Zwei
Monate vor ihrem Major-Debüt mit ihrer neuen Platte Our
Love To Admire begaben sich INTERPOL
auf ein kleine Clubtour durch einige europäische Städte
(u.a. Amsterdam, Paris, Dresden) um die Resonanz der neuen Songs
zu testen. Ausgewählt wurden natürlich nur kleine Venues
und so kam es, dass das Konzert in Köln bereits wenige Tage
nach Vorverkaufsbeginn bereits ausverkauft war (die Preise für
die Karten pendelten sich dementsprechend bei Ebay auch auf einem
horrenden Niveau ein).
Nachdem ich
wenige Tage vor dem Konzert die neue Single The Heinrich Maneuver
zum ersten Mal hörte – und restlos begeistert war –
fuhren wir mit sehr hochfliegenden Hoffnungen zum Konzert nach
Köln. Alle waren der Meinung, dass das Konzert quasi das
Highlight des Jahres sein musste. Aber warum auch nicht? Wann
hat man mal die Chance eine solche Band vor vielleicht 300 Leuten
zu sehen und dann auch noch die Location in einer ehemaligen (?)
Kirche. Man konnte auf jeden Fall die Anspannung und die Vorfreude
auf das Konzert förmlich schneiden.
Pünktlich
um 20 Uhr trudelten wir in Köln ein (sogar ohne uns total
in Köln zu verfahren) und mussten uns dann der absolut chaotischen,
wie hoffnungslosen Parkplatzsituation rund um die Kulturkirche
Köln stellen... im Endeffekt kreisten wir die Kirche mindestens
viermal, bis wir dann doch noch einen Parkplatz fanden (aber wenigstens
wussten wir so immer, dass das Konzert noch nicht begonnen hatte).
Um 20.30 waren wir dann auch endlich an der Kirche und gönnten
uns erst mal zur Entspannung ein Bierchen (Ja, es gab kein Kölsch,
das ist wirklich mal ne Bemerkung wert!!!). In der Kirche lief
angenehme Musik (Ladytron, Depeche Mode, Editors etc.). Der Abend
konnte also beginnen... nur schien dies die Band nicht mitbekommen
zu haben.
Einlass war
um 19 Uhr, Beginn sollte um 20 Uhr sein (lt. Karte "pünktlich").
Dementsprechend viele Leute waren dann wohl auch schon so gegen
19 Uhr da (so wurde mir zumindest erzählt). Jedoch verstrich
die Zeit und nichts passierte. Irgendwann konnte man sich auch
kaum noch auf den Füßen halten, da einem diese vom
Herumstehen weh taten und man nahe dem Einschlafen war. Wahrscheinlich
ging es weniger darum, die Fans absichtlich warten zu lassen,
als darum, erst bei Einbruch der Dunkelheit aufzutreten (hoffe
ich zumindest, die Band war zumindest schon längst vor Ort,
da ich den Drummer schon kurz nach unserem Eintreffen an der Kulturkirche
mit einem Bierchen in der Hand stehen sah), denn durch die Kirchenfenster
fiel bis dahin noch Tageslicht. Es dauerte zumindest bis kurz
vor zehn, ehe sich auf der Bühne endlich mal was tat (wenn
man mal die Techniker weglässt, welche andauernd irgendwelche
Instrumente mindestens gefühlte 20x überprüften).
Um kurz vor zehn standen INTERPOL – adrett
gekleidet wie immer – dann aber doch endlich auf der Bühne.
Die Stimmung
war am Anfang – aufgrund der ewigen Warterei – etwas
gedämpft. Daher wurde die Band ein wenig verhalten begrüßt
statt mit Jubel empfangen, und beide Seiten brauchten ein bisschen,
um warm zu werden. Schade, aber war meines Erachtens auch nicht
anderes zu erwarten. Ohne Begrüßung ging es dann auch
gleich mit dem ersten Song Pioneers To The Falls (dem
ersten neuen Song) los und nur langsam löste sich die gedrückte
Stimmung.
Leider konnte
man schon beim ersten Song das zweite große Manko (neben
der endlosen Warterei) des Abends feststellen: Der Sound war sehr,
sehr breiig, was bei INTERPOL einfach nicht sein
darf. Bisher war ich eigentlich davon ausgegangen, dass der Sound
in einer Kirche sehr gut sein müsste... aber dies scheint
wohl nur auf Kirchenmusik oder auf Bands a la Qntal zuzutreffen,
zumindest an diesem Abend bekam man den Sound nicht in den Griff
und er blieb bis zum Ende des Konzert zwar nicht unter aller Sau,
aber doch ziemlich mies.
