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Mogwai - Bohren & Der Club Of Gore - Long Distance Calling

 
2011-10-30 DE – Dortmund - FZW

[Dajana] Zum 20. Geburtstag und zur 200. Ausgabe in 2010 quasi wiederbelebt, lädt das Musikmagazin VISIONS auch 2011 und somit zum dritten Mal nach Dortmund zum WESTEND FESTIVAL ein. Vier Tage lang teilen sich auserlesene Bands quer durch die Indie/Rock Szene (mit ein paar raren Highlights wie zum Beispiel das Troublegum-Set von Therapy? am Samstag) im FZW die Bühne. Tatsächlich ist es aber der vierte und letzte Tag, der mein Herz ungemein höher schlagen liess. Hatte ich bisher noch abgewogen, wann und wo ich MOGWAI, BOHREN und LONG DISTANCE CALLING dieser Tage einzeln auf ihrer jeweiligen Tour abpassen könnte, bot sich nun die grandiose Möglichkeit sie alle drei schön nacheinander auf einer Bühne an einem Abend erleben zu dürfen. Das nenn ich mal großartig!!!

:: Fotos ::

[Dajana] In bester Gesellschaft und mit der Neuentdeckung SoCo Lime und Kobolden im Blut wurde der Abend recht früh mit den instrumentalen Post Rockern von :: LONG DISTANCE CALLING :: eröffnet, die sich 45 Minuten lang quer durch die Historie spielten. Das Zusammenspiel und die Liveperformance der Münsteraner war einmal mehr ein Hingucker und wird auch noch vor dem Fernseher begeistern, wenn das filmende Rockpalast Team sein Material später im Monat ausstrahlen wird.
[Bert] Einmal mehr konnten mich LONG DISTANCE CALLING live nicht wirklich überzeugen. Während ihre Platten auf der heimischen Stereoanlage hervorragendes Kopfkino bieten, gehen mir live zu viele Feinheiten verloren und für das bombastische Instru-Metal Brett a la Pelican fehlt dann doch einiges an kompositorischer Finesse. Dafür klingt es dann doch an einigen Stellen zu einseitig.
Setlist: Into The Black Wide Open, Black Paper Planes, Arecibo, Metulsky Curse Revisited, Apparitions

[Dajana] Kommen wir nun zu einer Performance der Extra-Klasse! :: BOHREN & DER CLUB OF GORE :: ! Fotografieren war zwecklos, die Kamera-Leute am Verzweifeln, denn man hatte zum Nichtlicht auch noch die Bühne vernebelt. Also… Augen zu und genießen. Der Sound war nicht wirklich optimal, aber zum Glück auch nicht störend schlecht. Die wenigen Ansagen von Morten Gass waren einmal mehr ein absolutes Highlight, sowas von schwarzhumorig, scharfzüngig und dabei staubtrocken, das gängige Comedians blass werden dürften. Auch hier spielte man sich durch die verschiedenen Veröffentlichungen, beginnend mit der aktuellen EP Beileid und dem Grande Finale mit Midnight Black Earth vom Meisterwerk Black Earth.
[Bert] Dem habe ich kaum etwas hinzu zu fügen, das war ganz, ganz großes und langsames Kino im Noir-Stil. Leider fehlte nur der Bogart an der Theke ;-) In einem Theater mit Sitzplätzen wäre das Ganze aber sicherlich noch ne Spur besser aufgehoben.
Leider hatte ein Großteil des Publikums nichts Besseres zu tun, als ignoranterweise pausenlos dummes Zeug zu labern, was bei einer leisen Band wie BOHREN doch recht kontraproduktiv ist. Nächstes mal direkt erschiessen bitte.

[Dajana] Auf die Meister der Gitarrenwände und laut-leise-Dynamiken :: MOGWAI :: hatte ich mich sogar noch mehr gefreut, da ich die Glasgower bisher noch nie live gesehen hatte. Und jene, die es bereits taten, berichteten Großartiges. Was soll ich sagen? Es war ein unglaublich intensives Hörvergnügen :) So laut, wie erwartet bzw. prophezeit wurde es allerdings nicht, meine Hosenbeine haben jedenfalls nicht geflattert ;) Stattdessen durfte man sich ein ums andere Mal einfach mal wegträumen. Natürlich konzentrierte man sich mehrheitlich auf das aktuelle Album Hardcore Will Never Die, But You Will, welches mir ein bisschen zu verspielt ist, pilgerte aber dankenswerterweise auch durch frühere, deutlich sphärischere Werke bis hin zum Klassiker Mogwai Fear Satan vom 1997er Debüt Mogwai Young Team. Ich glaube, ich muss jetzt nicht noch extra erwähnen, dass das mal ganz großes Kino war, oder? ;)
[Bert] Endlich MOGWAI live. Der Sound war große klasse, das zu erwartende Dezibel-Massaker blieb überraschenderweise aus, aber leider gab es keine Zugaben.
An Songs gab es eine hervorragende Mischung aus aktuellen Sachen und älteren Klassikern, die auch schon auf der Live-Scheibe und den BBC-Sessions zu bewundern waren, also keine wirklichen Überraschungen. Dafür hatte man den schon als Gastmusiker auf einigen MOGWAI Platten musizierenden ehemaligen Kopf der absolut großartigen und einzigartigen Long Fin Killie - Luke Sutherland eingepackt und bei ein paar Songs mit auf die Bühne geschleppt, ihm mal die Geige oder mal das Mikro in die Hand gedrückt.
Das Stageacting hielt sich insgesamt eher in Grenzen und der gefürchtete Humor der Glasgower war anscheinend auch in Schottland geblieben, dafür aber gab es episches und sphärisches Kino par excellence. Fein, fein, da komme ich doch gerne mal wieder.
Setlist: White Noise, Travel Is Dangerous, Death Rays, Rano Pano, I’m Jim Morrison I’m Dead, How To Be A Werewolf, Two Rights Make One Wrong, San Pedro, I Know You Are But What Am I?, Hunted By A Freak, Mogwai Fear Satan, Mexican Gran Prix

[Dajana] Somit geht ein ganz wunderbarer Konzertabend zu ende und markiert gleichzeitig eines der Highlights in 2011. Top 5 würde ich sagen ;) Das WESTEND FESTIVAL wurde insgesamt gut besucht, auch wenn keiner der Abende wirklich ausverkauft war. Die Luft in der großen Halle des FZW war zum schneiden dick, trotz üppiger Klimaanlagen, aber man konnte sich ja zu jederzeit nach draußen in den Biergarten begeben und für die ersten Reihen an der Bühne gab es eine ausreichende Menge an Wasserbechern für erschöpft-geplagte Musikfans ;)

 

story © Dajana & Bert • pics © Dajana