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ARABROT • JO QUAIL

 
2019-04-14 DE – Bochum - Rotunde
 

| Einlass: 19:00 Uhr | Beginn: 20:00 Uhr | Tickets: 22 Euro + Gebühren |

 

[Dajana] Auf dieses Konzert hatte ich wahrlich lange warten müssen. Die japanischen Post Rock Ikonen MONO stehen schon seit Jahren auf meiner Konzert-To-Do-Liste. Aber es wollte nie klappen, obwohl MONO nicht gerade selten live in Europa zu sehen sind. Wie dem auch sei… Jetzt! Jetzt endlich sollte es möglich werden.
Zum 20-jährigen Bestehen der Band und der Veröffentlichung des 10. Albums, Nowhere Now Here, bietet sich mir tatsächlich die Gelegenheit MONO live quasi im Jubiläumsdoppelpack zu sehen. Mehr noch, habe ich weder die beiden Supportbands bisher live gesehen, noch war ich zu Gast im :: Rotunde :: zu Bochum. Also ein Sonntagabend voller Neuentdeckungen ;) Und zur Abwechslung mal kein Gegurke nach Köln…

[Dajana] Der heutige Abend ist der offizielle Tourauftakt zur Europatour, lässt man das Roadburn Wochenende mal außen vor. Da das Rotunde direkt am Bochumer Bermudadreieck liegt, fand sich bereits lange vorher eine kleine Gesellschaft im Mandragora ein, um sich auf den Abend einzustimmen. Buddhaseidank, denn es stellte sich heraus, dass entgegen der offiziellen Ankündigung das Konzert eine halbe Stunde früher beginnen sollte. Wir waren jedenfalls pünktlich da :) Bevor sich meine Wenigkeit aber einen guten Platz am Bühnenrand eroberte, wurde erst einmal ordentlich das Merchandise geplündert. Sollten euch zum Beispiel beim Rock Hard Festival eine Horde Fans mit einem schlichten ÅRABROT Shirts auffallen, dann haben diese Herren und Dame jenes wohl genau hier im Rotunde erworben ;) Sehr schöner Laden übrigens!

:: Fotos :: JO QUAIL ::

[Dajana] Auch die außergewöhnliche Cellistin :: JO QUAIL :: erschien pünktlich zur vorgezogenen Zeit auf der Bühne. Der Soundmensch ließ derweil auf sich warten und der Lichtmensch war wohl ganz woanders unterwegs. Erst zum Ende ihres knapp 30-minütigen Sets wurde es ein bisschen heller auf der Bühne. Davon ließen sich aber weder JO QUAIL selbst noch das im Moment sehr übersichtliche Publikum beirren und versanken in den fesselnden Cello-Kompositionen der Ausnahmekünstlerin. Sie arbeitete mit Loops und Effekten, so dass trotz des einen Instruments schnell ein dichter, geschickt geschichteter und intensiver Sound entstand. Sie fiedelte, zupfte und schlug auf ihrem Cello wilde Töne mit einer Leichtigkeit an, die einem den Atem verschlug. Insbesondere da ja das Cello sonst gerne als großes, schweres und unhandliches Instrument wahrgenommen wird - kein Vergleich zum wunderschönen, elegant geschwungenen elektrischen Cello der Britin.
Leider reichte die Zeit für nur drei, aber zugegebenermaßen episch langen Tracks der letzten beiden Veröffentlichungen Exsolve und Five Incantations. Großartige Künstlerin - fabelhafte Performance!

[BRT] Ja, boah… Wahnsinn! Ein Cello, eine Loopstation, dirigiert von einer äußerst kreativen Solokünstlerin. Was kommt dabei heraus? Der Bombast und die Wucht eines ganzen Orchesters. Klasse! Die dynamischen, sich episch aufbauenden Kompositionen nahmen mich doch direkt gefangen. Schnell zum Merch und einen Tonträger eingepackt.

Setlist: White Salt Stag, Gold, Mandrel Cantus

:: Fotos :: ÅRABROT ::

[Dajana] Es folgte eine Umbaupause in sensationellen 7 Minuten und schon standen :: ÅRABROT :: in düsterrotem Licht auf der Bühne. Die Norweger werden ja von vielen (Noise-)Musikliebhabern regelrecht verehrt. ÅRABROT sind laut, extravagant, unberechenbar und passen in absolut keine Schublade. Das macht sie berühmt und berüchtigt zugleich und damit hat es auch schon für den norwegischen Grammy gereicht. Nach dieser Show kann ich das sehr gut verstehen, denn ich bin nun auch infiziert.
Kunterbunt ist die Truppe um Kjetil Nernes auch optisch: Er, im Amish-Outfit, seine Frau Karin Park im Kaftan. Der Schlagwerker sitzt im weißen Rolli und schwarzen Handschuhen hinter seinem Kit, während der Bassist irgendwie ganz normal aussieht.
ÅRABROT beginnen ihr Set mit drei Stücken ihren vorletzten Werkes The Gospel, bevor sie den Fokus auf das im letzten Jahr veröffentlichte Album Who Do You Love legen. Das mag zunächst verwundern, beschäftigt man sich (so wie ich im Nachgang) mit Band und Musik, wird schnell klar warum das so sein muss.
ÅRABROT
boten eine wilde und hoch energetische Show, die vom mittlerweile gut gefüllten Club begeistert aufgenommen wurde. Mein persönliches Highlight war neben dem treibenden Maldoror's Love das unfassbar schöne wie traurige Pygmalion. Was für eine charismatische Band, außergewöhnliche Show!

[BRT] ÅRABROT sind eine von den besten Neuentdeckungen der letzten Jahre. Kreative und dynamische Tonträger mit einem großen Grad an Unberechenbarkeit haben mich direkt in den Bann gezogen. The Gospel ist ein Knalleralbum, aber auch der aktuelle Tonträger Who Do You Love darf schleunigst eingetütet werden.
Auf der Bühne kamen die Mädels und Jungs eher wie ein durchgeknallter buntgemischter Haufen rüber, was aber ausgezeichnet zur Musik passt. Der Sound war vielleicht nicht zu 100% ideal, machte die ganze Performance ein wenig dreckiger als auf Platte. Super Auftritt, nächstes Mal gern als Headliner!

Setlist: The Gospel, The Whore Is This City, Tall Man, Maldoror’s Love, The Dome, Pygmalion, Sinnerman, The Horns Of The Devil Grow, Story Of Lot

:: Fotos :: MONO ::

[Dajana] Dieses Mal dauerte der Umbau ein bisschen länger, aber angesichts der Effekte-Phalanx ist das auch kein Wunder. Da waren nicht nur Musiknerds erstaunt und neugierig. Das war schon extrem beeindruckend, was da alles auf der Bühne stand und verkabelt wurde.
:: MONO :: sahen mehr als die anderen recht müde aus, was vermutlich nicht nur an den Shows beim Roadburn, sondern vor allem dem Jetlag zugeschrieben werden dürfte. Die Japaner hatten schließlich den längsten Anreiseweg und gerade die ersten Tourtage fordern den Musikern bekanntermaßen einiges ab.
Auch hier stand das im Januar erschienene, ganz wunderbare neue Album, Nowhere Now Here, im Mittelpunkt, von welchem 6 der 10 Songs gespielt wurden. Drum herum gab es meist altes Material bis hin zum 2002er Debüt One Step More And You Die. Bei Halcyon (Beautiful Days) erschien noch einmal Jo Quail mit ihrem Cello auf der Bühne und verlieh dem Song eine besondere Note. Da MONO und Jo Quail nicht zum ersten Mal zusammen touren bietet sich ja sowas geradezu an.
Die Band und das nun zahlreich anwesende Publikum versanken gleichermaßen mit geschlossenen Augen in den unendlich vielen Schichten umfassenden, unglaublich schönen und intensiven Klangkosmos. Die für den Post Rock so typischen Laut-Leise Dynamiken erzeugten einen intensiven Spannungsbogen und hielten das Publikum aufmerksam. Von den ganz leisen Tönen, wie zum Beispiel beim Glockenspiel von Ashes In The Snow, über sich dramatisch auftürmende Crescendi bis hin zum alles zerstörenden Noise-Inferno. Ansagen gab es keine. Ist die Musik von MONO schon auf CD großartig, so übertrifft die Intensität und die Magie der Liveperformance diese bei weitem. Was für ein Klangerlebnis!
Wären da nicht diese beiden unglaublich nervenden Spacken gewesen, die da bierselig über irgendwelchen Scheiß diskutieren mussten…
Während Gitarrist Yoda die meiste Zeit auf einem Hocker saß, fiel Bandkopf Taka auch schon mal auf seine Knie inmitten all seiner Effekte und drehte an den Knöpfen. Bassistin Tamaki benötigte deutlich mehr Bewegungsfreiheit, da sie zwischendurch auch schon mal zwischen Synthesizer, Mikro oder Keyboards wechseln musste.
Nach nur einer ganz kurzen Pause mit tosendem Beifall kehrten MONO fix auf die Bühne zurück und kredenzten dem begeisterten Publikum noch einmal einen fast 16-minütigen Diskurs in Sachen Noise mit Com(?). Das Grande Finale für einen unfassbar großartigen Konzertabend.
After You Comes The Flood? Yep, so isses! MONO spielen konkurrenzlos in einer ganz eigenen Liga. Keine Band danach könnte den Japanern Rang, Stellung oder Highlight streitig machen. Bis dato DAS Konzerthighlight des Jahres! Wird aber auch in den nächsten 8 Monaten schwer zu toppen sein...

[BRT] Bei MONO waren meine Batterien schon ziemlich alle. Daher konnten sie mich wohl nicht mehr richtig vom Hocker hauen.
Eigentlich machen die Japaner Musik für den Kinosessel. Aber auf Dauer merkt man doch, dass die Kompositionen ein wenig gleichförmig aufgebaut sind. Macht aber trotzdem Spaß, auch wenn auf der Bühne reichlich wenig passiert. Ist aber eine Band, die ich mir jederzeit wieder anschauen würde, da es in diesem Postrock-Bereich wenig Besseres gibt.

Band: Takaakira "Taka" Goto (git), Hideki "Yoda" Suematsu (git), Dahm Majuri Cipolla (drums), Tamaki Kunishi (bass)

Setlist: God Bless, After You Comes The Flood, Death In Rebirth, Breath, Nowhere, Now Here, Dream Odyssey, Sorrow, Meet Us Where The Night Ends, Halcyon (Beautiful Days), Ashes In The Snow // Com(?)

 

 

story © BRT & Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography