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2006-10-09 DE – Essen Turock

Am 09.10. wartete das Turock in Essen mit einem Black Metal Package auf, das sich gewaschen hatte. Neben den beiden Norwegischen Bands KOLDBRANN und SARKOM, deren jeweils aktuelle Platten in den höchsten Tönen gelobt wurden, war die aufstrebende deutsche Kapelle NEGATOR mit auf der Tour. In Essen gab es dann als lokalen Support noch die Solinger CERBERUS mit obendrauf. Selbstverständlich, dass Dajana und meine Wenigkeit sich das nicht entgehen ließen… *g*

…Zumal es für mich nach Jahren auch der erste Besuch im Turock nach seinem Namens- und Besitzerwechsel war. Ich war schon neugierig, was man aus dem Laden gemacht hatte. Letztendlich hat sich aber nicht so viel geändert ;)

:: Fotos ::

Wie bei den letzten Malen, die ich im Turock bei Konzerten war auch, ging es leider nicht so pünktlich wie angekündigt los, statt 19.30 erst um 20 Uhr, ohne dass es einen ersichtlichen Grund gab. Das ist gerade an Werktagen ziemlich schade, denn bei vier Bands und der Tatsache, dass viele Fans aus der Region auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, schlägt sich das nämlich allmählich in den Besucherzahlen nieder. Wer zahlt schon gerne Eintritt und sieht dann nur ein paar Minuten vom Headliner, weil es sonst zu spät wird? Wahrscheinlich auch aus diesem Grunde fanden sich schätzungsweise maximal 140 Schwarzkittel in Essen ein. Na ja, dann ging’s ja doch irgendwann los, und zwar mit

:. CERBERUS ~ Diese kamen gleich mal mit personellem Großaufgebot auf die Bühne, denn man hat sich mit einem zweiten Sänger und einem Cellisten verstärkt und kam so auf 6 Mann + (im BM-Bereich doch recht ungewöhnlich) eine Schlagzeugerin. Bis auf den neuen Sänger, der optisch gerade mit seiner halb lang, halb Glatze- Frisur eher in die Gothic-Schiene passte, und dem beinahe bieder aussehenden Cellisten natürlich samt und sonders standesgemäß mit Corpsepaint und den üblichen Accessoires. Den Anfang machte Drachenland vom aktuellen Album Klagelieder – Grabesgesang, in dem auch gleich die beiden Neulinge, wenn auch spärlich, eingesetzt wurden. So ganz ausgereift wirkte das allerdings noch nicht; damit vor allem das Cello wirkungsvoll rüberkommt, muss wohl zunächst neues Material her. Einen mit dem Zuwachs neu einstudierten Song (noch ohne Titel) gab es dann auch als viertes, bei dem die beiden auch bereits etwas mehr agieren konnten. Probleme gab es auch einige, nach dem ersten Song musste gleich mal was an einer der Gitarren repariert werden und auch sonst blieb der Gig eher holprig, bedingt durch lange Pausen zwischen den Stücken und auch Abstimmungsprobleme beim Sound. Dennoch gab es Zugabe-Rufe als nach sechs von sieben geplanten Songs Feierabend war, und trotz aller Probleme habe ich auch schon schlechtere Opener gesehen.
Setlist: Drachenland, Song Of Blood, Seven Gates, „neuer Song“, Todestränen, Siegestanz


:. SARKOM ~ war dann die erste Band auf die ich aufgrund des viel versprechenden Erstlingswerks Aggravation Of Mind richtig gespannt war. Als die fünf Norweger die Bühne betraten, musste ich allerdings doch zunächst einmal breit grinsen. Die Jungs sahen ein wenig so aus, als wäre eine Horde Pandabären in einem Stachelschweingehege in einen Unfall verwickelt worden. Vermutlich wären bei den Massen an Nieten und Stacheln selbst Immortal unter der Schminke blass vor Neid geworden *g*
Zudem trug Sänger Ungaard, der genau wie seine Mitstreiter offensichtlich mit vollem Elan bei der Sache war und kreuz und quer über die Bühne jagte, ein möglicherweise etwas übertrieben großes umgedrehtes Kreuz um den Hals. Nun ja, Geschmackssache, sowas…
Musikalisch gab es aber nichts zu lachen, SARKOM legten gleich von Beginn an mächtig druckvoll los. Trotz eines ordentlichen Einschlags traditionellen Black Metals a la Darkthrone (wenn ich mich nicht irre, haben sie auch einen Song der Altmeister gecovert…) mischten sie allerdings immer wieder rockige und groovige Riffs und Tempowechsel unter. Vor allem in der zweiten Hälfte des Sets kamen dabei richtige Nackenbrecher aus den Boxen. Dementsprechend war dann auch ordentlich Bewegung vor der Bühne, die Aufforderung von Frontmann Unsgaard, vor/beim letzten Song für ein bisschen „more activity in the front“ zu sorgen, war an sich gar nicht nötig. Leider war auch hier relativ flott Schluss, und obwohl noch über eine Minute eine Art Outro oder so was auf der Bühne nachklang ohne dass das Licht anging, gab es leider keine Zugabe. Für mich ohne Zweifel noch vor Koldbrann das Highlight des Abends! [*zustimm*… für mich gilt das Gleiche: SARKOM waren einfach nur schweinegeil ;) – Dajana]

Danach machten wir mal einen kleinen Abstecher ins nebenan gelegene legendäre Cafe Nord, um die Speisekarte auszukundschaften, oder in meinem Falle ein Bier einer mir genehmeren Marke zu verkonsumieren. Aus Zeitgründen wurde das Essen dann aber auf die nächste Umbaupause verschoben. Und weiter ging’s...

:. NEGATOR ~ fielen dann für den heutigen Abend schon rein optisch aus dem Rahmen. Wo sich die anderen Bands martialisch bemalt und kostümiert präsentierten, gab es bei den Hamburgern Einheitslook und wenn überhaupt vorhanden, kurze Haare. Auch was den Stil anging, gab es einen klaren Bruch, im Gegensatz zu den mitunter ausufernden, von Breaks und schleppenden Parts geprägten Stücken der umrahmenden Bands setzen NEGATOR mehr auf straighten, meist sehr schnellen Black Metal, der sich wohl an Dark Funeral & Co., also der anderen Art norwegischen Black Metals orientiert. Dass die Band ganz offenbar Spaß an der Tour mit den Nordmannen hat, war mehr als deutlich, vor allem Sänger Nachtgarm war kaum zu bremsen. Durch die permanent hohe Geschwindigkeit bei der live, zumindest da wo ich stand, aber doch einige Feinheiten untergingen (kann allerdings auch am Sound gelegen haben, der auch sonst nicht so klar war wie bei der Band zuvor), muss ich allerdings sagen, dass NEGATOR vergleichsweise eine bisschen zu wenig abwechslungsreich wirkten. Dennoch ein guter und technisch sauberer Auftritt!
Setlist: Free Bird, Old Stigma, Türme, Science Of Nihil, Gloomy Sunday, In The Unholy Halls Of Eternal Frost, Eisen wider Siechtum, Der Infanterist, Honour Demise, Interludium, Katharsis, Die eherne Replik

Dann war also erstmal Essen fassen dran, da laut Stageplan eine recht üppige Umbaupause zu erwarten war. Für mich gab es nur eine Kleinigkeit, aber Madame Dajana ließ es sich ordentlich schmecken (hatte Hunger wie ein Wolf und es war ja auch ausgesprochen lecker *g* - Dajana). Ausreichend gestärkt kamen wir dann auch ziemlich passend wieder um nichts vom Headliner zu verpassen. Abzusehen war leider schon, dass auch hier ordentlich gekürzt werden würde, wenn man seitens des Veranstalters auch nur annähernd im Rahmen der erlaubten Öffnungszeiten bleiben wollte.

:. KOLDBRANN ~ haben nach ihrem Debüt als absolute Speedmonster mit dem neuen Album Moribund auch in punkto Songwriting überzeugen können, statt nur noch „Attacke!“ bietet das norwegische Quintett um Frontmann Mannevond mittlerweile sehr anspruchsvollen und variantenreichen Black Metal. KOLDBRANN kamen dann auch wie ihre Landsmänner wieder klassisch „true and evil“ aussehend auf die Bühne und boten genau das, was sie mit ihrer letzten CD versprochen hatten. Allerdings war ihnen auch anzumerken, dass sie, wohl bedingt durch die Setkürzung, und das nicht besonders zahlreich erschienene Publikum, nicht mit ganz soviel Schwung unterwegs waren wie die anderen Bands. An der Qualität der Songs, die je zur Hälfte von Moribund und Nekrotisk Inkvisition kamen, wie Kaosmanifest oder Alt er befengt, konnte das freilich nichts ändern, und zu guter Letzt durfte sogar mehr als eine Zugabe gegeben werden. Ich kann mir vorstellen, dass KOLDBRANN, wenn sie richtig gut drauf sind, noch ein ganzes End besser sein können, aber auch so war es eine geile Show und hat gerockt wie Sau!

Dann waren wir aber auch froh, dass Feierabend war und man den Heimweg antreten konnte, um wenigstens ein paar Stündchen Schlaf zu bekommen. Erst um halb zwei waren dann auch die Heimat in Sicht, aber für ein bisschen weniger Schlaf hat sich dieses Package auf jeden Fall gelohnt :)

 

story © Seb • pics © Dajana