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2018-05-26 DE – Oberhausen - Turbinenhalle
 

| Einlass: 14:00 Uhr | Beginn: 15:00 Uhr | Tickets: 56,80 Euro + Gebühren | AK: 65 Euro |

 

Fields Of The Nephilim - The Damned - Chameleons Vox - The Young Gods - Trisomie 21 - Clan Of Xymox - Der Fluch - Holygram

 

Nach dem Erfolg des ersten NEW WAVES DAY Festivals im letzten Jahr, legten die Veranstalter 2018 noch einen drauf und holten sich die legendären FIELDS OF THE NEPHILIM als Headliner neben anderen illustren musikalischen Gästen ins Haus. Einmal mehr wurde den Fans in der :: Turbinenhalle :: zu Oberhausen eine interessante Mischung aus Gothic, Wave, Post Punk und experimenteller Electronic geboten.

FIELDS OF THE NEPHILIM irgendwo in der Nähe live zu sehen zieht bei mir eigentlich immer. Außerdem mag ich CLAN OF XYMOX sehr gerne. Alle anderen Bands auf dem Billing kannte ich entweder gar nicht oder nur dem Namen nach. Damit entpuppte sich das NEW WAVES DAY 2018 als eine ganz wunderbare Entdeckungsreise in Sachen Wave :)

:: Fotos ::

Allerdings hatte ich Befürchtungen, dass das Festival nur 5 Tage nach dem Wave Gotik Treffen ziemlich untergehen könnte. Bei meiner Ankunft an der Turbinenhalle sah es zunächst auch wirklich danach aus. Wenn nur eine halbe Stunde vor Beginn noch fast alle Parkplätze an der Strasse frei sind, dann ist das ein schlechtes Zeichen. Die hauseigenen Parkplätze waren dieses Mal übrigens kostenlos (der Parkplatz aber trotzdem leer). Das Festival fand nichtsdestotrotz in der großen Turbinenhalle statt, allerdings waren alle Nebenräume und die Gallery geschlossen. Was mir noch aufgefallen war: es gab eine strenge „Kein Blitz“-Regelung. Sobald auch nur ein Handy mit Blitzlicht fotografierte oder filmte, schritt die Security ein. Der Sound war bei allen Bands gut. Das Licht bei einem Dark Wave Festival… ähm, ja, dunkel halt… ;)

Das NEW WAVES DAY FESTIVAL wurde von :: HOLYGRAM :: eröffnet, die ich umgehend als eine der wunderbaren Neuentdeckungen für mich deklarieren möchte. Die Kölner bezauberten mit einer wirklich schönen Mischung aus Post-Punk, Wave und Shoegaze. Der Opener Hideaway erinnerte mich darüber hinaus ein wenig an den großartigen Song Goodbye Horses von Q Lazzarus. Gut, die Halle war wirklich nur spärlich gefüllt, aber die wenigen Anwesenden fanden die Show mindestens genauso gut wie ich, denn der Applaus war deutlich enthusiastischer als nur höflich. Fast durchgehend in blaues Licht getaucht, spielten HOLYGRAM Songs von ihrer 2016 veröffentlichten selbstbetitelten Debüt EP, plus zwei weiteren Tracks, die ich mal als neue Stücke interpretiere. Großartiger Auftakt! Mehr davon.
Setlist: Hideaway, Daria, Signals, Still There, Distant Light, She's Like The Sun

„Die Verfluchten & Die Verdammten... endlich kommt zusammen, was zusammen gehört!“ Auch die nächste Band war mir bis dato völlig unbekannt. :: DER FLUCH :: kommt ebenfalls aus Köln (wie wohl jeder Düsseldorfer bestätigen kann ;)). Und es scheint, diese Band gibt es schon seit einer halben Ewigkeit. Seit 1981, um genau zu sein. Rotziger Deutschpunk mit recht einfachen, leicht mitzusingenden Texten, diese dann aber total überzogen und provokant ;) Ich fühlte mich ein wenig an DAF erinnert, nur ohne den Electrosound. Und wie sich nachträglich nachhören ließ, spielen DER FLUCH ihre Songs lange nicht mehr so fix, wie zu ursprünglichen Zeiten. Live sind die Kölner wohl eher selten unterwegs, so dass der NEW WAVES DAY eine der wenigen Gelegenheiten bot, die Band auf der Bühne zu erleben.
Setlist: Ich bin der Fluch, Hexen leben länger, Betet für uns, Fürsten der Nacht, Herr der Fliegen, Das Grauen geht um heut Nacht, Die Nacht der Toten, Rattengift, Halb Mensch halb Tier

Endlich bewege ich mich mal in sicheren Gewässern, denn :: CLAN OF XYMOX :: kenne und mag ich seit dem 1999iger Album Creatures. Unbeirrt ziehen die zum Teil in Deutschland lebenden Holländer ihre musikalischen Kreise, unzählige Alben haben sie veröffentlicht. Und… jetzt ist die Turbinenhalle tatsächlich bis hinten voll. Wow! Hätte ich jetzt so nicht erwartet. Ich persönlich mag ja eher die älteren Sachen, aber auch das neue Material entwickelt einen unwiderstehlichen Charme. Es war wirklich toll COX wieder mal live gesehen zu haben :)
Setlist: Intro, Obsession, Louise, Loneliness, Emily, Jasmine Rose, A Day, Your Kiss // (Muscoviet Musquito)

Und wieder geht es auf eine musikalische Entdeckungsreise. Auch das Duo :: TRISOMIE 21 :: kann auf eine über 35-Jährige Bandgeschichte zurückschauen. Alte Haudegen die beiden, Philippe und Hervé Lomprez, welche die französische Cold Wave Szene seinerzeit mitbegründeten. Den alten Videos nach zu urteilen, war der Gesang schon früher recht speziell, das hat sich auch 2018 nicht geändert. Monsieur Philippe lag schon das eine oder andere Mal neben der Spur ;) Musikalisch pendeln TRISOMIE 21 zwischen Wave und elektronischer Musik mit teils experimenteller Note, in einer für französische Bands sehr eigenwilligen Mischung. TRISOMIE 21 veröffentlichen nach wie vor Alben, das aktuelle Werk, Elegance Never Dies, stammt aus dem letzten Jahr. Tolle Show! Mochte ich sehr.
Setlist: Where Men Sit, Waiting For, The Camp, Hear Me Now, Glistering Like Gold, La Fête Triste, Tender Now, The Last Song

Aber noch besser gefielen mir :: THE YOUNG GODS ::. Noch eine alteingesessene Band und eine legendäre noch dazu. Ich musste aus einem Impuls heraus sofort an Swans denken. Nicht weil die Bands musikalisch vergleichbar wären, aber die Art der Performance, die Intensität und Ausdruckskraft sind ähnlich. Tatsächlich wurden die Schweizer bei der Namensgebung von den Swans beeinflusst. Na so ein Zufall ;) Und wenn Künstler wie Mike Patton (auf dessen Label zwei Alben veröffentlicht wurden), Devin Townsend, Nine Inch Nails oder Ministry THE YOUNG GODS als prägenden Einfluss nennen, wundert mich das kein bisschen. Noch weniger, dass mir diese Musik sofort ungemein liegt ;) Fantastische Show, ich bin hin und weg! Da muss ich mal ganz tief eintauchen. Definitiv mein persönliches Highlight des NEW WAVES DAY Festivals. Setlist:

