Endlich
ist die Sommerpause vorbei und ich kann mich in meine nächste
GERÄUSCHWELT
stürzen. Und die Herbstsaison startet dann auch gleich mit
niemand geringerem als Z’EV und JOHN
DUNCAN, zwei amerikanischen Industrial Legenden. Ersterer
hat seinen Schwerpunkt auf die Kombination der verschiedensten
Percussion Instrumente gelegt, deren Rhythmik er nach den Zahlenmysterien
der Kabbala aufgebaut hat, während JOHN DUNCAN
insbesondere mit seiner Performance und diversen künstlerischen
Installationen oft polarisiert aber nichtsdestotrotz sehr intensiv
und verstörende Klangwelten zu erzeugen weiß.
Beide charismatische Weltenbummler hat es nun zum ersten Mal nach
Münster verschlagen und werden an diesem Abend neue Arbeiten
präsentieren.
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Fotos ::
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Z’EV ~ begann pünktlich um 21 Uhr
und wandelte zunächst (auf Strümpfen) eine Weile mit
Rasseln um den Tisch, auf dem das Equipment für John Duncan
aufgebaut war. Unglaublich, wie viele verschiedene Nuancen man
mit kleinsten Bewegungsänderungen hervorrufen kann. Danach
sank der Meister in einen trance-ähnlichen Zustand auf einem
Teppich (ich frag mich, was der Mann die ganze Zeit geraucht hat...)
zwischen seinen Schlaginstrumenten, drehte uns den Rücken
zu, vergaß alles um sich herum und begann mit der großen
„Pauke“, arbeitete sich über 2 „Blechtafeln“,
und 2 Gongs hin zu einem blechernen Gebilde, das mich an Spongebob
erinnerte, aber eine enorme Fülle an Klangabwandlungen offenbarte.
An jedem der Instrumente verweilte er jeweils für ca. 8 Minuten.
Wenn man die Augen schloss, fühlte man sich in ein afrikanisches
Dorf versetzt, wo ein Schamane mit Stammesklängen versucht
böse Geister auszutreiben oder Krankheiten zu heilen. Nach
45 Minuten war völlig überraschend und abrupt Schluss
und wurden die Zuhörer unsanft geweckt.
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JOHN DUNCAN
~ erreichte kurz darauf ein noch intensiveres
Level mit seinen Klanglandschaften. Die Musik legt sich regelrecht
schwer und schmerzhaft auf den Körper, lässt Arme und
Beine bewegungslos erstarren und die Augenlieder zufallen. Weltraum,
Breitbandgeräusche, als wenn man mit dem Very Large Array
des NRAO zwischen den Sternen lauscht, rein in den Adler Nebel
M16, einer der Geburtsstätten von Sternen und schwarzen Löchern
oder den vielen Sonden beim kommunizieren lauscht. Mein altes
Kraftwerk kam mir in den Sinn, mit seinen riesigen Maschinen,
die einen charismatischen Klang erzeugten, wenn sie starteten
und hochliefen, lässt sich natürlich auch mit irgendwelchen
interstellaren Raumschiffen assoziieren ;) JOHN DUNCAN
schaffte es immer wieder eine enorme Spannung aufzubauen, in dem
er die Klangwelten minimal in neue Richtungen tendieren und sich
steigern ließ und dann abrupt abbrach, um mit hintergründigen
Sounds überbrückt in eine neue Klangdimension vorzustoßen,
welche wiederum irgendwann abrupt verebbten. Auch hier gab es
nur eine 45 Minuten Performance, bei der DUNCAN
von nur 3 Teelichtern gespenstisch beleuchtet über seinen
Reglern hing.
Schade, die
Spielzeit hätte man gut und gerne bei beiden Künstlern
verdoppeln können. Material haben sie ja genug. Dennoch einmal
mehr ein außergewöhnliches Ereignis experimenteller
Musik das ganze neue Denk- und Musikansätze vermittelt.