Arcturus
- Secret Of The Moon - Disillusion - Burden Of Grief - Guerrilla
- Fall Of Serenity
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Fotos ::
Der
Nachteil des dem Value for Money-Grundsatz folgenden Gedankens,
in zwei Tagen ca. 20 Bands präsentieren zu wollen, liegt ganz
klar in dem sich so aufdrängenden knappen Zeitplan für
den Ablauf der gesamten Veranstaltung.
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Erste Leidtragende dieses Umstands waren die Ostdeutschen FALL
OF SERENITY, die sich am frühen Freitag Abend
um 18:00 mit einer noch recht leeren Halle konfrontiert sahen. Es
gibt halt tatsächlich Leute, die trotz aller Anstrengungen
der Bundesregierung, einer regelmäßigen Arbeit nachgehen.
Außerdem lud das gute Wetter einen Teil der Anwesenden dazu
ein, sich zunächst noch auf dem Campingplatz zu entspannen.
Verpasst haben sie eine etwas hüftsteif wirkende Band, die
ihren gut abgehangenen Death Metal (stilistisch wie zu Zeiten, als
Melodic noch irgendwas im Hard Rock-Bereich bezeichnete) recht sauber
rüber brachte, aber auch mit Casket Garden (Dismember)
nicht richtig punkten konnte.
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Die Kölner GUERRILLA
dagegen haben sich in den letzten Jahren eine nicht unbeträchtliche
Anhängerschaft erspielt und konnten somit deutlich mehr Leute
in die Halle locken. Mit einem sehr viel agileren Stage Acting und
ihrer lockeren, sich selbst nicht so ernst nehmenden Art konnten
die Jungs dann auch das Publikum schnell für sich einnehmen.
Dazu tat dann die gelungene Mucke ihr Übriges: anspruchsvoller,
treibender Thrash mit guten Riffs und veredelt von der klasse Stimme
des Front-Entertainers Marc. In die Stücke wurden immer mal
wieder bekannte Standards eingebaut (z.B. der Anfang von Raining
Blood oder das Schlussriff von Davidian), zwischendurch gab’s
sehr unterhaltsame Sprüche zu hören und mit Herbert Grönemeyers
Alkohol auch mal ne originelle Coverversion. Hinterher
ließ es sich Shouter Marc dann auch nicht nehmen, selbst noch
völlig klitschnass geschwitzt auf dem B-H Vorplatz die Shirts
und CD’s der Band stimmgewaltig anzupreisen. Also Daumen hoch
für GUERRILLA!
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Die darauf folgenden BURDEN
OF GRIEF hatte ich in der letzten Vergangenheit schon
öfters gesehen, weswegen ich diesen Auftritt nicht kontinuierlich
verfolgt habe. Aber natürlich trieb mich das Metaller-Herz
doch immer wieder in die inzwischen schon ganz schön aufgeheizte
Halle, wo sich leicht feststellen ließ, dass die Band ihren
Set mit der gewohnten aggressiven Professionalität durchzog.
Wie jedes Mal habe ich mich auch diesmal gefragt, woher Shouter
Mike die ganze Luft für seinen Gesang nimmt, ansonsten gab’s
einen repräsentativen Querschnitt durch das bisheriger Schaffen.
Beim obligatorischen Maiden-Cover musste diesmal Aces High
dran glauben, die Leute hatten ihren Spaß, und von meiner
Seite gibt es so auch absolut nichts zu meckern.
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Trotzdem war ich auf die nächste Band deutlich gespannter:
der erste DISILLUSION
Longplayer hat mich in den letzten Wochen doch sehr nachhaltig beeindruckt,
so dass ich nun für mich persönlich den ersten richtigen
Höhepunkt des Abends erwartete. Verstärkt durch vier der
Dark Suns-Musiker sowie die Unloved-Sängerin stand dann nach
„zwei Minuten Soundcheck“ auch eine richtig große
Besetzung auf der Bühne, die zunächst erst mal mit einigen
technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als die behobenen
waren, blieb leider immer noch der mehr als mäßige Sound,
der z.B. die Gitarre von Vurtox meistens in den Hintergrund verbannte.
