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MANIC MOVEMENT • OCEANS OF SADNESS

 

2001-10-05 BE Gent - Labyrinth
 

Manchmal ergibt sich die Gelegenheit, das Angenehme mit dem Sinnvollen zu verbinden... oder so. In diesem Fall waren wir unterwegs in Belgien, um ein paar Freunde zu besuchen. Unser Gastgeber Geert Baelus ist gleichzeitig auch Promotor von Zjosuah Promotions und hat so ziemlich alles unter seinen Fittichen, was in der belgischen (und auch holländischen) Szene an Metal Bands kreucht und fleucht. Unter anderem hatte er das Konzert an diesem Abend organisiert, was uns die Möglichkeit gab, zwei belgische Bands live zu sehen, von denen ich bisher mehr oder weniger nur die Namen gehört hatte. Im, mit ca. 150 Leuten gut gefüllten Labyrinth Club, gab es dann eine Livevorstellung der Extraklasse.

:: OCEANS OF SADNESS ::

Die belgischen Newcomer starteten mit Try To See, einem neuen Song, den es erst im nächsten Jahr auf Langrille geben wird. Und gestartet wurde recht bedächtig und melancholisch - für den Moment. Ich war schon versucht, mich verträumt zurücklehnen, erinnerten doch die ersten Töne an alte Anathema. Typischer Fall von Denkste! Danach brach ein energiegeladenes metallisches Gewitter los, das es in sich hatte. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Erster Höhepunkt war Re-Erase, ein gewaltiger Nackenbrecher. Sänger Tijs growlte und shoutete sich die
Seele aus dem Leib. Musikalisch war man an In Flames erinnert, mit diversen progressiven Einflüssen, die Keyboard Passagen hatten meiner Meinung nach einen gewissen Dimmu Borgir Touch. Die einzelnen Tracks waren recht abwechslungsreich und so druckvoll, das man gar nicht aufhören konnte zu bängen. Und überhaupt, dieser Club hatte einen extrem guten Sound. Da können sich so manche Großveranstalter mit ihrer teuren PA dahinter verstecken. Das belgische Publikum blieb indessen recht verhalten, was ich wirklich schade fand. Scheint aber im generellen so zu sein. Auch auf der Bühne gab es recht wenig Bewegung. Nur der Sänger nutzte seine örtlichen Freiräume. Ansonsten wurden fast alle Tracks vom Debüt Album For We Are gespielt, außer dem bereits erwähnten Try to See und auch Sinner’s Dream, welches ebenfalls ein neuer Song ist. Im übrigen werden OCEANS OF SADNESS im Frühjahr wieder das Studio entern, um ihr Zweitlingswerk einzuzimmern. Bleibt zu hoffen, das wir sie auch mal in unseren Breitengraden zu sehen bekommen. So bleibt uns nur, mal wieder das Graspop zu entern.
Setlist: Try To See; For When You Sleep My Love; Re-Erase; Again The Wölf Wins; Low; The Apocalypse; Sinner’s Dream; Your Faith / Judas

:: MANIC MOVEMENT ::

Von MANIC MOVEMENT hatte ich zumindest schon mal irgendwo einen Song gehört und auch sonst das eine oder andere Interessante gelesen. So war ich doch recht neugierig. Auch hier gab es einen ähnlichen Effekt. Der außergewöhnlich gute Sound und die musikalische Darbietung klatschten mich für’s erste an die Wand hinter mir. Wow! Aber dann gab es kein Halten mehr. Die Jungs lieferten eine derart temperamentvolle und energiegeladene Show, das es eine wahre Freude war. Musikalisch ist man dicht an einer Dream Theater Adaption (aus alten Tagen), mit unterschiedlichen Einflüssen, auf Keyboards ausgelegte progressive Parts, treibenden, das eine oder andere Mal ziemlich bekannten Gitarren Riffs und recht umfangreich angelegter musikalischer Background Story. Die einzelnen Songs präsentieren sich recht komplex, wenn auch noch nicht ausgefeilt genug. Die Setlist bestand nahezu ausschließlich aus Songs vom aktuellen Album Future Dreaming Self... inklusive der Anne Clarke Coverversion in der Zugabe. Einzig Songs wie Thousand Suffering, Torn Into Divinity und T.I.T.S. stammten vom ersten Album Thousand Sufferings. Auch hier gab es kaum Bewegung im Publikum. Es ist wirklich schade zu sehen, wie die von der Bühne kommende Energie nahezu im Nichts verpufft, anstatt auch zur Freude der Band, reflektiert zu werden. Belgier sind doch sonst nicht so reserviert. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was für Tumulte diese Band auf einer deutschen Bühne auslösen würde. Wie auch immer. Zum Glück waren die Herren auf der Bühne deutlich bewegungsfreudiger als die Vorgänger.

Fazit: Ein Abend, der sich definitiv gelohnt hat (schon wegen dem leckeren belgischen Bier *lol*) und zwei Bands, denen ein etwas größerer Deal untergeschoben gehört, um sie auch über die Grenzen von Belgien hinaus bekannt zu machen. Anschließend gab es noch eine recht angenehme Aftershow-Party im Frontline, dem wohl bekanntesten Metal Club in Gent und Umgebung.

 
story © Dajana • pics © Sandra van Halen &Emilie Declerck