| Einlass: 18:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets ab: 69,75 - 144,50 Euro + Gebühren |

End Of The Road World Tour Part II – "Das ist schön Liebchen"

Vor ziemlich genau 3 Jahren, am 3. Juni 2019, durfte ich den ersten Teil der End Of The Road World Tour redaktionell und fotografisch im Essener Stadion begleiten. Eigentlich dachte ich, dass dies das erste und letzte Mal sein würde, dass ich KISS live zu sehen bekomme. Tatsächlich war die Resonanz auf diese Tour aber so unglaublich phänomenal, dass die Amis eine zweite Runde rund um den Globus drangehängt haben.
Und hier sind wir nun, mit zwei Jahren Verspätung aus bekannten Gründen. Nach geschichtsträchtigen und legendären knappen 50 Jahren (2023) geht dieser Tage hier in Deutschland die Ära KISS nun endgültig, ein für alle Mal, zu Ende. Zumindest sagen sie das. Die heutige Show hier in der :: Westfalenhalle Dortmund :: markiert dabei den europäischen Tourauftakt. In Deutschland darf man sich anschließend noch in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart auf KISS freuen.
Und meiner einer darf sich überaus glücklich schätzen, noch einmal dabei sein zu dürfen. Ich bin im Honigkuchenpferd-Modus :)

Also auf in die Ruhrpottmetropole Dortmund. Pünktlich und einigermaßen aufgeregt stehe ich am Presseschalter. Irgendwie ist man den ganzen Livezirkus nicht mehr gewohnt. Ich hatte das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben und nicht vorbereitet zu sein ;)
Das Verkehrschaos rund um solch ein großes Event blieb im erwartbaren Rahmen, ebenso Einlass, Sicherheitsbestimmungen und das Prozedere für Presse und Fotografen. Die Parkplatzpreise mit 8 Euro fand ich allerdings happig. Happig waren auch die Merch-Preise. Das günstigste Shirt kostete 45 Euro. Selbst für nen Stoffbeutel musste man 25 Euro berappen. Trotzdem ging das Merch weg wie warme Semmeln ;)
Um die 11.500 Fans, zum Teil sehr schön KISS-Like aufgestylt, rangelten um Parkplätze, Einlass und Merchandise. Viele Kids waren dabei – es soll ja das allerletzte Mal sein… Die Westfalenhalle war somit knapp ausverkauft. Ein paar Tickets konnte man sich noch an der Abendkasse ergattern, ein paar Sitze auf den Rängen blieben aber leer. Nach dem Open Air Konzert vor drei Jahren gibt es nun zum Abschluss ein Indoor-Konzert. Ich war gespannt, ob es Bühnendeko und Pyros im gleichen Maße geben würde wie seinerzeit in Essen.

:: Fotos :: THE NEW ROSES ::

Für die Wiesbadener :: THE NEW ROSES :: dürfte dieser Supportslot einen gewaltigen Schub bedeuten. Auf jeden Fall für’s Ego. Welche Band kann schon von sich behaupten, für KISS eröffnet zu haben. Aber sicherlich auch, um die Fan-Basis zu vergrößern und den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dankbar ist der Job vermutlich nicht, die Zahl derjenigen, die bei KISS eine Vorband sehen wollen, ist wohl eher verschwindend klein. Aber sie waren da, die THE NEW ROSES Fans, die sich lautstark bemerkbar machten. Am Ende war es in der Mehrheit aber eher ein Höflichkeitsapplaus.
Natürlich wurde schnell deutlich, wie sehr sich die Bands in Sachen Unterhaltungswert und Live-Performance unterscheiden. THE NEW ROSES sind quasi die Gänseblümchen. Gut, das war zu erwarten, schließlich holen sich KISS auch keine Band auf die (Vor)Bühne, von der sie dann an die Wand gespielt werden könnten.
Sound und Licht waren mäßig und die Jungs um Tim Rough wirkten auf der großen Bühne und vor (zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig anwesenden) 11.500 Fans irgendwie verloren, blass und allzu harmlos. THE NEW ROSES passen halt viel besser in einen Club - das hab ich selbst schon mehrfach erlebt. Ein neues Album ist für den Herbst angekündigt, mit dem man dann auch durch die Clubs ziehen wird. Die Tourdaten wurden bereits bekanntgegeben.

Band: Timmy Rough (vox), Dizzy Presley (git), Hardy (bass), Urban Berz (drums)

:: Fotos :: KISS ::

Pause und das lange Warten auf die Rock-Legende :: KISS ::.
Wie bereits erwähnt, war heute der Tourauftakt für Europa und so manches lief nicht rund. Auch die Profis scheinen in den letzten 2 Jahren was von ihrem Flow eingebüßt zu haben. Da stehe ich wohl nicht alleine da ;) Rechts und links neben der Bühne standen jeweils zwei meterhohe Aufblasfiguren der Musiker. Die von Eric Singer schrumpfte während der Show, was hier und da für Gelächter und spitze Bemerkungen sorgte. Mit 20-minütiger Verspätung ertönte dann aber endlich das Rock And Roll Intro von Led Zeppelin und der Vorhang fiel mit lautem Knall, während Stanley, Simmons und Thayer von der Decke schwebten.