War aber irgendwie egal, denn die Band kam unglaublich selbstbewusst
und dynamisch rüber, die musikalische Unterstützung erwies
sich als zusätzlicher Pluspunkt (auch optisch), so dass DISILLUSION
vom ausrastenden Publikum frenetisch abgefeiert wurden. Die Leipziger
spielten die Debüt CD Back To Times Of Splendor
einmal komplett durch (wenn auch mit anderer Reihenfolge) und hinterließen
eine Meute, die einen höchst beglückten Eindruck vermittelte.
Unglaublich, dass man heutzutage mit nur einem Album in dieser Musikrichtung
noch so schnell populär werden kann...
Es
folgte die härteste Band des heutigen Abends, die Osnabrücker
Black Metal-Formation SECRETS
OF THE MOON. Mit der Veröffentlichung ihres Albums
Carved In Stigmata Wounds
sind sie ja mit reichlich Vorschußlorbeeren bedacht worden,
an mir aber trotzdem irgendwie unbeachtet vorbeigezogen. Daher sollte
es nun der Live-Eindruck richten... Oder auch nicht, denn sooo sehr
hat mich das Gebotene nicht gerade umgehauen. Sicherlich setzen
sich die drei (+ Aushilfsgitarrist?) von vielen anderen Genre-Kollegen
ab, aber musikalisch war mir da immer noch zuviel Standard-Black
Metal dabei, vor allem bei den schnellen Riffs. Die spacigeren,
an den 70er Jahre-Prog Rock (?) angelehnten Passagen hingegen fand
ich sehr atmosphärisch und originell, jedoch konnten diese
das Gesamtkonzept nicht alleine tragen, so dass sich bei mir spätestens
ab der Mitte des Sets ein wenig Langeweile breit machte. Irgendwie
vermittelte aber auch die Band selber mit fortlaufender Dauer einen
immer lustloseren und/oder genervteren Eindruck, weswegen sich meine
Konzentration bereits mehr auf die letzte Band des Abends verlagerte...
Über
ARCTURUS
noch Worte zu verlieren ist eigentlich total überflüssig;
diese Band hat Maßstäbe gesetzt (ohne sie gäbe es
vielleicht keinen symphonischen Black Metal, obwohl die Intention
immer eine andere, künstlerischere war) und Metal-Legende geschrieben,
aber kurioser Weise noch nie außerhalb von Norwegen live gespielt.
Als ob wir also noch nicht genug auf dieses Ereignis gewartet hatte,
wurde mit der Umbaupause der bisher straff eingehaltene Zeitplan
deutlich überschritten, so dass es noch eine mehr als halbstündige
Verspätung zu verkraften galt. Dann aber gab es ein musikalisch
praktisch keine Wünsche offen lassendes Potpourri aus allen
bisherigen ARCTURUS Veröffentlichungen, womit
in dieser Form ja nun auch nicht unbedingt zu rechnen war. Selbst
Deception Genesis vom Disguised Masters
Album fand da Berücksichtigung. Nach dem fulminanten Einstieg
mit der Sham Mirrors Doppelspitze Kinetic/Nightmare
Heaven folgte zunächst ein etwas längerer Teil mit
Stücken der älteren Platten, der nach meinem Empfinden
ganz besonders vom Publikum abgefeiert wurde. Einige Stücke
wurden zudem durch die optische Performance zweier weiblichen „Ballet-Pantomimen“
angereichert, die ihre einstudierten Bewegungen aber nicht immer
synchron vollführten. Die Band war allerdings, angetrieben
von Hellhammer am Schlagzeug, voll auf der Höhe, allen voran
der quasi neue Sänger Øyvind Hægelund (Spiral
Architect), der sowohl die hohen als auch die gegrunzten Passagen
intonationssicher und mit viel Ausdruck zu meistern verstand. Lediglich
bei den Chorteilen musste der gute Mann zwangsläufig passen...
