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THE DEAD DAISIES

 
2022-07-31 DE – Oberhausen - Rudolf Weber Arena
 

| Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 54,95 - 66,45 Euro + Gebühren |

 

50 Heavy Metal Years

[Dajana] Ich glaube, es gab noch nie so eine “Stardichte“ in einem Sommer wie in diesem des Jahres 2022. So ziemlich jede Multi-Platinum Band, die in den letzten 2, 3 Jahren touren wollte, steht in diesem Sommer auf der Bühne. Die Stadien sind in Dauerbetrieb und meist auch ausverkauft. Noch am Vortag rockten auf dem Arena-Parkplatz 17.500 Fans das erste Knotfest Germany. Und am letzten Juli-Tag geht es ohne Pause weiter, denn JUDAS PRIEST bitten zur Jubiläumssause. Dabei ist das noch nicht einmal die „eigentliche“ JUDAS PRIEST/Ozzy Osbourne Tour, die gibt es erst nächstes Jahr. Wenn alles gut läuft. Bei den alten Herren kann man ja nie wissen, wann sie das letzte Mal auf der Bühne stehen und die Geschichte mit dem Virus ist ja auch noch nicht vorbei.
Und genau deswegen, machten sich gut 6500 Fans auf den Weg in die Köpi Arena… ähm… nun die :: Rudolf Weber Arena ::, um den Metalgöttern zu huldigen, die auf dieser Tour ihr nachgeholtes 50jähriges Band-Jubiläum zelebrieren.
Tatsächlich habe ich JUDAS PRIEST zum letzten Mal vor 10 Jahren live gesehen, auf ihrer „endgültigen“ Abschiedstour in meiner Heimatstadt ;) Mein damaliges Fazit: „… die Show war wahrlich sensationell, unglaublich geil, ein Jahreshighlight und definitiv ein würdiger Abschied für JUDAS PRIEST!“ Nun ja, da sind wir wieder. JUDAS PRIEST sind noch immer nicht in Rente und lassen es auch noch immer ordentlich krachen ;)

[Psycho] Das Ende ist halt auch nicht mehr das was es mal war, daher hatte ich JUDAS PRIEST zuletzt 2018 in der Dortmunder Westfalen Halle gesehen. Damals hielt die Setliste einige Überraschungen bereit (z.B. Saints In Hell oder den Grinder), was auch einer Tour zum 50. Jubiläum gut zu Gesicht stehen würde. Auf jeden Fall schön, einer meiner All Time Favorit-Bands mal wieder live zu sehen.

[Dajana] Nach angekündigten Verkehrsbehinderungen verlief die Anreise dann doch sehr gediegen. Dafür wurden wir auf den Weg zur Köpi ordentlich nass. Wie überall, hat auch die Arena die Preise ordentlich angezogen. Bier und Cola gab es für satte 6,20 Euro auf 0,4l. Garderobe gab es keine (keine Leute) und das billigste Shirt am Merch kostete 40 Euro.
Darüber hinaus lief an diesem Abend das Fussball-EM-Finale der Frauen, Deutschland gegen Großbritannien, so dass viele Fans gar nicht schnell genug auf ihre (Sitz)Plätze kommen konnten, um vor der Show noch Fussball zu gucken. Die Lionesses haben übrigens den Pott gewonnen (2:1), herzlichen Glückwunsch!

[Psycho] An teure Merch-Preise werden wir uns wohl generell gewöhnen müssen, schließlich ist das eine der wenigen Einnahmequellen, die Musikern heutzutage noch verbleibt. Anders sieht es mit den Preisen vor Ort aus, die liegen in der Verantwortung der Halle bzw. der Veranstalter und gingen hier deutlich über das aktuelle Inflationsniveau hinaus. Kann man also auch Abzocke nennen…

:: Fotos :: THE DEAD DAISIES ::

[Dajana] Zum Nacken anwärmen für den Metalgott gab es die :: THE DEAD DAISIES ::, die allerdings ohne ihren Sänger Glenn Hughes auskommen müssen, der sich C19 eingefangen hat. Stattdessen gab es den Whitesnake Keyboarder und Backgroundsänger Dino Jelusick als Stand-In-Sänger und den früheren Buckcherry/Fuel Musiker Yogi Lonich am Bass. Und ja, Dino hat die 30 Minuten echt gerockt! Hut ab.
[Psycho] Ich habe die Band inzwischen ziemlich oft live gesehen und werde sie mir auch nach wie vor zu Hause nicht anhören. Aber wie immer bleibt festzustellen, dass THE DEAD DAISIES perfekten bluesgeschwängerten Hard Rock machen, der einfach gut ins Ohr geht. Die Songs sind dabei anspruchsvoll und interessant genug, um nicht als bloße Kopien tausend Mal gehörter Melodien durchzugehen. Ist halt einfach nur nicht meine Musik…
Die größte Überraschung stellte allerdings Aushilfsfrontmann Dino dar, der wirklich über eine tolle Stimme verfügt und auch von der Bühnenpräsenz her voll überzeugen konnte. Damit war das Publikum dann tatsächlich gut angeheizt für den Hauptact des Abends.
[Dajana] Mit Radiance und Shine On gab es gleich zwei brandneue Songs vom mittlerweile sechsten Album Radiance, welches am 30. September veröffentlicht werden wird.

Band: Doug Aldrich (git), David Lowy (git), Brian Tichy (drums), Dino Jelusick (vox), Yogi Lonich (bass)

Setlist: Long Way To Go, Rise Up, Dead And Gone, Bustle And Flow, Mistreated, Radiance, Shine On, Burn

:: Fotos :: JUDAS PRIEST ::

[Dajana] Einleitende Worte zu :: JUDAS PRIEST :: braucht es in diesem Leben wohl nicht mehr ;) Das Bühnenbild sah großartig aus und in den Gesichtern rundherum war nichts als Vorfreude zu sehen. Und dann ging es auch schon los. Zu den Intros von War Pigs und Battle Hymn wurde ein riesiger, beleuchteter Priest-Dreizack hochgezogen, bevor dann der Metalgod himself, Rob Halford, mit One Shot At Glory durchstartete.
[Psycho] Das Bühnenbild war für JUDAS PRIEST extrem untypisch, weil es nicht in irgendeiner Form bisherige Albumcover etc. aufgriff. Die Idee sollte wohl sein, zum Jubiläum mit dem Fabrikhintergrund an die Anfangstage der Band in der Stahlmetropole Birmingham zu erinnern.
Los ging es dann unter lautem Geschrei der Zuschauer mit One Shot At Glory, einem eher suboptimalen Opener, da haben die Priester doch noch ganz andere Kaliber auf Lager. Mein Verdacht ist aber, dass Rob zu Beginn einen Song zum “eingrooven” für seine Stimme haben wollte. Das folgende Lightning Strike kam prompt ungleich dynamischer daher, gefolgt von You’ve Got Another Thing Comin’, welches man seit Jahrzehnten eher als Zugabe kennt. Damit war ein Rahmen von knapp 40 Jahre Bandgeschichte schon mal abgedeckt.
Natürlich fragt sich jeder vor einem JUDAS PRIEST-Konzert, wie es wohl mit Rob Halfords Gesang funktionieren wird. Und da konnte man an diesem Abend auch ohne Fanbrille durchaus zufrieden sein. Wunderdinge sind mit über 70 nicht mehr zu erwarten, aber es gibt auch offizielle Live-Veröffentlichungen von z.B. Painkiller mit schlechterem Gesang, als es ihn heuer zu hören gab. Wie anstrengend das allerdings ist, ließ sich häufiger beobachten: Rob sang dann tief nach vorne gebeugt (um die Stimmbänder in den hohen Lagen zu entlasten?) oder interpretierte einzelne Songpassagen ganz anders und kürzer als auf Platte. Zu letzterem sei als Beispiel The Sentinel genannt.

[Dajana] Ja nun, das Alter hat seinen Preis. Werden wir auch noch merken, irgendwann. Rob Halford war schon hier und da zuweilen kurzatmig. Außerdem muss er unter seinen Klamotten tierisch geschwitzt haben. Warum er im Hochsommer auf der Bühne nicht auf seine Handschuhe und/oder Lederklamotten verzichtet… hmm.
Generell hatte Rob Halford mit seinem weißen Rauschebart und dem etwas schluffigen Gang was von einem Opa-Bär, an dem man sich gerne ankuscheln möchte. Irgendwie total knuffig ;)
[Psycho] Ich würde statt kuscheln dann doch lieber ein Bierchen mit ihm trinken… ;) Das Stimmungslevel war und blieb aber weiter hoch, zumal Rob die Menge zwischen den Songs immer wieder gut abholte. Von der Fanreaktion her dürfte Turbo Lover inzwischen als die heimliche Bandhymne durchgehen, auch wenn die Platte selbst kaum jemand leiden mag. Und Victim Of Changes ist halt immer eine Bank…
[Dajana] Genau hier gab einen sehr emotionalen Moment, als Gitarrist Glenn Tipton eingeblendet wurde, wie er noch vollständig gesund wie ein Gitarrengott daher solierte. Gelegentlich taucht er bei Liveshows noch für einen oder zwei Songs auf, so es seine Gesundheit zulässt, was aber heute nicht der Fall war. Ansonsten wird er aber außerordentlich gut von Andy Sneap vertreten.
[Psycho] Andy Sneap wirkte in der Tat deutlich besser integriert als vor vier Jahren. Ich gehe mal davon aus, dass sich diese Lösung nach dem Heckmeck vor der Tour nun endgültig etabliert haben dürfte.
„Leider“ spielten JUDAS PRIEST diesmal glatte vier Songs weniger als 2018, obwohl es immer noch gut 100 Minuten waren. Allerdings musste so natürlich gekürzt werden – ich kann mich jedenfalls an keinen anderen Gig der Band erinnern, bei dem Metal Gods nicht gespielt wurde.
[Dajana] Dafür sorgte dann aber in der Zugabe Hell Bent For Leather für ein mächtiges Raunen, als Rob Halford unter dem JUDAS PRIEST Birmingham MC Banner auf dem Screen mit seiner Harley über die Bühne cruiste.
[Psycho] Ja, der Zugabenteil war mit Electric Eye, Hell Bent For Leather, dem sich nahtlos anschließenden Breaking The Law sowie Living After Midnight natürlich über jeden Zweifel erhaben. Was es mit der aufgeblasenen Riesenstier-Figur beim letzten Song auf sich hatte, konnte sich allerdings niemand erklären… vielleicht ein Vorgriff auf’s nächste Albumcover?

Band: Rob Halford (vox), Andy Sneap (git), Richie Faulkner (git), Ian Hill (bass), Scott Travis (drums)

Setlist: War Pigs, Battle Hymn (Intros), One Shot At Glory, Lightning Strike, You've Got Another Thing Comin', Freewheel Burning, Turbo Lover, Hell Patrol, The Sentinel, Victim Of Changes, The Green Manalishi, Diamonds & Rust, Painkiller // The Hellion (Intro), Electric Eye, Hell Bent For Leather, Breaking The Law // Living After Midnight, We Are The Champions (Outro)

[Dajana] Was bleibt am Ende zu sagen? 50 Jahre British Steel, 50 Jahre Heavy Metal, 50 Jahre JUDAS PRIEST und kein bisschen leiser. Einmal mehr eine sensationelle Show in allen Belangen von einer Band, deren letzten beiden Original-Mitglieder bereits in den 70igern sind. Und es war nicht die letzte Tour. "The PRIEST will be back" stand zum Abschluss auf dem Screen. Yep, nächstes Jahr mit Ozzy, oder auch ohne ihn. Nur auf das Verkehrschaos hinterher hätte ich gern verzichtet.

[Psycho] Stimmt, der war ätzend, aber dafür hatten wir ja vorher keinen Stau… ;)
Erwähnen möchte ich noch, dass beide Acts an diesem Abend mit einem exzellenten Sound aufwarten konnten, ist ja leider auch keine Selbstverständlichkeit.
Ansonsten wachsen nach diesem gelungenen Konzertabend Spannung und Vorfreude auf die Gigs mit Ozzy. Wäre toll, wenn man sich da wiedersieht!
Und gegen ein weiteres Album vom Kaliber der letzten Scheibe Firepower hätte ich auch nichts einzuwenden…

 

 

Story © Psycho, Dajana • Pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography