Der
absolute Killermonat in Sachen Tour neigt sich langsam dem Ende
zu, aber nicht ohne sich noch einmal kräftig aufzubäumen
und alles aufzubieten, das irgendwie ein Instrument in der Hand
halten kann...
Mein persönliches Overgau-Weekend läute ich mit den legendären
schwedischen Goth’n’Rollern FUNHOUSE
ein, die es mal wieder nach Deutschland geschafft haben. Spätestens
seit ihrem 96iger Album Never Again gehören
FUNHOUSE zu meinen Alltime Faves und endlich bot
sich auch mal für mich die Gelegenheit, die Jungs aus der Nähe
zu erleben. Unterstützung gab es von den Bielefeldern SPIRITUAL
CRAMP, die mir erstmalig auf dem Black Elben Festival 2003
über den Weg gelaufen sind und den ebenfalls aus Bielefeld
stammenden Quintett REPTYLE, von denen ich zwar
schon viel gehört, bisher aber eben noch nichts livehaftiges
gesehen hatte...
Als
Tatort war das Elfenbein in Herford gebucht worden; eine recht seltsamer
abgewirtschafteter Schauplatz mit Schützenverein Ambiente,
aber dennoch Heimstatt zahlreicher Veranstaltungen. Die PA schien
genauso alt zu sein, wie das Gemäuer, was zur Folge hatte,
das bei Einlass noch keine der Bands einen Soundcheck hatte, da
man noch immer verzweifelt versuchte, erst einmal irgendwelche Ströme
bis ans Ziel zu bringen. Als dann die ersten Töne aus Boxen,
Amps und Mikrophonen brummelten, begann das eigentliche Chaos erst...
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Fotos ::
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SPIRITUAL
CRAMP ~ starteten mit gut 1 ½ Stunden
Verspätung und diversen Soundproblemen, die Sänger und
Soundhexer Stefan fast zur Verzweiflung brachten. Aber spätestens
nach A Stair Into Mind kam man in sicheres Fahrwasser und
konnte ungezwungener aufspielen. Musikalisch lag der Schwerpunkt
natürlich auf dem aktuellen Album To Say Goodbye,
auch wenn Songs vom Time Album (Reality,
Centuries) nicht fehlten und mit Decay sogar ein Song
vom 97iger Colours dabei war. Was positiv
auffiel war die Tatsache, das sich SPIRITUAL CRAMP
viel selbstbewusster und sicherer zeigten, als noch im letzten Jahr.
Ivi – so meine ich jedenfalls – hat an ihrer Stimme
gearbeitet, klingt kräftiger und ausdrucksvoller, jedenfalls
nicht mehr „zu dünn“. Ein wirklich schönes
Repertoire aus dunklen Electro/Wave Soundkaskaden! Dem Publikum
hat es gefallen und SPIRITUAL CRAMP mit reichlich
Applaus belohnt, mit dem man das Trio dann auch noch für eine
Zugabe wieder auf die Bühne holte.
Setlist: Relief, The Witch, A Stair Into Mind,
Reality, Detail, Phoenix, Passion, Decay, Luk // Centuries
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REPTYLE
~ blieben ebenfalls nicht von Soundproblemen verschont,
haben aber selbige vermutlich gar nicht wahrgenommen, da der Monitorsound
wohl ok war. Geboten wurde klassischer Gothic Rock im Stile britischer
Helden aus den 80igern mit großen Gesten und Posen. Sänger
Zulu weiß ziemlich genau, worauf es optisch ankommt (oder
wie viel man dafür trinken muss, was auch der Grund für
den einen oder anderen schrägen Ton gewesen sein könnte
;)). Das Quintett hat sich gemausert. Die mehrheitlich gespielten
brandneuen Songs sind strukturierter und ausgereifter, als noch
auf dem recht aktuellen Debüt A High And Lonely
Place. Auch hier wurde die Band mit viel Beifall belohnt
und für eine Zugabe zurück auf die Bühne zitiert.
Setlist: Black Snow, One Touch, Bought Me A
Lie, The Scourge, Green Land, Massacre Celebration, Suffer, Something
Wrong In Eden, All Is Love, Honest Liar, In Hell, Because // Anyway
Grateful
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FUNHOUSE
~ enterten erst nach Mitternacht die Bühne
und bewiesen, das nach 18 Jahren Bandhistorie Sex, Drugs & Goth’n’Roll
noch immer Lebensmotto und Energiequelle der sympathischen Schweden
ist. Ich habe selten eine Band gesehen, die so enthusiastisch und
quietschvergnügt auf der Bühne gestanden und sich den
Arsch abgespielt hat. Als hätte man kleinen Buben nach längerem
Entzug wieder das Lieblingsspielzeug in die Hand gegeben... ;) FUNHOUSE
müssen derzeit für eine Weile auf Gitarist Peter Mårdklint
verzichten, der sich in Australien rumtreibt, um seine Bildung aufzustocken.
Dafür hat man inzwischen Matthias von Mobile Mob Freakshow
quasi adoptiert, der das ganze Zeugs in weniger als 14 Tage draufschaffte
und schon bei der Londonshow einheizte. Mit den ersten Tönen
des Openers Care For You wurde das Publikum von den charismatischen
Gitarrensound gefangen genommen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.
FUNHOUSE wurden nach jedem Song euphorisch gefeiert,
was sie zwischen Bier, Wein und sonstigen Getränken sichtbar
genossen. Sänger und Mainman Mikael war so begeistert über
das Feedback, das er die meiste Zeit ein herzhaftes Lachen im Gesicht
hatte, was so gar nicht zu der melancholisch-düsteren Musik
passen wollte. Das Set von etwas über einer Stunde war nicht
nur für mich viel zu kurz, zumal der Ruf nach ein paar Klassikern
leider unerfüllt blieb (nur ein einziger Song vom Never
Again Album in der Zugabe). Trotz vehementer „Zugabe“
Rufen und tobenden Beifall gab’s nur einmal Nachschlag.
Setlist: Care For You, Forever True, Chosen
One, I Feel Joy, Second Coming, Never Let Me Down Again, Tung Hit,
So Cold Without You, Cry For Love, Star In My Heart // Stand Alone,
Voices, White Wedding
Ein
unvergleichlich ausgelassener Abend, für den ich jede andere
Band jederzeit stehen lassen würde. Das Elfenbein war überraschend
gut besucht und die Anwesenden gleichermaßen gutgelaunt wie
aufgeschlossen. Über soundtechnische Probleme sah man großzügig
hinweg und huldigte statt dessen allen drei Bands. Funhouse natürlich
ein bisschen mehr... ;)
Das nach dem chaotischen Anfang auf’s Ende verlegte Interview
wurde eine recht lustige Angelegenheit, da nach Erreichen eines
gewissen Alkoholpegels nicht mehr besonders viel Ernsthaftes dabei
herauskam und bei jeder Gelegenheit rumgeflachst wurde. Beim allgemeinen
Aufbruch war es dann auch nach 3 Uhr morgens, was mich wiederum
erschreckt hochfahren ließ, denn ich hatte noch 1 ½
Stunden Fahrt vor mir und musste pünktlich um halb sechs zum
Frühdienst auf der Matte stehen. Nun denn... kurz vor 5 Uhr
zu Hause... *puuuh*... schnell ein paar Brote gemacht, Zeugs eingepackt
und ab zur Arbeit. Geschafft! Und das pünktlich! ;) Das Einzige,
worüber sich nörgeln ließe, war das nicht wirklich
vorhandene Bühnenlicht. Ich hätten gerne tonnenweise Bilder
geschossen... Wie dem auch sei – tolle Show! Cheers! |