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Spherical Disrupted

 
2018-04-12 DE – Oberhausen - Kulttempel
 

| Einlass: 20:00 Uhr | Beginn: 20:30 Uhr | Tickets: 17 Euro | AK: 22 Euro |

 

[Dajana] Lange, lange habe ich IN THE NURSERY nicht mehr live gesehen, was zum einen daran liegen mag, daß sich die Sheffielder generell extrem rar machen, und zum anderen daran, daß sie in den letzten Jahren Soundtracks oder Alben der Optical Music Series geschrieben haben, die vornehmlich in Lichtspielhäusern in Sheffield bzw. UK allgemein einmalig live debütierten.
Da das letzte reguläre Album, Blind Sound, aus dem Jahre 2011 stammt, war es also wieder mal an der Zeit. Für ihr neues Werk haben sich IN THE NURSERY das Jahr 1961 vorgenommen, das Geburtsjahr der Zwillinge Klive und Nigel Humberstone, und in loser Konzeption Ereignisse aus dieser Zeit auf diesem, genauso betitelten Album, musikalisch aufgearbeitet. Und endlich kann man die Briten auch mal wieder außerhalb von Festival live auf deutschen Bühnen sehen.
Tatsächlich war ein Festival der Grund für diese Minitour, welche die Fans unter anderem in den Oberhausener :: Kulttempel :: brachte. Zu recht später Stunde. Trotz Support. Aber weil ich mir das so schon dachte, erschien unsereiner kurz nach der angekündigten Einlaßzeit, Bhuddaseidank, denn der Support startete entgegen angegebener Zeiten schon 20:35 Uhr- Puh…
[Psycho] So viele Gedanken hatte ich mir im Vorfeld ehrlich gesagt nicht gemacht, fiel die Entscheidung über mein Mitkommen doch recht kurzfristig. Der Support war mir auch bis dato komplett unbekannt, obwohl ich in letzter Zeit wieder viel Dark Ambient gehört habe. Da ich IN THE NURSERY zudem schon seit Jahren aus den Augen verloren hatte, ergriff ich kurzentschlossen die Chance, mir mal wieder selbst ein Bild zu machen. Enttäuschend dann sicherlich das Zuschauerinteresse, gerade weil der Hauptact nicht regelmäßig in Deutschland tourt. Optimistisch geschätzte 120 zahlende Gäste sind wirklich nicht viel – ob's an den ursprünglich spät angesetzten Anfangszeiten mitten in der Woche lag?

:: Fotos :: SPHERICAL DISRUPTED ::

[Dajana] Wer häufig in den Tanztempeln des Landes unterwegs ist, kennt Mirko, aka DJ Paradroid. Der Gute ist ein Tausendsassa, legt nicht nur auf, sondern führt auch ein eigenes Label und hat bei so manchem Musikprojekt seine Finger im Spiel. Mit seinem Dark Ambient/IDM Projekt :: SPHERICAL DISRUPTED :: stand Mirko Hentrich an diesem Abend als Supportact auf der Bühne.
Meist in tiefblaues Licht getaucht zauberte Mirko an seinen Knöpfen und ließ astrale Klangwelten entstehen. Die Stücke klangen harscher und deutlich rhythmusbetonter, eben nicht wie klassischer Dark Ambient, wie ich ihn noch neulich auf dem Phobos Festival (ein Dark Ambient Festival) genießen durfte. Das ist keine Musik, bei der man mit geschlossenen Augen in andere Welten versinkt, sondern man tanzt, oder wiegt sich zumindest im Rhythmus. Bei der Gelegenheit konnte SPHERICAL DISRUPTED gleich mal die neuen Boxen des Kulttempels testen. Der Sound war toll – die Anschaffung hat sich gelohnt ;)
[Psycho] Dem kann ich nur zustimmen, das klang wirklich gut, mit knackigen, klaren Bässen und trotzdem sehr transparent.
[Dajana] Da sich bei den Musikern an den „Turntables“ ja immer herzlich wenig tut, finde ich Visualisierungen wichtig. Leider standen die Hochtrommeln von In The Nursery im Weg, so daß von den Filmen fast nix zu sehen war. Insgesamt eine angenehme halbe Stunde Performance :)
[Psycho] Ich weiß nicht, ob DJ Paradroid gerne eine eigene Schublade für seine Musik hätte, aber klassischer Dark Ambient war das (trotz vergleichbarer Stimmung) nicht. Dafür war die Musik in Teilen einfach zu rhythmisch-tanzbar, und einige Sequenzer-Einsätze gerade in der zweiten Hälfte des Sets hätten auch einer Old-School-EBM-Truppe gut zu Gesicht gestanden. Aus meiner Sicht aber eine interessante Mischung, die man sich durchaus gut anhören kann. Und mit einer (tibetanischen?) Klangschale wurde sogar ein „echtes“ Instrument gespielt... ;)

Setlist: Phantom, Com Verbot, Orbital Eccentricity, Eta Carinae Outburst, Observatory, Through Homunculus Nebula

:: Fotos :: IN THE NURSERY ::

[Dajana] :: IN THE NURSERY :: benötigten dann nochmal eine knappe halbe Stunde, um ihr Equipment geradezurücken und loszulegen. So richtig klappte das aber nicht. Es gab Soundprobleme, der Gesang von Dolores war zu Beginn überhaupt nicht zu hören. Es gab Trackingprobleme am Laptop, so dass Songs vorschnell angespielt wurden, und die Band war schlecht aufeinander eingespielt und verspielte sich auch mehrmals. Darüber hinaus gab es auch nur wenig Licht und sehr, sehr viel Nebel. Bei aller Liebe zu IN THE NURSERY und deren Musik, fand ich die Show doch schon etwas enttäuschend.
Musikalisch gingen IN THE NURSERY quer durch ihre umfangreiche Historie, starteten mit dem Opener des neuen Album 1961 und endeten beim 1988 Album Köda und dem Track Compulsion. Der Applaus war hernach frenetisch, aber eine Zugabe war wohl nicht eingeplant gewesen. Nigel Humberstone wollte schon wieder zum Merchandise stürmen, um Fanwünsche zu bedienen, besann sich dann aber eines besseren und holte den Rest der Band noch einmal auf die Bühne.
[Psycho] Ich war von der Show in mehrfacher Hinsicht überrascht. Da hätten wir zunächst die gebotene musikalische Bandbreite, die von Wave/Gothic (neudeutsch Post-Punk) bis hin zu soundtrackartigen Songs reichte. Das hatte ich so nicht erwartet. Allerdings war ich schon davon ausgegangen, dass so alte Hasen eine gute Show abliefern würden. Da gab es leider einige Defizite – zwar wurde man als Zuschauer an sich gut unterhalten, aber die doch auffällige Anhäufung von Spielfehlern und/oder Abstimmungsproblemen hätte ich so guten Musikern eigentlich nicht zugetraut. Über den teilweise eher dünnen Gesang konnte ich da schon besser hinwegsehen.
[Dajana] Trotz der Macken war es doch irgendwie eine schöne Show, wenn da nicht so ein paar super dämliche Idioten die ganze Zeit rumgeschrien und sich auch sonst ziemlich daneben benommen hätten. So eine seltene Gelegenheit eine tolle Band live zu sehen, quasi versaut. Naja, sagen wir, der Livegenuß wurde doch sehr geschmälert, was sehr schade war.
[Psycho] Vermutlich waren einige Leute der Meinung, die geringe Zuschauerzahl durch mehr Stimmungsmache ausgleichen zu müssen – allein sind bei dieser Art von Musik die entsprechenden Empfehlungen dazu aus dem Lexikon des kleinen Rockfans doch eher unpassend. IN THE NURSERY sind jedenfalls charmant darüber hinweggegangen. Während des Konzerts zum Fotografieren auf die Bühne zu laufen ist aber in jedem Fall total daneben.
Aus meiner Sicht war es insgesamt aber immer noch ein gelungener Konzertabend. Nur was ganz Besonderes, wie im Vorfeld vielleicht erhofft, das war es leider nicht. Und dass man als Hauptband an sich überhaupt keine Zugabe eingeplant hat, habe ich ehrlich gesagt so noch nie erlebt...

Setlist: Until Before After, Crepuscule, Crave, Rainhall, Lectern, Bombed, Prisoner Of Conscience, Mystery, Stone Souls, A Rebours (Against Nature), TLP, Cobalt, Compulsion, L'Esprit

 

story © Dajana & Psycho • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography