Ein geradezu
ultimatives Package zieht dieser Tage durch europäische Lande,
beinahe perfekt gemacht für eine Legende… ISIS,
einst liebevoll von Steve von Till als Neurosis’ Mini-Me
bezeichnet, die sich spätestens seit ihrer aktuellen Veröffentlichung
Panopticon von ihrem übergroßen Idol
erfolgreich emanzipieren und JESU, das neue Projekt
von Godflesh Legende Justin K. Broadrick, das überraschend
mit der Heart Ache EP und dem selbstbetitelten
Debüt für überschwängliche Resonanzen sorgte.
Beides sind Bands, die selbst bei den leisen Tönen heaviger
sind, als so manch selbsternannte Metalkombo – egal welcher
Couleur oder Region entstammend. Und genau diese Bands verliefen
sich ins verschnarchte Münster in die wiederum legendäre
Sputnikhalle,
um dort vor ca. 500 Leuten für offene Münder und Begeisterungsstürme
zu sorgen. Natürlich gab es da für mich und ganz besonders
für Bert – als absoluter Godflesh Fan und Justin Broadrick
Verehrer – kein Halten mehr…
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Fotos ::
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LOGH ~
waren der schwedische Support, die sich ihrerseits ebenfalls den
Arsch abtouren und einige Dates der ISIS - JESU
Tour mitnehmen. Bezeichnet werden LOGH gemeinhin
als Indie Gitarren Pop, was – nachdem was ich hier zu hören
bekommen habe – doch einigermaßen irreführend
ist. Mit ihren schwermütigen, von innerer Zerrissenheit geprägten
Melodien standen sie den beiden Hauptacts kaum nach. Die gespielten
Songs stammen jeweils vom frisch veröffentlichten Album A
Sunset Panorama und dem Vorgänger aus 2003 The Raging Sun.
Leider bekamen wir nur die letzten drei Tracks mit, da wir noch
mit Justin Broadrick am plauschen waren… der Eindruck jedoch,
den LOGH hinterlassen haben, war mehr als nur positiv.
Setlist: Fell Into The Well, The Contractor
And The Assasin, My Teacher’s Bed, City I’m Sorry,
Bring On The Ether, Worlds
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JESU
~ bauten ziemlich fix ihre Backline um und starteten
mit Your Path To Divinity, dem Opener des just veröffentlichten
Debüts, von dem auch die restlichen 3 gespielten Songs stammen.
JESU ist bekanntermaßen “nur“
ein Projekt ohne festes Line-up, so dass statt Ted Parsons KNUT
Drummer Roderic Mounir mit dabei war, sowie Basser Diarmuid Dalton.
Während der Drummer nicht wegkonnte, versuchten der Basser
und Justin sich möglichst unsichtbar zu machen und die Visualisierungen
für sich sprechen zu lassen, von denen allerdings wiederum
nicht soviel zu sehen war, da dafür die Bühne einfach
zu klein ist. Die elektronischen Sounds kamen von einem Laptop,
was aber kein Problem war. Musikalisch wurde man schnell von den
selbstzerstörerischen teils minimalistischen und dichten
Sounds gefangen genommen. Man schloss die Augen und ließ
sich treiben… Leider, leider war nach nur knapp 40 Minuten
völlig überraschend und abrupt Schluss. Konnten wir
wirklich nicht verstehen, zumal der Zeitplan Backstage etwas anders
aussah.
Setlist: Your Path To Divinity, Tired Of
Me, Friends Are Evil, Guardian Angel
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ISIS ~
brauchten ein bisschen länger für den Umbau und hatten
noch ein paar Soundprobleme, die Frontman Aaron Turner sichtlich
verärgerten. Aber dann fand man in den Rhythmus und der geneigte
Hörer bekam anderthalb Stunden pure transzendente Emotionen,
ausgekoppelt aus den Alben Panopticon
und Oceanic. Und spätestens hier
wurde ganz deutlich klar, wie dicht ISIS doch
noch an Neurosis heranreichen. Selbst der emotionale Ausdruck
auf den Gesichtern insbesondere von Aaron ist so klassisch, wie
man ihn eben nur von Neurosis her kennt. Ich denke, obwohl es
schon deutliche musikalische Unterschiede zwischen beiden Bands
gibt, wird es ISIS doch noch eine ganze Zeitlang
schwer fallen, sich wirklich auch für den Betrachter von
außen von den Vorbildern zu lösen. Und der "mysterious
man" hat – obwohl eindeutig anwesend – nix von
seiner mystischen Faszination verloren und gibt zumindest Aaron
immer noch Rätsel auf… ;)
Setlist: In Fiction, So Did We, Wills Dissolve,
Hym, Carry, Backlit, Celestial // Beginning And The End
Ein Wahnsinns
Konzert… und das Beste an der ganzen Sache war, unseren
Meister für abgedrehte und seltsame Musik – Bert –
mit derart glänzenden Augen neben seinem Idol Justin Broadrick
stehen zu sehen… der dann auch noch so extrem freundlich
und umgänglich ist… Das hatte was!