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Meshuggah - Stray From The Path
 
2023-06-12 DE – Oberhausen - Turbinenhalle 2

| Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Tickets: 47 Euro + Gebühren | AK: 50 Euro |

[Dajana] Ein ausgesprochen schöner Nebeneffekt der sommerlichen Open Air Saison ist, dass nicht wenige (große) Bands die Zeit zwischen den Festival-Wochenenden mit Fill-In Shows verbringen, da sie ja eh im Lande sind und je nach Herkunft das nach Hause fahren/-fliegen nicht lohnt oder vergleichsweise teurer ist. So bekommt man so manches musikalische Highlight in kleinerem Rahmen und eher intimer Atmosphäre live präsentiert, als auf deren großen Touren.
Eine dieser Bands sind die großartigen MESHUGGAH, die auf dem Weg vom Nova Rock (Österreich) zum Copenhell (Dänemark) für zwei Dates in Deutschland einen Stop einlegten, um (nicht nur) ihr Charts-prämiertes neues Album live vorzustellen.
Das ließ sich die NH-Crew selbstverständlich nicht zweimal sagen, zumal unsere letzte MESHUGGAH Show schon… Moment… Wow!... 7 Jahre zurückliegt. Dann wird es also unbedingt wieder Zeit ;) Bei kuscheligen 30°C und praller Sonne ging es in die Oberhausener :: Turbinenhalle 2 ::.

[BRT] Das letzte Mal in der Essigfabrik in Köln war schon ziemlich Bombe, daher war ich gespannt, ob MESHUGGAH das eh schon hohe Niveau ihrer Live-Shows toppen konnten.

[BRT] Die beiden Turbinenhallen sind ja eher ungeliebt, wenige Bands bekommen da einen guten Sound hin. Das nervtötende “erst Bons besorgen, dann Bier kaufen“ ist zusätzlich abschreckend. Leider haben sich 5 Euro für Bier aus dem Plastikbecher etabliert, 4 Euro für ein Wasser sind schon mehr als unverschämt. 5 Euro Parkgebühren? Ich glaube es hackt…
Leider muss man sich bei diesen Größenordnungen auch auf Ticketpreise wie 50 Euro für Bands wie MESHUGGAH einstellen. Leute, wenn ihr leidenschaftliche Fans am Start haben wollt, dann solltet ihr das auch entsprechend zeigen. Aber gut, das ist ja ein Thema, dass sich durch große wie kleine Veranstaltungen zieht. Dass sich die Leute dreimal überlegen, ob sie sich solch ein Konzert leisten wollen oder können, sollte daher wohl niemanden wundern. Dass sich dann auch so ein Vorverkauf eher schleppend dahin zieht, auch nicht.

[Dajana] In Falle von MESHUGGAH ist ja alles bestens gelaufen. Es war voll, nur knapp am „ausverkauft“ vorbei. Und dass, obwohl die Ticketpreise zum einen recht happig waren, kaum Werbung für diese Show gemacht wurde, und zum anderen große Acts um die Ecke spielten, wie z.B. Nightwish im Amphitheater. Geht doch ;)

[Dajana] Ich fand aber auch das Publikum überraschend interessant. MESHUGGAH sind ohne Zweifel eine Metal Band, aber es gab kein Metalpublikum. Gerade mal eine Kutte hab ich gesehen. Es war auch nicht gerade das typische Hardcore/Emocore oder Modern/Nu Metal Volk anwesend. Irgendwie war das Publikum ganz anders ;) Und die Leute waren extrem aktiv, trotz der Hitze, besonders beim Opener war kollektives Hüpfen angesagt. Und keiner ist umgekippt.

[BRT] Ich fand das sehr sympathisch, dass das Publikum nicht so einfach einzuordnen war. Klar sind da viele klassische Metaller und Hardcore-Typen bei, aber der Großteil des Publikums wirkte nicht wirklich Szene-zugehörig (zu welcher auch immer). Offenbar haben MESHUGGAH es geschafft Leute darüber hinaus anzusprechen. Respekt!

:: Fotos :: STRAY FROM THE PATH ::

[Dajana] Vorneweg gab es eine Band zum warm werden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. :: STRAY FROM THE PATH :: wurden als klassischer NY straight edge Hardcore angekündigt und genau das gab es dann auch. Ich kannte die Jungs vorher nicht und war entsprechend neugierig. Und dann ging für sehr kurze 25 Minuten ordentlich die Post ab. Sänger Drew hopste wie ein Wahnsinniger in seiner Latzhose auf der Bühne rum, und die proppevolle Tubse hopste mit. Das war in der Tat im höchsten Maße schweißtreibend. Aber irgendwie musste man da auch mit. Der Sound war Scheiße, das Licht mäßig. Klassisches Vorband-Syndrom (sollten wir darüber nicht längst hinaus sein?). STRAY FROM THE PATH ließen sich davon kein bisschen irritieren.
Vier der sieben Tracks kamen vom aktuellen Album Euthanasia, welches letztes Jahr im September veröffentlicht worden war. Beeindruckend, was die Energie anging, musikalisch… sagen wir mal: solide. Die Jungs haben übrigens einen Tag später im FZW Dortmund gespielt, im Vorprogramm von Spiritbox und Motionless In White. Hardcore eben… ;)

[BRT] Nun ja, mit klassischem Hardcore hatte das meiner Meinung nach wenig zu tun. Der New Yorkige Sound ist ja üblicherweise sehr metallisch. Dazu rapte Sänger Drew sehr nah an Rage Against The Machine vorbei. Ich hatte ebenfalls noch nie von der Band gehört und war überrascht, wie viele Scheiben die schon auf den Markt geschmissen haben. Das Publikum nahm die Band dankend an, es gab einige Moshpits und viel Action auf der Tanzfläche. Persönlich fand ich die Band eher flach und langweilig. Zuviel Bollo- Attitüde, zu viel New Metal, wenig Wiedererkennungswert. Auch nicht wirklich passend zur Hauptband. But who knows why...

Band: Andrew „Drew York“ Dijorio (vox), Anthony „Dragon Neck“ Altamura (bass), Craig Reynolds (drums), Thomas Williams (git)
Setlist: Needful Things, May You Live Forever, Goodnight Alt-Right, III, Fortune Teller, Guillotine, First World Problem Child

:: Fotos :: MESHUGGAH ::

[Dajana] :: MESHUGGAH :: ließen sich hernach gediegen Zeit, bauten aber auch ein üppiges und beeindruckendes Stage-Setting auf. Das erste (von drei) repräsentierte das Cover-Artwork des aktuellen Albums, mit 4 großen Bannern mit je einer Person darauf, die vage die jeweiligen Musiker darstellen sollen. Mit rot-gelben Licht von hinten geflutet, sah es dann auch tatsächlich so aus, als ständen die Musiker in Flammen.
Wenig überraschend starten MESHUGGAH mit Broken Cog, dem Eröffnungstrack des aktuellen Albums Immutable in ihr Set. Düster, dystopisch und mit einer Wahnsinns Wucht. Ich versuchte den hypnotisierenden Rhythmus mit den Fingern mitzutippen, verhedderte mich aber ständig, obwohl ich den Song eigentlich gut kenne. Polyrhythmik as its best. Das macht einen wahnsinnig ;)
Lässt man sich aber bedingungslos darauf ein, befindet man sich in null komma nix in einem anderen Universum. Die Musik ist wie eine Droge, oder Hypnose-Methode.

[BRT] Stimmt, es dauerte nicht lange und man war gefangen im Groove, den ich vor der heimischen Stereoanlage selten kapiere. Aber hier, bei der perfekt austarierten Lichtshow und der amtlichen Lautstärke kickte es einfach und man war drin. Die Stakkato-Rhythmen packten und schüttelten einen durch. Dem unglaublichen Groove von Monster-Drummer Tomas Haake entkommt man einfach nicht, und auch wenn der Körper nicht wirklich weiß, wie er dazu tanzen soll, tut er es einfach. Mich fasziniert das einfach immer wieder, wie der Schwedische Fünfer das so perfekt auf die Bühne bekommt und wie das einen gefangennimmt. Tranceartig nickt man mit dem Kopf dazu, der Rest sind vermutlich relativ albern aussehende Zuckungen…

[Dajana] Jap, ist halt schwer zu beschreiben, dass muss man einfach erleben! Die Band selbst bewegte sich nur marginal auf der Bühne, bei der Hitze verständlich und bei dieser Show auch nicht nötig. Ansagen von Jens Kidman kamen erst sehr spät im Set. Ich glaube, beim dritten Part, nachdem das Bühnenbild zum letzten Mal gewechselt wurde und bei dem ich dann auch erst fotografieren durfte. MESHUGGAH spielten sich durch eher neueres Material, das war ok so, ich mag alte wie neue Songs. Allerdings war obZen seinerzeit mein „Schlüsselalbum“ und hat daher einen besonderen Platz in meinem Musik-Herzen ;) Und da Band und Alben im Jubiläumsalter sind, gibt es vielleicht in naher Zukunft ebensolche Touren, bei denen ältere Alben am Stück gespielt werden, oder sowas in der Art.

[BRT] Es ist tatsächlich egal, welche Songs MESHUGGAH spielen, denn die Energie der Liveshow saugt einen einfach auf. Klar, es gibt wenig Bühnenaction, dafür aber eine reichlich hypnotisierende Lichtshow die immer im Groove liegt. Beeindruckend auch, dass MESHUGGAH (genauer gesagt Tomas, der Soundmann, der irgendwie aussieht wie der Krautrock-Nikolaus) den Sound der schwierigen kleinen Turbinenhalle so perfekt meisterte. Druckvoll und transparent. Anders würde das wohl auch nicht funktionieren. Wahnsinn.

[BRT] Für 75 Minuten hauen uns die Schweden Rhythmus-Massaker um die Ohren – das klingt zwar nach relativ wenig, aber ich glaube, mehr hätte ich weder kapiert noch durchgehalten. Am Ende sind wir doch alle mit einem mehr als zufriedenen Grinsen nach Hause gegangen.

[Dajana] So isses! Man fühlt sich wie vom ICE überfahren, kommt völlig erschöpft aus der Halle, ist aber unglaublich happy und relaxt. Und ich hatte keine Nackenschmerzen am nächsten Tag ;)

Band: Jens Kidman (vox), Fredrik Thordendal (git), Mårten Hagström (git), Dick Lövgren (bass), Tomas Haake (drums)
Setlist: Broken Cog, Light The Shortening Fuse, Rational Gaze, Pravus, The Hurt That Finds You First, Ligature Marks, Born In Dissonance, Mind's Mirrors, In Death - Is Life, In Death - Is Death, The Abysmal Eye, Straws Pulled At Random // Demiurge, Future Breed Machine

Vielen Dank an Kingstar Music für die Presse-Akkreditierung :)

Story • BRT & Dajana • Pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography