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2007-05-11 DE – Köln - Kulturkirche Köln

Zwei Monate vor ihrem Major-Debüt mit ihrer neuen Platte Our Love To Admire begaben sich INTERPOL auf ein kleine Clubtour durch einige europäische Städte (u.a. Amsterdam, Paris, Dresden) um die Resonanz der neuen Songs zu testen. Ausgewählt wurden natürlich nur kleine Venues und so kam es, dass das Konzert in Köln bereits wenige Tage nach Vorverkaufsbeginn bereits ausverkauft war (die Preise für die Karten pendelten sich dementsprechend bei Ebay auch auf einem horrenden Niveau ein).

Nachdem ich wenige Tage vor dem Konzert die neue Single The Heinrich Maneuver zum ersten Mal hörte – und restlos begeistert war – fuhren wir mit sehr hochfliegenden Hoffnungen zum Konzert nach Köln. Alle waren der Meinung, dass das Konzert quasi das Highlight des Jahres sein musste. Aber warum auch nicht? Wann hat man mal die Chance eine solche Band vor vielleicht 300 Leuten zu sehen und dann auch noch die Location in einer ehemaligen (?) Kirche. Man konnte auf jeden Fall die Anspannung und die Vorfreude auf das Konzert förmlich schneiden.

Pünktlich um 20 Uhr trudelten wir in Köln ein (sogar ohne uns total in Köln zu verfahren) und mussten uns dann der absolut chaotischen, wie hoffnungslosen Parkplatzsituation rund um die Kulturkirche Köln stellen... im Endeffekt kreisten wir die Kirche mindestens viermal, bis wir dann doch noch einen Parkplatz fanden (aber wenigstens wussten wir so immer, dass das Konzert noch nicht begonnen hatte). Um 20.30 waren wir dann auch endlich an der Kirche und gönnten uns erst mal zur Entspannung ein Bierchen (Ja, es gab kein Kölsch, das ist wirklich mal ne Bemerkung wert!!!). In der Kirche lief angenehme Musik (Ladytron, Depeche Mode, Editors etc.). Der Abend konnte also beginnen... nur schien dies die Band nicht mitbekommen zu haben.

Einlass war um 19 Uhr, Beginn sollte um 20 Uhr sein (lt. Karte "pünktlich"). Dementsprechend viele Leute waren dann wohl auch schon so gegen 19 Uhr da (so wurde mir zumindest erzählt). Jedoch verstrich die Zeit und nichts passierte. Irgendwann konnte man sich auch kaum noch auf den Füßen halten, da einem diese vom Herumstehen weh taten und man nahe dem Einschlafen war. Wahrscheinlich ging es weniger darum, die Fans absichtlich warten zu lassen, als darum, erst bei Einbruch der Dunkelheit aufzutreten (hoffe ich zumindest, die Band war zumindest schon längst vor Ort, da ich den Drummer schon kurz nach unserem Eintreffen an der Kulturkirche mit einem Bierchen in der Hand stehen sah), denn durch die Kirchenfenster fiel bis dahin noch Tageslicht. Es dauerte zumindest bis kurz vor zehn, ehe sich auf der Bühne endlich mal was tat (wenn man mal die Techniker weglässt, welche andauernd irgendwelche Instrumente mindestens gefühlte 20x überprüften). Um kurz vor zehn standen INTERPOL – adrett gekleidet wie immer – dann aber doch endlich auf der Bühne.

Die Stimmung war am Anfang – aufgrund der ewigen Warterei – etwas gedämpft. Daher wurde die Band ein wenig verhalten begrüßt statt mit Jubel empfangen, und beide Seiten brauchten ein bisschen, um warm zu werden. Schade, aber war meines Erachtens auch nicht anderes zu erwarten. Ohne Begrüßung ging es dann auch gleich mit dem ersten Song Pioneers To The Falls (dem ersten neuen Song) los und nur langsam löste sich die gedrückte Stimmung.

Leider konnte man schon beim ersten Song das zweite große Manko (neben der endlosen Warterei) des Abends feststellen: Der Sound war sehr, sehr breiig, was bei INTERPOL einfach nicht sein darf. Bisher war ich eigentlich davon ausgegangen, dass der Sound in einer Kirche sehr gut sein müsste... aber dies scheint wohl nur auf Kirchenmusik oder auf Bands a la Qntal zuzutreffen, zumindest an diesem Abend bekam man den Sound nicht in den Griff und er blieb bis zum Ende des Konzert zwar nicht unter aller Sau, aber doch ziemlich mies.

