Kurz
vor den Weihnachtstagen gab es ein von mir schon recht lange freudig
erwartetes Black Metal Festival mit einigen bekannten und einigen
regionalen Bands. Noch kurz vorher hatte ich Befürchtungen,
es würde relativ leer bleiben, da von Werbung für die
Veranstaltung nicht viel zu sehen war. Bereits auf dem Weg zu
Saint konnte man aber schon Horden kleiner Knilche sehen,
die mit Nieten und Corpsepaint ausgestattet waren. Gibt es eigentlich
was peinlicheres, als sich mit Corpsepaint wo anders als auf einer
Bühne (oder vielleicht noch bei einem Fotoshooting) aufzuhalten?
Kaum, denke ich ;)
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NEBELSTURM
:: als Opener waren grade so ziemlich in der Mitte
ihres Sets angelangt, als ich mich nach erledigten Formalitäten
zur Bühne begab. Die Band war mir zuvor live noch nicht untergekommen,
denn wenn nicht an die Musik, so hätte ich mich zumindest
an den ziemlich plakativen Namen erinnert ;) Die allem Anschein
nach noch recht junge Truppe bot nicht übermäßig
kreativen, aber recht solide klingenden Old School Black Metal.
Und gleich als erste Band des Tages gab es zum vierten und letzten
Song von Sänger Narthaas, der sich zuvor seiner Oberbekleidung
entledigte, zum Songtitel Blutnebeldivision passend die
erste entsprechende Sudelei des Abends (bzw. noch Nachmittages).
Zumindest bei DNS kann man da ja sehr sicher von ausgehen. Zu
diesen gab es bei NEBELSTURM noch eine weitere Parallele:
weibliche Beteiligung, wenn auch am Bass und nicht als Frontfrau
an Gitarre und Mikro.
Setlist: Tribuhtliedt dem Kaos, Stigmata, Himmels Ende,
Blutnebeldivision
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HADER
:: waren mir bis dato ebenfalls noch kein Begriff.
Die aus Aachen stammende Truppe hat sich allerdings auch erst
vor knapp zwei Jahren gegründet und außer einem 3-Track-Demo
noch nichts veröffentlicht, so dass ich mir das durchaus
verzeihe ;) Die 30 Minuten Spielzeit deckten HADER mit
vier Songs komplett ab. Im Gegensatz zu vielen langen Black Metal
Stücken gab es hier aber nicht nur hypnotisch-monotones Geschrammel
und depressives Gerausche, sondern sich entwickelnde, durch diverse
akustische Parts und recht vielgestaltigen Gesang sogar relativ
abwechslungsreiche Songs. Ich kann nur empfehlen, mal nach dem
von Sänger Dorn (der sich übrigens erfreulich gewählt
ausdrückte anstatt wie auch gerne genommen, nur die Songtitel
zu grunzen) beworbenen Demo Ascheregen Ausschau
zu halten – lohnt sich wohl!
Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Auftritt, gerne mehr davon!
Setlist: Kreuzzug, Purgatorium, Totenstille, Sterne
Die nach kurzer
Umbaupause folgenden :: BLACK
HORIZONZ :: stachen musikalisch dann ziemlich aus
dem Rest des KETZER FEST heraus, und ich bin mir noch immer
nicht ganz sicher, wie ich das nun finden soll. Mal hörte
sich der Sound, vor allem der des Schlagzeugs, ziemlich punk-beeinflusst
an, dann wieder hatte man das Gefühl, den Klang von den Songs
auf der Leprosy von Death zu kennen. Und natürlich hörte
es sich ab und an auch einfach nach melodischem Black oder Black/Death
Metal an. Für sich waren die einzelnen Stücke durchaus
in Ordnung, aber um einen ausgewogenen Auftritt daraus zu machen,
gab es, zumindest verglichen mit dem Rest der Veranstaltung, schon
fast zu viel Abwechslung. Ja, auch das kann es mal geben ;)
Ich habe BLACK HORIZONZ zuvor jedenfalls schon ohne haufenweise
eher rohen Black Metal spielende Bands um sie herum gesehen, und
das hat mir besser gefallen als dieses Mal, obwohl sich vermutlich
weder die Stücke noch die Qualität des Spiels signifikant
unterschieden haben dürften… Wenn man übrigens
noch einen Hinweis brauchte, um mitzubekommen, dass die Jungs
heute zumindest leicht deplatziert wirkten: Von allen acht Bands
waren BLACK HORIZONZ die einzige ohne Corpsepaint.
Setlist: Ensnared By The Black River, Blackheart Domain,
Battles Of Modern Art, Purifying Onset Of Winter, Echo In The
Empyrean, Khavoid
::
INFAUST
:: stellten die Weichen dann wieder auf Black Metal
klassischer Machart und präsentierten sich, wie die ersten
beiden Bands, auch wieder in entsprechender Montur. Sänger
Psycho sorgte dabei neben dem Kunstblut auch für echtes,
in dem er sich während des Auftritts auch noch am Bauch herumsägte
oder ritzte. Richtig erkennen konnte ich das aus ein paar Metern
Entfernung nicht immer, denn INFAUST reizten die Nebelmaschine
mal so richtig aus und waren die meiste Zeit nur schemenhaft zu
erkennen. Auffallender war daher der wirklich gelungene, Kälte
verströmender Gesang, der perfekt zur nicht minder frostigen
Musik passte. Vor allem ist es der Band gelungen, die Stimmung,
die sie auf dem Erstling Des Schmerzes Macht zu
erzeugen wussten, gut auf die Bühne zu bringen. Das Album
sei übrigens jedem, der sich gerne mal in den untergrundigen
Gefilden der Szene umschaut, ans Herz gelegt.
Setlist: Des Todes Angesicht, Lohegrab, Verloren In
Hoffnungslosigkeit, Entschlafene Illusion, Traum Aus Schmerz,
Hoffnung des Sterbenden, Unschuldig Meiner Verbitterung, Todesgleich
::
THYRGRIM
:: hatte ich das erste Mal knappe acht Monate zuvor
als Opener des Tomahawk Festival gesehen, und war durchaus gespannt,
wie sich die noch vergleichsweise junge Truppe entwickelt hatte.
In Ansätzen war da auch Gutes zu sehen, beispielsweise hinsichtlich
der Bühnenpräsenz, und auch Sänger Kain wirkte
überzeugend. Was den Rest angeht, kann man THYRGRIM
aber leider gar nicht richtig beurteilen oder Kritik am Konzert
üben, denn es war schlicht und einfach die Technik, die die
Jungs hängen ließ. Der Gitarrensound kam sicherlich
ungewollt seltsam rüber, und auch das Schlagzeug wurde keineswegs
optimal in Szene gesetzt. Dennoch ist es der Band anzurechnen,
dass sie das Beste aus der Situation machte und sich nicht entmutigen
ließ. Und dass Stücke wie der Opener Mit Blut Geschrieben
oder Falkenflug durchaus Klasse haben, wurde trotz
allem deutlich.
Setlist: Mit Blut Geschrieben, Heimat, Falkenflug, Besessen,
Hass, Heimkehr, Dorthin Wo Alles Begann, Wenn Es Schneit, Aus
Alten Tagen
::
GRAUPEL
:: sind vermutlich vielen aus zwei Gründen bekannt:
Zum einen von ihrer im Herbst 2006 mit Endstille zusammen erschienenen
Split LP Lauschangriff, und zum anderen aufgrund
der Tatsache, dass sich am Mikro mit Zingultus ein durch seine
Vergangenheit bei Nagelfar (mit „e“ ;) ) bekannter
Name findet. Auf CD fand ich das bisher noch recht überschaubare
Werk von GRAUPEL durchaus ansprechend, doch bis auf den
zugegebenermaßen geilen Bass kam davon live nicht so arg
viel rüber. Das Gekeife von Zingultus ging auch noch wohl
an, und entschädigte ein wenig dafür, dass der junge
Mann ansonsten eher unausstehlich wirkte. Zum einen nervte mich
sein übertrieben böses Gefuchtel, und zum anderen finde
ich, dass man, wenn überhaupt, die Leute in den ersten Reihen
mit Blut vollsabbern aber nicht einfach so vollrotzen sollte.
Erstaunlicherweise ging es vor der Bühne trotzdem ab wie
Hölle. Möglicherweise mag das alles da noch einigermaßen
geklungen haben, aber die meiste Zeit hörte sich das Dargebotene,
zumindest von meinem Standort aus, überwiegend wie dumpfes
und stumpfes Gerumpel an.
Hatten sich
Graupel bühnenbildnerisch noch auf zwei die Bühne flankierende
Kerzenständer beschränkt, so fuhren ::
DARKENED
NOCTURN SLAUGHTERCULT :: in dieser Hinsicht wesentlich
schwereres Geschütz auf: Diverse Kultgegenstände, Tierschädel,
Stoffbahnen und selbstverständlich kanisterweise Blut wurden
auf der Bühne drapiert, und in Mitten des Ganzen wurde dann
zum Intro von Sängerin Onielar erstmal eine Madonnenstatue
oder sowas Ähnliches mit einer Axt zertrümmert…
Schon etwas klischeebehaftet das alles. Danach ging es dann aber
heftig zur Sache: Allesamt blutbesudelt und in Form der Frontfrau
auch immer mal wieder was davon ins Publikum speiend, heizten
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT den Horden vor der Bühne
im wahrsten Sinne des Wortes höllisch ein. Obwohl mir verglichen
mit anderen Auftritten irgendwie ein bisschen Drive bzw. der letzte
Kick in den Songs fehlte, war es doch zweifellos auch für
das Publikum eines der Highlights des Abends. Onielar schrie und
keifte sich eine gute Stunde lang intensivst die schwarze Seele
aus dem Leib, während ihre Kollegen an den Saiten sie mit
rasenden Riffgewittern unterstützten. Dazu haute diesmal
sogar technisch alles hin, so dass DNS als eine der wenigen
Bands des Abends mit optimalem Sound zu Werke gehen konnten. Kein
Wunder also, dass das Stücke wie Das All-Eine, The Dead
Hate The Living, Nocturnal March und (natürlich) Bearer
Of Blackest Might enthaltende Set von der ersten bis zur letzten
Minute abgefeiert wurde.
Bei ::
ENDSTILLE
:: war ich dann gleich aus zweierlei Gründen gespannt,
wie der Auftritt werden würde: Einmal natürlich, wie
die neuen Songs, allen voran Vorwärts, sich live machen
würden, und andererseits, mit welcher Laune Iblis zu Werke
gehen würde. Im Vorfeld jedenfalls war er ziemlich angepisst,
da die Band direkt beim Eintreffen vor Ort von irgendwelchen kleinen
Scheißern mit „Sieg Heil!“ begrüßt
worden war, dazu gesellte sich dann wohl noch eine relativ hartnäckige
Erkältung. Das führte auf der Bühne dann auch zu
recht unwirschen Unmutsbekundungen gegenüber der sich durch
häufige Rückkopplungen und diverse andere Probleme hervortuenden
Technik und einmal auch zu einem herzhaften „Fresse Halten,
A*loch“ gegenüber einem Fan, der sich zu früh
Bastard wünschte ;). Naja, eine aggressive bis finstere
Stimmung passt ja auch irgendwie zur Musik, und durch die zwangsweise
etwas tiefere Stimme hörten sich sogar die normalerweise
durch den norddeutschen Dialekt etwas ulkig klingenden Ansagen
zwischen den Songs regelrecht finster an. Während Iblis sich
die ganze Zeit auf der gesamten Bühne austobte, waren Lars
und Cruor, vor allem aber ersterer, deutlich zurückhaltender.
Was mich etwas erstaunte war, dass die Songs vom neuen Album Endstilles
Reich bis auf den oben bereits genannten Vorwärts
(bei dem wurde aber dafür dann so richtig gebangt) eher zurückhaltend
aufgenommen wurden, derweil Iblis vor allem beim Titelstück
so richtig abging. Unter den Fans schien man eher auf die Klassiker
wie den Titelsong des von vielen als bestes Album der Band betrachteten
Frühlingserwachen, oder aber Bastard,
Navigator sowie die vierte Zugabe Der Hetzer zu warten,
um sich da vollends ins Zeug zu legen. Insgesamt ein gewohnt guter
Auftritt von ENDSTILLE, der aber wie schon erwähnt
ziemlich unter technischen Problemen litt. Ich denke aber, dass
der Großteil der Fans dennoch keineswegs unzufrieden war.
Setlist: Dominanz, The One I Hate, Vorwärts (Sturmangriff),
Frühlingserwachen, I Bless You... God, Endstilles Reich,
No Heaven Over Germany, Among Our Glorious Existence, Biblist
Burner // Bastard, Ripping Angelflesh, Navigator // Der Hetzer
FAZIT:
Musikalisch war das KETZER FEST trotz diverser technischer
Probleme eine runde Sache.
Mit ähnlichem Billing wäre eine Neuauflage durchaus
zu wünschen!
Dennoch habe ich selten bei einem Konzert eine derart unentspannte
Stimmung erlebt, was schlicht und einfach daran lag, dass sich
ein kleiner Teil der gut 500 Gäste nicht benehmen konnte
bzw. sehr fragwürdiger Gesinnung war.
Das fing damit an, dass auf dem Parkplatz direkt vor dem Saint
von einem Haufen kleiner Pisser mit offenkundigen Aggressionsbewältigungsdefiziten
die Scheinwerfer des Auto gegenüber zu Klump getreten wurden,
was von diversen Umstehenden lediglich mit lautem Johlen kommentiert
wurde. Wie ich vom Besitzer dieses Gefährts erfuhr, hatte
er zuvor keinerlei Kontakt zu den Blagen gehabt. Dazu kam dann
(teilweise waren es sogar die gleichen Beteiligten) das Auftreten
von „Fans“ die mit offensichtlich der rechten Szenen
zugehöriger Symbolik auf den Jacken herumliefen. Diesen seitens
der Ordner einfach Gaffer-Tape darüber zu kleben und die
Brut dennoch rein zulassen, fand ich ehrlich gesagt ziemlich daneben.