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2012-04-30 DE – Muenster - Halle Muensterland

[Dajana] The godfathers of the New Wave Of British Heavy Metal, eine Legende, eine der ganz großen, welche die Szene geprägt und beeinflusst hat, wie nur ganz wenige andere Bands, verabschiedet sich von den Brettern, die die Welt bedeuten: JUDAS PRIEST. Mit ihrer Epitaph World Tour 2011/20012 ziehen sich JUDAS PRIEST aus dem aktiven Tourleben zurück, und - wenn denn die Gerüchte stimmen - ganz und gar, nachdem ein allerletztes Album, das wohl ebenfalls Epitaph heissen soll, veröffentlicht worden ist. Und diese Abschiedstour, man mag es kaum glauben, gastiert in unserer Heimatstadt Münster…

[Psycho] Schön, mal wieder ein großes Metal-Konzert in Münster zu haben; das war fast wie eine Art Familien- oder Klassentreffen. Überall bekannte Gesichter, jede Menge alte (und lange verschollene) Bekannte bzw. Freunde... sehr schön!
[BRT] Jau, das war ein ganz großes Highlight... wann sieht man die ganzen alten Gestalten schon mal auf einem Haufen. Große Klasse, der Bierkonsum war dementsprechend schon lange vor Konzertbeginn auf Höchstniveau.
[Marc] Der Bierkonsum war wirklich super, JUDAS PRIEST in Münster - wow - da hätte ich nie mit gerechnet. Die Vorfreude auf das Event und die Menge an Bekannten und Freunden die mitkommen wollten hat mich fast zerissen!
[Psycho] Ausverkauft war das Konzert aber trotz ca. 4.000 Anwesenden sicher nicht... was zumindest mal einen Vorteil hatte: von so nah hat man die Priester bestimmt schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Generell kann man sagen, dass beide Bands in Münster ein ausgesprochen dankbares Publikum vorfanden. Die Stimmung war von Beginn an hervorragend, und sämtliche Mitsingspielchen etc. wurden dankbar aufgenommen und unterstützt.
[BRT] Gerüchteweise machen große Metal-Bands ja schon seit Jahren einen Riesenbogen um Münster, ausgehungerte Metal-Meute könnten zum Erklärungspreis ausgeschrieben werden.
[Marc] Die Stimmung war der absolute Hammer! Es war mehr eine Riesenparty als nur ein Metalkonzert!

:: Fotos ::

[Dajana] Der Support für den europäischen Teil der Epitaph-Tour kommt von niemand geringeren als den irischen Rockern :: THIN LIZZY :: die mindestens eine ebensolange wie bedeutungsschwangere Historie auf dem Buckel haben, wie Judas Priest selbst. Nach kurzen Irrungen Wirrungen bezüglich der Zeiten starteten THIN LIZZY Punkt Acht mit Are You Ready?
[Psycho] Viele Erwartungen hatte ich da ja nicht, habe ich es doch bisher geschafft, mich noch nie weiter mit der Band zu beschäftigen.
[Dajana] Ging mir ebenso. Man kennt natürlich die Klassiker, hat die Band auch schon hier und da mal live gesehen, generell jedoch gingen die Iren bisher eigentlich immer an mir vorbei.
[BRT] Meine Erwartungen waren schon recht hoch, gerade in den letzten Jahren hat mich das Werk der irischen Legende doch mehr und mehr in den Bann gezogen.
[Marc] Die kannte ich ehrlich gesagt nur dem Namen nach. Hab also erstmal ein paar Bier am Tresen genascht und bin dann zu den Klängen zu Whiskey In The Jar einmarschiert. War super! Ich war fast in Tanzstimmung ;)
[Psycho] Im Prinzip kann man THIN LIZZY vielleicht als Prototyp für eine Band mit durchlebtem Generationswechsel beschreiben, was die Integration neuerer Mitglieder betrifft. Wobei sich alle sichtbar der musikalischen Tradition verpflichtet fühlten und diese mit viel Spielfreude vermittelten.
[BRT] Generationswechsel trifft es gut, leider fehlt dem Großteil der Neulinge das Quäntchen nötige Ausstrahlung, um mich in den Bann zu ziehen. An einigen Stellen kamen die alten Herren doch gerade eben als gute Cover-Band rüber. Ricky Warwick klang gesangstechnisch Phil Lynott relativ ähnlich, ansonsten passte sein Auftreten eher zu einer Dicke-Hose-Hardrock Band, und das sind THIN LIZZY ganz sicherlich nicht.
[Psycho] Hm, dafür kam Basser Marco Mendoza rüber wie der kleine Bruder von Joey die Mayonnaise - zum Glück aber ohne blöde Sprüche oder andere Peinlichkeiten. So war dann auch der Auftritt insgesamt eine positive Überraschung für mich, obwohl ich natürlich außer Gassenhauern wie Whiskey In The Jar oder The Boys Are Back In Town im Vorfeld keinen Song wirklich hätte benennen können.
[BRT] Songauswahl war okay, aber natürlich fehlten mir da so einige meiner Favoriten. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, für die kurze Spielzeit war das schon klasse.
Setlist: Are You Ready, Jailbreak, Killer On The Loose, Emerald, Whiskey In The Jar, Suicide, Rosalie (Bob Seger cover)/Cowgirl's Song, Black Rose, Cowboy Song, The Boys Are Back In Town

[Dajana] Die obligatorische Pause, sich aufschwingende Diskussionen und Erwartungen und ein riesiger Epitaph-Vorhang kündigen :: JUDAS PRIEST :: an.
[Psycho] Das am meisten vorher diskutierte Thema war sicherlich, mit welcher stimmlichen Leistung Rob Halford aufwarten würde. Denn Berichte etc. über wirklich schlechte Tage des "Metal God" hatte es in den letzten Monaten und Jahren doch mehr als genug gegeben.
[Dajana] Jaaa, ich erinnere mich noch gut an einen eher schockierenden Festivalauftritt nach der „Reunion“, als Rob Halford wie angenagelt hinter oder neben seinem Teleprompter stand und kaum einen Ton vernünftig halten konnte…
[BRT] Da ich noch nie so wirklich PRIEST -Fan war, hielten sich meine Erwartungen mehr als in Grenzen, dazu kam in den letzten Jahren noch ne gehörige Portion Kasperltheater dazu, was nicht wirklich dafür sorgte das die Band sympathischer wurde.
[Marc] Ich hatte das große Vergnügen den lieben Rob bereits letztes Jahr beim WOA gesehen zu haben. Da war er für mein Empfinden super drauf. Entsprechend groß war meine Befürchtung mit einer schlechteren Performance Abschied nehmen zu müssen – aber Hut ab, ich fand’s super!
[Psycho] Trotzdem waren Vorfreude und Spannung riesig, als es mit Rapid Fire endlich losging. Und dann war doch auch gleich richtig Stimmung in der Bude!
[BRT] Jau, Respekt, guter Sound, Spielfreude, Ausstrahlung, cooler Bühnenaufbau - alles vorhanden, hätte ich vorher so nicht erwartet. Ich war positiv überrascht.
[Psycho] Überhaupt ließ der Beginn keine Wünsche offen, mit Metal Gods sowie tollen Versionen von Starbreaker und Victim Of Changes konnte da aber auch nichts schief gehen...
[BRT] Ich stelle fest, dass ich mich mit dem Werk der Priester beschäftigen muss, vor allem der Stoff aus den frühen 70ern trifft doch durchaus meinen Nerv.
[Psycho] Letztendlich wurde beinahe jedes reguläre Studioalbum berücksichtigt, natürlich bis auf die beiden Alben mit Ripper Owens. Ich weiß auch nicht, ob Robbie das gesanglich hingekriegt hätte?!?!? Ungefähr die Häfte des Sets war er (Rob Halford) tatsächlich sogar sehr gut bei Stimme, aber spätestens nach Night Crawler machten sich doch die einen oder anderen Probleme bemerkbar. Das kaschierte er teils sehr gut (z.B. durch die Wahl einer anderen Tonlage), aber immer ging das nicht so glatt über die Bühne...
[BRT] Zwischendurch musste man sich schon Sorgen machen, manchmal wirkte Robbie schon ziemlich fortschrittlich angeschlagen und die doch recht häufigen Aufenthalte hinter der Bühne (schon 1-2 mal pro Song und in den Pausen) näherten die lauten Gerüchte, das dort ein Sauerstoff-Zelt für Abhilfe sorgen würde.
[Marc] Das stimmt! Ich glaube körperlich ist er eigentlich nicht mehr in der Lage ein solches Konzert unbeschadet durchzustehen. Ich denke tatsächlich, dass jetzt der Moment gekommen ist in Würde Abschied von der Bühne zu nehmen. Für seine Leistung muss er sich nicht verstecken – sie war meiner Meinung nach über jeden Zweifel erhaben aber man merkt ihm die Mühe dies aufrecht zu erhalten deutlich an!

[Psycho] Musikalisch gab es aber nichts zu meckern: die Songauswahl war dem Ereignis angemessen, und instrumental war die Band absolut top! Auch Neuzugang Richie Faulkner führte sich mit seiner KK Downing-Gedächtnis-Frisur so auf, als wäre er schon seit Ewigkeiten dabei. Wobei Glen Tipton in showtechnischer Hinsicht sicherlich ganz froh darüber war, nun einen jüngeren und damit auch deutlich agileren Gitarrenpartner zu haben. Die Publikumsreaktionen waren jedenfalls wirklich überschwenglich; Begeisterung allenthalben. Besonders überraschend war für mich aber die enthusiastische Stimmung bei Turbo Lover, wo glaube ich wirklich jeder mitgesungen hat… War das nicht der Song, den alle immer so Scheiße fanden? Und weil das so gut geklappt hat, gab es als Belohnung dann Breaking The Law als "Live-Karaoke-Version", nicht vom Band, sondern von der Band... ;-) Nach einem langen Zugabenteil mit eminenter Hitdichte war dann leider auch schon wieder Schluss... diesmal dann wohl für immer. Schade, denn der Abend hat deutlich gezeigt, wie viele PRIEST-Songs es einfach verdienen, live gespielt zu werden! Vielleicht sollte die Band sich doch noch mal intensiver mit dem Thin Lizzy-Konzept beschäftigen...
[BRT] So muss definitiv gute Metal-Unterhaltung gestaltet sein, keine Frage. Genug Gassenhauer, die selbst Ignoranten wie mich in den Bann zogen.
[Marc] (sic!)
[Psycho] Auf der anderen Seite: wenn man gesehen hat, mit welcher Mühe (scheinbar) sich Rob Halford teilweise über die Bühne bewegt hat, gönnt man ihm ja den verdienten Ruhestand. Obwohl ja noch ein Studio-Album folgen soll...
[BRT] ..."über die Bühne geschleppt" wolltest Du sagen, oder ?
[Marc] Beides wahr – siehe oben! Zeit aufzuhören, bevor es den Bach runtergeht oder er auf der Bühne das Zeitliche segnet – aber vielleicht ist das der Plan…
Setlist: Intro: War Pigs & Battle Hymn, Rapid Fire, Metal Gods, Heading Out To The Highway, Judas Rising, Starbreaker, Victim Of Changes, Never Satisfied, Diamonds & Rust, Dawn Of Creation/Prophecy, Night Crawler, Turbo Lover, Beyond The Realms Of Death, The Sentinel, Blood Red Skies, The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown), Breaking The Law, Painkiller // The Hellion/Electric Eye, Hell Bent For Leather, You've Got Another Thing Comin' // Living After Midnight

[Psycho] Was soll ich sagen? JUDAS PRIEST haben mich jetzt mein gesamtes "Musik-Leben" lang begleitet, seit ich 1981 im Radio Breaking The Law und United bei Mel Sandocks Hitparade gehört habe.
[Dajana] JUDAS PRIEST infizierten mich ein bisschen später, ca. 1983/84, zu Screaming For Vengeance Zeiten und liessen mich seitdem nicht mehr los. Und mich muss sagen: die heutige Show war wahrlich sensationell, unglaublich geil, ein Jahreshighlight und definitiv ein würdiger Abschied für JUDAS PRIEST!
[BRT] Ob ich noch mal großer Fan werde, wage ich zu bezweifeln, aber die frühen Sachen stehen auf dem Plan, das steht mal fest.
[Marc] Super Band, super Songs, super Abend – Danke JUDAS PRIEST für viele Jahre beste Unterhaltung!
[Psycho] Ich denke, dass die Band jetzt gerade noch rechtzeitig die Kurve kriegt, um in Würde die Karriere zu beenden bzw. ausklingen zu lassen. Ein Konzert wie dieses, wo Band und Fans noch einmal etwas näher zusammenrücken konnten, bildet dafür aus meiner Sicht einfach den perfekten Rahmen. Und dass die Band noch einmal bleibenden Eindruck hinterlassen hat, konnte man nach dem Konzert an sämtlichen, total euphorisierten Gesichtern ablesen.
[BRT] Im Vergleich zu den immer noch agileren Iron Maiden und den in absoluter Höchst-Topform befindlichen Saxon sind JUDAS PRIEST so gerade eben auf dem dritten Platz, ein Konzert mit einer der oben genannten Bands, wäre für JUDAS PRIEST ganz sicher nach hinten losgegangen. Der Zeitpunkt abzutreten ist sicherlich nicht ganz schlecht gewählt.
[Marc] Jawoll - leider!

 

story © Psycho, Bert, Marc, Dajana • pics © Dajana