<< archive
 


  

 
2006-04-13 AT – Wien - Monastery

Eigentlich ein Leckerbissen für alle Anhänger des gehobenen Black Metal – Standards, den der Kulturverein Kaltenbach da nach Wien geholt hatte. LORD BELIAL und DARK FORTRESS, beide mit (im Fall der Schweden relativ) frischem Album im Gepäck, sollten im Rahmen der Nocturnal Beast – Tour doch ein Garant für ein gut besuchtes Konzert sein, auch wenn die Vorgruppen BORN OF SIN und AZAMOTH bisher eher Geheimtipps sind.

Zumindest an letzterer Tatsache dürfte leider auch der Auftritt im Wiener Monastery nicht viel geändert haben. Gerade einmal etwas mehr als 20 zahlende Besucher – damit stellte sich die Wiener Schwarzmetallszene alles andere als ein Ruhmesblatt aus. Die Verlegung vom Escape ins Monastery (im Escape-Keller waren noch einige Nachbesserungen nötig, weshalb die April-Kozerte leider allesamt ausgelagert werden mussten) war ein weiterer unglücklicher Umstand, und anscheinend (man sollte es ja eigentlich nicht glauben…) zog auch noch der zeitgleich in der Arena stattfindende Auftritt von Caliban und Neaera einiges an potentiellem Publikum ab. Als Ärgernis vor Ort kam noch der – wieder einmal – sehr späte Beginn hinzu.

Als die Israelis von AZAMOTH dann endlich begannen, versammelten sich aber doch wenigstens ein paar Anwesende vor der Bühne und bekamen gut gespielten Black Metal mit eingängigen Melodien und auch einigen groovigen Passagen um die Ohren geknallt. Hätte sich zweifellos mehr Leute verdient. Der glatzköpfige und sehr kultig geschminkte Sänger versprühte zumindest während der einzelnen Stücke einiges an Charisma, während in den Pausen eher peinliche Ruhe herrschte. Schade für AZAMOTH, dass nicht mehr Leute ihre durchaus herzeigbare Darbietung zu sehen und zu hören bekamen. Interessant auch die Tätowierungen des Sängers – Thorshammer und Keltenkreuz sind ja bei dieser Herkunft ja nicht gerade eine Selbstverständlichkeit.

Auch BORN OF SIN hatten mit dem nicht gerade überbordenden Enthusiasmus der wenigen Anwesenden zu kämpfen – wiederum sehr bedauerlich, da auch sie musikalisch überzeugen konnten. Manchmal leicht schwarz eingefärbter, dann auch wieder eher thrashig versetzter Death Metal wurde jetzt ins spärliche Auditorium geblasen, sehr eingängig, sodass mit der Zeit doch einige Anwesende so etwas wie Stimmung zu machen begannen. Hinzu kam noch, dass die Leute von Azamoth hier und auch bei den anderen Bands begeistert ihre Tourkollegen abfeierten. Titel wie Deceiver und Shapeshifter deuten auf ein gewisses Interesse für Magie seitens der Band hin, andererseits gab es aber auch das Slayer-Cover Bloodline (ziemlich originelle Wahl) und zum Abschluss ein Stück namens She Must Be God's Whore zu hören. Auch BORN OF SIN hätten sich mehr Interesse verdient gehabt.

Als dann aber DARK FORTRESS die Bühne betraten und mit To Harvest The Artifacts Of Mockery vom neuen Album Seance loslegten, zeigte sich sofort, dass der Großteil der Leute wegen ihnen da war. Plötzlich wurde ordentlich gebangt und gebrüllt. Die Seance – Stücke (Poltergeist, Shardfigues, Catawomb) dominierten den Auftritt, daneben wurde mit Self Mutilation, Iconoclasm Omega und dem abschließenden Like A Somnambulist In Daylights Fire auch Material vom Vorgänger Stabwounds geboten, während man von älteren Alben nichts zu hören bekam. Showtechnisch hat man von Frontmann Azathoth (wie üblich in weiß) zweifelsohne schon leidenschaftlichere und intensivere Darbietungen erlebt, gesanglich war seine Leistung aber wie gewohnt top. Positiv zu vermerken ist außerdem, dass hier das Keyboard wirklich nur als unterschwellige Untermalung im Hintergrund zu vernehmen war, anstatt – wie schon bei vielen anderen Bands erlebt – als Härtekiller negativ aufzufallen. Kein Zweifel – DARK FORTRESS waren mit großem Abstand die Gewinner des Abends.

Danach mussten leider mehrere Leute den Heimweg antreten, da es schon fast Mitternacht und der nächste Tag ein Arbeitstag war. LORD BELIAL zogen ihren Autritt dennoch kompromisslos durch. Angefangen mit Succubi Infernal und Lord Of Evil Spirits, war ein bunter Querschnitt durch alle Perioden der Bandgeschichte die Belohnung für die, die jetzt noch ausharrten. Stimmung machten allerdings in erster Linie die Bandmitglieder von Azamoth und Born Of Sin. Leider wurde mit Demonic Possession die beste Nummer vom aktuellen Album Nocturnal Beast nicht gespielt. Die besten Reaktionen ernteten Satan Divine, Scythe Of Death und der Enter The Moonlight Gate – Doppelpack Belial – Northern Prince Of Evil / Lamia, während für mich persönlich das Schlussstück Indoctrinatin Of Human Sorrow der Höhepunkt war. Mit Mysterious Kingdom wurde auch eine Perle vom 95er Debüt Kiss The Goat ausgegraben. Der letzte Funke Motivation kam auf der Bühne aber doch irgendwie nicht so recht auf, und die ewigen „Skol för Helvete!“ – Ansagen werden auch langsam fad. Irgendwie waren am Ende dann doch die meisten recht froh, als es aus war.

4 Bands mit astreiner Leistung – hätte ein super Konzert werden können, aber nicht bei dieser Kulisse. Und noch was, liebe Monastery-Leute: Bitte stellt endlich den Unsinn mit diesem Jahrmarktnebel ab. Der macht keine Stimmung, sondern stinkt nur und geht der Mehrzahl der Leute auf die Nerven.

 

story © Gunnar