Ein Bewegungswunder ist er allerdings nicht, dafür bangte Sverd
hinter den Keyboards während des gesamten Sets und hatte sichtlichen
Spaß an dem Geschehen auf und vor der Bühne. Das hätte
er auch schon (Jahre) eher haben können! Doch leider blieben
auch ARCTURUS von technischen Pannen nicht verschont;
kurz vor Ende des regulären Sets rauchte einer der Gitarrenverstärker
komplett ab, was bei Knut M. Valle zu sichtlichem Unmut führte.
Doch trotz einer von der Crew schnell gefundenen Lösung war
dann nach dem letzten und vehement von den Fans geforderten Stück
Radical Cut auch tatsächlich Schluss. Witzigerweise
waren Star Crossed und Radical Cut schon die Zugaben,
wie auf der vorab eingespähten Setlist zu ersehen war. Dafür
hat man das eigentlich geplante Morax (von der My
Angel Single) dann weggelassen. Dadurch fand der an
sich sehr gelungene Auftritt ein ziemlich unrühmliches Ende,
da anscheinend niemand von der Band die Traute hatte, dem Publikum
zu erklären, warum man partout keine Zugabe mehr spielen wollte.
Stattdessen wurde einer der Stage Hands (Darius W.) nach vorne geschickt,
der dann irgendwas von technischen Problemen zum Besten gab, die
zu diesem Zeitpunkt aber schon längst gelöst waren. Ich
persönlich denke ja, dass die Band Bedenken hatte, was die
Dauer des Abbaus und die pünktliche Weiterreise nach Italien
betraf (dort sollte bereits am Folgetag der nächste Auftritt
stattfinden), finde aber auch, dass eine Zugabe mit einem Stück
dem eh schon verpfuschten Zeitplan nicht mehr so sehr hätte
schaden können. Sei’s drum: insgesamt war es trotzdem
ein absolut gelungener Auftritt, der sich wohl nicht so bald wiederholen
wird. Wer nicht dabei war, hat definitiv was verpasst, auch wenn
die Ruhephase bis zur Fortsetzung des Festivals mehr als kurz sein
sollte...
Setlist Arcturus: Intro, Kinetic, Nightmare
Heaven, Painting My Horror, Raudt Og Svart, Deception Genesis, To
Thou Who Dwellest In The Night, Alone, Ad Absurdum, The Chaos Path,
Star Crossed, Radical Cut
Insgesamt
also ein gelungener erster Abend. Die Halle war – zumindest
bei Arcturus – mit knapp 500 Leuten sehr gut gefüllt.
Der Headliner vermochte nicht nur Fans aus deutschen Landen anzulocken,
die zum Teil Wahnsinnswege hinter sich hatten (Grüße
an die Jungs von Beneath Flowers aus Fürth), sondern ließen
auch Schweden, Belgier, Holländer und selbst einen Australier
den Weg nach Wertherbruch finden.
Organisatorisch lief bis auf die üblichen Sound- und Technikproblemen
soweit alles glatt. Der Met war schon nach der Hälfte des Abends
alle... schade, denn der war sehr lecker. Draußen gab es zwei
Stände – Grau von Prophecy Records und einen Schmuckstand,
da hätte man sicher noch mehr hinstellen können, drinnen
präsentierte sich das Metalius Magazin. Aus der Küche
hatte man kurzerhand eine Pommesbude gemacht. Über die Hygiene
sprechen wir mal nicht, lecker war’s trotzdem. Nachdem ich
(Dajana) noch dem Gespräch zweier langhaariger Bombenleger
lauschte, die froh sind, wenn sie endlich ihre Zahnspangen los sind,
dachte ich noch: man bist du alt...
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