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THORA

 
 2004-03-28 DE – Münster - Jovel Music Hall
 

Bereits um 18 Uhr ging vor den Toren des Münsterschen Jovel scheinbar gar nichts mehr. Dicht gedrängt standen dort die Konzertbesucher. Dem hohen Anteil weiblicher Fans, nicht selten deutlich unter 20, nach zu urteilen hätte hier auch eine Boygroup aus Florida Einzug halten können. Fast rich-tig. Der „Boy“ heißt Ville Valo, seine „Group“ HIS INFERNAL MAJESTY (kurz: HIM) und sie kommen aus der finnischen Hauptstadt Helsinki.

:: Fotos ::

Der letzte Besuch im benachbarten Emsdetten, bei der sie die 80er-Ikonen The Mission mal eben auf die Support-Ränge verwiesen hatten, ist schon drei Jahre her. Dementsprechend groß schien auch der Durst der Fans nach einer Audienz „Seiner Höllischen Majestät“ zu sein. Fazit: Mit rund 1200 Leuten ein restlos ausverkaufter Laden.
Im Jahre 4 nach Join Me zeigt sich, dass HIM an ihrem Erfolg gewachsen sind. Der Super-Medien-Hype liegt im Grunde genommen schon ein paar Tage hinter ihnen und so rangiert auch ihr Über-Hit fast „unter Ferner liefen“. Statt dessen lieferten Valo und Co. einen soliden Querschnitt ihrer sieben-jährigen Karriere ab, angefangen noch recht gothic-metallischen Wicked Games Coverversion bis zum Bonustrack des gerade erschienenen Best-Of Albums And Love Said No. Dazwischen lag der ohren-betäubende Beweis, dass HIM es verstehen, auch ihren Chart-Hits live einen herzhaft-rauen Anstrich verpassen, sowie von Tigerbalsam gezeichnete Nuschel-Ansagen der Marke „I still believe in the po-wer of satanic Rock’n’Roll“.
Noch am Nachmittag zwang eine Erkältung den Mädchenschwarm Valo zur absoluten Schonung der Stimme. Am Abend jedoch machte er seinen Job überaus ordentlich: Seufzte, schluchzte, schrie sich die Pein aus dem grippalen Leib, wie man es von ihm kennt und erwartet. Dafür gab es mit Soul On Fire auch nur eine krachende Zugabe. Schade, wenn auch verständlich.

Ganz ohne Betthupferl machten sich hingegen die beiden Vorbands vom Acker: Der im wahrsten Sinne „Anheizer“ des Abends und sogenannte „Local Support“, THORA, kommt in Wirklichkeit aus Aachen. Das Gothic-Metal-Quartett ist einer der Sieger des Contests, den der Hörnerwhiskey - Hersteller als Sponsor der HIM-Tour ausgelobt hatte. Dank der extrovertierten Show ihres Frontmannes vollbrachten sie das Kunststück, vom ersten Stück an die sonst so für ihre Zurückhaltung berüchtigten Schwarzkittel aus der Reserve zu locken. Respekt!

Das Mittelstück der Show bestritten ZERAPHINE. Die sympathischen Berliner sind zwar in der Gothic Szene längst keine Unbekannten mehr, doch auf der Tour mit Busenkumpel Valo erhalten sie zum ersten Mal die Gelegenheit, ihren edel-melancholischen Rock, irgendwo angesiedelt zwischen Depeche Mode und den Sisters Of Mercy, erstmals dem MTViva-Publikum vorzustellen. Neben dem Material ihrer zwei bisherigen Alben hatten ZERAPHINE das U2 Cover New Year’s Day im Gepäck, des-sen Video bereits einige Male wenigstens über Onyx.tv flimmerte. Ob man sie künftig zwischen Oomph! und HIM auch auf den zielgruppen-intensiven Kanälen zu sehen bekommt, bleibt abzuwarten. Zu wünschen wäre es ihnen jedenfalls.

 
story & pics © Ole Arntz