Die
Stil-Ikone Mana ist nicht nur ein Superstar der japanischen Visual
Key Szene, er hat selbige seinerzeit mit seiner Band Malice Mizer
entscheidend geprägt. Bei seinem neuen Soloprojekt
MOI DIX MOIS wächst er geradezu über sich hinaus,
fungiert als Multitalent: er ist Gitarrist, er komponiert die
gesamte Musik, schreibt die Texte, entwirft die Kostüme und
agiert als Produzent und allgemeiner künstlerischer Leiter.
Bisher waren MOI DIX MOIS immer nur zu Single
Events in Deutschland, nun, mit dem vierten Album Dixanadu
im Gepäck, gehen MOI DIX MOIS zum ersten
Mal auf ausgedehnte Europatour.

Im Vorfeld
gab es allerdings schon die einen oder anderen Gerüchte.
Von Tourabsage und sonstigen Widrigkeiten war die Rede. Tatsächlich
wurden in Deutschland 3 der 5 Gigs abgesagt, angeblich wegen logistischer
Probleme, eine nette Umschreibung für mangelnden Vorverkauf.
Wie sowas dann ich echt bei einer japanischen Superband aussieht,
durfte ich in der Krefelder KuFa
erleben.
Die Tickets gab es für 32 Euro im VVK und 37 Euro an der
Abendkasse. Das ist zwar happig, bei einer japanischen Band aber
nicht wirklich überzogen, dennoch war die Kaufkraft lahm.
Scheint, der Visual Key-Zug ist zumindest in Deutschland bereits
wieder abgefahren...
MOI
DIX MOIS waren die einzige Band des Abends und starteten
dementsprechend spät, um genau zu sein, gegen 21 Uhr. Aber
bevor es losging, fanden sich die Fans in der großen! KuFa
Halle wieder, bei gut 150 Leuten (oder knapp 200 ;)) Das mitgebrachte
Equipment, Bühnendeko und die PA war so übertrieben
riesig, das man die Japaner nicht spontan in den kleinen Saal
umverfrachten konnte. Zumal dieses wohl auch vehement abgelehnt
worden wäre...
Dem Vernehmen nach erwiesen sich MOI DIX MOIS als
absolute Zicken mit enormen Starallüren. Es wurde ein striktes
und absolutes Fotoverbot ausgesprochen, für jedermann, bei
Androhung eines Konzertabbruchs, sollte auch nur ein noch so kleiner
Aperrat irgendwo auftauchen. Und so landeten am Eingang alle Kameras
und Fotohandys in einem großen Behälter. Auch ich durfte
meine Kamera unter strikter Aufsicht in die Garderobe verbannen.
So ein Scheiß aber auch... *grmpf* Zugute halten muss man
allerdings den Japanern, dass dies eine generelle Regel ist, die
hierzulande nur nicht entsprechend weitergegeben wurde. Schade!
Denn es hätte eine Menge zu fotografieren gegeben... Auch
eine geplante Signing-Session wurde kurzerhand abgesagt, dafür
waren der Merchandise-Preise ok und gingen die Waren weg wie warme
Semmeln. Selbst die Konzertplakate wurden später draußen
von den Wänden gerissen...
MOI DIX MOIS donnerten mit opulentem Sound los
aber die erste Kreischwelle verhallte relativ lahm. Das änderte
ich zusehends mit jedem weiteren Song und Ansage. Mana hielt sich
dabei würdevoll zurück und überließ das Reden
seinem Gitaristen K, sei es nun aus mangelnden Englisch-Kenntnissen
oder der übertriebenen Superstar-Attitüde. Ich muss
schon sagen, diese extreme Hochnäsigkeit und Arroganz hatte
Stil ;) Ich hab allerdings keine Ahnung, was davon echt und was
davon „einstudiert“ ist. Wenn man den Gerüchten
glauben darf, muss das Quintett in dieser Hinsicht nix einstudieren...
;)
Auf der Bühne ging es derweil bombastisch zu. Die Kostüme
waren natürlich erste Sahne, wieder in schwarz gehalten und
wirklich nett anzuschauen. Erstaunlich, wie man in solch Roben
mit der Gitarre schreddern kann ;) Die Bewegungen aller Beteiligten
waren unglaublich präzise, geschmeidig, raubkatzengleich
inszeniert und oftmals kitschig erhaben. Das Bühnenlicht
war einfach perfekt, jeder Spot saß genau dort, wo er hingehörte,
die Lichterflut folgte exakt der Musik und ihren Spannungsbögen
und kreierte so eine außergewöhnliche Stimmung. Ich
sag’s ja... rein fotografisch wäre dieses Konzert ein
absoluter Leckerbissen gewesen.
Musikalisch bewegten sich MOI DIX MOIS zwischen
brachial-metallischer Härte und wüsten kalten Industrial.
Dazwischen gab es aber immer wieder diese typisch japanischen
Pop-Kitsch-Refrains und symphonischen Bombast, der allerdings
vom Band kam. Man stelle sich wüstgespieltes Slayer-Riffing
vor und dann einsetzendes kitschiges Popgeträller im Refrain...
*lol* unglaublich...

Während
K, Saiten-Kumpeline...ähm... Kumpel im Mittelalterkleid Seth
(wirklich heiß anzuschauen *g*) und natürlich Mana
das Frontbild bestimmten, blieb die Bassistin Sugiya in der Ecke
stehen. Ok, die Schlagzeugerin Hayato ist ja eh ortsgebunden.
Die Band verfügt im Übrigen über speziell angefertigte
Instrumente, die natürlich fantastisch ins Gesamtbild passten,
aber mit ihren leuchtenden Kreuzen auf der Gitarre eben wieder
diesen unglaublichen Kitsch hervorriefen.
Beim bangen standen MOI DIX MOIS Metallern keineswegs
nach und auch das Fußvolk wusste den Nacken heftig zu malträtieren.
Alle Achtung!
Während sich so um die 80 Kids permanent die Seele aus dem
Laib kreischten und die Pommesgabel überstrapazierten, schlich
ein japanischer Fotograf und ein japanischer Kameramann durch’s
Volk, immer schön mit einer gehörigen Distanz zu Publikum,
Band und Bühne. Keine Ahnung, wie man auf diese Weise mal
so richtig die Stimmung einfangen will.
Wie auch immer, nach 70 Minuten war auch schon wieder Schluss,
die MOI DIX MOIS aber nach entsprechender Kreischvorlage
durchaus gewillt, noch 3 Songs als Zugabe draufzupacken, um ne
90 Minuten-Show vollzukriegen.
Insgesamt gab es natürlich mehrheitlich Songs vom aktuellen
Album Dixanadu, wie zum Beispiel Last
Temptation, Immortal Madness, Metaphysical, Neo Pessimist
oder Xanadu, aber auch Dispel Bound mit seiner
speziellen Mitmachperformance, quasi das YMCA-Gehopse auf evil
japanisch. Natürlich gab’s aber auch die Smashhits
Vain und Deus Ex Machina vom Beyond
The Gate Album in der Zugabe ;)
Optisch wie soundtechnisch eine geniale Show, musikalisch dürfen
die Japaner gerne den Kitsch weglassen und bei brachialem Metal
bzw. wüstem Industrial bleiben ;)
