Beim
letztjährigen Wacken Open Air hatte mich ganz besonders der
Auftritt der Schweizer Düstermetal Legende CELTIC
FROST umgehauen! Die Show von Tom Warrior und Co glich
dem Zelebrieren einer Messe! Die pathetischen Ansagen von Bassist
Martin Ain gingen tief unter die Haut! Nun folgte also der erste
Gig in Hamburg seit der Rückkehr von CELTIC FROST
in die Metalszene. Negativ fiel an diesem denkwürdigen nur
auf, dass die Lüftung zu Beginn des Auftritts von KREATOR
komplett den Geist aufgegeben zu haben schien. Doch dazu später
mehr. Auch das Fehlen der schwedischen Black Metaller WATAIN
fiel gerade vielen jüngeren Fans negativ auf. Wenigstens
waren Merchandisepreise halbwegs hinnehmbar.
Ziemlich zeitig
hatte ich mich in der Markthalle eingefunden. Denn schließlich
hatte ich noch ein Interviewdate mit meinen alten Helden aus Jugendtagen
CELTIC FROST. Also erst mal ab ins Foyer und
das Production Office angesteuert. Der Tourmanager schleifte mich
dann auch unverzüglich in den Backstagebereich und das Gespräch
mit den beiden äußerst auskunftsfreudigen Herren Warrior
und Ain konnte starten... Und dauerte schließlich so lange,
dass der Verfasser dieser Zeilen glatt den Beginn des Sets der
niederländischen Thrasher •
LEGION
OF THE DAMNED • verpasste. Shit happens!
Doch was ich noch sah, war Thrash Metal with class! Nummern wie
Malevolent Rapture und Legion Of The Damned,
Bleed For Me sowie die Tracks Infernal Wrath,
Son Of The Jackal oder Sepulchral Ghoul knallen
live noch eine ganze Ecke brutaler und härter! Kurzum: LEGION
OF THE DAMNED sind eine wahre Macht auf der Bühne!
Und dem Kollegen Bert muss ich, was die stimmlichen Qualitäten
von Sänger Maurice betrifft, entschieden widersprechen! Gerade
dieser giftige Gesangsstil verleiht der ohnehin schon sehr aggressiven
Musik der Holländer das gewisse Etwas! Daumen also hoch!
Was danach
kam, war definitiv nicht von dieser Welt! •
CELTIC
FROST • spielen ganz klar in ihrer völlig
eigenen Liga! Nach dem vom Comebackalbum Monotheist bekannten
Intro Totengott starten Tom Warrior, Martin Ain, Schlagzeuger
Franco Sesa und Sessiongitarrist V Santura (Dark Fortress) mit
dem tonnenschweren Procreation Of The Wicked gleich voll
durch und eröffnen ein rund 95 Minuten dauerndes Feuerwerk
an Klassikern. Es folgen Hits wie das geniale Circle Of The
Tyrants, Dawn Of Megiddo, The Usurper,
das rasant heruntergeprügelte Morbid Tales oder
Into The Crypts Of Rays, welche mit wenigen Songs von
Monotheist wie zum Beispiel Ain
Elohim, dem cool eintönigen Ground sowie Synagoga
Satanae angereichert wurden. Und ich muss ganz ehrlich sagen,
dass gerade auch diese vor Pathos triefenden Ansagen von Martin
Ain zu einem Konzerterlebnis der Extraklasse beigetragen haben!
Eine spärliche, aber dafür umso effektivere Lightshow
sorgte dafür, dass dieser Messe der Untoten (O-Ton Martin
Ain) ein überaus würdiger Rahmen beschert wurde. Ich
bin jedenfalls jetzt noch Tage später intensiv beeindruckt.
CELTIC FROST haben es tatsächlich geschafft,
haben ihr hochgestecktes Ziel erreicht und sind mit ihrer Musik
im neuen Jahrtausend angekommen, ohne sich selbst zu kopieren.
Und dass Songs vom eher durchschnittliche Vanity/Nemesis
Album fehlten, bereitete wohl kaum einem anwesenden Fan irgendwelche
Bauchschmerzen. Gigantisch!
Setlist: Totengott (Intro), Procreation Of
The Wicked, Visions Of Mortality, Circle Of The Tyrants, The Usurper,
Ain Elohim, Necromantical Screams, Dawn Of Megiddo, Ground, Dethroned
Emperor, Morbid Tales, Into The Crypt Of Rays, Synagoga Satanae,
Winter: Requiem (Outro)
Auch wenn
mir da so mancher der anwesenden Fans widersprechen würde,
muss ich sagen, dass • KREATOR
• diesen Auftritt natürlich nicht toppen konnten.
Mille und sein Gefolge waren zwar in absoluter Bestform und es
wurden auch diverse Klassiker wie Pleasure To Kill, Extreme
Aggressions oder die ewig geilen Flag Of Hate und
Tormentor aufgefahren. Allerdings brauch kein echter
Thrashfan solchen Murks wie das grottenschlechte Renewal
in einem Medley mit Evergreens wie Awakening Of The Gods
und Behind The Mirror! Zudem fehlte mir etwas die Aggressivität
beim Stageacting der Band, so wie ich von Auftritten von KREATOR
aus den 80ern her kannte. Für Fans jüngeren Datums dürften
solche Kriterien aber wahrscheinlich nicht zählen und so
bleibt unterm Strich trotzdem ein guter Gig der Ruhrpott Thrasher.
Setlist: Violent Revolution, Pleasure To
Kill, Some Pain Will Last, Enemy Of God, People Of The Lie, Suicide
Terrorist, Medley: Awakening Of The Gods/Behind The Mirror/Renewal,
Extreme Aggressions, Phobia, Betrayer, Voices Of The Dead, Reconquering
The Throne // Impossible Brutality, Flag Of Hate, Tormentor
Fazit:
Ein würdiger Tourabschluss, bei dem lediglich WATAIN
fehlten und den man viel besser hätte genießen können,
wenn jemand vom Markthallenpersonal mal auf die Idee gekommen
wäre, die Belüftungsanlage einzuschalten!