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2005-10-28 DE – Bremen - Modernes
 

Nach 5 Jahren Pause ohne ein Studio Album, waren NEW MODEL ARMY endlich wieder auf Tour. (Abgesehen von all den Auftritten die Justin Sullivan solo oder mit Red Sky Coven gespielt hat.) Jetzt endlich wieder mit einem Halt für einen Abend in Bremen und nicht nur in Köln, wo sie jedes Jahr ihr planmäßiges Weihnachtskonzert geben. Mitgebracht haben sie ihr neues Studioalbum Carnival, das - im Kontrast zu seinem Namen - die düsterste und verzweifelste Scheibe ist, die ich seit langem gehört habe. Erwartet habe ich zumindest ein Lied über die britisch-amerikanischen Aktivitäten im Irak. Jetzt konzentrierte sich Justin Sullivan mehr auf Einzelschicksale von Flüchtlingen, als auf die globale politische Situation, wie in früheren Alben.
Am Nachmittag vor dem Auftritt im Modernes hatte ich die Gelegenheit für ein paar Minuten mit Justin Sullivan zu sprechen, obwohl noch zwei andere Radio- und Fernsehstationen darauf warteten mit ihm ein paar Worte zu wechseln.
Die erste Frage, die mir in den Sinn kam, als ich mir die neuen Stücke anhörte war, was wohl die Bedeutung von BD3 und LS43 sein würde.
BD3 ist die Postleitzahl des Bezirks von Bradford in dem Justin wohnt, wohingegen LS43 nur ein Arbeitstitel ist. Mit der genauen Herkunft wollte er aber nicht herausrücken.
Zumindest hat es keinen offensichtlichen Bezug zum Lied.
Immer wenn ich an NEW MODEL ARMY und Amerika denke, scheint mir, dass diese beiden Dinge nicht zusammen passen würden. Und das nicht nur wegen 51st State.
Umso mehr überrascht war ich, als ich von ihm hörte, dass dies das meist gewünschte Stück auf der Tour in den USA war.
Ich wollte wissen, warum sie es in den 90ern nicht live gespielt haben, in einer Zeit, in der es aktueller war als jemals zuvor (nach dem ersten Krieg im Irak). Er meinte, dass es zu groß geworden war. Sie wollten sich eher anderen Dingen widmen. Ich bezweifele etwas, dass es überhaupt an Größe verloren hat, denn heute ist es aktueller als jemals zuvor. Umso glücklicher bin ich, da es jetzt auch live wieder im Programm ist. Zurück zum aktuellen Album Carnival: Meiner Meinung nach passt der Titel nicht so richtig zu den düsteren Texten. Aber der Name soll eher im Kontrast dazu stehen und zu dem Schwarz/Weiß Denken vieler Menschen.

:: Fotos ::

Auf Tour werden New Model Army in Deutschland von :: HONIGDIEB ::, einer Pop-Punk-Band auf Dortmund begleitet. Einigen ist Hannes Smith, der Kopf der Gruppe, sicher von Phantoms Of Future oder The Idiots bekannt. Der Name wurde übrigens von Fans der Band gewählt. Es wurden den Leuten bei einem frühen Auftritt einige mögliche Namen präsentiert. Später konnte dann jeder seine Stimme für einen Namen abgeben. Eine nette Idee. Mit Hannes waren noch vier Musiker als Unterstützung mit dabei, um die 45 Minuten mit ihm zu bestreiten. Die meisten Stücke kamen vom neuesten Album Einzig aber nicht artig.
Ein Farbenfroher Auftritt war es (im wahrsten Sinne!) der in einigen Bereichen an Iggy Pop erinnert. Nur die Musik war nicht so erfrischend wie der Auftritt, obwohl es nicht langweilig wurde. Dennoch eine nette Vorband, aber mehr wohl eher nicht.

Die Hauptband :: NEW MODEL ARMY :: fingen dann etwas nach 21 Uhr an, da um 23 Uhr der Abend schon zu Ende sein musste. Das reichte aber um eine gute Mixtur aus alten und neuen Stücken zu spielen. Wie vorher schon in einigen anderen Magazinen berichtet, hat Dave Blomberg die Band vor einigen Monaten schon verlassen und wurde von Marshall Gill an der Gitarre ersetzt. Desweiteren spielten sie auch in einigen Stücken mit zwei Schlagzeugen, so dass nicht viel Platz auf der Bühne blieb. Also mussten vier Subwoofer in den Graben vor der Bühne verbannt werden, was die Arbeit für die Fotografen und Security nicht einfacher machte.
Interessant war es zu sehen, dass Justin Sullivan immer noch denselben Glanz und dasselbe Funkeln in den Augen hatte, wie in den 80ern, als ich NEW MODEL ARMY das erste Mal sah. Ansonsten hab ich eigentlich mehr als nur 5 neue Stücke erwartet. Ab und zu sah man auch einige Engländer ihre Menschentürme im Publikum bauen, wo sie dann auch wild gestikulierend wie immer die Band anstrahlten.
Irgendwie war es, als wenn es keine so lange Pause von 5 Jahren ohne Tour gegeben hätte. Nach nun 2 Stunden endete der Auftritt mit Green And Grey. Es war ein sehr netter Abend mit NEW MODEL ARMY!
Setlist: Over The Wire, The Charge, Water, Fate, Wonderful Way To Go, Carlisle Road, Another Imperial Day, Here Comes The War, Better Than Them (acoustic), Red Earth, Before I Get Old, Island, No Rest, Purity, Poison Street, Get Me Out // Flying Through The Smoke, 51st State // 125mph, Green And Grey

 

story & pics © Guido Rangnitt