Nach Pioneers
To The Falls griffen INTERPOL erst mal auf
altbewährtes zurück und in schneller Reihenfolge wurden
Obstacle 1 und NARC gespielt. Der Eisbrecher
mit dem Publikum war dann aber endlich das hervorragende Say
Hello To The Angels, bei dem das Publikum zum ersten Mal
voll bei der Sache war. Ab diesem Zeitpunkt war alle Warterei
vergessen. Bei Slow Hands und Evil von der zweiten
Platte Antics ging das Publikum dann
total mit und man konnte sogar das eine oder das andere Lächeln
bei der Band sehen.
Von den neuen
Stücken war m.E. Mammoth hervorstechend, der Song
rief auch die stärkste Reaktion beim Publikum hervor. Bei
The Heinrich Maneuver blieb es dagegen – zu meiner
Überraschung - recht ruhig. Gut, der Song fiel im Vergleich
zur Studioversion etwas ab, mir hat er aber sehr, sehr gut gefallen.
Ich kann kaum auf den Tag warten, an dem ich endlich die neue
Single in den Händen halte.
Insgesamt
überwogen an diesem Abend die schnellen, aggressiven Songs.
Die ruhigen, atmosphärischeren Stücke fanden sich im
Set nicht wieder.
Nach einem
furiosen Not Even Jail war dann nach knapp 50 Minuten
Schluss. Das Publikum forderte lautstark Zugaben und noch einigen
Minuten kamen INTERPOL dann doch nochmals auf
die Bühne und spielten Length Of Love. Nach dem
Song schien dann Schluss zu sein. Die Band ging und die Techniker
kamen auf die Bühne, was zur Folge hatte, dass der Beifall
schlagartig verebbte und wir die Kulturkirche Richtung Auto verließen
(welches wir sogar – trotz des verwinkelten Stadtviertels
– ohne große Sucherei fanden). Am nächsten Tag
traf mich dann aber, bei einem Besuch im INTERPOL
-Forum der Schlag: Nach einer wohl sehr langen Pause stiegen INTERPOL
nochmals auf die Bühne und gaben mit Take You On A Cruise
und PDA in voller epischer Breite wohl nochmals ihr Bestes...
für die wenigen verbliebenen Besucher müssen diese beiden
Songs dann wohl die intimsten des Abends gewesen sein.
Interaktion
mit dem Publikum war während des Konzerts irgendwo im Bereich
um die Null, oder gar darunter. Am Anfang ein "It's good
to be back in Cologne" und eine herzliche Verabschiedung
nachher, hier und da mal ein eingestreutes „Danke“
- das war es dann aber auch schon. Aber hat es jemals bei INTERPOL
mehr Interaktion mit dem Publikum gegeben... eher nicht und man
erwartet dies auch nicht von der Band.
Alles in allem
hat der Abend doch einen ambivalenten Eindruck bei mir hinterlassen.
Waren die Hoffnungen an „das Konzert des Jahres“ viel
zu hoch angesetzt? Aber wer will es einem verwehren: intimer Kreis,
sehr schöne Location und die Vorfreude auf die neue Platte.
Da kann mit einem schon die Vorfreude durchgehen. Die lange Wartezeit
und der sehr breiige Sound haben leider einen faden Beigeschmack
hinterlassen. Wenn ich aber ehrlich zu mir bin, dann haben die
positiven Aspekte überwogen und INTERPOL
haben ihr Ziel erreicht: Die neuen Songs machen Hoffnung auf die
neue Platte und das Publikum geht bei den alten Songs noch immer
mit. Das Konzert hat auf jeden Fall Hunger auf die bereits angekündigte
Tour im Spätsommer gemacht. Ich würde auf jeden Fall
wieder in die Kulturkirche zu einem Konzert von INTERPOL
fahren.
Setlist: Pioneer To The Falls, Obstacle 1,
NARC, Say Hello To The Angels, Mammoth, Slow Hands, Leif Erikson,
The Heinrich Manöver, Evil, Not Even Jail // Length Of Love
// Take You On A Cruise, PDA