Ebenfalls 1981 gegründet wurden :: CHAMELEONS VOX :: (das muss ein sehr fruchtbares Jahr in der Geschichte des Waves gewesen sein ;)). Die Briten kannte ich bisher nur dem Namen nach und war hier ebenfalls sehr neugierig. Nach den eher experimentellen Sounds der jungen Götter ging es jetzt wieder mit klassischen Wave weiter, mit flirrende Gitarren, melancholischen Melodiebögen und halligen Gesang. CHAMELEONS VOX spielten ein Best-Of Set aus den Anfangstagen der Band von 1983 bis 1986 und somit aus den ersten drei Alben (plus EP). Das letzte reguläre Album gab es 2002 – das dürfte inzwischen eine dicke Staubschicht haben. Einmal mehr eine wirklich schöne Show und eine rappelvolle und sehr heiße Turbinenhalle.
Setlist: A Person Isn't Safe Anywhere These Days, Monkeyland, Thursday's Child, Perfume Garden, Less Than Human, Swamp Thing, Soul In Isolation, Second Skin, Singing Rule Britannia (While The Walls Close In), Nostalgia

Wir gehen noch weiter zurück, ins Jahr 1976, der Geburtsstunde von :: THE DAMNED ::. Kannte ich auch nicht. Da hab ich wohl die eine oder andere musikalische Bildungslücke. Punkiger Wave-Rockabilly oder so. Sicherlich wirklich gut gemacht, aber meins war das nicht. Eloise kannte ich natürlich, in der Originalversion. Bin halt auch alt ;) Hier gönnte ich mir mal eine Pause in der Vorhalle bei einem Becher Wasser (0,3 für 3 Euro) und einer Laugenbrezel (2 Euro).
Setlist: Street Of Dreams, Wait For The Blackout, Plan 9 Channel 7, Standing On The Edge Of Tomorrow, Love Song, Machine Gun Etiquette, I Just Can't Be Happy Today, New Rose, Eloise (Paul Ryan cover), Dr. Jekyll And Mr. Hyde, Ignite, The History Of The World (Part 1), Neat Neat Neat // Smash It Up

Und schon neigte sich die zweite Ausgabe des NEW WAVES DAY seinem Ende entgegen. Leider strapazierten :: FIELDS OF THE NEPHILIM :: das inzwischen müde gewordene Fußvolk ordentlich mit Wartezeiten. Mit ungefähr einer halben Stunde Verspätung legten die Briten dann endlich los. Gut, hier gab es keine Überraschungen. Wer einmal eine FIELDS OF THE NEPHILIM Show gesehen hat, kennt sie alle. Quasi ;) Es gibt keine neue Musik, keine neuen Alben, nicht mal Coverversionen. Die Songs auf der Setliste variieren mit den Jahren einfach nur in der Reihenfolge, mehr oder weniger. Auch die Bühnenshow und die Outfits bleiben immer gleich. Dunkles, meist blaues Licht, viel Nebel (aber nicht soviel wie bei den Sisters Of Mercy) und eine lässig charmante Performance. Distanziertes Agieren, keine Ansagen und auch die Spielzeit ist für einen Headliner nicht gerade… typisch.
FIELDS OF THE NEPHILIM
sind trotz aller Gleichförmigkeit live immer wieder ein Genuß, wenn man sie nicht zu oft sieht jedenfalls ;) Man kann von den alten Hits irgendwie nie genug bekommen. Da wundert es kaum, dass sich die Briten nicht bemüßigt fühlen, mal was Neues rauszuhauen oder irgendwas zu ändern. Es funktioniert, die Hallen sind immer voll und die Enthusiasmusbekundungen angemessen. Setlist:

Damit geht ein fantastischer Festivaltag für mich zu Ende. Das NEW WAVES DAY als ein Ein-Tages-Festival mit Bands jenseits der üblichen Trends – besser geht es fast nicht. Der Ticketpreis für das Package ist mehr als angemessen. Die Turbinenhalle… naja, man kennt ja seine Pappenheimer. Vor allem die Klimaanlage ist völlig unterdimensioniert. Es war wirklich heiß in der Halle, alles klebte am Körper. Das Merchandise war ein wenig dürftig. Einige Bands hatten gar nichts dabei. Schade. Tolles Festival. Ich bin gespannt auf die Bands im nächsten Jahr :)

 

story & pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography