Die
Industrialrock-Newcomer von JESUS ON EXTASY beschließen
ihre erste Headlinertour mit einem Heimspiel im Ruhrpott - und
das auch noch im Rahmen des 13. Geburtstages der altehrwürdigen
Gothic-Industrial-Party in der Zeche Carl. Die Rahmenbedingungen
konnten für die durchgestylte Fünfer-Combo also kaum
besser sein. Zuvor beackerten noch Saltatio Mortis die Bühne
mit Mittelaltermusik. Also eine etwas seltsame Kombination an
diesem Abend. Die Mittelaltermucke habe ich leider knapp verpasst.
Der Konzertraum war, den herausströmenden Massen nach zu
urteilen, während des Gigs offenbar aus allen Nähten
geplatzt. Augenscheinlich tauschte sich anschließend mehr
oder weniger das komplette Publikum aus und die Verhältnisse
gestalteten sich nun etwas übersichtlicher, jedoch bevölkerte
im vorderen Bereich ein dichter, harter Kern von erwartungsfreudigen
Fans den Raum.
Nach
einem kurzen Intro mit Gameboy-artigen Tönen (Super Mario?)
verschafften die wummernden Beats von Drowning klare Verhältnisse
und sorgten für einen klassischen Einstieg. ~
JESUS
ON EXTASY ~ liefen von Anbeginn wie ein Uhrwerk
und man merkte Sänger Dorian, Chai und Alicia an den Gitarren,
Ophelia hinter den Keys sowie B.J. an den Drums recht schnell
die in den letzten Monaten gewonnene Liveerfahrung an. Kein Wunder,
hatte sich die Truppe auf dem diesjährigen M’Era Luna
sowie auf dem Bochum Total vor einem größeren Publikum
bereits mehr als formidabel geschlagen. Nach diesen beiden großen
Gigs bei gleißendem Tageslicht stand den Senkrechtstartern
auf ihrer eigenen Tour endlich eine angemessene Lichtshow zur
Seite, so dass das Konzertvergnügen kaum getrübt werden
konnte - auch nicht vom recht passablen Sound.
Weiter
spielten sich JOE mit Bekanntem wie Holy
Beauty oder dem The Chameleons Cover Second Skin
durch ihr aktuelles und vielerorts gefeiertes Debütalbum.
Bei ihrem Heimpublikum konnte die Band auch kaum etwas falsch
machen. Routinierte Showelemente zeugten von gewachsener Bühnenerfahrung
aber auch leichten Ermüdungserscheinungen vom Tourstress,
bis urplötzlich wieder die für Frontmann Dorian typischen
Spontanaktionen zum Vorschein traten: Er ärgerte sich über
den Halteclip des Mikros und „verschenkte“ daraufhin
kurzerhand den kompletten Mikroständer an das verdatterte
Publikum. Als besonderes Bonbon kamen an diesem Abend gleich zwei
neue Songs live zum Zuge. Beloved Enemy und Last
Day Of My Life überstanden diese Feuertaufe auf Anhieb.
Die Tendenz der neuen Songs ging eindeutig hin zu mehr Gitarrensounds
und weniger Elektroanteil, ganz im Stil des Titeltracks vom aktuellen
Album.
Neben
dem Hit Assassinate Me - klar Stimmungssieger des Abends
- durften als Zugabe auch noch die Nackenmuskeln ran. Zu Neochrome
prügelten JOE das volle Industrialbrett
von der Bühne und entließen das Publikum mit glücklichen
Gesichtern in Richtung Jubiläumsparty. Heimsieg geglückt,
kann da wohl nur zu sagen.
Setlist:
Drowning, Holy Beauty, Nuclear Bitch, Beloved Enemy, Assassinate
Me, Second Skin, Alone, Puppet, Reach Out, Last Day Of My Life
// Neochrome