Am
Dienstag den 20. März machte im Essener Club Turock
ein im Vorhinein sehr viel versprechend klingendes Black Metal
Package Station. Zu schade, dass sich die Veranstaltung am Ende
leider als Skandal-Gig mit weitreichenden Konsequenzen herausstellten
sollte. Doch davon später mehr.
Als ich
kurz vor acht beim Turock ankam, war der Laden bereits ordentlich
gefüllt, im Laufe des gesamte Abends wurden schätzungsweise
knapp über 250 zahlende Gäste erreicht. Wie immer hier
ging es auch recht pünktlich los, gerade nachdem ich mir
das erste Bierchen besorgen konnte.
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KOLDBRANN
:: gehören spätestens seit ihrem wirklich
überzeugenden Zweitwerk Moribund zu meinem Lieblingsbands
aus dem Black Metal Lager. Da es noch nicht mal lange her ist,
dass ich die Norweger eben hier (siehe Bericht von Dajana und
mir) sehen konnte, war ich gespannt inwieweit sie ihre damals
schon anständige Live-Performance steigern konnten.
Nun, einen deutlichen Unterschied zu damals konnte man jedenfalls
sofort bemerken, dieser war allerdings optischer Natur: bis auf
Drummer Fordervelse sahen die Jungs, zumindest verglichen mit
sonstigen eigenen Shows, schon fast normal aus *g*
Zu Beginn hatten KOLDBRANN sowohl mit dem etwas
schwammigen Sound als auch mit dem noch ziemlich lethargischen
Publikum zu kämpfen. Nachdem sich da während der ersten
beiden Tracks vom aktuellen Album nicht viel tat, geriet die Menge
erstmal bei Kaosmanifest richtig in Bewegung und die
ersten begannen mit hingebungsvollem Headbanging. Offenbar mochten
die Fans vor de Bühne allesamt die älteren Stücke
mehr als die reiferen, neuen; jedenfalls war bei den Songs von
ersten Full-Length-Album Nekrotisk Invision
immer deutlich mehr Action zu beobachten. Für meinen Geschmack
zu früh, war dann nach der geilen Zugabe Inkvisitor Renegat
Feierabend.
Aber wenigsten diese Band kann ich ja in ein paar Tagen beim Tomahawk
wieder sehen.
Setlist: Alt Er Befengt, Steinet Til Jorden,
Kaosmanifest, Frau Allvars Veg, Pogrom Perfident, Djevelens Treskeverk
// Inkvisitor Renegat
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URGEHAL
:: waren anscheinend für die meisten anwesenden
Schwarzkittel der Hauptgrund ihrer Anreise. Bei ihnen war von
Beginn an mehr los im Moshpit, als es bei Koldbrann (die das auch
durchaus verdient gehabt hätten) während des ganzen
Gigs der Fall war.
Der links auf der Bühne agierende Gitarrist war dabei ohne
Zweifel das optische Highlight des Abends: angetan mit weißem
Corpsepaint, trug er darüber eine grob geflochtene Gesichtsmaske
aus nieten- und stachelbewehrten Lederstreifen. Damit sah er ein
wenig aus wie eine zu böse geratene Alptraumversion von Pinhead
*g*, und ließ seine Bandkollegen ein wenig blass aussehen.
URGEHAL hämmerten sich brutal durch fast
alle ihrer Veröffentlichungen, aber aufgrund der Tatsache,
dass sie an sich nie das kleinste bisschen an ihrem Stil verändert
haben, klang das ganze jederzeit wie aus einem Guss. Das macht
es auch schwer, einige Songs als Highlights hervorzuheben. Wenn
ich müsste, würde ich sagen es seien Antireligious
und Satanic Black Metal From Hell gewesen, vermutlich
weil ich die vorher schon noch vom aktuellen Album Goatcraft
Torment im Kopf hatte.
Alles in allem ein geiler Auftritt, der auch vom Publikum mächtig
abgefeiert wurde. Genau so muss ein Gemisch aus hauptsächlich
rohem schnellen Black Metal gewürzt mit kleinen Thrash und
Black’n’Roll Einlagen klingen!
URGEHAL sollten an sich auch mit den beiden anderen
Bands des Abend auf dem Tomahawk auftreten, sagten diesen Auftritt
aber selber ab. Die Herrschaften haben mir hinterher erzählt,
sie hätten schlicht keine Lust gehabt, nachdem sie am Freitag
das Ragnarök als Headliner hinter sich hatten, beim Tomahawk
als Opener und nur 25 Minuten auf der Bühne zu stehen. Später
hätten sie wohl gespielt, aber es ließ sich keine Einigung
mit dem Veranstalter Burningstage finden. Schade, aber irgendwo
auch nachvollziehbar.
Setlist: DoesSodomizer, Goatcraft Torment,
Antireligious, Risus Sardonius, Rise The Symbols Of Satan, Matte
Blodet Flamme, Doedsmarsj Til Helvete, Possessed, Satanic Black
Metal From Hell, The Eternal Eclipse
Bis dahin
war es also ein durchweg gelungener Black Metal Konzertabend,
und die meisten erwarteten von der nächsten Band wohl auch
eine ebenfalls überzeugende Show. Zwar ist deren Frontmann
schon seit geraumer Zeit für seine umstrittenen und berüchtigt
provokativen Auftritte bekannt, aber was folgen sollte, damit
hatte wohl niemand gerechnet.
Der Auftritt ist im Grunde zweigeteilt zu sehen: Der musikalische
Teil war mehr als OK, die Instrumentenfraktion machte ihre Sache
ausgezeichnet, und was sein Gekrächz angeht, konnte man,
solang er beim Text blieb, auch Hoest keinen Vorwurf machen.
Allerdings war der musikalische Aspekt des Auftritts leider an
sich von Beginn an zweitrangig.
Den Grundstein für den Skandalauftritt legte Hoest, der sturzbesoffen
auf die Bühne kam, direkt am Anfang, indem er mit einem großen
schwarzen auf die Brust gemalten Hakenkreuz erschien. Was er dazu
hin und wieder in seiner Landessprache durch die Gegend fluchte,
konnte ich nicht verstehen, aber es würde mich nicht wundern,
wenn es zu seiner Bemalung gepasst hätte. Dieser Geschmacklosigkeit
nicht genug, fühlte er’s sich auch noch bemüßigt,
Bierflaschen nach dem Publikum, oder wenn man Glück hatte
nur an die Bühnenwand zu werfen und die vor ihm stehenden
Leute anzurotzen.
Das Publikum dankte es ihm, indem die Stimmung ratzfatz abkühlte,
Teile der Zuschauer der Band den Rücken wandten, und eine
Zugabe wollte am Ende auch keiner mehr haben. Stattdessen gab
es noch eine körperliche Auseinandersetzung zwischen dem
Turock Manager und dem Sänger, wobei dieser den Kürzeren
zog.
Zwar versuchte sich Hoest zwei Tage später auf seiner Webseite
zu entschuldigen, aber wer sich davon freisprechen will als Nazi
zu gelten, und dabei noch NS-spezifisches Vokabular in einem Atemzug
verwendet, hat wohl auch kräftig einen an der Murmel. Ich
kann nicht sagen ob der Kerl nun tatsächlich ein Nazi ist
oder aber, wie er selber (und Leute der anderen Bands mir anschließend
auch leicht peinlich berührt sagten) auf sehr takt-, geschmack-
und geistlose Art provozieren will. Aber das ist mir ehrlich gesagt
auch scheißegal, den wer überhaupt solche Symbolik
verwendet, wir von mir jedenfalls nicht mehr unterstützt.
Im Zuge der Nachwirkungen dieses Auftritts wurden der Band auch
gleich von allen bereits gebuchten deutschen Festivals vom Billing
gekegelt. An alle Veranstalter die dies getan haben: Sehr gut!