Ein Triple Thrash Treat par excellence
Keine Ahnung, wie oft KREATOR und LAMB OF GOD ihre State Of The Unrest Tour mittlerweile verschoben haben. Ich bin geneigt zu behaupten, dass sie die Rekordhalter darin sind, zumindest bei den Bands, die wir so regulär auf dem Schirm haben. Nun aber ist es endlich soweit, zumindest hat die Tour bis gestern noch stattgefunden ;) Also auf nach Essen in die altehrwürdige :: Grugahalle ::, die ich eigentlich viel zu selten besuche. In Anbetracht des zu erwartenden Parkchaos, mach ich mich ein bisschen eher auf den Weg. Das war in der Tat eine gute Idee. Die Strassen waren zwar frei, aber mit der Orga in und an der Grugahalle haperte es gewaltig. So staute es sich an den Einlasstüren, aber mehr noch in der Halle selbst, da man den Fans vor dem Betreten des Innenraumes unbedingt noch ein Bändchen umkleben musste, von jeweils 2 Personen rechts und links am hinteren Treppenaufgang bei 7000 Leuten. Super Idee!
Die Grugahalle war voll, aber nicht ganz ausverkauft. Gut, dass man die Show von der Tubse aus hochverlegt hatte. Außerdem bedeutete die Grugahalle gerade für KREATOR ja ein absolutes Heimspiel.
Das Bier war für 5 Euro zu haben (0,4l), nichtalkoholische Getränke für 4 Euro. Das Parken kostete 6 Euro. Das Merch… nun… Shirts 40 Euro, Longsleeves 50 Euro und nen Zipper konnte man sich für nette 75 Euro einsacken. Natürlich gab es darüber viel Kritik, auch direkt am Stand. Ich hab bei früheren Konzerten auch gemeckert. Warum das Merch aktuell so teuer ist, könnt und solltet ihr unbedingt hier bei den Kollegen von :: Metal1 :: lesen.
Die Grugahalle ist, wie (fast) alle großen Hallen in NRW, eine Location, die sich mittels sogenannter „Concession-Verträge“ das Exklusivrecht für den Merch-Verkauf sichert (so auch die Mitsubishihalle, die Tubse, PSD-Dome, Palladium, Essigfabrik etc.) und sich dafür bis zu 25% in die Tasche steckt, ohne Mehrwertsteuer, die dürfen die Bands selbst bezahlen. Dazu kommt, dass man als Gewerbetreibender - also auch Bands, die Merch über eigene Shops oder diverse Plattformen wie Bandcamp etc. verkaufen - seit 2019 Verpackungslizenzen erwerben muss, und zwar für jedes Land in das man liefert. Und jedes Land hat unterschiedliche Preise für seine Lizenzen. Das können 39 Euro im Jahr sein (für Deutsche in Deutschland), oder aber auch bis zu 1500 Euro (für Deutsche in Österreich). Da blieb mir das Meckern glatt im Halse stecken. Das heißt, wieder ist es einmal an den Bands, sich nun auf kreative Weise neue Einnahmestrategien und -möglichkeiten auszudenken. Vielleicht kommen wir wirklich in Kürze dahin - wie in den Interviews beschrieben - dass das Merch draußen vor der Tür von einem Trailer aus verkauft wird.
:: Fotos :: MUNICIPAL WASTE ::
Wie dem auch sei, einmal drinnen, ging es superpünktlich mit :: MUNICIPAL WASTE :: los. Ohne Schnickschnack lärmten die Herren aus Richmond, VA, mit Demoralizer los, einem Song vom aktuellen Album Electrified Brain.
MUNICIPAL WASTE erinnern mich immer an eine legendäre Show 2007 in Holland (mit Electric Eel Shock) und zaubern somit immer ein Grinsen in mein Gesicht, wann immer sie mir live unterkommen. Ich mag sie auch musikalisch sehr gerne, um das gleich mal klarzustellen ;)
Sänger Tony Foresta war stimmlich schon ziemlich angekratzt, trug auch Halstuch oder Schal oder sowas, schonte sich ansonsten aber kein bisschen. Der Rest auch nicht. Alle Bandmitglieder (ok, den Schlagzeuger ausgenommen) tobten wie kleine Derwische über die Bühne und animierten das Publikum zu Moshpits und Waves Of Death. Das ließ sich das Publikum nicht zweimal sagen und schon quirlten die Leute durcheinander und plumpsten jede Menge Crowdsurfer in den Graben auf die Füße einer völlig überforderten Security.
Sound und Licht waren ok, zum Glück hatte Nick Poulos eine so giftgrüne Gitarre, so dass sein Gesicht ganz automatisch beleuchtet wurde ;)
Für viel zu kurze 35 Minuten lieferten MUNICIPAL WASTE ein energiegeladenes Set aus Surf-Punk-old-school-Thrash, oder einfach Crossover. Das hat richtig Spass gemacht und der perfekte Anheizer für den Abend. Trotzdem möchte ich die Jungs lieber mal wieder in einem Club live sehen, statt auf großer (Festival)Bühne.
Band: Tony „Guardrail“ Foresta (vox), Ryan Waste (git, vox), Philip „Landphil“ Hall (bass, vox), Dave Witte (drums), Nick Poulos (git)
Setlist: (I'm A Rebel (Accept song)), Demoralizer, Breathe Grease, The Thrashin' Of The Christ, Poison The Preacher, Grave Dive, You're Cut Off, Sadistic Magician, Slime And Punishment, Headbanger Face Rip, High Speed Steel, Wave Of Death, Born To Party
:: Fotos :: LAMB OF GOD ::
Bevor es mit :: LAMB OF GOD :: weitergeht, wurden wir (die Fotografen) Zeuge, wie man einen Changeover nicht macht: Auf schlampig gelegte Rampen schlitterte man mit dem Equipment hoch und runter, so dass selbige sich lustig verschoben oder durchbogen. Besonders beim Drumkit, welches kompakt und direkt mit dem Riser auf nem Trailer stand. Das wäre fast schiefgegangen.
Tatsächlich ist das heute sowas wie ein Debüt für mich, denn ich habe LAMB OF GOD bisher nie live gesehen. Ich hab mich wirklich sehr drauf gefreut, denn die Amis, ebenfalls aus Richmond, VA, sind für ihre energiegeladene Shows weithin bekannt. Ich hab da schon mit Sorge in den Fotograben geschaut, denn die Security dachte gar nicht daran, die Personenzahl im Graben zu erhöhen. Nun denn…
Und LAMB OF GOD donnerten von der ersten bis zur letzten Sekunde des 75 Minuten-Sets mit brachialer Gewalt durch die Grugahalle. Was für ein Abriss! Das lag in der Hauptsache natürlich an Sänger Randy Blythe, der keine Sekunde stillstand und wie ein Berserker auf der Bühne rumtobte. Die anderen Herren agierten eher verhalten ;)
LAMB OF GOD animierte das Publikum zum Hüpfen und das Publikum hüpfte! Und wie! Die Halle bebte, buchstäblich! Krass!
Randy Blythe schickte an diesem Abend besondere Grüße an Caliban's Drummer Patrick Grün raus, mit dem ihn scheinbar eine lange Freundschaft verbindet und der natürlich auch anwesend war. Er erinnerte auch an Riley Gale, dem Power-Trip-Sänger, der 2020 mit 34 Jahren starb. Power Trip sollten ursprünglich die State Of The Unrest Tour eröffnen.
Die Amis punkteten mit einem schönen Bühnensetting und coolem Licht, aber der Sound… der Sound war echt übel. Viel zu dumpf und irgendwann auch übersteuert. Das war kurz zuvor bei Municipal Waste noch viel besser. Naja, und der Gesang… hm. Egal. Die Fans nahmen's gelassen, singen, tanzen und springen bis zum letzten Song mit. Der Knaller!
Band: Randy Blythe (vox), Willie Adler (git), Mark Morton (git), John Campbell (bass), Art Cruz (drums)
Setlist: Memento Mori, Ruin, Walk With Me In Hell, Resurrection Man, Ditch, Now You've Got Something To Die For, Contractor, Omerta, Omens, 11th Hour, 512, Vigil, Laid To Rest, Redneck
:: Fotos :: KREATOR ::
Beim zweiten Changeover passiert dann genau das, was sich vorher schon angebahnt hatte: die wackelige Rampenkonstruktion gibt nach und die Stagehands hatten mächtig zu kämpfen, damit das Drumkit von Art Cruz nicht ganz abstürzte und die Leute unter sich begrub. Darüber hinaus rollten herrenlose Equipment-Kisten durch die Gegend und kippten zum Teil an den Stufen zum Innenraum um. Professionell sah das nicht aus.
Wie auch immer, der heutige Abend stand ganz im Zeichen von :: KREATOR ::. Für die Essener war das, wie bereits erwähnt, ein absolutes Heimspiel, auch wenn Lamb Of God die Meßlatte verdammt hochgelegt haben. Von der Energie her konnten KREATOR auch nicht dagegen anstinken.
Aber die Band ist hier in Essen zu Hause und das merkte man dem Publikum zu jeder Zeit an. Von der Fanseite her hatten KREATOR dann doch wieder die Nase vorn. Außerdem warteten KREATOR mit allerlei Gimmicks auf: viele Pyros, (eine sehr magere Portion) Konfetti, ständig wechselnde Backdrops mit den Album-Covern, Puppen, Masken und von der Decke fallende Leichen (Phobia), sowie CO2-Jets. Da hat man sich ordentlich Mühe gegeben, war auch nett anzuschauen ;)
Bei Midnight Sun stand dann auch Sofia Portanet mit auf der Bühne, die optisch irgendwie so gar nicht zur Band passte ;) Aber Mille sah ja auch eher… schlumpfig, denn wie ein Thrash Metal Veteran aus ;) Den Hype um diese Sängerin verstehe ich nicht so ganz, aber nu, muss ich auch nicht ;)
Zur State Of The Unrest Tour gab es ja einen gemeinsamen Song von Kreator und Lamb Of God, nämlich State Of The Unrest. Den live auf der Bühne zu erleben, wäre vermutlich viel geiler gewesen.
However, während Mille mehr oder weniger hinterm Mikro wie festgenagelt stand, war es Bassist Frédéric Leclercq, der hier für die Agilität sorgte, denn Gitarrist Sami Yli-Sirniö ist ja nu auch nicht gerade eine Rampensau. Da war der Unterschied zu Lamb Of God schon enorm. Auch hier gab es - selbstredend - frenetischen Zuspruch seitens der Fans, die geforderte Wall of Death, sowie reichlich Crowdsurfer.
Bei Flag Of Hate verabschiedete ich mich von KREATOR und machte mich auf den Heimweg, schließlich musste ich am nächsten Tag (dem Sonntag) arbeiten und ich brauch ja auch ein gutes Stündchen bis nach Hause. Aber ich verlasse die Grugahalle mit einem breiten Grinsen und singe im Auto Phobia vor mir her ;) Grandioser Konzertabend!
Band: Miland „Mille“ Petrozza (vox, git), Sami Yli-Sirniö (git), Frédéric Leclercq (bass), Jürgen „Ventor“ Reil (drums, vox),
Setlist: (Run To The Hills), (Sergio Corbucci Is Dead), Hate Über Alles, Hail To The Hordes, Awakening Of The Gods (Intro), Enemy Of God, Phobia, Midnight Sun (feat. Sofia Portanet), Satan Is Real, Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite), 666 - World Divided, (Mars Mantra), Phantom Antichrist, Strongest Of The Strong, Flag Of Hate, (The Patriarch), Violent Revolution, Pleasure To Kill, (Apocalypticon) |