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FREUND HEIN - MASTIC SCUM - CADAVERIC CREMATORIUM

MORITURUS - BERSERK

 
2004-02-23 AT – Wien - Planet Music
 

Wieder einmal hatte FREUND HEIN, die wohl erotischste und charmanteste Band der Welt ins Planet Music geladen um gemeinsam dem blassen Herrn mit der Sense zu huldigen. Montage sind leider nicht wirklich prädestiniert für volle Konzerthallen, schon gar nicht wenn es sich um einen Underground-Gig handelt, dies sollte aber der Stimmung keinen Abbruch tun.

So betraten dann BERSERK aus Niederösterreich in eher familiärem Ambiente die Bühne, ließen sich aber von dem leider viel zu spärlich gefüllten Auditorium nicht beirren und starteten souverän in diese kurzweilige Konzertnacht. Technisch komplexe Musik ist zwar anderswo zu Hause, aber diese Tatsache tut dem Hörvergnügen keinen Abbruch - Berserk sind einfach eine Band, die ihren ureigenen Stil hat, den man unter 100 anderen Bands heraushören würde. Der frische Black/Thrash Sound mit knackigen Riffs und der markanten Stimme von Sänger EquimanthorN, welcher bei seinen Ausgedehnten Schreien ein wahrlich fulminantes Atemvolumen unter Beweis stellte, kam auch bei den – wenn auch wenigen – Anwesenden gut an und man kann sohin von einem gelungenen Auftritt sprechen.

Nach BERSERK waren MORITURUS an der Reihe. Ich hatte von den Wienern noch nichts gehört und war deshalb auch schon auf ihren Auftritt gespannt. Das Intro (David Hasselhoff – „Looking For Freedom“) war noch eine recht witzige Einlage – mit ihrer Musik wussten mich die vier aber nicht wirklich zu beeindrucken. Der eher lahme, melodische Death-Metal mit wenigen Höhepunkten animierte mich bald dazu, den vorderen Bereich der Halle zu verlassen und mich ein wenig zu den heinschen Rockstars hinter der Bühne zu begeben.

Als nächstes war die große Unbekannte des Abends an der Reihe – die Italiener CADAVERIC CREMATORIUM. Ich hatte vor dem Gig schon Unkenrufe gehört, dass man beim Losfahren dieses Zuges besser seine Hosen festhält, aber auf eine Eruption wie DIESE war ich freilich nicht eingestellt. Die Mannen aus dem Lande von Pizza & Pasta fegten von Anfang an wie Derwische über die Bühne und holzten in halsbrecherischer Geschwindigkeit in der Manier von Cephalic Carnage, Cryptopsy & Co alles in Grund und Boden! Und während die Instrumente gemartert wurden als wollte man den Weltuntergang heraufbeschwören, gaben sich die Musiker betont agil, schnitten allerlei Grimassen und ließen auch sonst keine Möglichkeit aus, jegliche Ähnlichkeit mit der bei Metalbands oftmals beliebten Bühnenshow Modell Salzsäule auszuräumen. Nach einem derart musikalisch anspruchsvollen, energischen und leidenschaftlichen Set wünscht man sich die Italiener alsbaldigst wieder nach Wien um sich erneut das Kiefer deftig zertrümmern zu lassen! Italy 12 Points!

Danach gingen MASTIC SCUM zu Werke und trugen ihre deftigen Metalcore-Nummern vor. Das extrem hohe Level der furiosen Italiener konnten Mastic Scum zwar nicht halten, aber ich lauschte trotzdem gespannt dem Treiben auf der Bühne um mir ein Bild von der Truppe, die ich zuvor noch nicht live gesehen hatte, zu machen. Die von den Salzburgern dargebotene musikalische Melange traf meinen Geschmack zwar nicht 100%ig, dennoch muss man dem Vierer aber musikalisches Können und Gespür für gute Songs attestieren.

Als Headliner des Abends schritten schließlich die Hollentho(e)ner FREUND HEIN auf die Bühne, die sich abermals anschickten alle Regeln der Vernunft zu brechen und Schabernack und schlechte Laune zu verbreiten. Ober-Jesus Hein (oder wie auch immer er sich Bandintern zu nennen pflegt) hatte sich an dem Abend schon dezent einen hinter die Binde gekippt, torkelte während des Sets fidel über die Bühne und machte seinen Mitmusikern das Leben schwer. Oberposer & Rockstar vom Dienst Commander Motherfuck hatte aus oben genanntem Grunde an diesem Abend dann auch einmal mehr zu tun als sexy auszusehen und Gitarre zu spielen, Herr Hein war es nämlich müßig, mit dem Publikum zu kommunizieren und so wurden dem Herrn Commander die Ansagen überlassen. Soviel zum Umfeld des Auftrittes der etwas anderen Band, nun wollen wir uns dem musikalischen Gehalt widmen. Über die stilistische Ausrichtung der Heine viele Worte zu verlieren hieße in Göteborg eine Melodic-Death Partie zu gründen...nun aber was FREUND HEIN so einzigartig macht, ist nicht ausschließlich ihr avantgardistisches, seinesgleichen suchendes Material, nein es ist auch die Eigenschaft der Band bei 10 Auftritten 10 verschiedene Gesichter zu zeigen und dabei niemals unglaubwürdig zu wirken. Und so rotzten die Niederösterreicher ihr geniales Material herunter ohne dabei auch nur Ansatzweise einen Anhaltspunkt für gerechtfertigte Kritik zu bieten. Einzig der liebe Augustin am Mikrophon bekommt an diesem Abend lediglich ein „gut“ attestiert, er hat sich zwar keine wirklichen Schnitzer geleistet, aber man hat ihn doch mit 2 Promille weniger schon souveräner singen hören.

Alles in allem war es ein großartiger Konzertabend und für den durchaus freundlichen Eintrittspreis von 10 Euro hätten sich doch ein paar Leute mehr ins Planet verirren können...aber jeder, der nicht anwesend war, ist ohnehin selbst schuld, denn er hat großartiges versäumt!

 
story © Mephisto