Das
Vorspiel: Wer mit offenen Augen und Ohren durch’s
Leben läuft oder einfach nur das größte amerikanischen
Klatschblatt in Sachen Metal liest, weiß, das ex-Cradle
Of Filth Drummer Adrian Erlandsson heuer seine singende Göttergattin
Morrigan Hel musikalisch begleitet, natürlich wieder an den
Fellen. Das Ganze nennt sich dark und dirty Rock’n’Roll
und firmiert unter dem Banner NEMHAIN, welches
sich in Kürze dem ersten Jubiläum nähert. Vor dieser
Party hat man kurzerhand ein paar Konzerte in Holland auf die
Beine gestellt, zu welchem ich mich in Hengelo gesellen wollte...
Überraschenderweise waren NEMHAIN die Vorband
für ELECTRIC EEL SHOCK und MUNICIPAL
WASTE, die sich – über den großen Teich
gekommen – auf der Durchreise zum Wacken Open Air befinden.
Hehe... na wenn das kein geiles Package ist ;)
::
Fotos ::
Der
Club: Das Innocent
– Home Of Hardcore (putziger Name) liegt mitten in der Innenstadt
von Hengelo und hat die Größe eines herkömmlichen
Wohnzimmers, welches mit 70 Leuten total ausverkauft ist ;) Der
Coffee-Shop ist gleich gegenüber, so dass im Club fast jeder
Dritte ne Tüte im Mundwinkel hatte... der Rest brauchte ja
auch gar keine mehr. Nun denn... Holländer gelten konzerttechnisch
bekanntermaßen als zurückhaltend und bei den durchwabernden
Rauchschwaden hätte dies auch niemanden gewundert. Eigentlich...
:.
NEMHAIN
~ wurden ja dieser Tage noch einmal kräftig
durch den Besetzungswolf gedreht, da die beiden Gitarristen Cherry
Forever und Mr. Dick kurzfristig ausstiegen und durch Samara und
Steve Lee ersetzt wurden. Der erst 23-Jäjhrige Jungspund
hat es vermutlich nicht leicht zwischen den Vollweibsbildern Morrigan
Hel, Da Witch (Bass) und Neuzugang Samara ;) Apropos... jene Damen
hatten auf der winzigen Bühne mal überhaupt keinen Platz,
um sich zu entfalten. Enggeschnürt wie in ihren Korsetts
versuchte man sich nicht in Gehege zu kommen, während Mr.
Lee sich vorsehen musste, um nicht beim bangen die Eingangstür
vor den Kopf zu bekommen. Ungefähr 50 Leute schauten sich
das 6-Song-Set an, eher verhalten, denn enthusiastisch, aber das
mag daran liegen, das NEMHAIN kaum bekannt sind
und 3 stylische Weibsbilder nicht unbedingt für die Art von
Party sprechen, die einem der Headliner offeriert. Da der Bewegungsfreiraum
gleich Null war, blieb auch die Show recht statisch. So richtig
rocken wollte das nicht. Dafür gab es mit Hate einen
brandneuen Song, der hier wohl zum ersten Mal live gespielt wurde.
Nach 25 Minuten war auch schon wieder Schluss und die Band verdrückte
sich in den Backstageraum.
Setlist: Ashes, Ana, Heroin Child, Hate,
Speed Queen, Die Die My Darling (Misfits Cover)
Draußen
herrschte noch immer strahlender Sonnenschein bei fast sommerlichen
Temperaturen. In dem kleinen Hof tummelten sich mittlerweile an
die 150 Leute und ich fragte mich, wie die wohl alle in den Laden
reinpassen sollen...
:.
ELECTRIC
EEL SHOCK ~ kasperten schon im Vorfeld durch
die Gegend und hatten bereits beim Backline-Wechsel irre viel
Spass, schnitten Grimassen und posten wie die Wilden ;) Die japanischen
Wahlamerikaner stehen mit ihrem neuen Album Transworld
Ultra Rock (1.10.2007) quasi in den Startlöchern
und wollten uns heute Abend schon mal den Mund wässrig machen.
Eingestiegen wurde doomig mit Ozzy’s Iron Man und
seinem Riff, das es den Japanern wohl besonders angetan hat, denn
es wurde im Verlaufe des Sets wiederholt eingebaut, nur schneller.
Das Innocent war auf einmal rappelvoll und die meisten der Anwesenden
wild am zappeln, ebenso wie die drei Protagonisten auf der Bühne,
die als Trio deutlich mehr Platz hatten. Das Japaner grundsätzlich
durchgeknallt sind und alles extremer gestalten, als der landläufige
Ami oder Europäer hatte ich bereits bei der Terror Squad
Show erwähnt. Das war hier natürlich nicht anders ;)
Gitarist und Sänger Aki Morimoto biss das eine oder andere
Mal in sein Arbeitsmittel, während sich Bassist Kazuto Maekawa
in wilden Verrenkungen auf den Boxen rumtrieb (der Wohnzimmerclub
hatte eine für Wohnzimmer typisch niedrige Decke ;)) Auch
der Schlagwerker Tomoharu Ito turnte fleißig auf seinem
Kit rum. Zwischendurch machte man Hengelo zu einer deutschen Stadt,
was nicht besonders gut ankam, revanchierte sich aber mit Lobhudelein
auf’s tolle Publikum und adoptierte selbiges im Vorbeirocken.
Viel erzählt wurde nicht, da die Japaner kein besonders gutes
Englisch sprechen, mussten sie auch nicht, die Show ist schließlich
alles. EEL haben mächtig gerockt. Das hat
Spass gemacht!
Da nun
alle Anwesenden versuchten ins Wohnzimmer zu kommen, blieb ich
gleich drin, um einen halbwegs passablen Platz an der Bühne
zu haben. Nicht, das die drei Funzeln viel Laune auf’s Fotografieren
machten... aber man kann es ja wenigstens versuchen... Versuchen...
dabei sollte es auch bleiben...
:.
MUNICIPAL
WASTE ~ das Thrash/Hardcore/Punk Powerpack
aus Richmond, Virgina hat mit seiner Crossover-Mischung a lá
D.R.I., Nuclear Assault, Toxic oder Gangreen ja bereits mächtig
Staub aufgewirbelt. Nein, man muss sogar sagen, die Jungs haben
sich im Schnelldurchlauf einen Kultstatus erspielt, gerade mit
dem neuen Album The Art Of Partying (8.6.2007
Earache), mit dem man nun durch die Lande zieht. Basser Land Phil
wurde offensichtlich mal eben aus den 80igern rübergebeamt
und lief mit Stretch-Jeans, Knöchelturnschuhen und Kutte
auf, während Sänger Tony Foresta mit zwei überdimensionierten
Biertrinktrichtern hantierte. Kurzer Check und dann – als
hätte jemand einen Schalter umgelegt – flippten alle
komplett aus. Aber mal so richtig. Kaum das Sweet Attack
zu seinem Ende kam (und MUNICIPAL WASTE Songs
sind bekanntlich kürzer als die Polizei erlaubt), war ich
auch schon dreimal über die Bühne geflogen oder lag
vor selbiger (immer wieder lieb aufgehoben) und hatte mir damit
alle frei verfügbaren Körperflächen demoliert.
Anderen ging es nicht besser aber zum Glück wurde niemand
ernsthaft verletzt. Zu Terror Shark tauchte auch passend
ein Kunststoff-Hai-Surfbrett auf, mit dem auch tatsächlich
gesurft wurde! Auf den Köpfen der 150 Leute. Und der Typ
hat sich glatt 5 Minuten drauf gehalten... Der Schweiß rann
in Strömen und MUNICIPAL WASTE setzten dem
noch eins drauf, riefen zum Circle Pit und später auch noch
glatt zur Death Of Wall auf, was auch jeder brav befolgte ;) Ich
hatte zu tun am Leben zu bleiben und meine Kamera zu schützen,
was leidlich gelang (will heißen: Kamera ist heil geblieben,
meine Wenigkeit allerdings nicht). Auch die beiden Trichter kamen
zum Einsatz: Beer Pressure... der etwas kleinere für
eine Lady und der Monstertrichter für einen Bub. Mit Kill
The Prick gab’s ein kurzes aber deftiges Statement
gegen George W. und Blood Drive wurde für einen
Geschwindigkeitsrekord missbraucht und daher gleich 3 mal gespielt.
Passt! Nach einer Stunde war der Spuk auch schon wieder vorbei
und das Blut angetrocknet. Es gab einen Song als Zugabe dann war
endgültig Schluss. Auf den Becken und in der Bassdrum stand
der Schweiß zentimeter-hoch, rannen wahre Bäche die
Wände hinunter und bildeten kleine Seen auf dem Boden und
wirklich jeder war buchstäblich klitschnass.
Setlist: Intro/Sweet Attack, Headbanger Face
Rip, Terror Shark, Thrashing Of The Christ/Thrashin’s My
Business, Drunk As Shit/Waste ‘Em All, The Inebriator, Unleash
The Bastards, Sadistic Magician, Kill The Prick, Blood Drive/Accelerated
Vision, Beer Pressure, Mind Eraser // Bang Over
Fazit:
Ein schweißtreibender und überraschender Abend.
Mit diesen Andrang hatte wohl keiner gerechnet, sonst hätte
man sicher das Konzert ins Metropool verlegt, was ja auch gleich
um die Ecke ist. Krass, krank, herrlich. So muss das sein! ;)
So, und nun muss ich meine Wunden pflegen... :P
Für
Insider: Jawoll, in bin heil in Holland angekommen, gleichermaßen
problemfrei ging es auch wieder zurück. Wie gesagt, diesmal
gab es keinen Spielraum für Eskapaden, mein Auto hat es sich
zu Herzen genommen. Aber danke für die wohlgemeinten Mails
und SMS... ;)