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2007-10-27 AT – Salzburg - Arge Kultur

GOREFEST - ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET - DORNENREICH - NORTHER - AMORAL - HELLSAW - BEFORE THE FALL - DRONE

Das HALLOWEEN METAL FEST präsentierte ein etwas anderes Programm: endlich standen einmal Bands auf der Bühne, die nur selten zu sehen sind. Zudem erwies sich die Konzerthalle als akustisch sehr gut geeignet. Auch der Tag der Veranstaltung war sehr gut gewählt, wir konnten schon am Abend des Nationalfeiertages anreisen und hatten die Möglichkeit, die Mozartstadt zu erkunden. Nach dem kulturellen Rundgang durch die Salzburger Innenstadt mit der berühmten Getreidegasse folgte abends nun das Kontrastprogramm – und jenes startete überpünktlich.

:: Fotos ::

:: DRONE Aufwärmrunde
Ausnahmsweise standen wir schon bei der ersten Band DRONE auf unserem Beobachtungsposten, was sich aber für die Fotografin Janine als gar nicht so leicht herausstellte. Veranstalter Chris hatte die Bühnengitter „vergessen“ und so mussten die Bilder aus der Position links der Bühne geschossen werden, was nicht viel Platz für Positionswechsel ließ. Die Musik war schon mal ganz gut unterhaltsam, schon recht viele Besucher hatten Spaß am Thrash Metal mit leichten Core Einsprengseln. Der Gesang kam ausgefeilt und professionell, die Musik druckvoll, nur ein wenig zu durchschnittlich rüber.

:: HELLSAW Höllensaat streut phantastische Stimmung
Eine Viertelstunde war es Zeit für den Ersatz von Secrets Of The Moon. Mir tat es ja leid, dass ich nicht die Stücke von Antithesis hören konnte, doch schon das erste Lied einer der besten Black Metal Bands Österreichs wischte meine Wehwut weg wie nix: HELLSAW stellten nämlich eine Riesenüberraschung dar! Die Jungs rund um Schreihals Aries verstanden es einmalig, eine bitterböse und zugleich faszinierende Stimmung in die Konzerthalle zu zaubern. Das lag an der famosen Instrumentierung, den abwechslungsreichen Tempi und dem akzentuierten Gesang genauso wie an der Interaktion mit dem Publikum. Besonders die neuen Songs vom kommenden Album Phantasm knallten ordentlich und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Ich war schwer beeindruckt – und der beste Track Hate War Victory klingt mir immer noch in den Ohren!
Setlist: The Inner Revenge Of Nature, The Ember Of Your Own, Hate War Victory, Me Crying, Omen, In Memory, Execution

:: BEFORE THE FALL Core ohne Nervfaktor gemahnt an alte Helden
Auch BEFORE THE FALL ließen keine Pause zum Entspannen zu, denn der an junge Pantera erinnernde Auftritt hatte auch allerhand zu bieten. Da störte mich auch der Core-Einschlag keineswegs, es gab nämlich keine dämlichen Aufforderungen zum Circle Pit. Einige Mosh-Wütige ließen sich das Spektakel des Sich-Gegenseitig-Blutig-Schlagens aber dennoch nicht nehmen und freuten sich sogar, wenn ihr Herzblut den Hallenboden versaute…ich fand die Vorstellung der Band ziemlich routiniert und kraftvoll, auch der Funke zum Publikum sprang über, was gegenseitigen Spaß garantierte. Was will man mehr zu solch früher Stunde – Respekt für Band und Fans!

:: AMORAL Bewegungsfreude hat einen Namen
Der Sturm brach anschließend mit AMORAL los. Schon auf Tonkonserve grandios und ohne Ende druckvoll, legte vor allem Sänger Niko eine Energieleistung hin, die mit Abstand die Agilste des gesamten Abends war. Es schien als würden AMORAL um die Gunst jedes einzelnen Besuchers spielen und es ging recht schnell, bis die schon ein bisschen angetrunkenen Metaller eine ausgelassene Party feierten. Sehr sehr fein fetzten Nervasion (was für ein Riff!) und das beschwingte Mute (was haben wir getanzt!) vom neuen Geniestreich Reptile Ride über unsere Köpfe hinweg. Mich wunderte es dennoch wie eingängig diese Musik doch trotz komplizierter Strukturen und technischer Finessen sein kann.

:: NORTHER ohne Hut „nur“ gut
NORTHER konnten den Stimmungspegel dann nicht ganz auf diesem hohen Niveau halten, vielleicht auch deshalb weil der Schlagzeug- und Basssound immer dominanter wurden. Trotzdem kochte die Mehrzahl der großteils recht jungen Meute regelrecht über wenn Petri zu seinen halsbrecherischen Griffbrettattacken ansetzte. Midnight Walker würde ich als Höhepunkt der Veranstaltung bezeichnen, einige hundert Kehlen dürften wohl nach dem Mitgrölen des deppensicher einfachen Refrains ziemlich heiser gewesen sein, hehe! NORTHER sind sicher gute Entertainer, konnten an diesem Tag aber die Tageswertung nicht für sich entscheiden!

:: ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET Spucken in satanischer Mission
Bei der ONE MAN ARMY verhielt es sich ebenso. Der Druck passte, die Stimme Johans sowie der Sound auch und das Publikum feierte die eingängigen Hits der Marke Such A Sick Boy oder So Grim, So True, So Real in aller Ausgelassenheit. Ich muss sagen dass die Schweden eigentlich spielen können was sie wollen - es klingt eh alles gut, schlechte Stücke sucht man vergeblich. Das eindringlich gebrüllte Knights In Satanic Service nahmen die Fans als Parole des Abends dankend und lautstark auf und unterstützten die Auftretenden gut hörbar.

:: GOREFEST Reality – When You Bang
GOREFEST passten dann als fast ruhender Pol zum Ausrasten ganz gut. Hier stand der Groove im Vordergrund, manchmal sogar doomig schlängelten sich die Holländer durch altes und neues Material, wobei The War On Stupidity die besten Reaktionen einheimsen konnte. Die Stimme von Jan-Chris ist sicher eine der intensivsten des gesamten Genres, doch kann sie doch auf Dauer langweilig werden, da der Stimmumfang nicht gerade sehr viel Oktaven ausmacht? Stoisch, monolithisch und cool zockten GOREFEST ihr Programm. Zum Abschluss zog mir dann das fulminante Reality – When You Die fast die Socken aus, wirklich wunderbar, dieses uralte Stück in bestem Soundgewand um die Ohren geblasen zu bekommen!

:: DORNENREICH Töne in Luft geritzt
DORNENREICH brauchten für den Umbau unverständlich lange und so mussten einige Stücke ihres akustischen Programms gestrichen werden, Sehr mutig bauten die beiden Musiker gleich 4 unbekannte Titel in die einstündige Aufführung ein. In Luft Geritzt wird es heißen, das derzeit entstehende Werk der Tiroler. Der Auftritt war schön und leise, zurückhaltend, wie ein Lufthauch nach einem Wirbelwind. Einige Menschen im Saal konnten der ruhigen Darbietung wie erwartet nix abgewinnen, aber anstatt sich zu verziehen, mussten diese Ignoranten den stillen Genießern den Auftritt vermiesen. Eviga flüsterte fast durchgehend, die spitzen Schreie waren nur sehr selten zu hören, einfühlsame Streicherpassagen harmonierten mit zaghafter Fußschellenbegleitung. Manche Besucher schafften es trotz der Störungen, mit geschlossenen Augen in die Welt DORNENREICHs einzutauchen und lauschten gebannt den Worten und Klängen, die dem Abend einen beschaulichen Ausklang gaben.

Schlussbemerkung:
Musikalisch zeigte sich dieser Abend sehr reichhaltig, leider fiel proportional zum Betrunkenheitsgrad der Mosher meine Achtung vor diesen Säufern, die mir mehr und mehr ziemlich auf den Keks gehen. Andauernd angerempelt oder angestänkert zu werden, das ist eben nicht unbedingt angenehm. Naja, vielleicht wird ja doch die Musik wieder wichtiger als das Bier? Stichwort Verpflegung: Met als Flüssigtreibstoff in Maßen war wirklich ein Genuss; der Feststoff-Nahrungsstand allerdings das genaue Gegenteil!

 

story © Stormlord • pics © Janine