Wieder
einmal hatte FREUND
HEIN, die wohl erotischste und charmanteste Band
der Welt ins Planet Music geladen um gemeinsam dem blassen Herrn
mit der Sense zu huldigen. Montage sind leider nicht wirklich
prädestiniert für volle Konzerthallen, schon gar nicht
wenn es sich um einen Underground-Gig handelt, dies sollte aber
der Stimmung keinen Abbruch tun.
So
betraten dann BERSERK
aus Niederösterreich in eher familiärem Ambiente die
Bühne, ließen sich aber von dem leider viel zu spärlich
gefüllten Auditorium nicht beirren und starteten souverän
in diese kurzweilige Konzertnacht. Technisch komplexe Musik ist
zwar anderswo zu Hause, aber diese Tatsache tut dem Hörvergnügen
keinen Abbruch - Berserk sind einfach eine Band, die ihren ureigenen
Stil hat, den man unter 100 anderen Bands heraushören würde.
Der frische Black/Thrash Sound mit knackigen Riffs und der markanten
Stimme von Sänger EquimanthorN, welcher bei seinen Ausgedehnten
Schreien ein wahrlich fulminantes Atemvolumen unter Beweis stellte,
kam auch bei den – wenn auch wenigen – Anwesenden
gut an und man kann sohin von einem gelungenen Auftritt sprechen.
Nach
BERSERK
waren MORITURUS
an der Reihe. Ich hatte von den Wienern noch nichts gehört
und war deshalb auch schon auf ihren Auftritt gespannt. Das Intro
(David Hasselhoff – „Looking For Freedom“) war
noch eine recht witzige Einlage – mit ihrer Musik wussten
mich die vier aber nicht wirklich zu beeindrucken. Der eher lahme,
melodische Death-Metal mit wenigen Höhepunkten animierte
mich bald dazu, den vorderen Bereich der Halle zu verlassen und
mich ein wenig zu den heinschen Rockstars hinter der Bühne
zu begeben.
Als
nächstes war die große Unbekannte des Abends an der
Reihe – die Italiener CADAVERIC CREMATORIUM.
Ich hatte vor dem Gig schon Unkenrufe gehört, dass man beim
Losfahren dieses Zuges besser seine Hosen festhält, aber
auf eine Eruption wie DIESE war ich freilich nicht eingestellt.
Die Mannen aus dem Lande von Pizza & Pasta fegten von Anfang
an wie Derwische über die Bühne und holzten in halsbrecherischer
Geschwindigkeit in der Manier von Cephalic Carnage, Cryptopsy
& Co alles in Grund und Boden! Und während die Instrumente
gemartert wurden als wollte man den Weltuntergang heraufbeschwören,
gaben sich die Musiker betont agil, schnitten allerlei Grimassen
und ließen auch sonst keine Möglichkeit aus, jegliche
Ähnlichkeit mit der bei Metalbands oftmals beliebten Bühnenshow
Modell Salzsäule auszuräumen. Nach einem derart musikalisch
anspruchsvollen, energischen und leidenschaftlichen Set wünscht
man sich die Italiener alsbaldigst wieder nach Wien um sich erneut
das Kiefer deftig zertrümmern zu lassen! Italy 12 Points!
Danach
gingen MASTIC
SCUM zu Werke und trugen ihre deftigen Metalcore-Nummern
vor. Das extrem hohe Level der furiosen Italiener konnten Mastic
Scum zwar nicht halten, aber ich lauschte trotzdem gespannt dem
Treiben auf der Bühne um mir ein Bild von der Truppe, die
ich zuvor noch nicht live gesehen hatte, zu machen. Die von den
Salzburgern dargebotene musikalische Melange traf meinen Geschmack
zwar nicht 100%ig, dennoch muss man dem Vierer aber musikalisches
Können und Gespür für gute Songs attestieren.
Als
Headliner des Abends schritten schließlich die Hollentho(e)ner
FREUND
HEIN auf die Bühne, die sich abermals
anschickten alle Regeln der Vernunft zu brechen und Schabernack
und schlechte Laune zu verbreiten. Ober-Jesus Hein (oder wie auch
immer er sich Bandintern zu nennen pflegt) hatte sich an dem Abend
schon dezent einen hinter die Binde gekippt, torkelte während
des Sets fidel über die Bühne und machte seinen Mitmusikern
das Leben schwer. Oberposer & Rockstar vom Dienst Commander
Motherfuck hatte aus oben genanntem Grunde an diesem Abend dann
auch einmal mehr zu tun als sexy auszusehen und Gitarre zu spielen,
Herr Hein war es nämlich müßig, mit dem Publikum
zu kommunizieren und so wurden dem Herrn Commander die Ansagen
überlassen. Soviel zum Umfeld des Auftrittes der etwas anderen
Band, nun wollen wir uns dem musikalischen Gehalt widmen. Über
die stilistische Ausrichtung der Heine viele Worte zu verlieren
hieße in Göteborg eine Melodic-Death Partie zu gründen...nun
aber was FREUND
HEIN so einzigartig macht, ist nicht ausschließlich
ihr avantgardistisches, seinesgleichen suchendes Material, nein
es ist auch die Eigenschaft der Band bei 10 Auftritten 10 verschiedene
Gesichter zu zeigen und dabei niemals unglaubwürdig zu wirken.
Und so rotzten die Niederösterreicher ihr geniales Material
herunter ohne dabei auch nur Ansatzweise einen Anhaltspunkt für
gerechtfertigte Kritik zu bieten. Einzig der liebe Augustin am
Mikrophon bekommt an diesem Abend lediglich ein „gut“
attestiert, er hat sich zwar keine wirklichen Schnitzer geleistet,
aber man hat ihn doch mit 2 Promille weniger schon souveräner
singen hören.
Alles
in allem war es ein großartiger Konzertabend und für
den durchaus freundlichen Eintrittspreis von 10 Euro hätten
sich doch ein paar Leute mehr ins Planet verirren können...aber
jeder, der nicht anwesend war, ist ohnehin selbst schuld, denn
er hat großartiges versäumt! |