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Godspeed You! Black Emperor

Kevin Doria

2011-01-19 NL – Amsterdam - Paradiso

Full Moon Madness Over Amsterdam!

Das neue Jahr beginnt konzerttechnisch mit einem Donnerschlag! Die eigentlich totgeglaubten, längst legendären und vor allem mystischen Post Rock Götter GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR kehren nach 7 Jahren Abstinenz zurück. Völlig überraschend, und nur mit einer Handvoll Dates in den USA und in Europa. Wieso, weshalb, warum… weiß kein Mensch. Die medialen Totalverweigerer lassen sich absolut gar nix entlocken in dieser Hinsicht. Natürlich auch nichts über eventuelle Zukunftspläne. Kaum angekündigt, waren diese Shows auch schon wieder ausverkauft. Und so grenzt es schon an ein Wunder, das meine Wenigkeit dann doch noch durfte. Deshalb hier meinen allerherzlichsten Dank an Dirk :)

:: Fotos ::

Denn für dieses unglaubliche und unbeschreibliche Konzert muss man bei der Wortwahl Gigantismen bemühen. GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR waren nicht nur das erste Konzert für mich in 2011, sondern markieren auch gleichzeitig das beste Konzert in 2011, ein Highlight, von dem ich glaube, dass es dieses Jahr nicht mehr überboten werden kann. UND… GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR gehen definitiv ein in meine persönliche Ruhmeshalle der besten Konzerte aller Zeiten.

Und dann ist da noch diese unglaubliche Location: das Paradiso. Eine alte, im neuromantischen Stil erbaute Kirche aus dem 19. Jahrhundert (1880, um genau zu sein ;)), drinnen fast alles Holz, verziert und verschnörkelt, großer Saal und 2 Ränge und mit einem fantastischen Klang. Unglaublich schön. Sorry… Ich war zum ersten Mal dort ;)

Vom Supportact :: KEVIN DORIA :: bekam ich leider nur die letzten 5 Minuten mit, da Staus, Rush Hour und Schneeregen einem schnellen Vorankommen leider sehr im Wege standen und ich muss mich ja noch n Weilchen benehmen… ;)
KEVIN DORIA ist einer der drei Begründer der amerikanischen Drone/Ambient/Noise Band Growing und absolvierte hier ein Solo-Programm. Allein stand er hinter seinen vollgepackten Tisch mit Synths und Effektgeräten und war fleißig am Knöpfchen drehen. Er erinnerte mich irgendwie an Justin Broadrick und diverse andere Soundtüftler. Die 5 Minuten reichten allerdings nicht, um sich irgendeinen musikalischen Eindruck zu verschaffen :(

Dann hieß es erst einmal tief durchatmen, die Location bestaunen und dem Treiben auf wie vor der Bühne zuzuschauen. Das Publikum war buntgemischt mit Fans aus aller Herren Länder. Gut, wundert mich jetzt nicht wirklich… ;) Der Umbau ging recht fix, während bereits Hope Drone zunächst als musikalische Pausenuntermalung lief und sich dann eine halbe Stunde später zum mächtigen Intro aufschwang. Zeit für :: GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR :: Es folgten ganze 2 ½ Stunden eines der großartigsten Klangerlebnisse, denen ich je beigewohnt habe. Man hat die Musik nicht nur gehört, man hat sie gespürt. Mit jeder Faser im Körper. Jedes Instrument, jeder Ton, jeder Melodiebogen vibrierte innen drinnen, umspülte und drang durch einen hindurch. Diese Holzkirche ist ein einziger Resonanzkörper. Jedes Härchen stellte sich auf, Gänsehaut pur… ein unbeschreibliches Gefühl.
Mit einem Minimum an Licht agierte die 8-köpfige Kommune (Efrim Menuck - Gitarre, Mike Moya - Gitarre, David Bryant - Gitarre, Mauro Pezzente - Bass, Aidan Girt - Drums, Sophie Trudeau - Violine, Thierry Amar - Cello/Bass, Bruce Cawdron - Drums) ausgesprochen zurückhaltend, schwebte in ihrer eigenen Sphäre. Es gab keine Kommunikation, noch nicht mal Kontakt zum Publikum. Nur gelegentlich schaute der eine oder andere verstohlen auf und ins Publikum oder erlaubte sich gar ein Lächeln. Fotografieren war zwecklos, also Augen zu und genießen. Oder Augen auf und Staunen. Was da an Effektgeräten stand und lag… faszinierend. Und man merke: der intellektuelle Gitarrist benutzt Schraubenzieher und keine Pleks, innovative Bassisten und Schlagwerker benutzen Bögen, vorzugsweise vom Kontrabass, um den Instrumenten solch famose Töne zu entlocken. Diverse Samples bzw. Feldaufnahmen wurden von Efrim Menuck per Kassette eingespielt. Wirklich liebreizend war auch das Foto von Efrims Sohn mit Widmung im Deckel einer der Equipment-Boxen :)
Auf einer großen Leinwand hinter den Kanadiern liefen derweil die verschiedensten Filmprojektionen, düster, vergilbt, alle durch die Bank trostlos und eine einzige Anklage an Sitte und Unrecht der heutigen Gesellschaft. Zusammen mit der Musik baute sich hier eine ziemlich depressive Atmosphäre auf. Eben ein außergewöhnlich intensives Konzert!
Setlist: Hope Drone, Albanian, Monheim, Gathering Storm, Moya, Chart #3, World Police And Friendly Fire, Rockets Fall On Rocket Falls, The Cowboy, BBF3

Draußen am Merchandise gab es übrigens nur die Vinyl-Scheiben (20 Euro), aber auch 2 von den auf 33 Kopien limitierten Kassetten (All Lights Fucked On The Hairy Amp Drooling - 1994) und natürlich Shirts. Kurz vor Mitternacht und nach dem Schock am Parkhaus-Kassenautomat (5,50 Euro die Stunde x 4 *hüstel* - dat wär noch ne LP gewesen…) ging es dann wieder gen Heimat, viel schneller diesmal und begleitet vom Licht des Vollmondes…

 

story & pics © Dajana