, wurde diese Zeit natürlich nicht eingehalten. Nein, bei weitem nicht, denn die aus Schladming stammende Band mit dem seltsamen Namen NUCLEAR TOFU CONNECTION legte erst nach 20 Uhr los. Etwa 100 Fans ließen sich vom gutgelaunten Sänger unterhalten und die Jungs boten eine ansprechende Show mit abwechslungsreicher Musik, allzu hart war die Mischung nicht, doch zum Aufwärmen wie gemacht. Einige scheinbar schon nach härteren Klängen dürstende Jungmetaller ließen schon zu recht früher Stunde ihre Matte kreisen – und mit der Coverversion TNT (mit charmantem obersteirischem Dialekt versehen!) gab es auch für die ältere Fraktion Futter für die Ohren.

Danach hätten STAND ABLAZE auftreten sollen, doch leider war deren Drummer kurzfristig erkrankt und so erhielten OUTRAGE vorzeitig die Chance, dem immer zahlreicher werdenden Publikum eine gehörige Portion Death Metal um die Ohren zu blasen. Den Fans machte es dann auch verdammt viel Spaß, und der stampfende, immer total groovige Sound der Weizer Partie rund um den dauer-grinsenden Grunzer Max versetzte einige Köpfe (wie auch meinen!) in Dauerrotation. Zwar ähnelten sich die einzelnen Lieder doch ziemlich, doch Abwechslung ist den sympathischen Burschen auch nicht das Wichtigste, sie wollen einfach nur eine gute Vorstellung abliefern – und das taten sie zweifellos. Die Band kann auch international mithalten, falls sie einmal in Eurer Nähe spielen sollten, schaut vorbei und überzeugt Euch von den Qualitäten der Band! Termine u.a. mit Obituary in Wien (sehr passend!) und am Kaltenbach Open Air sind bereits bestätigt.

Der Besucherandrang wurde anschließend enorm groß und anscheinend ziehen die Lokalmatadoren AZRAEL sehr viele - vor allem junge - Fans vor die Bühne. Das Auftreten der Band verbessert sich bei jedem Konzert, das Zusammenspiel wird genauer und so können auch die guten Melodien besser herausgehört werden. Am meisten beklatscht wurde der schon etwas ältere und black/deathmetallische Track Das Fleisch. Die Musik ist teilweise noch recht hektisch, ist aber im Vergleich zu früher kontrolliertes Chaos. Die Stimmung war jedenfalls bestens, was zahlreiche Sprechchöre nachdrücklich unterlegten. Einen Blickfang bildete wie auch sonst Bassist Buchi, der mit Frisur Marke Shane Embury und nackten Füßen zum Hinschauen verleitete.

Nach diesem schweißtreibenden Auftritt mussten die meisten Besucher an die frische Luft oder an die Bar, um die Akkus wieder aufzuladen. Das geschah sehr zum Leidwesen der Slowaken ANTARES, die vor nahezu menschenleerer Halle ihr Programm präsentierten. Nach ein paar Minuten kamen doch ein paar Fans wieder vor die Bühne, lauschten ein paar Minuten und – konnten mit den komplexen Songs meist nichts anfangen und suchten wieder das Weite. Anscheinend war so gut wie niemand mit dem Material von Frontmann Peter und Co. vertraut. Glücklicherweise habe ich schon ein paar Durchläufe vom aktuellen Album Mind Collectors hinter mir und so konnte ich die verschachtelten und sicher nicht beim ersten Mal ins Ohr gehenden Kompositionen in vollen Zügen genießen. ANTARES selbst lieferten eine Energie geladene Show ab, doch die Resonanz bestand meist nur aus vereinzeltem Beifall (leider nur etwa 20 Zuseher!) und so konnte gar keine gute Stimmung aufkommen. Diese Band hat so eine traurige Kulisse nicht verdient!

Ganz anders sah es dann wieder bei den Deutschen Death Metallern DEBAUCHERY aus. Der an eine gewisse Band mit den Initialen SFU (nur meiner Meinung nach besser…) angelehnte Sound lädt auch mit seiner Einfach- und Eingängigkeit zum Mitgröhlen und Bangen ein. Songs wie Blood For The Bloodgod kann ja jeder schon nach dem ersten Mal mitgrunzen, oder? Nett anzusehen waren sie jedenfalls, mit ein „bisschen“ roter Farbe geschminkt, gaben DEBAUCHERY ordentlich Gas, für mich nutzte sich mit fortlaufender Spielzeit der Spaßfaktor aber deutlich ab, da zu wenig Abwechslung geboten wurde. Ganz anders sahen das die ersten paar Reihen, wo es richtig gut abging und viele verschwitzte Körper in Bewegung waren. Der Alkoholpegel erreichte bei manchen auch schon kritische Höhen und so war es gut, den Promillespiegel durch heftiges Mitbangen zum Senken zu Überreden.

Um die mitternächtliche Stunde stapften dann die trinkfesten und absolut total wahren Holländer GODDESS OF DESIRE auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Nach der ersten Handvoll Songs hoffte ich schon, da weit und breit nichts von einer „holden“ Maid zu sehen war, dass die entbehrliche Showeinlage der True Metaller nicht stattfinden würde, doch leider, leider…die Musik, auf Platte eher bis gar nicht mein Fall, kam auf der Bühne recht angenehm rüber, doch diese Frau, nein danke, spart Euch das! Schaut Euch die Fotos an und Ihr wisst, was ich meine…bemerkenswert im positiven Sinne agierten die Fans: immer noch voll bei Kräften, wurden GODDESS OF DESIRE gut abgefeiert und die Anfeuerungen motivierten die Band auf der Bühne zusätzlich und eine ausgedehnte Setlist war die Folge. Weit nach 2 Uhr früh gingen erst die Lichter wieder an und beendeten einen unterhaltsamen, gemütlichen Abend.

Übrigens: der Bierpreis mit 2,50 € (allerdings für Schwechater im Murauer-Becher, hehe) scheint mir mehr als fair, aber dafür für ein kleines Mineralwasser 2 € zu verlangen, ist doch nicht das richtige Verhältnis. Aber das war es auch schon mit negativer Kritik: die Auswahl der Bands war gut, da verschiedene Richtungen (mit Schwerpunkt Death Metal) bedacht wurden und auch der Sound überraschte mit einer Transparenz und Wucht, dass es meist die reinste Freude war! Und nicht zuletzt stimmte der Preis mit 12 (bzw. 14 € AK) auch noch – so soll es sein! Es bleibt daher zu hoffen, dass diese Veranstaltung auch nächstes Jahr stattfinden wird!

 

story & pics © Stormlord & Janine