Mit LIMP BIZKIT ist es ein bisschen wie mit Nickelback. Eine Band, wahnsinnig erfolgreich, zumindest in den späten Neunzigern und frühen Zweitausendern, dennoch überschüttet mit Häme, Hass und Schmähungen. Besonders Fronter Fred Durst muss(te) als Projektionsfläche für so manche Boshaftigkeit herhalten. Gut, schon alleine die musikalische Mischung aus Hip Hop/Funk/Rap, Techno DJ und Nu Metal birgt eine Menge Konfliktpotential. Da werden Genres vermischt, deren Liebhaber sich üblicherweise nicht so gern mögen. Da prallen insbesondere live schon mal Welten aufeinander. Und wenn man die Gelegenheit bekommt, dann sollte man sich sowas auch mal ansehen! So.
Nach diversen Bandquerelen, dem wiederholten Aus- und Einstieg von Wes Borland und verschiedenen Soloprojekten wurde es ruhig um LIMP BIZKIT. Das für 2015 geplante neue Album, Stampede Of The Disco Elephants lässt nach wie vor auf sich warten und könnte ebensogut Chinese Democracy heißen. Dennoch touren LIMP BIZKIT nach wie vor regelmäßig, und spielen dann meist in ausverkauften Hallen. Der Name zieht noch immer. Für die Dortmunder :: Westfalenhalle :: fehlte allerdings noch eine Handvoll Fans, um sich das „sold out“ offiziell an die Tür zu hängen.
:: Fotos :: BLVCK CEILING ::
Zum Auftakt gab es einen DJ. :: BLVCK CEILING :: ist das Projekt von Daniel Cuccia (alias Dan Ocean). Dieser Mann scheint ein Multitalent zu sein, hat als Musiker und Produzent in vielerlei Projekten, Bands und Produktionen seine Hände im Spiel, hält sich aber ansonsten äußerst bedeckt. Keiner weiß was Genaues. Ein mysteriöser und geheimnisumwitterter Mann aus Spokane, Washington. Musikalisch wird er gern in die Witch House Ecke gepackt, das trifft auf so manchen Songs auch zu und genau jene mag ich sogar. Allerdings remixt sich BLVCK CEILING live gerne selbst und/oder improvisiert die Songs, so dass sie dann komplett anders klingen können und manchmal kaum wiederzuerkennen sind. So wie an diesem Abend. Vermummt und bei minimalem Licht hinter seinem Laptop hockend, präsentierte Daniel Cuccia sein Material so, wie es (vermutlich) vom Limp Bizkit DJ erwarten würde. Das ist für zwei, drei Minuten interessant, dann aber extrem langweilig und mal so überhaupt kein Anheizer für den Headliner. Diese Kombi dürfte null neue Fans generiert haben. Dementsprechend kurz war das Set. BLVCK CEILING begann mit 10 Minuten Verspätung und hörte pünktlich um halb neun auf = 20 Minuten Spielzeit. Seltsame Performance, hat mich enttäuscht, da hatte ich mehr erwartet.
:: Fotos :: LIMP BIZKIT ::
Verschnaufpause mit Groupie-Wildwechsel. Eine Horde zappliger Teenie-Mädchen enterte die Bühne und positionierte sich links. Keine Ahnung, ob das ein Fanclub oder Fans mit Special VIP Tickets waren. Ich hatte zunächst Live-Tänzerinnen vermutet, waren sie aber auch nicht. Die standen einfach nur da rum.
Wie auch immer, pünktlich um 9 gingen die Lichter aus und ein ohrenbetäubendes Geschrei setzte ein. Es war noch gar keiner auf der Bühne, da rasteten die ca. 9000 Fans auch schon komplett aus. Die Fred Durst-approved Fotografen bekamen erstmal eine ordentliche Bierdusche ab, bevor sich die Band und Fred Durst himself auf der Bühne zeigten. Einmal da, rissen :: LIMP BIZKIT :: dann eine unglaublich energetische wie intensive Show ab und brachten die Westfalenhalle 90 Minuten lang zum Beben. Statt rotes Käppchen trug Fred Durst nen Schlapphut zur blümchengemusterten Pluderhose. Ähm… ja, war sicher bequem, stylish geht aber anders ;)
Gitarrist Wes Borland hingegen lieferte brachiale Riffs im schwarzen Anzug und Ghoul-Make-Up. Der Rest der Band spielte eine eher untergeordnete Rolle. Drummer John Otto war eh nicht zusehen, DJ Lethal verschwand ebenfalls hinter seinen Laptops, der Backgroundsänger stand dazwischen eingequetscht und die Live-Bassistin Tsuzumi Okai hielt sich zurück. Insgesamt ergab die Band so ein eher inhomogenes Bild. Egal.
Fred Durst redete viel zwischen den Songs, bedankte sich ein ums andere Mal beim Publikum für die Fantreue und kam wiederholt mit dem Joke: „this is the first song of our new album“. Da kam natürlich kein neuer Song. Vielmehr ging man auf Nummer sicher und spielte ein Best-Of mit Schwerpunkt auf dem 2000er Multi-Platin- Album Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water und jede Menge Covers und Medleys. Gut, beim Metal Medley waren unter anderem Metallica, Megadeth und Pantera dabei. Nett. Bei Nirvana stand Fred Durst mit runtergelassener Hose auf der Bühne - Smells Like Teen… ähm… Forty Spirit ;) Aber ehrlich, haben LIMP BIZKIT nicht genug eigene Songs?
Dazwischen ein Hit nach dem anderen, ein extrem agiles Publikum, das immer wieder in die Hocke geht, um dann an geeigneter Stelle in die Höhe zu schnellen und sich in aggressiven Circle Pits zu ergehen. Das sah von oben schon ziemlich cool aus. Aber auch Fred Durst hopste wie ein knuffig quirliger Flummi über die Bühne und animierte das Publikum immer wieder zu Höchstleistungen.
Irgendwie kam Fred Durst dann von “My love is vengeance, That's never free“ bei Behind Blue Eyes auf “My love is vengeance AND THE BEER IS FREE”. Die Zeche sollte Wes Borland zahlen, der hatte aber keinen Bock darauf und holte stattdessen einen Typen aus dem Publikum auf die Bühne, der die ganze Zeit ein riesiges Pappschild hochhielt, auf dem stand: „Wes, let me play My Way”. Gesagt getan. Fred wurde „nach Hause“ geschickt, dem jungen Mann (Benedikt Laumann) ne Gitarre in die Hand gedrückt und Wes das Mikro und ab ging’s mit My Way ;) Apropos… Wes Borland und singen… so richtig kann er das aber nicht, oder?
Sympathisch fand ich das Statement von Fred Durst gegen Trump beim letzten Song Take A Look Around, aber auch die Tatsache, dass Wes Borland völlig unbedarft mal eben in die Menge sprang. Zunächst gab es besorgtes Hin- und Hergerenne, da das mit dem Crowdsurfen und Gitarre spielen nicht so klappen wollte. Plötzlich war Wes Borland weg… aber dann erklang seine Gitarre - Wes spielte irgendwo im Publikum einfach weiter. Coole Sache das.
Damit ging mein erstes LIMP BIZKIT Konzert nach 90 Minuten zu ende. Eine Zugabe hätte es ruhig noch sein dürfen. Wie gut oder schlecht dieses Konzert insgesamt im Vergleich zu früheren Konzerten war, kann ich nicht sagen. Licht hätte besser sein können (aus Fotografen-Sicht), der Sound war für so ne große Halle ok. Als LIMP BIZKIT-Neuling hatte ich jede Menge Spass und kam auch nicht umhin auf dem Rang ordentlich abzuzappeln :)
Setlist: Purple Rain Intro (Prince), Show Me What You Got, Hot Dog, Rollin' (Air Raid Vehicle), Nookie, Full Nelson, My Generation, Eat You Alive, Faith (George Michael cover), Behind Blue Eyes (The Who cover), My Way, Boiler, Metal Medley (Metallica, Megadeth, Pantera… more), Nirvana Medley (Smells Like Teen Spirit and… more), Killing In The Name (Rage Against the Machine cover), Break Stuff, Take A Look Around
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