„Es
darf mitgesungen, gehüpft und geklatscht werden!“ So
könnte der Untertitel für den metallischen Themenabend
im Winterthurer Salzhaus
an diesem Abend ausgesehen haben. Und dabei war es egal ob die
Band aus den Staaten oder Italien kommt, ob sich auf der Bühne
aufstrebende Musiker oder „Beinah-Fossile“ bewegten,
egal ob die Band EXILIA, GOD FORBID oder den Namen
ILL NINO trug, die Chemie zwischen Bands und Fans passte
durchweg. Doch dazu musste das Salzhaus erst um 19:30 Uhr ganz
in der Schweizer-Uhrwerk-Tradition pünktlich seine Pforten
für 450 Metalhungrige Menschen öffnen.
Eine Stunde
Zeit blieb den Anwesenden sich durch das fair-bepreiste Merch,
der Fish & Chips Bude oder durch diverse Getränke zu
schlagen bevor die Italiener :: EXILIA
:: um kurz vor halb neun für 30 Minuten die Bretter
und die Menschen davor anheizten. Ein kurzes Abtasten und ein
„good to be back in Switzerland“ von Fronterin Masha
genügten, um bereits beim 2. Track des Abends einen ordentlichen
Pit auszulösen. Konstant abgefeiert von den Fans war EXILIA
der Spaß an diesem Abend förmlich ins Gesicht gemeiselt!
Allen voran Gitarrist Elio Alien. Wobei man bei ihm die Fragen
im Publikum näher beleuchten sollte: stand er bei dem Dauergrinsen
unter Drogen oder war das Salzhaus seine ganz persönliches
Aufputschmittel? Ok, ernsthaft, der von EXILIA verbreitete
Spirit kombiniert mit den Publikumsreaktionen war schon recht
geil. Nebenbei fügten sich die Tracks vom im Februar erschienen
My Own Army nahtlos in die NuMetal-Setlist zu den
Single-Auskopplungen der Vergangenheit ein. Ein guter Abend für
EXILIA!
Setlist: Intro, Phoenix, Coincidence, Kill Me, Stop
Playing God, Are You Breathing, The Hunter
Gespannt durfte
man auch auf die Livewirkung der neuen Songs von ::
GOD
FORBID :: sein. Earthsblood drückte
sich ebenfalls im Februar in die Läden, und an diesem Abend
noch wuchtiger aus den Boxen! Gestaunt werden durfte aber erstmal
bei der gewaltigen Bühnenpräsenz von dem Tier hinterm
Mikro. Zusammen mit dem Bühnenlicht und seinen Dreadlocks
erinnerte Byron Davis locker an die hünenhafte Erscheinung
des Predators, nur ohne Waffen dafür aber mit nem ordentlichen
Volumen in der Stimme! Von der ersten Sekunde an war er präsent
und hatte die Menschen vor der Bühne locker im Griff. Jede
Animation wurde von der Masse sofort umgesetzt. Begleitet von
anständigen Riffsalven von Dallas und Doc Coyle brachten
die Jungs aus New Jersey einen komplex krachenden Gig aufs Parkett,
bei dem sowohl der Groove, die Melodie als auch die Durchschlagskraft
nicht auf der Strecke blieben. Neben To The Fallen Hero,
Dimebag Darrell gewidmet, legten GOD FORBID der Schwerpunkt
(nein, nicht auf dem Mann hinterm Mikro) auf Earthsblood.
Und das ist auch gut so, ein Track der Hausnummer Bat The Angels
geht live absolut ins Blut! Die Songs zündeten in ihrer Komplexität,
ein Tipp für alle die gerne über den Tellerrand schauen.
50 Minuten Intensität pur!
Setlist: Intro, Better Days, Under This Flag, Empire
Of The Gun, AntiHero, War Of Attrition, Judge The Blood, Bat The
Angels, To The Fallen Hero, The End Of The World
Satte 40 Minuten
für Umbaupause und einen Line-Check, obwohl es großartig
nix umzubauen gab, sind für meinen Geschmack dann doch zu
viel Leerlauf. Der Fish & Chips Mann wird sich gefreut haben!
Als es dann allerdings mit :: ILL
NINO :: losging, galt
es erstmal die Lightshow zu bestaunen. Das Salzhaus wurde in die
verschiedensten Farben getaucht, begleitet von Finger Painting
und dem Kracher der ersten Scheibe God Save Us.
Oder anders: genauso bunt wie die Lightshow sind bekanntlich auch
die Einflüsse der US-Amerikaner. Ob es die immer durchschimmernden
Korn-Anleihen sind, der Vergleich „Sepultura des NuMetal“
oder aber die Melodien gepaart mit cleanen Vocals und Tribaldrumming,
alle Songs sprechen unterm Strich eine eindeutige, konstante ILL
NINO Sprache. Wie bei Exilia oder God Forbid auch, wurde fleißig
gehüpft, geklatscht und Pit-Sport betrieben. Nach knapp einer
Stunde Dauerbrenner gab es – zumindest für mich - das
Highlight des Abends. Mit einem feinen Drumsolo wurde der Zugabenteil
eingeläutet. Klassische Drums und die ILL NINO-typischen
Tribal-Drums ergänzten sich perfekt und hätten gerne
noch länger die alleinige Bühnenpräsenz haben können.
Ein wahrer Hinhörer! Dazu gab’s noch Raining Blood
und Refuse/Resist angespielt auf die Glocke, bevor die
Fans mit When It Cuts und What Comes Around verausgabt
nach Hause geschickt wurden. Kritik gibt es allerdings auch zu
üben: Auch wenn ILL NINO live gut funktionieren, fehlte
mir an diesem Abend doch das gewisse Extra eines Headliners. Zudem
hört natürlich jedes Publikum gerne das es das Geilste
ist. Wenn dann aber bitte mit mehr Enthusiasmus und mehr Glaubwürdigkeit!
Setlist: Intro, Finger Painting, God Save Us, This Is
War, Lifeless Life, Resurrection, Still Hate Me, I Am Loco, Compulsion
Of Virus And Fever, Corazon Of Mine, Te Amo… I Hate You,
How Can I Live, Alibi Of Tyrants, Liar, Drum Solo, When It Cuts,
What Comes Around
Punkt 0:00
Uhr war Schluss im Salzhaus und viele verschwitzte Fans dürften
sich auf die Dusche danach gefreut haben. Danke an das Salzhaus
für einen fast schon selbstverständlich guten Sound
auch an diesem Abend! Und danke auch an die Security, die die
Crowdsurfer zwar bestimmt aber nicht in Hau-Drauf-Manier von der
Bühne bugsierten.