"You wanted the best, you got the best"

Und das buchstäblich! Die alten Herren hatten richtig Bock und das merkte man von Anfang an. Die Band war in bester Laune, auch top fit und schien sichtlich erholt. Am Stage-Setting und der Technik hat sich im Vergleich zur Show in Essen nichts geändert. Ein KISS Spektakel ist vor allem ein visuelles Erlebnis, einmal mehr brillant inszeniert. Da wurde an nichts gespart und alles aufgefahren, was in der Halle machbar war. Die Bühne war relativ niedrig, so dass man von hinten das Geschehen eigentlich nur noch auf den Leinwänden verfolgen konnte. Tatsächlich einen Blick auf die Bühne zu erhaschen war nur möglich, wenn man entweder 2m+ groß war oder eben ganz KISS-Like mind. 30cm Plateau-Schuhe trug. Pyros, Blut, Feuerspielchen, Gimmicks wie Ufos abschießen, Luftballons, die hochfahrbare Plattform im hinteren Teil der Halle, Laser, Konfetti und Feuerwerk - alles war alles dabei. Selbst die Seilbahn, mit der Paul Stanley zu Love Gun über den Köpfen der Fans dahinrauscht, wurde nicht ausgelassen.
Den Sound empfand ich später hinten n der Halle als viel zu nett und handzahm. Da hätte man ruhig mehr Wumms draufgeben können.
Paul Stanley versuchte einmal mehr seine Deutschkenntnisse an den/die Mann/Frau zu bringen, die er von seiner gebürtig aus Berlin stammenden Mutter erworben hat. Klang sehr putzig ;)
Im Übrigen sind KISS wohl nun schon zum sechsten Mal zu Gast Dortmund. Die Amis scheinen sich in Deutschland und besonders im Pott wohl zu fühlen ;)
Gene Simmons sabberte während der Show mit seiner heraushängenden Zunge genüsslich vor sich hin und praktizierte mal mehr und mal weniger subtile Anzüglichkeiten ;) Bei Gitarrist Tommy Thayer hat man immer ein bisschen das Gefühl, dass er zwischen Stanley und Simmons verloren geht. Und Eric Singer hat es naturgemäß nicht leicht sich gut sichtbar zu präsentieren.

An der Setliste hat sich kaum etwas geändert. Die Reihenfolge im Mittelteil wurde verändert und zwei Songs ausgetauscht. Einen im regulären Set, Tears Are Falling statt Let Me Go, Rock'N'Roll und einen im Zugabeteil, Do You Love Me statt Crazy Crazy Nights.
Natürlich war das einmal mehr eine durchchoreografierte, absolut professionelle und routinierte Show ohne Spielraum für spontane Interaktionen. KISS haben in diesem Rahmen ihr Bestes gegeben, das Maximale herausgeholt und wurden dafür vom Publikum frenetisch gefeiert. Mal schauen, wie das in 2 Monaten bei der letzten europäischen Show in Amsterdam aussieht.
Ein kleiner Wermutstropfen war die Horde VIP-Ticket-Holder, die noch vor den Fotografen in den Fotograben stürmen durften und uns neben den Kamera-Leuten ordentlich die Fotografiersicht vermiest haben.

Ja, das war noch einmal eine grandiose Show :) Und meinetwegen dürfen sich KISS nach ihrer aller-, aller-, allerletzten Show in Sacramento, kurz vor ihrem 50-jährigen Bandjubiläum - das schreit doch förmlich nach noch mindestens einer Show ;) - auch wohlverdient zur Ruhe setzen. Ob die Jungs bei ihrem letzten Konzert dann auch wie 12-jährige Mädchen weinen (so Simmons in einem Interview)… man wird sehen ;)

KISS LOVES YOU DORTMUND

"We wanted the best, we got the best"

Band: Paul Stanley (vox, git), Gene Simmons (bass), Tommy Thayer (git), Eric Singer (drums)

Setlist: Rock And Roll (Intro, Led Zeppelin), Detroit Rock City, Shout It Out Loud, Deuce, War Machine, Heaven's On Fire, I Love It Loud, Say Yeah, Cold Gin, Guitar Solo Tommy, Lick It Up, Calling Dr. Love, Tears Are Falling, Psycho Circus, Drum Solo Eric, 100,000 Years, Bass Solo Gene, God Of Thunder, Love Gun, I Was Made For Lovin' You, Black Diamond // Beth, Do You Love Me, Rock And Roll All Nite, God Gave Rock 'n' Roll To You II (Outro)

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography