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MORGHULS CASTLE PART 2

Koldbrann - Negator - Sarkom - Parental Advisory - Berserk

 
2006-10-11 AT– Wien - Monastery

Ziemlich genau ein halbes Jahr nachdem in der Arena das erste MORGHULS CASTLE – Fest in Szene gegangen war, erfolgte nun also die Fortsetzung. Besetzungstechnisch hat Veranstalter Gmorg auf jeden Fall noch einen draufgesetzt, der Termin war dagegen weniger glücklich gewählt, fand das ganze doch an einem Donnerstag statt. Noch dazu spielten am gleichen Tag die Tralala-Popkasperln von Lordi andernorts in Wien und zogen – man sollte es ja nicht glauben – tatsächlich einige potentielle MORGHULS CASTLE – Besucher von dieser Veranstaltung ab. Allerdings war die Terminwahl auch nicht ganz freiwillig, da sich KOLDBRANN, NEGATOR und SARKOM ja auf Tour befinden.

:: Fotos ::

Gegenüber der Arena war das Monastery zweifellos die kostengünstigere Variante, leider bestätigte sich aber auch diesmal wieder die gängige Weisheit, dass man zu Gigs im Monastery frühestens eineinhalb Stunden nach angekündigtem Beginn kommen braucht und trotzdem mit ziemlicher Sicherheit noch keinen Ton versäumt hat. Dementsprechend wenig war daher vor und in der Hütte los, als unsereiner nach getaner Arbeit am Veranstaltungsort eintraf.

Als dann :: BERSERK :: endlich loslegen durften, tummelten sich immerhin schon ein paar Gestalten in Bühnennähe und applaudierten dem sehr rohen, einfachen, aber trotzdem mit feinen Melodien bestückten Schwarzmetall der jetzt auch schon seit langen Jahren bestehenden Gruppe um Ashen Productions – Betreiber R.S. doch recht anständig. War aber auch wirklich nicht ungeil. Etwas mehr Bewegung auf der Bühne hätte sicher nicht geschadet, aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt. Guter Sound übrigens, und das gilt für den gesamten Abend.

Wiens, für meine Begriffe stärkste, Death Metal – Partie :: PARENTAL ADVISORY :: bildete den todesmetallischen Farbtupfer auf dem Black Metal – Abend. Mittlerweile tat sich schon etwas (aber nicht viel) mehr vor der Bühne. Ein schlechter Gig der Burschen ist sowieso nicht möglich (zumindest hab ich noch keinen erlebt, und ich hab sie sicher so um die 20 Mal gesehen). Leider mussten sie aus Zeitgründen einiges aus der geplanten Setlist streichen, gaben aber in der Zeit, die sie hatten, ordentlich Gas und präsentierten auch einige neue Stücke (Godmode, Manhunt). Während des Auftritts wurde es langsam etwas voller, und so bekamen dann doch schon etliche wenigstens die abschließenden Stücke Hate (inklusive Widmung an das Geburtstagskind Christoph aka Rattenmann aka Slavetrader, seines Zeichens Schlagzeuger der Black Metal – Band Misanthropic Might, in der auch die Parental – Brüder Fredl und Markus – äh, Sic und Inhumate aktiv sind) und Zombie Legion mit. Leiwand wie immer!

Es folgten die dankbarsten Fotomotive des Abends, die Norweger :: SARKOM :: . Massenhaft Nieten, Stacheln, Leder, Ketten und nicht zu dünn aufgetragene Leichenbemalung – so hat man das gern für die optische Berichterstattung. Abgesehen davon spielten sie auch noch – zeitweise genialen – Black Metal der alten und wahrhaftigen Schule, der immer dann am besten ankam, wenn man in höheren Geschwindigkeitsbereichen unterwegs war, was vor allem auf die ersten paar Stücke zutraf. Offenbar war inzwischen noch einiges an zusätzlichem Publikum eingetroffen, sodass man vor der Bühne jetzt richtig von Leuten umgeben war. Den stärksten Applaus erntete das (wenn auch nicht gerade originell gewählte) Darkthrone – Cover In The Shadow Of The Horns. Danach folgten leider einige langsamere und etwas langatmige Nummern, die den guten Anfangseindruck dann insgesamt doch ein bisserl verwässert haben. Insgesamt aber trotzdem Daumen hoch für die Herren um den ehemaligen 1349-Gitarristen Tjalve. Als Stimmungsmacher unmittelbar vor der Bühne betätigten sich hier auch einige Mitglieder von…

:: NEGATOR :: , die kurz darauf allerdings mit ihrem eigenen Auftritt (wie erwartet) ganz klar für den Höhepunkt des Abends sorgten. Die ungeschminkte Glatzenfraktion entfachte ein unerhörtes Inferno mit den besten Stücken ihrer beiden bisherigen Alben, bei dem mich vor allem das Zeugs von Die eisernen Verse völlig begeistert hat. Bassist Berthelm mit seinen Grimassen ist sowieso eine Show für sich, aber auch Frontmann Nachtgarm sprudelte zunächst fast über vor lauter Energie. Nachdem beim Starter Free Bird noch ehrfürchtige Bewunderung herrschte, wurde dann ab dem zweiten Stück Old Stigma zumindest in der vordersten Reihe ordentlich gebangt, wobei Türme sowie vor allem die „Selbstmordnummer“ Gloomy Sunday (von Nachtgarm als „was zum Kuscheln“ angekündigt) und Eisen wider Siechtum nicht nur bei mir am Besten ankamen. Bei letzterer Nummer wurde es dem Kreislauf des Sängers dann aber leider zuviel und er musste sich in den Backstagebereich zurückziehen. Für ihn war das Konzert somit blöderweise beendet, auch wenn er nach einiger Zeit wieder hergestellt war. Die Band spielte aber coolerweise noch 2 Stücke (Der Infanterist und Die eherne Replik), bei denen Gitarrist Trolfbert den Gesang übernahm und das Zeugs absolut tadellos rüberbrachte. Alle Achtung! Für mich sind NEGATOR ohnehin Deutschlands stärkste schwarzmetallische Visitenkarte, erst recht nach diesem Abend.

An :: KOLDBRANN :: hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen – auf CD eher eine zähe Angelegenheit (okay, das hat sich mit Moribund deutlich gebessert, ich geb’s ja zu!) und auch der Auftritt in Kaltenbach im letzten Juli war eher Durchschnitt. Insofern kann man den Auftritt auf alle Fälle als positive Überraschung bezeichnen. Mit Alt Er Befengt und Steinent Til Jorden rüttelte das zweite norwegische Schminktopfkommando des Abends die Anwesenden zu vorgerückter Stunde gleich nochmal ordentlich wach, bevor mit Kaosmanifest der erste Höhepunkt folgte. Heftig und höllisch! Trotzdem stellte sich bei mir jetzt doch schon ziemliche Müdigkeit ein, vor der Bühne herrschte allerdings durchaus noch reges Bangen. Am Ende kamen dann die vom mir herbeigesehnten Inkvisitor Renegat und vor allem Bestial Swarm, sodass man schlussendlich mit einem mehr als zufriedenen Grinsen den Heimweg antreten konnte. Die geplante Zugabe Koldbrann entfiel dagegen aufgrund der allgemeinen Erschöpfung.

Fazit: Ein sehr geiles Konzert mit geilen Bands (NEGATOR haben GEHERRSCHT!!!) und gutem Sound, das viel zu wenig Leute mitbekommen haben. Neben dem ungünstigen Termin war dafür sicher auch der doch ziemlich hoch angesetzte Eintrittspreis von 18 € mitverantwortlich. Von denen, die trotzdem da waren, brauchte aber mit Sicherheit kein Einziger das Kommen zu bereuen. Da kann ich es sogar locker verschmerzen, dass ich den sensationellen Sieg der vermeintlich dahinsiechenden österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Schweiz verpasst hab. Freu mich schon jetzt auf MORGHULS CASTLE Teil 3!

 

story & pics © Gunnar