Bereits
um 18 Uhr ging vor den Toren des Münsterschen Jovel
scheinbar gar nichts mehr. Dicht gedrängt standen dort
die Konzertbesucher. Dem hohen Anteil weiblicher Fans, nicht
selten deutlich unter 20, nach zu urteilen hätte hier auch
eine Boygroup aus Florida Einzug halten können. Fast rich-tig.
Der „Boy“ heißt Ville Valo, seine „Group“
HIS INFERNAL MAJESTY (kurz: HIM)
und sie kommen aus der finnischen Hauptstadt Helsinki.
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Fotos ::
Der
letzte Besuch im benachbarten Emsdetten, bei der sie die 80er-Ikonen
The Mission mal eben auf die Support-Ränge verwiesen hatten,
ist schon drei Jahre her. Dementsprechend groß schien auch
der Durst der Fans nach einer Audienz „Seiner Höllischen
Majestät“ zu sein. Fazit: Mit rund 1200 Leuten ein
restlos ausverkaufter Laden.
Im Jahre 4 nach Join Me zeigt sich, dass HIM
an ihrem Erfolg gewachsen sind. Der Super-Medien-Hype liegt im
Grunde genommen schon ein paar Tage hinter ihnen und so rangiert
auch ihr Über-Hit fast „unter Ferner liefen“.
Statt dessen lieferten Valo und Co. einen soliden Querschnitt
ihrer sieben-jährigen Karriere ab, angefangen noch recht
gothic-metallischen Wicked Games Coverversion bis zum
Bonustrack des gerade erschienenen Best-Of Albums And
Love Said No. Dazwischen lag der ohren-betäubende
Beweis, dass HIM es verstehen, auch ihren Chart-Hits
live einen herzhaft-rauen Anstrich verpassen, sowie von Tigerbalsam
gezeichnete Nuschel-Ansagen der Marke „I still believe
in the po-wer of satanic Rock’n’Roll“.
Noch am Nachmittag zwang eine Erkältung den Mädchenschwarm
Valo zur absoluten Schonung der Stimme. Am Abend jedoch machte
er seinen Job überaus ordentlich: Seufzte, schluchzte, schrie
sich die Pein aus dem grippalen Leib, wie man es von ihm kennt
und erwartet. Dafür gab es mit Soul On Fire auch
nur eine krachende Zugabe. Schade, wenn auch verständlich.
Ganz
ohne Betthupferl machten sich hingegen die beiden Vorbands vom
Acker: Der im wahrsten Sinne „Anheizer“ des Abends
und sogenannte „Local Support“, THORA,
kommt in Wirklichkeit aus Aachen. Das Gothic-Metal-Quartett ist
einer der Sieger des Contests, den der Hörnerwhiskey - Hersteller
als Sponsor der HIM-Tour ausgelobt hatte. Dank der extrovertierten
Show ihres Frontmannes vollbrachten sie das Kunststück, vom
ersten Stück an die sonst so für ihre Zurückhaltung
berüchtigten Schwarzkittel aus der Reserve zu locken. Respekt!
Das
Mittelstück der Show bestritten ZERAPHINE.
Die sympathischen Berliner sind zwar in der Gothic Szene längst
keine Unbekannten mehr, doch auf der Tour mit Busenkumpel Valo
erhalten sie zum ersten Mal die Gelegenheit, ihren edel-melancholischen
Rock, irgendwo angesiedelt zwischen Depeche Mode und den Sisters
Of Mercy, erstmals dem MTViva-Publikum vorzustellen. Neben dem
Material ihrer zwei bisherigen Alben hatten ZERAPHINE
das U2 Cover New Year’s Day im Gepäck, des-sen
Video bereits einige Male wenigstens über Onyx.tv flimmerte.
Ob man sie künftig zwischen Oomph! und HIM auch auf den zielgruppen-intensiven
Kanälen zu sehen bekommt, bleibt abzuwarten. Zu wünschen
wäre es ihnen jedenfalls. |