Nach Pioneers To The Falls griffen INTERPOL erst mal auf altbewährtes zurück und in schneller Reihenfolge wurden Obstacle 1 und NARC gespielt. Der Eisbrecher mit dem Publikum war dann aber endlich das hervorragende Say Hello To The Angels, bei dem das Publikum zum ersten Mal voll bei der Sache war. Ab diesem Zeitpunkt war alle Warterei vergessen. Bei Slow Hands und Evil von der zweiten Platte Antics ging das Publikum dann total mit und man konnte sogar das eine oder das andere Lächeln bei der Band sehen.

Von den neuen Stücken war m.E. Mammoth hervorstechend, der Song rief auch die stärkste Reaktion beim Publikum hervor. Bei The Heinrich Maneuver blieb es dagegen – zu meiner Überraschung - recht ruhig. Gut, der Song fiel im Vergleich zur Studioversion etwas ab, mir hat er aber sehr, sehr gut gefallen. Ich kann kaum auf den Tag warten, an dem ich endlich die neue Single in den Händen halte.

Insgesamt überwogen an diesem Abend die schnellen, aggressiven Songs. Die ruhigen, atmosphärischeren Stücke fanden sich im Set nicht wieder.

Nach einem furiosen Not Even Jail war dann nach knapp 50 Minuten Schluss. Das Publikum forderte lautstark Zugaben und noch einigen Minuten kamen INTERPOL dann doch nochmals auf die Bühne und spielten Length Of Love. Nach dem Song schien dann Schluss zu sein. Die Band ging und die Techniker kamen auf die Bühne, was zur Folge hatte, dass der Beifall schlagartig verebbte und wir die Kulturkirche Richtung Auto verließen (welches wir sogar – trotz des verwinkelten Stadtviertels – ohne große Sucherei fanden). Am nächsten Tag traf mich dann aber, bei einem Besuch im INTERPOL -Forum der Schlag: Nach einer wohl sehr langen Pause stiegen INTERPOL nochmals auf die Bühne und gaben mit Take You On A Cruise und PDA in voller epischer Breite wohl nochmals ihr Bestes... für die wenigen verbliebenen Besucher müssen diese beiden Songs dann wohl die intimsten des Abends gewesen sein.

Interaktion mit dem Publikum war während des Konzerts irgendwo im Bereich um die Null, oder gar darunter. Am Anfang ein "It's good to be back in Cologne" und eine herzliche Verabschiedung nachher, hier und da mal ein eingestreutes „Danke“ - das war es dann aber auch schon. Aber hat es jemals bei INTERPOL mehr Interaktion mit dem Publikum gegeben... eher nicht und man erwartet dies auch nicht von der Band.

Alles in allem hat der Abend doch einen ambivalenten Eindruck bei mir hinterlassen. Waren die Hoffnungen an „das Konzert des Jahres“ viel zu hoch angesetzt? Aber wer will es einem verwehren: intimer Kreis, sehr schöne Location und die Vorfreude auf die neue Platte. Da kann mit einem schon die Vorfreude durchgehen. Die lange Wartezeit und der sehr breiige Sound haben leider einen faden Beigeschmack hinterlassen. Wenn ich aber ehrlich zu mir bin, dann haben die positiven Aspekte überwogen und INTERPOL haben ihr Ziel erreicht: Die neuen Songs machen Hoffnung auf die neue Platte und das Publikum geht bei den alten Songs noch immer mit. Das Konzert hat auf jeden Fall Hunger auf die bereits angekündigte Tour im Spätsommer gemacht. Ich würde auf jeden Fall wieder in die Kulturkirche zu einem Konzert von INTERPOL fahren.
Setlist: Pioneer To The Falls, Obstacle 1, NARC, Say Hello To The Angels, Mammoth, Slow Hands, Leif Erikson, The Heinrich Manöver, Evil, Not Even Jail // Length Of Love // Take You On A Cruise, PDA

 

story © Dennis Flohr