[Dajana]
The godfathers of the New Wave Of British Heavy Metal, eine Legende,
eine der ganz großen, welche die Szene geprägt und
beeinflusst hat, wie nur ganz wenige andere Bands, verabschiedet
sich von den Brettern, die die Welt bedeuten: JUDAS PRIEST.
Mit ihrer Epitaph World Tour 2011/20012 ziehen sich JUDAS
PRIEST aus dem aktiven Tourleben zurück, und - wenn denn
die Gerüchte stimmen - ganz und gar, nachdem ein allerletztes
Album, das wohl ebenfalls Epitaph heissen soll,
veröffentlicht worden ist. Und diese Abschiedstour, man mag
es kaum glauben, gastiert in unserer Heimatstadt Münster…
[Psycho]
Schön, mal wieder ein großes Metal-Konzert in Münster
zu haben; das war fast wie eine Art Familien- oder Klassentreffen.
Überall bekannte Gesichter, jede Menge alte (und lange verschollene)
Bekannte bzw. Freunde... sehr schön!
[BRT] Jau, das war ein ganz großes Highlight... wann
sieht man die ganzen alten Gestalten schon mal auf einem Haufen.
Große Klasse, der Bierkonsum war dementsprechend schon lange
vor Konzertbeginn auf Höchstniveau.
[Marc] Der Bierkonsum war wirklich super, JUDAS PRIEST
in Münster - wow - da hätte ich nie mit gerechnet. Die
Vorfreude auf das Event und die Menge an Bekannten und Freunden
die mitkommen wollten hat mich fast zerissen!
[Psycho] Ausverkauft war das Konzert aber trotz ca. 4.000
Anwesenden sicher nicht... was zumindest mal einen Vorteil hatte:
von so nah hat man die Priester bestimmt schon seit Jahrzehnten
nicht mehr gesehen. Generell kann man sagen, dass beide Bands
in Münster ein ausgesprochen dankbares Publikum vorfanden.
Die Stimmung war von Beginn an hervorragend, und sämtliche
Mitsingspielchen etc. wurden dankbar aufgenommen und unterstützt.
[BRT] Gerüchteweise machen große Metal-Bands
ja schon seit Jahren einen Riesenbogen um Münster, ausgehungerte
Metal-Meute könnten zum Erklärungspreis ausgeschrieben
werden.
[Marc] Die Stimmung war der absolute Hammer! Es war mehr
eine Riesenparty als nur ein Metalkonzert!
::
Fotos ::
[Dajana]
Der Support für den europäischen Teil der Epitaph-Tour
kommt von niemand geringeren als den irischen Rockern ::
THIN
LIZZY :: die mindestens eine ebensolange wie bedeutungsschwangere
Historie auf dem Buckel haben, wie Judas Priest selbst. Nach kurzen
Irrungen Wirrungen bezüglich der Zeiten starteten THIN
LIZZY Punkt Acht mit Are You Ready?
[Psycho] Viele Erwartungen hatte ich da ja nicht, habe
ich es doch bisher geschafft, mich noch nie weiter mit der Band
zu beschäftigen.
[Dajana] Ging mir ebenso. Man kennt natürlich die
Klassiker, hat die Band auch schon hier und da mal live gesehen,
generell jedoch gingen die Iren bisher eigentlich immer an mir
vorbei.
[BRT] Meine Erwartungen waren schon recht hoch, gerade
in den letzten Jahren hat mich das Werk der irischen Legende doch
mehr und mehr in den Bann gezogen.
[Marc] Die kannte ich ehrlich gesagt nur dem Namen nach.
Hab also erstmal ein paar Bier am Tresen genascht und bin dann
zu den Klängen zu Whiskey In The Jar einmarschiert.
War super! Ich war fast in Tanzstimmung ;)
[Psycho] Im Prinzip kann man THIN LIZZY vielleicht
als Prototyp für eine Band mit durchlebtem Generationswechsel
beschreiben, was die Integration neuerer Mitglieder betrifft.
Wobei sich alle sichtbar der musikalischen Tradition verpflichtet
fühlten und diese mit viel Spielfreude vermittelten.
[BRT] Generationswechsel trifft es gut, leider fehlt dem
Großteil der Neulinge das Quäntchen nötige Ausstrahlung,
um mich in den Bann zu ziehen. An einigen Stellen kamen die alten
Herren doch gerade eben als gute Cover-Band rüber. Ricky
Warwick klang gesangstechnisch Phil Lynott relativ ähnlich,
ansonsten passte sein Auftreten eher zu einer Dicke-Hose-Hardrock
Band, und das sind THIN LIZZY ganz sicherlich nicht.
[Psycho] Hm, dafür kam Basser Marco Mendoza rüber
wie der kleine Bruder von Joey die Mayonnaise - zum Glück
aber ohne blöde Sprüche oder andere Peinlichkeiten.
So war dann auch der Auftritt insgesamt eine positive Überraschung
für mich, obwohl ich natürlich außer Gassenhauern
wie Whiskey In The Jar oder The Boys Are Back In Town
im Vorfeld keinen Song wirklich hätte benennen können.
[BRT] Songauswahl war okay, aber natürlich fehlten
mir da so einige meiner Favoriten. Aber das ist Jammern auf hohem
Niveau, für die kurze Spielzeit war das schon klasse.
Setlist: Are You Ready, Jailbreak, Killer On The Loose,
Emerald, Whiskey In The Jar, Suicide, Rosalie (Bob Seger cover)/Cowgirl's
Song, Black Rose, Cowboy Song, The Boys Are Back In Town
[Dajana]
Die obligatorische Pause, sich aufschwingende Diskussionen und
Erwartungen und ein riesiger Epitaph-Vorhang kündigen ::
JUDAS
PRIEST :: an.
[Psycho] Das am meisten vorher diskutierte Thema war sicherlich,
mit welcher stimmlichen Leistung Rob Halford aufwarten würde.
Denn Berichte etc. über wirklich schlechte Tage des "Metal
God" hatte es in den letzten Monaten und Jahren doch mehr
als genug gegeben.
[Dajana] Jaaa, ich erinnere mich noch gut an einen eher
schockierenden Festivalauftritt nach der „Reunion“,
als Rob Halford wie angenagelt hinter oder neben seinem Teleprompter
stand und kaum einen Ton vernünftig halten konnte…
[BRT] Da ich noch nie so wirklich PRIEST -Fan war,
hielten sich meine Erwartungen mehr als in Grenzen, dazu kam in
den letzten Jahren noch ne gehörige Portion Kasperltheater
dazu, was nicht wirklich dafür sorgte das die Band sympathischer
wurde.
[Marc] Ich hatte das große Vergnügen den lieben
Rob bereits letztes Jahr beim WOA gesehen zu haben. Da war er
für mein Empfinden super drauf. Entsprechend groß war
meine Befürchtung mit einer schlechteren Performance Abschied
nehmen zu müssen – aber Hut ab, ich fand’s super!
[Psycho] Trotzdem waren Vorfreude und Spannung riesig,
als es mit Rapid Fire endlich losging. Und dann war doch
auch gleich richtig Stimmung in der Bude!
[BRT] Jau, Respekt, guter Sound, Spielfreude, Ausstrahlung,
cooler Bühnenaufbau - alles vorhanden, hätte ich vorher
so nicht erwartet. Ich war positiv überrascht.
[Psycho] Überhaupt ließ der Beginn keine Wünsche
offen, mit Metal Gods sowie tollen Versionen von Starbreaker
und Victim Of Changes konnte da aber auch nichts schief
gehen...
[BRT] Ich stelle fest, dass ich mich mit dem Werk der Priester
beschäftigen muss, vor allem der Stoff aus den frühen
70ern trifft doch durchaus meinen Nerv.
[Psycho] Letztendlich wurde beinahe jedes reguläre
Studioalbum berücksichtigt, natürlich bis auf die beiden
Alben mit Ripper Owens. Ich weiß auch nicht, ob Robbie das
gesanglich hingekriegt hätte?!?!? Ungefähr die Häfte
des Sets war er (Rob Halford) tatsächlich sogar sehr gut
bei Stimme, aber spätestens nach Night Crawler machten
sich doch die einen oder anderen Probleme bemerkbar. Das kaschierte
er teils sehr gut (z.B. durch die Wahl einer anderen Tonlage),
aber immer ging das nicht so glatt über die Bühne...
[BRT] Zwischendurch musste man sich schon Sorgen machen,
manchmal wirkte Robbie schon ziemlich fortschrittlich angeschlagen
und die doch recht häufigen Aufenthalte hinter der Bühne
(schon 1-2 mal pro Song und in den Pausen) näherten die lauten
Gerüchte, das dort ein Sauerstoff-Zelt für Abhilfe sorgen
würde.
[Marc] Das stimmt! Ich glaube körperlich ist er eigentlich
nicht mehr in der Lage ein solches Konzert unbeschadet durchzustehen.
Ich denke tatsächlich, dass jetzt der Moment gekommen ist
in Würde Abschied von der Bühne zu nehmen. Für
seine Leistung muss er sich nicht verstecken – sie war meiner
Meinung nach über jeden Zweifel erhaben aber man merkt ihm
die Mühe dies aufrecht zu erhalten deutlich an!
[Psycho]
Musikalisch gab es aber nichts zu meckern: die Songauswahl war
dem Ereignis angemessen, und instrumental war die Band absolut
top! Auch Neuzugang Richie Faulkner führte sich mit seiner
KK Downing-Gedächtnis-Frisur so auf, als wäre er schon
seit Ewigkeiten dabei. Wobei Glen Tipton in showtechnischer Hinsicht
sicherlich ganz froh darüber war, nun einen jüngeren
und damit auch deutlich agileren Gitarrenpartner zu haben. Die
Publikumsreaktionen waren jedenfalls wirklich überschwenglich;
Begeisterung allenthalben. Besonders überraschend war für
mich aber die enthusiastische Stimmung bei Turbo Lover,
wo glaube ich wirklich jeder mitgesungen hat… War das nicht
der Song, den alle immer so Scheiße fanden? Und weil das
so gut geklappt hat, gab es als Belohnung dann Breaking The
Law als "Live-Karaoke-Version", nicht vom Band,
sondern von der Band... ;-) Nach einem langen Zugabenteil mit
eminenter Hitdichte war dann leider auch schon wieder Schluss...
diesmal dann wohl für immer. Schade, denn der Abend hat deutlich
gezeigt, wie viele PRIEST-Songs es einfach verdienen, live
gespielt zu werden! Vielleicht sollte die Band sich doch noch
mal intensiver mit dem Thin Lizzy-Konzept beschäftigen...
[BRT] So muss definitiv gute Metal-Unterhaltung gestaltet
sein, keine Frage. Genug Gassenhauer, die selbst Ignoranten wie
mich in den Bann zogen.
[Marc] (sic!)
[Psycho] Auf der anderen Seite: wenn man gesehen hat, mit
welcher Mühe (scheinbar) sich Rob Halford teilweise über
die Bühne bewegt hat, gönnt man ihm ja den verdienten
Ruhestand. Obwohl ja noch ein Studio-Album folgen soll...
[BRT] ..."über die Bühne geschleppt"
wolltest Du sagen, oder ?
[Marc] Beides wahr – siehe oben! Zeit aufzuhören,
bevor es den Bach runtergeht oder er auf der Bühne das Zeitliche
segnet – aber vielleicht ist das der Plan…
Setlist: Intro: War Pigs & Battle Hymn, Rapid Fire,
Metal Gods, Heading Out To The Highway, Judas Rising, Starbreaker,
Victim Of Changes, Never Satisfied, Diamonds & Rust, Dawn
Of Creation/Prophecy, Night Crawler, Turbo Lover, Beyond The Realms
Of Death, The Sentinel, Blood Red Skies, The Green Manalishi (With
The Two Pronged Crown), Breaking The Law, Painkiller // The Hellion/Electric
Eye, Hell Bent For Leather, You've Got Another Thing Comin' //
Living After Midnight
[Psycho]
Was soll ich sagen? JUDAS PRIEST haben mich jetzt mein
gesamtes "Musik-Leben" lang begleitet, seit ich 1981
im Radio Breaking The Law und United bei Mel Sandocks
Hitparade gehört habe.
[Dajana] JUDAS PRIEST infizierten mich ein bisschen später,
ca. 1983/84, zu Screaming For Vengeance Zeiten und
liessen mich seitdem nicht mehr los. Und mich muss sagen: die
heutige Show war wahrlich sensationell, unglaublich geil, ein
Jahreshighlight und definitiv ein würdiger Abschied für
JUDAS PRIEST!
[BRT] Ob ich noch mal großer Fan werde, wage ich
zu bezweifeln, aber die frühen Sachen stehen auf dem Plan,
das steht mal fest.
[Marc] Super Band, super Songs, super Abend – Danke
JUDAS PRIEST für viele Jahre beste Unterhaltung!
[Psycho] Ich denke, dass die Band jetzt gerade noch rechtzeitig
die Kurve kriegt, um in Würde die Karriere zu beenden bzw.
ausklingen zu lassen. Ein Konzert wie dieses, wo Band und Fans
noch einmal etwas näher zusammenrücken konnten, bildet
dafür aus meiner Sicht einfach den perfekten Rahmen. Und
dass die Band noch einmal bleibenden Eindruck hinterlassen hat,
konnte man nach dem Konzert an sämtlichen, total euphorisierten
Gesichtern ablesen.
[BRT] Im Vergleich zu den immer noch agileren Iron Maiden
und den in absoluter Höchst-Topform befindlichen Saxon sind
JUDAS PRIEST so gerade eben auf dem dritten Platz, ein
Konzert mit einer der oben genannten Bands, wäre für
JUDAS PRIEST ganz sicher nach hinten losgegangen. Der Zeitpunkt
abzutreten ist sicherlich nicht ganz schlecht gewählt.
[Marc] Jawoll - leider!