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2007-12-22 DE – Oberhausen - Saint

Kurz vor den Weihnachtstagen gab es ein von mir schon recht lange freudig erwartetes Black Metal Festival mit einigen bekannten und einigen regionalen Bands. Noch kurz vorher hatte ich Befürchtungen, es würde relativ leer bleiben, da von Werbung für die Veranstaltung nicht viel zu sehen war. Bereits auf dem Weg zu Saint konnte man aber schon Horden kleiner Knilche sehen, die mit Nieten und Corpsepaint ausgestattet waren. Gibt es eigentlich was peinlicheres, als sich mit Corpsepaint wo anders als auf einer Bühne (oder vielleicht noch bei einem Fotoshooting) aufzuhalten? Kaum, denke ich ;)

:: NEBELSTURM :: als Opener waren grade so ziemlich in der Mitte ihres Sets angelangt, als ich mich nach erledigten Formalitäten zur Bühne begab. Die Band war mir zuvor live noch nicht untergekommen, denn wenn nicht an die Musik, so hätte ich mich zumindest an den ziemlich plakativen Namen erinnert ;) Die allem Anschein nach noch recht junge Truppe bot nicht übermäßig kreativen, aber recht solide klingenden Old School Black Metal. Und gleich als erste Band des Tages gab es zum vierten und letzten Song von Sänger Narthaas, der sich zuvor seiner Oberbekleidung entledigte, zum Songtitel Blutnebeldivision passend die erste entsprechende Sudelei des Abends (bzw. noch Nachmittages). Zumindest bei DNS kann man da ja sehr sicher von ausgehen. Zu diesen gab es bei NEBELSTURM noch eine weitere Parallele: weibliche Beteiligung, wenn auch am Bass und nicht als Frontfrau an Gitarre und Mikro.
Setlist: Tribuhtliedt dem Kaos, Stigmata, Himmels Ende, Blutnebeldivision

:: HADER :: waren mir bis dato ebenfalls noch kein Begriff. Die aus Aachen stammende Truppe hat sich allerdings auch erst vor knapp zwei Jahren gegründet und außer einem 3-Track-Demo noch nichts veröffentlicht, so dass ich mir das durchaus verzeihe ;) Die 30 Minuten Spielzeit deckten HADER mit vier Songs komplett ab. Im Gegensatz zu vielen langen Black Metal Stücken gab es hier aber nicht nur hypnotisch-monotones Geschrammel und depressives Gerausche, sondern sich entwickelnde, durch diverse akustische Parts und recht vielgestaltigen Gesang sogar relativ abwechslungsreiche Songs. Ich kann nur empfehlen, mal nach dem von Sänger Dorn (der sich übrigens erfreulich gewählt ausdrückte anstatt wie auch gerne genommen, nur die Songtitel zu grunzen) beworbenen Demo Ascheregen Ausschau zu halten – lohnt sich wohl!
Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Auftritt, gerne mehr davon!
Setlist: Kreuzzug, Purgatorium, Totenstille, Sterne

Die nach kurzer Umbaupause folgenden :: BLACK HORIZONZ :: stachen musikalisch dann ziemlich aus dem Rest des KETZER FEST heraus, und ich bin mir noch immer nicht ganz sicher, wie ich das nun finden soll. Mal hörte sich der Sound, vor allem der des Schlagzeugs, ziemlich punk-beeinflusst an, dann wieder hatte man das Gefühl, den Klang von den Songs auf der Leprosy von Death zu kennen. Und natürlich hörte es sich ab und an auch einfach nach melodischem Black oder Black/Death Metal an. Für sich waren die einzelnen Stücke durchaus in Ordnung, aber um einen ausgewogenen Auftritt daraus zu machen, gab es, zumindest verglichen mit dem Rest der Veranstaltung, schon fast zu viel Abwechslung. Ja, auch das kann es mal geben ;)
Ich habe BLACK HORIZONZ zuvor jedenfalls schon ohne haufenweise eher rohen Black Metal spielende Bands um sie herum gesehen, und das hat mir besser gefallen als dieses Mal, obwohl sich vermutlich weder die Stücke noch die Qualität des Spiels signifikant unterschieden haben dürften… Wenn man übrigens noch einen Hinweis brauchte, um mitzubekommen, dass die Jungs heute zumindest leicht deplatziert wirkten: Von allen acht Bands waren BLACK HORIZONZ die einzige ohne Corpsepaint.
Setlist: Ensnared By The Black River, Blackheart Domain, Battles Of Modern Art, Purifying Onset Of Winter, Echo In The Empyrean, Khavoid

