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2008-03-13 DE – Krefeld - KuFa

Nun denn, beschissener hätte dieser Tag eigentlich kaum laufen können. Nach der vollen Portion Frust und Ärger beim Erwerb der Lebensmittelbeihilfe verschwand auch noch mein Autoschlüssel, natürlich just, also ich – eh schon verspätet – nach Krefeld starten wollte. Wütend und aufgelöst wurde dann zuhause die Tasche nach halbstündiger Bordsteininspektion wieder ausgepackt und siehe da... der Autoschlüssel hat sich nicht in irgendeinen städtischen Gully verabschiedet, sondern sich mit dem Foto-Equipment in die Tasche gemogelt. Also flux den Modus wieder auf „vorwärts“ gestellt und ab die Post, während ich bei halsbrecherischen Geschwindigkeiten auf der Buckelpiste A42 nett von den Sturmresten Kirstens durchgeschüttelt wurde. The chaosphere has opened its gates...

Da es sich am heutigen Tag um den eigentlichen Tourauftakt der HOCICO - UNTERART Tour handelte, gab es glücklicherweise die üblichen Verzögerungen, so dass ich – obwohl monumental verspätet – absolut nix verpasste. Ich hatte sogar noch ausreichend Zeit meine Kamera warmzurubbeln, die mich seit Kurzem mit völlig unmotivierten und inspirationslosen Error 99 Fehlern peinigt.

:: Fotos ::

Derweil blieb die große Halle der Kufa Krefeld dezent leer und ließ Schlimmes ahnen. Dem Gesicht von Organisator Karsten zu urteilen, läuft’s in der Electro-Szene mit den Konzerten kaum besser als auf dem Metalsektor, auch nicht bei raren Acts wie HOCICO.
Positive Anekdote am Rande: Die Schar der Metaller bei diesem Konzert war nicht gerade klein, was mich umso mehr bestärkt, beim NH Metal stärker mit dem Industrial/EBM Sektor zu kombinieren ;)

Confusion And Technological Distortion Of The New Millennium

Halb neun startete dann endlich das Hamburger Trio :: UNTERART :: welches auf dieser Tour zum Duo geschrumpft ist, da Soundhexer Thomas Stein aus beruflichen Gründen nicht dabei sein kann. So war es an Grigory Feil und Sänger Chris Harms (der im Übrigen auch Cello spielt) die große Bühne mit Leben zu füllen, was nur bedingt gelang und die Laune des Sängers sichtlich sinken ließ. An der Musik lag das jedenfalls nicht, denn die ist überraschend abwechslungsreich und vielfältig. Von, zugegebenermaßen nicht ganz kitschfreien, Synthie-Pop Smashern wie Now Or Never oder Pariah bis hin zu ruppigen Industrial Nummern wie Exit oder den Instrumentalparts der Novalis Trilogie (Ewig) haben UNTERART alles zu bieten, was das nicht komplett weichgespülte Electro-Herz begehrt; wobei die Mehrheit der Songs logischerweise vom Anfang Februar erschienenen Zweitwerk Memento stammte. Darüber hinaus ist Chris ein überaus charismatischer Frontmann, der nicht nur gesanglich ein breites Spektrum abdeckt, sondern auch optisch einiges hermacht, alle dramatischen Gesten und großen Posen perfekt beherrscht und die Mädels zu Kommentaren wie „seltsam“, „schräg“ bis „heiß“ hinreißen ließ. Ich war jedenfalls positiv überrascht und denke, das UNTERART nicht umsonst als vielversprechende Newcomer gehandelt werden.
Setlist: Memento, Calvary Campaign, Pariah, Hirntod, The Antagonist, Open End, Ewig, Exit, Now Or Never

The Gods Of Hardfloor Are Back With A Sonic Trip To Hell

Knappe halbe Stunde Umbauzeit und endlich entern :: HOCICO :: unter lauten Beifallsbekundungen die Bühne, vor der es nun wesentlich voller ist. Das mexikanische Duo betourt das just veröffentlichte Album Memorias Atrás, das erste reguläre Album nach dem 2004er Wrack & Ruin, und lässt dabei – wie üblich – mal gar nix anbrennen ;) Während Racso Agroyam gezwungenermaßen eher steril hinter seinen Keys und Synths verbringt, steht Erk Aicrag keine Sekunde still und holt nicht nur aus sich selbst, sondern auch aus dem Publikum alles raus was geht. Kollektives Abzappeln bis zum Umfallen. Perfekt gemacht, um mir allen Frust von der Seele zu tanzen, während ich mich dabei in fast trance-artige Zustände fallen lasse. Harte und harsche Industrial Beats und Stroboskope peitschen auf die Fans ein, erhitzen die Gemüter und führen nach diversen Flirtereien in der ersten Reihe zum ersten Beziehungsdrama ;) Weibers...
Fast 2 Stunden lang (mit der Zugabe) gab es das Beste von HOCICO um die Ohren und auf die Augen (auf der Videoleinwand liefen Sequenzen der DVD), von den brandneuen Krachern wie A Fatal Desire, The Shape Of Things To Come oder About A Dead bis hin zu Klassikern wie Spirits Of Crime, Scars, Ruptura oder Born To Be (Hated), und ich meine, da wären auch noch ganz alte Sachen dabei gewesen ;) Das werte Publikum agierte frenetisch und konnte nicht genug bekommen, was die beiden Jungs sehr freute und den Abend für alle versöhnlich machte. Ich war jedenfalls glücklich, dass ich das Konzert nicht hab sausen lassen. Auch wenn die Nacht kurz und der nächste Tag nicht wirklich besser war.

 

story & pics © Dajana