STEVE
HACKETT – eine Legende – einer der Gitarristen
unserer Zeit – live, in fast intimem Rahmen! Das darf man
sich nicht entgehen lassen!
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Fotos ::
Natürlich
war auch die Vorfreude auf dieses Konzert schon ein Genuss und
wir nahmen trotz Erkältung den Weg ins schöne Melle
auf uns. Früh erreichten wir die geschmackvoll renovierte
Alte Stadthalle und konnten uns bei einem heißen Kaffee
von der Bar aus den Soundcheck und letzte Proben ansehen, was
schon einen überragenden Vorgeschmack auf das bedeutete,
was uns später am Abend erwartete.
Einige Male liefen HACKETT und seine Leute an
uns vorbei und die Teeauswahl der kleinen Bar schien den Briten
wohl nicht wirklich zuzusagen.
Wir ergatterten
uns Plätze in der zweiten Reihe, mitten zwischen Mitgliedern
des Fanclubs, mit denen man sich bis zum Beginn des Konzertes
noch nett uns qualifiziert austauschen konnte. Als •
STEVE HACKETT
• schließlich
die Bühne betrat, die nur mit dem nötigsten Equipment
ausgestattet und spärlich aber stimmungsvoll beleuchtet war,
brach in dem mit gut 200 Zuschauern völlig überbelegten
Saal tosender Beifall los, der aber genauso schnell wieder verstummte,
als STEVE sich auf seinen Klavierhocker gesetzt
hatte und das Mikrofon zur Hand nahm. Nach einer freundlichen
Begrüßung erklärte er uns, dass er nun erst einmal
die Gitarre stimmen und etwas weißes Pulver nehmen müsse,
ohne das ein Musiker ja nicht auskäme. Dabei griff er nach
einem Penaten-Puder-Fläschchen und rieb sich mit dem Puder
die Finger ein, denn mit Handschweiß an den Händen
lässt sich einfach nicht so gut Gitarre spielen. Das Stimmen
war schnell erledigt und kaum dass man sich versah, tanzten STEVE's
Finger über die Seiten und ein fantastisches Konzert nahm
seinen Anfang in einigen konzertanten, klassischen Stücken,
wie ein zweistimmiges Stück von Segovia, das er als Vorschau
auf sein nächstes klassisches Album zum Besten gab.
Das Klima auf der Bühne (kühles Wetter plus heiße
Scheinwerfer) machten STEVE's beiden Akustikgitarren
zu schaffen und er musste sie des Öfteren nachstimmen, was
ihm offenbar etwas an Freude nahm. Trotzdem erwies er sich als
routinierter Entertainer, auch wenn er nur hin und wieder das
Wort ergriff. Sein und unser Hauptaugenmerk galt ohnehin der Gitarre,
die er so unglaublich vielseitig beherrscht, wie kaum ein anderer.
Das Publikum verhielt sich sehr angenehm, was STEVE
ebenfalls positiv bemerkte. Wenn ein Stück beendet war, wurde
erst nach einer kleinen Pause geklatscht und der Beifall verebbte
dann sehr schnell, um einer erwartungsvollen Stille zu weichen.
Nur ein paar Leute aus dem Fanclub begannen mitten in Stücken
zu klatschen, wenn eine besonders bekannte Melodie oder eine sehr
anspruchsvolle Passage erklang, was wir als etwas störend
empfanden, da wir ja die Musik hören wollten und nicht den
Beifall.
Nach einer ordentlichen Pause begann das zweite Set, das ganz
dem Trio gewidmet war. STEVE nahm sich hier etwas
zurück und ließ Raum für Keyboarder Roger King
und Flötist (und Bruder) John Hackett. Nun bekamen die Zuhörer
die etwas bekannteren bis sehr bekannten Stücke aus STEVE's
Solo-Oevre und ein wenig Genesis, aber auch Werke aus John's und
Roger's Feder zu Ohren und die Zwischenrede wurde von allen dreien
bestritten. So führte Roger nachdem das Set u. a. mit Jaccuzi
vom Album Defector eröffnet worden
war, den Klassiker Firth Of Fifth sinngemäß
mit den Worten ein: "Steve, du hast da doch mal in einer
Band gespielt? Steve: Nein, hab ich nicht. Roger: Doch, hast du
wohl! Steve: Ach ja, hab ich doch. Aber mir fällt der Name
nicht mehr ein."
Auch John beeindruckte mächtig an seinen beiden Flöten
(sopran und alt). Kein Wunder, gehört er doch immerhin zu
den besten vier Flötisten in Großbritannien. Außerdem
überraschte er mit wirklich guten Deutschkenntnissen und
einem sonnigen Gemüt.
Das Trio erfreute uns des Weiteren mit Stücken wie Jazz
On A Summer's Day, Walking Away From Rainbows (Guitar
Noir), Ace Of Wands (Voyage
Of The Acolyte) und Kim (Please
Don't Touch), wozu STEVE bemerkte,
das es von dem Album stamme, das nach seinem Austritt bei Genesis
entstand, und er sich entsprechend privateren Dingen widmete.
Die drei Musiker beglückten uns mit überragendem Zusammenspiel,
großer Spielfreude und unglaublicher Virtuosität. Roger
King überzeugte durch fein abgestimmte Begleitung genauso,
wie durch anspruchsvolle “Leads” und “Soli”.
John Hackett entlockte seinen Flöten Sounds und Stimmungen,
die ihresgleichen suchen, genauso wie seine Fingerfertigkeit,
die der seines Bruders an der Gitarre in nichts nachsteht. STEVE
HACKETT holte gerade innerhalb des Trios alles aus der
Gitarre heraus, benutzte sie als Percussion-Instrument, mal spielte
er sanft, mal hart, mal streichelte, mal kraulte er sie regelrecht.
Als er dann das ursprünglich von ihm erfundene Tapping sogar
auf der Akustikgitarre anwendete und schließlich nur auf
den Bünden mit der linken Hand spielte, konnten wir kaum
glauben, dass es wahr war, was wir sahen.
Nach drei Zugaben war dieses großartige Konzert dann doch
zu Ende. Doch für die Brüder Hackett und die “echten”
Fans ging es noch weiter. Sie zeigten keinerlei Scheu und gaben
vor der Bühne Autogramme, sprachen mit den Fans. ließen
sich Sammlerobjekte und Fotos zeigen. Noch nie haben wir eine
solche Hingabe in Bezug auf die Fans gesehen. STEVE
war offensichtlich sehr erschöpft und sprach auch davon,
dass er sich gerade noch von einer schlimmen Erkältung erholte,
aber er ließ es sich nicht nehmen, mit jedem, der wollte,
ein paar Worte zu wechseln.
Wir hatten
uns von diesem Konzert nicht zuviel versprochen, ganz im Gegenteil.
Es war ein Erlebnis und wir werden davon bestimmt noch lange zehren.
Einen der ganz großen des Musikbusiness, des Gitarrenspiels
und des Komponierens so hautnah zu erleben und zu sehen wie sehr
er auf dem Boden der Tatsachen steht, dass er ein Mensch wie jeder
andere auch, aber mit ganz großen Gaben ist, das wird eine
Erinnerung sein, die man wie eine Schatz mit sich tragen wird.
Wir wollen jedoch auch die Erkenntnis/Bestätigung der Tatsache,
dass gute, anspruchsvolle Musik nicht aus dem Nichts kommt, dass
sie Zeit zum Wachsen braucht und dass sie untrennbar mit großem
Talent und ungebrochener Disziplin verbunden ist, in Erinnerung
behalten.
Nun freuen
wir uns auf die Tour, die STEVE HACKETT nächstes
Jahr zu seinem aktuellen Album Wild Orchids
unternehmen wird. Dort werden wir dann auch seine rockige Seite
live erleben.