<< archive
 

Suicidal Angels - Resistance

 
2010-01-18 AT – Graz - Seifenfabrik

In regelmäßigen Abständen finden in der Seifenfabrik interessante Metalkonzerte statt. Auch heute lassen sich wieder etwa 300 Fans in der mittlerweile etablierten Location sehen, um sich von einem abwechslungsreichen Programm unterhalten zu lassen. Nur leider haben die Tontechniker es zum wiederholten Male nicht geschafft, einen lupenreinen Sound hinzubekommen – und so gehen die die Ersten der zweifellos sehr guten Bands leider schon mal mit einer schlechten Ausgangsposition ins Rennen…

:: RESISTANCE – Auftakt ohne mitreißende Wirkung

Pünktlich auf die Minute erklingen die ersten Takte um 18.30. Wir betreten die Halle und gähnende Leere erwartet uns. Es werden im Verlauf des Konzertes zwar einige Handvoll Fans, aber zu dieser frühen Stunde kommt überhaupt keine Stimmung auf. Das liegt auch an der Band selbst, die nur mäßig engagiert agiert und mit ihrem Mix aus Death Metal mit Hardcore-Attitüde nicht den Geschmack des Publikums trifft. Einziger Blickfang für mich: der teils kreiselbangende Drummer; ansonsten bieten RESISTANCE hausbackene Kost mit Mitreißfaktor 0,5 auf der nach oben hin offenen Headbangerskala.

:: SUICIDAL ANGELS – unterhaltsam mit enormer Spielfreude

Danach klingen die Griechen SUICIDAL ANGELS um etwa 14 Klassen besser und reißen die nunmehr warmgewordenen Fans um einiges mehr mit. Die Band animiert die ersten Reihen im Handumdrehen zum Mitklatschen und der recht zackige Thrash Metal ist zum Bangen wie geschaffen. Die stärksten Momente haben die Hellenen immer dann, wenn sie tödlich groovende Teile einbauen und den Rhythmus, bei dem ich immer mit muss, anschlagen. Dabei zünden die Songs des neuen, wirklich guten Albums Sanctify The Darkness am meisten und ernten eine Menge Applaus. Die Stimmung steigt wesentlich und so können die Selbstmordengel den Auftritt als Erfolg verbuchen.

:: DARKEST HOUR – bemüht aber nicht umwerfend

Ich muss sagen, dass ich mich aufgrund der saustarken neuen Platte The Eternal Return auf eine richtige Vollbedienung gefreut hatte – doch irgendwie schien die filigrane Power des schwedisch angehauchten Death Metal nicht so recht zur Geltung zu kommen. Vor allem von Sänger John war über weite Strecken so gut wie nichts zu hören. Das war mehr als ärgerlich, doch wenigstens konnte die Leadgitarre das teilweise wieder wett machen. Es war einfach fantastisch, was die Gitarrenfront ablieferte; manche Songs sind durchgehend mit herrlichen Leads gesegnet. Bei einem der Höhepunkte namens The Tides (vom neuen Album) konnte die Gänsehautpassage in der Mitte jedoch nicht annähernd den intensiven Faktor wie auf Konserve entfalten. Sehr fein hingegen kam das fulminante Deliver Us rüber. Die Band bot enorme Power und die Gitarrenhexer sorgten für das eine oder andere ungläubige Staunen ob ihrer Fingerfertigkeit.

:: BELPHEGOR – Steiermark, this is blood fucking death metal!

Mit dieser und ähnlichen ungewollt humoristischen Ansagen machte Sänger Hellmuth wieder einmal deutlich, dass er nicht unbedingt zu den Rhetorikgenies im Metalzirkus zählt. Seine auch etwas zu leise Stimme kam dagegen recht fies und böse rüber. Leider schlich sich nach den ersten coolen Nummern der Langeweileteufel ein. Ich fand es recht gut, dass BELPHEGOR ihr Hauptaugenmerk nicht auf die schiere Raserei legten, sondern des Öfteren im Midtempo agierten. Den Herren gefiel allerdings der mangelnde Enthusiasmus der Grazer Fans und so verließen die Musiker nach nicht einmal einer halben Stunde ohne Kommentar die Bühne. Mit einem mehr oder weniger enttäuschten Schulterzucken nahmen es die überraschten Zuschauer zur Kenntnis und es blieb ein schaler Nachgeschmack.

:: KATAKLYSM – ein würdiger Headliner

Schon nach ein paar Takten war klar: der Sound war um einiges besser und lauter als bei den vier vorangegangenen Gruppen – schade eigentlich, dass dies erst jetzt der Fall war. Sei’s drum, der Abend zeigte deutlich, wie perfekt die Musik der Könige des Northern Hyperblast für die Bühne geschaffen ist. Sehr viele groooovende Passagen trugen ihr Scherflein zur Eingängigkeit bei, doch es blieb ein Quäntchen technische Finesse, um auch musikalische Feinschmecker zu begeistern, Sänger Maurizio stachelte seine Supporter in sympathischer Weise fortlaufend an und seine musikalischen Mitstreiter zersägten in der Zwischenzeit die Bühnenbretter in exakter Manier. Dabei blieb neben Doublebasseinlagen und Blastbeats eine Menge Zeit für schöne Melodiebögen und KATAKLYSM nutzten die ausgedehnte Spielzeit von 90 Minuten gut für einen Streifzug voller bunter Hits aus. Es reihten sich Dampfhämmer wie Manipulator Of Souls oder Let Them Burn an mittelschnelle Granaten der Marke As I Slither oder Blood In Heaven aneinander und sorgten für ausgelassene Stimmung. Die Krönung des sehr gelungenen Auftritts war aber unumstritten Drummer Max Duhamel, der extreme Blasts und halsbrecherische Breaks in atemberaubender Art und Weise meisterte. Am Ende sah man überdeutlich, warum manche Bands „nur“ gut dastehen, andere wie eben KATAKLYSM an der Spitze thronen!

 

story © Leo • pics © Julia