Normalerweise
geigen beim Live
Jam ja nur österreichische Bands auf –
und als heimischer Metalfan hat man dann jede Kapelle auch schon
des Öfteren gesehen, weil die Szene ja nicht mit übermäßig
vielen Bands gesegnet ist. So freute ich mich besonders über
die Nachricht eines Auftritts von AGATHODAIMON,
die schon immer zu meinen favorisierten Bands zählten. Da
gab’s nur eins: auf ins After
Dark, das an diesem Abend gut gefüllt war.
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Fotos ::
Das
Lokal ist ein wenig seltsam: verwinkelte Gänge, die fast
Katakomben ähneln, erschweren die Orientierung zu später
Stunde, doch beim Eintreffen um 20 Uhr gibt es kein Problem, den
Konzertsaal zu finden. Leider gibt es ein Problem technischer
Natur, die Endstufe hat ihren Geist aufgegeben und so verschiebt
sich der Beginn des Events um eine Stunde. Ein paar Minuten nach
21 Uhr starten BALCHOTH
los und schon nach den ersten Takten wird klar: der Soundteufel
hat anscheinend die Höhen gestohlen und so wabert ein basslastiger
Matsch aus den Boxen, doch mit Fortdauer des Konzerts wird es
dann besser. Ich kann der Band zwar gute Ansätze attestieren,
mitreißen kann mich der Melodic Death Metal aber nicht richtig.
Zwischendurch werden gefällige Grooves eingestreut, die zum
Mitwippen einladen, zu mehr animieren mich BALCHOTH
aber nicht. Leider ist die Bühnenperformance der Jungs nicht
gerade bewegungsfreudig, was aber zum Teil an den arg beengten
Platzverhältnissen auf der Bühne liegt.
Nach
kurzer Umbaupause sind anschließend EVENTIDE
an der Reihe. Auch deren melodischer Metal mit modernen Einflüssen
kann mich nicht in Begeisterung versetzen, aber einigen Leuten
scheint es augenscheinlich ganz gut zu gefallen und auch die Band
hat Spaß. Die Stimme ist melodisch, aber doch rau und manche
Lieder gehen auch gut nach vorne los, aber meinen Geschmacksnerv
treffen EVENTIDE heute nicht. Der Sound ist immer
noch ziemlich mies, höchstens durchschnittlich und so ist
es auch schwer, die Feinheiten herauszuhören; gute instrumentale
Leistungen sind dennoch festzustellen. P.S.: Es gibt leider keine
Fotos von diesem Gig, sorry Jungs!
Nun
ist es Zeit für die Lokalmatadoren SCARECROW,
die alle Musikstile in einen Topf schmeißen, einmal kräftig
umrühren und dann aus dem Vollen schöpfen. Auch heute
funktioniert diese Taktik gut, ein paar Fans vor der Bühne
schrauben sich nahezu den Kopf ab und feuern Sänger Bernd
und seine Mannschaft laufend an. SCARECROW danken
es dem gut aufgelegten Publikum mit einer gehörigen Portion
Spielfreude und durchdachten Songs, die einiges zu bieten haben.
Elemente aus Power-, Death- und sogar vereinzelt Viking/Black-Metal
finden ihren Platz in den oft ausladenden Kompositionen; der engagierte
Auftritt dürfte den einen oder anderen dazu veranlasst haben,
sich näher mit der Band zu befassen. Gelegenheit dazu gibt
es am Verkaufsstand, wo allerhand CDs und Shirts zum Erwerb freigegeben
sind, und das alles zu äußerst moderaten Preisen um
die 10 € für CDs oder Shirts. Vorbildlich!
Was
nun folgen sollte, ist wohl einer der besten Auftritte, die die
Bühnenbretter des After Dark je erlebt haben. Auch die Besucher
sind dieser Meinung und feiern AGATHODAIMON
frenetisch ab. Die ersten Reihen veranstalten einen Marathon im
Dauer-Kopfschütteln und die coolen Songs der Deutschen verlangen
auch danach. Es gibt kein Stillstehen, die Nackenwirbeln knacken,
doch sie brechen nicht. Nach einer dreiviertel Stunde Dauerrotation
des bierseligen Schädels sind die Gehirnzellen schon gehörig
durcheinander gepurzelt, doch kaum wage ich es, eine Pause einzulegen,
zwingt der bangende Nachbar zum Weitermachen, indem er mich an
den Schultern nimmt und mich mitzieht…Tristetea Vehementa
und Cellos For The Insatiable sind die Höhepunkte
einer einmaligen Show, die keine Wünsche offen lässt,
nur ein paar Songs mehr von der besten CD Chapter
III hätten es noch sein können (vor allem
Spirit Soldier!). Doch das Set wäre wohl über
zwei Stunden lang geworden, hätten AGATHODAIMON
alle guten Songs präsentiert. Wie lang das Konzert dann wirklich
dauerte, kann ich nicht mehr ganz genau sagen, ich schätze
mal zwischen 80 und 90 Minuten, aber wie gesagt, ich gebe keine
Gewähr, hehe! Überrascht bin ich von der Bühnenoptik
der Jungs, so würde ich von der Präsentation auf eine
Rock’n’ Roll Band schließen, auch das Posen
liegt den Herren wirklich gut, es gibt Grimassen am laufenden
Band und die geforderte Zugabe wird auch gespielt. Ein wahrlich
würdiger Abschluss dieses Abends!
Nachher
geht es im Lokal noch mit einer zünftigen Aftershow-Party
weiter, der DJ spielt quer durch die Bank von Hypocrisy bis Judas
Priest Metal bis in die Morgenstunden. Bis halb 4 Uhr verweile
ich noch, bevor mir der Heimweg in der kalten Grazer Luft die
Sinne wieder gerade rückt. Wir sehen uns beim LIVE
JAM 7 wieder!