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COBRA KILLER

 
2007-06-26 DE – Dortmund - Westfalenhalle

Dieser Tag begann wie ein typischer Dajana-Chaostag und verhieß somit nix Gutes. Nach dem Nachtdienst ein bisschen zu spät aufgestanden *pfeif*, danach ne Stunde kalt geduscht, weil ständig der Durchlauferhitzer den Geist aufgab, regnerisches Wetter auf der Piste, was Autofahrer bekanntlich zu Idioten mutieren lässt und dann noch ein netter Umweg über Schwerte, da ich mich dank Sommergroßbaustelle auf der Gegenfahrbahn befand, von der man am Kreuz Dortmund/Unna nicht abbiegen konnte. Jaaaa, ich erinnere mich am Kreuz Kamen ein kleines „Einordnen-Schild“ gesehen zu haben…
Nun denn, aus superpünktlich wurde dann „im Rahmen des Akademischen Viertels“, was ja gerade noch zu vertreten ist. An der Westfalenhalle wurde dann schnell Co-Rezensentin Elke in Empfang genommen und die Gästelistenkasse gestürmt… wo wir nicht auf selbiger Liste draufstanden *ächz* Buddhaseidank gab es mehrere Listen und auf einer konnten wir dann glücklicherweise abgehakt werden *schwitz* Und mit dem Fotopass klappte es dann auch noch *hüstel*, auch wenn die Herrschaften ne Stunde brauchten, um zu entscheiden, ob wir die Vorband denn nun auch fotografieren dürften…

:: Fotos ::

Aber zuerst hieß es, sich die Sitzplätze der uns spontan in die Hand gedrückten Tickets zu suchen. Ein Unterfangen, das glatt ne Dreiviertelstunde in Anspruch nahm, in dessen Verlauf Elke und ich wie doof rund um die Westfalenhalle liefen, drinnen natürlich. Zu unserer Erleichterung konnten im weiteren Verlauf noch einige weitere Besucher bei verzweifelter Platzsuche beobachtet werden, die Dortmunder Westfalenhalle verfügt anscheinend über ein selten dämliches Ordnungssystem und n Haufen dienstlich anwesender freundlicher Leute, die aber leider ebenfalls keinen Plan hatten. Ok, beim nächsten Mal sind wir nun schlauer… ;) Dann war es auch schon Zeit, sich am Haupteingang zu melden. Um von der Security geschlossen in den Fotograben geführt zu werden. Im Übrigen war pressetechnisch überhaupt nix los, drei Online-Magazine und drei, vier weitere Fotografen dann bei MANSON… spärlich, spärlich…

Die große Westfalenhalle war ziemlich leer, die Ränge nur spärlich besetzt. Die Bühne hatte man quasi fast in die Mitte des Saales geschoben, um das Platzangebot zu halbieren. Bitter für einen „Star“ wie MANSON würde ich sagen, aber vielleicht nahm sich dieser die Besucherzahlen wegen seiner Vorfreude auf seine Ausstellungseröffnung am nächsten Tag in der Kölner Galerie Schenk nicht allzu sehr zu Herzen… Am Ende waren es so Pi mal Daumen an die 3500 Leute, grob geschätzt. Nun ja, nach den ganzen großen (und teuren) Festivals hat keiner mehr knapp 45 Euronen für eine zugegebenermaßen nun recht intime Clubshow in der Tasche...

Apropos Vorband. Davon hatte ich bis dato nix gewusst und war auch nichts angekündigt worden. Der Kollege vom Terrorverlag kannte die Berliner Damen schon und erklärte, dass die völlig durchgeknallt sein und ziemlich viel Action auf der Bühne bieten. Ok? Die Ladies nennen sich COBRA KILLERbestehend aus Gina V. D’Orio und Annika Line Trost. Gekleidet und kühl, distanziert agierend wie Schaufensterpuppen legten die Damen los mit Songs wie Ledersofa, Skibrille und Vitamin und kassierten reichlich Buhrufe und Pfiffe. Als dann auch die Technik versagte, war es ganz aus und das Publikum zu nichts mehr zu bewegen. Beim vierten Stück dann begossen sich die Damen literweise im Fotograben mit Rotwein und performten dabei munter weiter. Es gab eine kurze Pause, in der die Damen hinter die Bühne verschwanden und jeder dachte, die Mädels stecken auf und das war’s. War es aber nicht! Sie kamen zurück und siehe da, der Sound war plötzlich glasklar, der Gesang vernünftig ausgesteuert. Songs wie Bahnhof und Mund Auf, Augen Zu klangen danach richtiggehend grandios mit elektronisch harten Beats, minimalistisch instrumentiert. Die Mädels rannten auf der Bühne auf und ab, rüttelten und schüttelten sich, sprangen in den Graben und kletterten wieder zurück, übten sich – was vor allem dem männlichen Publikum endlich anerkennende Reaktionen entlockte – in Hulahoop (und das mit Ausdauer, wohl die Dame definitiv stock betrunken war) und ließen sich passend zum Song krachig auf die Knie fallen (aua).
Ich jedenfalls fand die COBRA KILLER genial, eben weil sie anders sind, musikalisch (intellektuell?) wie von der Performance her. Schrill, krass, sexy, (krank) und unglaublich durchgeknallt. Nina Hagen kam mir in den Sinn, Elke fühlte sich in Ansätzen an DAF erinnert. Oder doch eher Psychedelic-Jazz-Alternative-Electro-Punk? Ganz egal, sie sind genial! Allerdings ist so was nichts für eine große Bühne und auch nicht als Vorband für jemanden wie Manson. Ich hoffe, COBRA KILLER haben sich die Buh-Rufe nicht zu sehr zu Herzen genommen. Ich würde sie jedenfalls noch mal sehen wollen, in kleinerem Rahmen ;) Elke ebenso!

Viertel nach neun ging es dann weiter mit dem Meister der Schockrocker MARILYN MANSON, der den Bühnenumbau hinter verschlossen Vorhang vollzog, sehr zum Unmut der anwesenden Fans. Die Fotografen wurden rechts und links der Bühne verteilt (keiner durfte in die Mitte), auf einem festen Platz, von dem man sich nicht wegbewegen oder über die Linie treten durfte. Super. Dunkel war’s, tiefrotes Licht und tonnenweise Nebel. Für die ersten zwei Songs gab es also nur ein Schattenkabinett. Eröffnet wurde mit If I Was Your Vampire vom aktuellen Album Eat Me, Drink Me, drei weitere neue Songs sollten folgen, natürlich inklusive der Hitsingle Heart-Shaped Glasses. Der Rest entspricht in Großen und Ganzen dem, was man auf seiner Best-Of CD so findet. Eben Querbeet, alle Hits. Eins muss man MARILYN MANSON ja lassen: auf der Bühne ist er definitiv ein grandioser Entertainer, der weiß, wie man das Publikum zu dirigieren hat, denn selbiges war willig und folgte jedem Fingerzeig. Wenn er denn seine Hände mal nicht in seiner Hose oder am Gemächt hatte… Sein Schlüpfer muss unvorteilhaft gezwickt haben… ;) Mr. MANSON rockte mal so richtig die Westfalenhalle, ließ das eine oder andere Mal den bösen Buben raushängen, wenn er seine Jacke oder den Mikroständer zu Boden stieß oder hing lasziv über seinen Monitorboxen. Der Sound war glasklar (kein Wunder bei der aufgefahrenen Technik). Drummer und Keyboarder verschwanden permanent im Nebel, nur die beiden Gitaristen blieben sichtbar. Bühnenelemente wurden wie von unsichtbarer Hand ausgewechselt. Dazwischen gab es Flitterzeugs aus den Konfettikanonen, keine Pyros. Die Meute tobte, trampelte oder trommelte und ergaunerte sich somit zwei Zugaben, welche das Set auf gut 75 Minuten abrundeten. Unterhaltsam war es auf jeden Fall. Sich den Songs entziehen kann man auch schlecht, und so bedauerten wir es ein wenig, das wir Sitzplätze hatten. Bleibt zum Schluss nur die Frage, bei welchen Songs nun Playback gesungen wurde. Viele waren sich sicher bei Heart-Shaped Glasses und Tainted Love
Setlist: If I was Your Vampire, Disposable Teens, You And Me And The Devil, Irresponsible Hate Anthem, Mobscene, Sweet Dreams, Putting Holes In Happiness, Just A Car Crash Away, Rock Is Dead, Heart-Shaped Glasses, Tainted Love, The Red Carpet Grave, The Dope Show, Great Big White World, The Fight Song, Beautiful People // The Love Song // Are You The Rabbit?

Und nein, der Tag endete auch nicht in Chaos ;) Meine Kamera bekam ich wieder, unversehrt (musste nach den 2 Songs im Fotograben abgegeben werden, wenn man wieder rein wollte), das Auto stand noch immer da, wo ich es abgestellt hatte, ohne Ticket, mit voller Batterie und ging auch sonst nicht kaputt ;) Alles in allem eben ein schöner unterhaltsamer Konzertabend :)

 

story Dajana & Elke • pics © Dajana