Wer
Neurosis kennt (und mag), wird sich kaum wundern, wenn Fronter
SCOTT KELLY neben dieser und anderer Bands noch ein bisschen
mehr Raum braucht, um seine Endzeitfantasien auszuleben. Aber
anstatt schwere schwarze Soundwände aufzutürmen, überzieht
er den Planeten nur mit seiner Gitarre und seiner Stimme mit pechschwarzer
Dunkelheit.
::
Fotos ::
Leider hatte
ich SCOTT KELLY auf seiner ersten Akustiktour (ich glaub
in 2007) verpasst und war nun mehr als glücklich über
die Ankündigung der SCOTT KELLY Wintertour 2010 :)
Zumal SCOTT KELLY auch zum zweiten Mal in der Paulus Kirche
gastiert, von deren ersten Konzert wir überschwänglich
positiv berichtet wurde.
Immer wieder erstaunlich finde ich die Reaktionen der Leute, wenn
sie eine Kirche betreten, egal zu welchem Zweck. Die Gespräche
werden leiser, die Handys ausgeschaltet und jeder fühlt sich
sichtbar... anders.
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Auf dem Podest
steht vor dem Altar mit Bibel und Kerzen ein Notenständer,
2 Gitarren und eine kleine Marshall Box. Im Vorprogramm wärmt
:: BORIS
GOTT :: für 30 Minuten Herz und Sinne der
Anwesenden in der kalten Kirche. Der Mann mit der weißen
Weste und dem schwarzen Herz singt Lieder aus dem dunklen Herzen
des Ruhrgebietes generell und seinem Wohnviertel (Nordstadt) in
Dortmund im Speziellen, verwurstet aber auch schon mal bekannte
Passgen wie den Refrain von Cranberries' Zombie. Die Musik ist
irgendwie fröhlich, die Texte aber bitterböse und rabenschwarz,
wenn auch im Stile von „Reim dich oder ich fress dich“
Wer mag, der höre in seine CD Bukowski Land
rein, von der die meisten Songs stammten. Ich bin mir derweil
noch nicht sicher, was ich davon halten soll...
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Nach kurzer
Pause baut :: SCOTT
KELLY :: sein Equipment auf, geht wieder, wird
angesagt und kommt zurück. Es ist mucksmäuschenstill
in der Kirche, während SCOTT KELLY schniefend seine
Gitarre stimmt und sich über seine kalten Finger beklagt.
Danach folgt eine Stunde voll packender düsterer Songs, deren
Wirkung durch die tiefe raue Stimme, die irgendwie an Leonhard
Cohen und Johnny Cash erinnert, und die Akustik in der Kirche
noch verstärkt wird. Es ist einfach unglaublich! Diesmal
kommt die Gänsehaut nicht von der Kälte! SCOTT KELLY
spielt Coversongs von Townes Van Zandt und Johnny Lee Hooker,
sowie Songs von seinem Album The Wake und einen
bis dato unveröffentlichten Track von Shrinebuilder, für
den er aber die E-Gitarre bemüht. Leider gibt es keinen Blood
In Time Song, der hier auch perfekt ins Set gepasst hätte.
Viel zu schnell ist die Zeit um und SCOTT KELLY bedankt
und verabschiedet sich wieder. Die anwesenden Fans versuchen es
zunächst mit Klatschen und Zugaberufen, aber die Tür
bleibt geschlossen und das Publikum entschwindet in die Nacht.
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Ein unglaubliches
Konzert! Und meine Empfehlung: schaut euch eine der Shows an,
es lohnt sich auf jeden Fall, und legt euch die die SCOTT KELLY
Alben Spirit Bound Flesh und The Wake
zu, und von Blood And Time At The Foot Of The Garden.
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