:: INFAUST :: stellten die Weichen dann wieder auf Black Metal klassischer Machart und präsentierten sich, wie die ersten beiden Bands, auch wieder in entsprechender Montur. Sänger Psycho sorgte dabei neben dem Kunstblut auch für echtes, in dem er sich während des Auftritts auch noch am Bauch herumsägte oder ritzte. Richtig erkennen konnte ich das aus ein paar Metern Entfernung nicht immer, denn INFAUST reizten die Nebelmaschine mal so richtig aus und waren die meiste Zeit nur schemenhaft zu erkennen. Auffallender war daher der wirklich gelungene, Kälte verströmender Gesang, der perfekt zur nicht minder frostigen Musik passte. Vor allem ist es der Band gelungen, die Stimmung, die sie auf dem Erstling Des Schmerzes Macht zu erzeugen wussten, gut auf die Bühne zu bringen. Das Album sei übrigens jedem, der sich gerne mal in den untergrundigen Gefilden der Szene umschaut, ans Herz gelegt.
Setlist: Des Todes Angesicht, Lohegrab, Verloren In Hoffnungslosigkeit, Entschlafene Illusion, Traum Aus Schmerz, Hoffnung des Sterbenden, Unschuldig Meiner Verbitterung, Todesgleich

:: THYRGRIM :: hatte ich das erste Mal knappe acht Monate zuvor als Opener des Tomahawk Festival gesehen, und war durchaus gespannt, wie sich die noch vergleichsweise junge Truppe entwickelt hatte. In Ansätzen war da auch Gutes zu sehen, beispielsweise hinsichtlich der Bühnenpräsenz, und auch Sänger Kain wirkte überzeugend. Was den Rest angeht, kann man THYRGRIM aber leider gar nicht richtig beurteilen oder Kritik am Konzert üben, denn es war schlicht und einfach die Technik, die die Jungs hängen ließ. Der Gitarrensound kam sicherlich ungewollt seltsam rüber, und auch das Schlagzeug wurde keineswegs optimal in Szene gesetzt. Dennoch ist es der Band anzurechnen, dass sie das Beste aus der Situation machte und sich nicht entmutigen ließ. Und dass Stücke wie der Opener Mit Blut Geschrieben oder Falkenflug durchaus Klasse haben, wurde trotz allem deutlich.
Setlist: Mit Blut Geschrieben, Heimat, Falkenflug, Besessen, Hass, Heimkehr, Dorthin Wo Alles Begann, Wenn Es Schneit, Aus Alten Tagen

:: GRAUPEL :: sind vermutlich vielen aus zwei Gründen bekannt: Zum einen von ihrer im Herbst 2006 mit Endstille zusammen erschienenen Split LP Lauschangriff, und zum anderen aufgrund der Tatsache, dass sich am Mikro mit Zingultus ein durch seine Vergangenheit bei Nagelfar (mit „e“ ;) ) bekannter Name findet. Auf CD fand ich das bisher noch recht überschaubare Werk von GRAUPEL durchaus ansprechend, doch bis auf den zugegebenermaßen geilen Bass kam davon live nicht so arg viel rüber. Das Gekeife von Zingultus ging auch noch wohl an, und entschädigte ein wenig dafür, dass der junge Mann ansonsten eher unausstehlich wirkte. Zum einen nervte mich sein übertrieben böses Gefuchtel, und zum anderen finde ich, dass man, wenn überhaupt, die Leute in den ersten Reihen mit Blut vollsabbern aber nicht einfach so vollrotzen sollte. Erstaunlicherweise ging es vor der Bühne trotzdem ab wie Hölle. Möglicherweise mag das alles da noch einigermaßen geklungen haben, aber die meiste Zeit hörte sich das Dargebotene, zumindest von meinem Standort aus, überwiegend wie dumpfes und stumpfes Gerumpel an.

Hatten sich Graupel bühnenbildnerisch noch auf zwei die Bühne flankierende Kerzenständer beschränkt, so fuhren :: DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT :: in dieser Hinsicht wesentlich schwereres Geschütz auf: Diverse Kultgegenstände, Tierschädel, Stoffbahnen und selbstverständlich kanisterweise Blut wurden auf der Bühne drapiert, und in Mitten des Ganzen wurde dann zum Intro von Sängerin Onielar erstmal eine Madonnenstatue oder sowas Ähnliches mit einer Axt zertrümmert… Schon etwas klischeebehaftet das alles. Danach ging es dann aber heftig zur Sache: Allesamt blutbesudelt und in Form der Frontfrau auch immer mal wieder was davon ins Publikum speiend, heizten DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT den Horden vor der Bühne im wahrsten Sinne des Wortes höllisch ein. Obwohl mir verglichen mit anderen Auftritten irgendwie ein bisschen Drive bzw. der letzte Kick in den Songs fehlte, war es doch zweifellos auch für das Publikum eines der Highlights des Abends. Onielar schrie und keifte sich eine gute Stunde lang intensivst die schwarze Seele aus dem Leib, während ihre Kollegen an den Saiten sie mit rasenden Riffgewittern unterstützten. Dazu haute diesmal sogar technisch alles hin, so dass DNS als eine der wenigen Bands des Abends mit optimalem Sound zu Werke gehen konnten. Kein Wunder also, dass das Stücke wie Das All-Eine, The Dead Hate The Living, Nocturnal March und (natürlich) Bearer Of Blackest Might enthaltende Set von der ersten bis zur letzten Minute abgefeiert wurde.

Bei :: ENDSTILLE :: war ich dann gleich aus zweierlei Gründen gespannt, wie der Auftritt werden würde: Einmal natürlich, wie die neuen Songs, allen voran Vorwärts, sich live machen würden, und andererseits, mit welcher Laune Iblis zu Werke gehen würde. Im Vorfeld jedenfalls war er ziemlich angepisst, da die Band direkt beim Eintreffen vor Ort von irgendwelchen kleinen Scheißern mit „Sieg Heil!“ begrüßt worden war, dazu gesellte sich dann wohl noch eine relativ hartnäckige Erkältung. Das führte auf der Bühne dann auch zu recht unwirschen Unmutsbekundungen gegenüber der sich durch häufige Rückkopplungen und diverse andere Probleme hervortuenden Technik und einmal auch zu einem herzhaften „Fresse Halten, A*loch“ gegenüber einem Fan, der sich zu früh Bastard wünschte ;). Naja, eine aggressive bis finstere Stimmung passt ja auch irgendwie zur Musik, und durch die zwangsweise etwas tiefere Stimme hörten sich sogar die normalerweise durch den norddeutschen Dialekt etwas ulkig klingenden Ansagen zwischen den Songs regelrecht finster an. Während Iblis sich die ganze Zeit auf der gesamten Bühne austobte, waren Lars und Cruor, vor allem aber ersterer, deutlich zurückhaltender. Was mich etwas erstaunte war, dass die Songs vom neuen Album Endstilles Reich bis auf den oben bereits genannten Vorwärts (bei dem wurde aber dafür dann so richtig gebangt) eher zurückhaltend aufgenommen wurden, derweil Iblis vor allem beim Titelstück so richtig abging. Unter den Fans schien man eher auf die Klassiker wie den Titelsong des von vielen als bestes Album der Band betrachteten Frühlingserwachen, oder aber Bastard, Navigator sowie die vierte Zugabe Der Hetzer zu warten, um sich da vollends ins Zeug zu legen. Insgesamt ein gewohnt guter Auftritt von ENDSTILLE, der aber wie schon erwähnt ziemlich unter technischen Problemen litt. Ich denke aber, dass der Großteil der Fans dennoch keineswegs unzufrieden war.
Setlist: Dominanz, The One I Hate, Vorwärts (Sturmangriff), Frühlingserwachen, I Bless You... God, Endstilles Reich, No Heaven Over Germany, Among Our Glorious Existence, Biblist Burner // Bastard, Ripping Angelflesh, Navigator // Der Hetzer

FAZIT: Musikalisch war das KETZER FEST trotz diverser technischer Probleme eine runde Sache.
Mit ähnlichem Billing wäre eine Neuauflage durchaus zu wünschen!
Dennoch habe ich selten bei einem Konzert eine derart unentspannte Stimmung erlebt, was schlicht und einfach daran lag, dass sich ein kleiner Teil der gut 500 Gäste nicht benehmen konnte bzw. sehr fragwürdiger Gesinnung war.
Das fing damit an, dass auf dem Parkplatz direkt vor dem Saint von einem Haufen kleiner Pisser mit offenkundigen Aggressionsbewältigungsdefiziten die Scheinwerfer des Auto gegenüber zu Klump getreten wurden, was von diversen Umstehenden lediglich mit lautem Johlen kommentiert wurde. Wie ich vom Besitzer dieses Gefährts erfuhr, hatte er zuvor keinerlei Kontakt zu den Blagen gehabt. Dazu kam dann (teilweise waren es sogar die gleichen Beteiligten) das Auftreten von „Fans“ die mit offensichtlich der rechten Szenen zugehöriger Symbolik auf den Jacken herumliefen. Diesen seitens der Ordner einfach Gaffer-Tape darüber zu kleben und die Brut dennoch rein zulassen, fand ich ehrlich gesagt ziemlich daneben.

 

story © Seb