Viele
Konzerte finden in Münster ja nicht gerade statt, auf die
man mit gutem Gewissen gehen kann. Insofern war es natürlich
ganz schön, mal wieder einen heimischen Metal-Abend zu erleben.
Leider stand das Konzert schon vor dem Beginn kurz vor dem Abbruch,
da der Veranstalter die große Halle doppelt belegt hatte
und dies natürlich erst am Samstag bemerkte. Warum dann immer
der Metal dem Tanzabend weichen musste, werde ich zwar nie verstehen,
aber immerhin konnte das Konzert doch noch statt finden, allerdings
nur im kleinen Saal und mit fast drei Stunden Verspätung.
Als Ausgleich konnten sich die zahlreich Versammelten mit Flaschenbier
für 50 Cent pro Stück vergnügen, das erlebt man
ja auch nicht alle Tage...
Es war also
schon fast 23:00, als :: SCORNAGE
:: aus Aachen endlich die Bühne entern konnten.
Die Jungs gibt es in dieser Formation seit 1998 und präsentierten
sowohl ältere Stücke, als auch 2 vom aktuellen Demo
Ascend und 2 brandneue Tracks. Klanglich deutete
sich bereits hier schon an, dass es mit dem Sound generell nicht
zum Besten stehen würde. Jedoch wurde dieses Manko, sowie
die sichtbar fehlende Bühnenerfahrung durch ein sympathisches
und natürliches Stageacting und viel Spielfreude übertüncht.
Musikalisch boten die fünf Jungs aus Aachen zünftigen
Death-Thrash, bei dem die klare stilistische Linie allerdings
noch nicht so ganz zu erkennen war. Besonders beim Vergleich der
älteren Stücke mit einigen neueren Kompositionen wie
Shied Away From Reality oder Pain Collector (zum
ersten mal live gespielt), wurde dies sehr deutlich. Technisch
gab es aber nichts zu meckern, und wenn die Aachener mehr Konstanz
beim Songwriting zeigen, sollten die guten Ansätze wesentlich
besser zur Geltung kommen. Auf jeden Fall wurde dem Publikum so
ein unterhaltsamer Auftakt geboten.
Setlist: No More Hate, What Lies Beneath, Fly With Me,
Shied Away From Reality, Pain Collector, Respect, King Of The
Night, Age Of Scorn
Ohne große
Umbaupause legten dann :: BURDEN
OF GRIEF :: los. Vom ersten Ton an machten die
Warburger einen wesentlich professionelleren Eindruck als ihre
Vorgänger. Problematisch war jedoch auch hier der Sound,
der dafür sorgte, dass bei den ganz schnellen Passagen (von
den es reichlich gab) praktisch nur Gematsche entstand, obwohl
die Band ohne Zweifel gut aufeinander eingespielt ist und aus
kompetenten Musikern besteht. So konnten BURDEN OF GRIEF
dann doch für gute Stimmung im Publikum sorgen und waren
auf jeden Fall die homogenste Band des gesamten Abends. Zudem
konnten sie die Soundprobleme durch zwei "langsamere"
Coverversionen etwas entschärfen und hatten dabei mit Master
Of Puppets (Metallica) und der Zugabe Prowler (Iron
Maiden) die Situation und Auditorium souverän im Griff.
Setlist: Cold Fire, Demonized, Der Neue?, Master Of
Puppets, Reborn, Frozen Pain, Prowler
[Psycho]
Die Überraschung des Abends für mich waren aber ::
MOURNING
CARESS :: und das in zweifacher Hinsicht. Ich muss
ja zu meiner Schande gestehen, dass ich die Münsteraner vorher
noch nie live gesehen hatte. Also war ich echt von den Socken,
wie arschtight die vier Instrumentalisten zusammen wirkten und
einen wahrlich mörderischen Groove entfesselten. Als langsamste
Band des Abends hatten sie mit ihrem melodischen Death Metal dazu
auch die besten Soundmöglichkeiten, trotzdem ist es nicht
alltäglich, dann wirklich so geil abzurocken. Kein Wunder
also, dass die Tracks der Debüt - CD musikalisch deutlich
schmissiger rüber kamen. Auch die neuen Tracks wie Never
oder Too Deep Inside wussten wahrlich zu überzeugen.
Allerdings gab es bei den Jungs auch einen dicken Wermutstropfen
zu verzeichnen. Ich weiß nicht, was man Sänger Gerrit
vor dem Auftritt in den Tee getan hat, aber leider war der überhaupt
nicht bei Stimme (ok, kann passieren) und legte zusätzlich
noch ein Gehabe an den Tag, als stünde er vor Tausenden von
Leuten auf einer 20m-Bühne. Was dort vielleicht auch gut
ankommen würde, wirkte auf der tatsächlichen, räumlich
doch sehr begrenzten Bühne des Paul Gerhard Hauses einfach
nur völlig überzogen und teilweise sogar schon lächerlich.
[Dajana] So entstand dann ein etwas zwiespältiger
Eindruck zwischen einer mächtig gut aufspielenden Band und
einem ziemlich deplaziert wirkendem Sänger. Was ich persönlich
als sehr bedauerlich empfunden habe. Allerdings sei zur Ehrenrettung
gesagt, dass das Publikum auf jeden Fall trotz der fortgeschrittenen
Uhrzeit gut mitging und reichlich Stimmung machte; daher kann
es natürlich auch sein, dass mir diese kuriosen Umstände
aus meiner eher hinteren Sicht mehr auffielen... Das ist natürlich
nicht nur dem Psycho so aufgefallen, sondern auch einer Reihe
anderer Gäste in den hinteren Reihen, die sich über
die Performance des Sängers ein Schmunzeln nicht verkneifen
konnten... bis hin zu diversen Vergleichen mit einem 17 jährigen
Möchtegern Super Star ;) Nun ja, das Summer Breeze 2002 war
sicher eine tolle Erfahrung für die Band, nun ist es aber
an der Zeit den Sänger wieder auf den Boden zu holen.
Setlist: Feed My Dreams, I Follow The Rain, Never, The
Devine Grave, Dead Rose Romance, Too Deep Inside, A Lifeless Time,
Falling, The Chain, Sunlight, Creating A Hell, 666 Let’s
Go
Insgesamt
gesehen war es aber trotzdem ein mehr als lohnenswerter Abend
mit drei guten Bands. Vorbildlich übrigens auch die Preisgestaltung,
denn neben den billigen Getränken war auch der Eintritt mit
nur 5 Euro mehr als moderat gestaltet. Also bitte mehr davon!