IAMX,
die „dunkle Seite der Sneaker Pimps“, auf Tour in
Deutschland. Was hat man zu erwarten? Auf jeden Fall ein Konzert
der besonderen Art. Weniger eine Band im eigentlichem Sinne, als
vielmehr ein Gesamtkunstwerk aus Musik und visueller Konzeption,
bezeugen IAMX, dass auch elektronische Bands
eine mehr als nur eindrucksvolle, kraftvolle Show abliefern können.
Aber dazu später mehr.
IAMX
wurden 2003 vom Mastermind und Sänger der Sneaker Pimps,
Chris Corner, gegründet. Ursprünglich nur als kurzlebiges
Soloprojekt geplant, oder wie Chris Corner selbst sagt „als
Act“ gegründet, so hat sich IAMX mittlerweile
in den Vordergrund gespielt und seiner eigentlichen Hauptband
momentan definitiv den Rang abgelaufen. In England wird IAMX
schon seit geraumer Zeit vom New Musical Express und dem Q-Magazin
als „the next big thing“ bejubelt und ich muss mir
eingestehen, dass dies nicht zu unrecht erfolgt. IAMX
haben das Potenzial mal ganz, ganz Große im Musikbusiness
zu werden. Heute in einem Jahr dürfte wohl die KuFa zu klein
für die Band sein.
::
Fotos ::
Aber nun zum
Konzert selbst:
Auftakt des
Abends waren :: WARREN
SUICIDE :: aus Berlin, welche mit total unbekannt
waren. Ohrenbetäubender Lärm aus einem Megaphon kündigte
den Auftritt an und in Verbindung mit der visuellen Untermalung
fühlte man sich in gewisser Weise vom ersten Eindruck her
an die Einstürzenden Neubauten erinnert. Aber nachdem die
Band auf der Bühne war änderte sich dieser Eindruck
sehr schnell, jedoch zum positiven. Vielmehr kann man die Musik
vom WARREN SUICIDE als eine Mischung aus den
seligen Atari Teenage Riot und der Neubauten bezeichnen. Mehr
als druckvolle Drums, einer Gitarre und einem Notebook brauchten
sie nicht um das Publikum schnell auf ihre Seite zu ziehen. Gut
aufgelegt und mit eindrucksvoller, sehr druckvoller Performance
kann so schon bei Warren Suicide sehr gute Stimmung im Publikum
auf und es zeigt sich das der Abend sich definitiv schon aber
der Vorband lohnen würde. Nach ca. 30 Minuten verließen
WARREN SUICIDE unter großem Beifall des
Publikums die Bühne um den Platz für IAMX
zu räumen und meine Spannung auf IAMX stieg
doch gewaltig.
Nachdem ich
im Juli den Auftritt von :: IAMX
:: bei Bochum Total verpasst hatte, viele Bekannte
aber schon damals – trotz Tageslicht – von IAMX
sehr begeistert waren und Chris Corner eine wahnsinnige Bühnenpräsenz
attestierten, waren meine Erwartungen an IAMX
eigentlich schon viel zu hoch und konnten nur noch enttäuscht
werden... jedoch war dies weit gefehlt. Es kam alles anders. Oder
wie mir Cavo von der KuFa nach dem Konzert sagte: „Eigentlich
bekommen die Bands in der KuFa nur 70 Minuten für ihr Set,
gute Bands 80 Minuten“... IAMX standen
100 Minuten auf Bühne.
Kurz nach
zehn begann das Ereignis IAMX. Der Beamer startete
die Projektion, das Intro begann und die Band betrat die Bühne.
Kurz darauf betrat Chris Corner die Bühne. Ganz in Schwarz,
Zylinder auf dem Kopf und dürr wie ein Strich in der Landschaft
(man fühlte sich stark an David Bowie zur Glass-Spiders-Tour
erinnert). Aber ab der ersten Sekunde merkte man: Wenn einer auf
die Bühne gehört, dann Chris Corner. Der Mann ist eine
Rampensau, der mit dem Publikum umgehen kann und schon mit dem
ersten Song The Alternative waren alle auf seiner Seite.
Es stimmte einfach alles. Bühnenshow, das Publikum (leider
nur ca. 300 Leute) und eine Band, welche im Verlauf des Abends
immer mehr in Spiellaune kam. The Alternative war aber
nur der Anfang und Chris Corner legte gleich mit weiteren Highlights
nach. Es folgten sogleich Kiss & Swallow und Bring
Me Back A Dog. Als erstes, ganz großes persönliches
Highlight folgte dann schon als vierter Song The Negative
Sex. Bereits nach diesen vier Songs konnte man eindrucksvoll
miterleben, das Chris Corner live auch in der Lage ist, die stimmlichen
Leistungen zu bringen und mit keinerlei Einbußen im Vergleich
zum Tonträger zu rechnen ist.
Nach diesen
Songs konnte man erst mal ein wenig ausspannen und es ging mit
Songs wie President, Song Of Imaginary Beings oder This
Will Make You Love Again weiter. Gerade This Will Make
You Love Again brachte einem einen ordentlichen Schub an
Gänsehaut ein. Spielte Corner gewöhnlich seine Keyboardpassagen
mit dem Rücken zum Publikum, so wandte er sich bei diesem
Song dem Publikum zu. Man könnte die Kraft, die diesem Song
inne liegt, förmlich körperlich spüren. Ganz, ganz
großes Kino.
Der Mittelteil
war dann dem ersten Album Kiss & Swallow
gewidmet und es wurden Songs wie Mercy, Sailor oder Skin
Vision gespielt, ehe dann das grandiose Nightlife
vom aktuellen Album The Alternative
gespielt wurde, welches mich live jedoch nicht ganz überzeugen
konnte.
Nach knapp
sechzig Minuten kündigte Corner dann mit Spit It Out
den vorerst letzten Song an und die Band verließ für
kurze Zeit unter lautem Jubel die Bühne, nur um selbige sehr
schnell wieder für die Zugaben zu entern. Währende der
Abwesenheit der Band holten einige aus dem Publikum Corners Mikro
von der Bühne und intonierten lautstark seine Songs. Zu aller
Verwunderung wurde von der Technik das Mikro nicht abgeschaltet.
Passend zum Abend spielten IAMX dann auch das
heimliche Highlight des zweiten Albums: After Every Party
I Die. Wahrlich, dieser Song konnte den Abend nicht besser
umschreiben. Corner ging auf das Publikum zu, reichte das Mikro
rein und pushte sich zu stimmlichen Höchstleistungen. Danach
verließen Corner und Band dann die wieder Bühne.
Das absolute
Highlight des Abends sollte aber noch kommen. Von allen erhofft
kam die Band wieder zurück und spielte You Stick It In
Me. Nach diesem Song kündigte Corner mit Missile,
das Hightlight der ersten Platte Kiss & Swallow
an. Die Bühnenshow wurde auf ein Minimum reduziert und per
Beamer erfolgte lediglich eine Wiedergabe der Songtexte. Bei dem
Song lief Corner dann zur Höchstform auf und „lebte“
diesen Song auf der Bühne und verließ dann –
sehr zur Überraschung der Band – die Bühne, da
diese schon den nächsten Song intonieren wollte. Aber das
Missverständnis war schnell geklärt und IAMX
kamen nochmals für Your Joy Is My Low zurück
auf die Bretter, welcher nochmals für Gänsehaut sorgte.
Setlist: Intro, The Alternative, Kiss &
Swallow, Bring Me Back A Dog, The Negative Sex, President, Song
Of Imaginary Beings, This Will Make You Love Again, Mercy, Sailor,
Skin Vision, Nightlife, Spit It Out // I Like Pretending, After
Every Party I Die // You Stick It In Me, Missile // Your Joy Is
My Low