Eigentlich
standen für diesen lang erwarteten Freitag Abend neben NEVERMORE
die Schweden Arch Enemy auf dem Programm, aber irgendwie
sollte es halt nicht sein. Laut offiziellem Labelstatement wurde
der Tourbus der Melodic-Deather um die gitarrenfrickelnden Amott-Brüder
von Blutsaugenden Käfern befallen und die ganze Band war
erkrankt und/oder litt unter Schlafentzug. Tja das war somit gleich
mal ein wenig erfreulicher Beginn dieses Abends. Den Ersatz für
Arch Enemy stellten die eilig organisierten DEAD SOUL
TRIBE (die Nummer von The Crown hätt' ma nicht im
Adressbuch gehabt, Herr Appel? *räusper*) dar.
Von
:: DEAD
SOUL TRIBE :: kannte ich bis dato nicht mehr als
den wagen Background (von wegen Psychotic Waltz, etc...) und ließ
mich nun also überraschen, was die Herren denn zum Besten
geben würden. Von der Optik her stach gleich mal Gitarrist
No. 1 heraus, welcher in einem strahlend weißen Leinen (?)
- Outfit, auf dem ein riesiges grünes Hanfblatt aufgedruckt
war, reichlich zugedröhnt und glücklich über die
linke Bühnenseite hopste. Na ja, ich will mich hier nicht
über Looks mokieren, seit meiner letzten Begegnung mit den
holländischen Gehörgangspenetratoren von Within Temptation
kann mich in derlei Hinsicht ohnehin nichts mehr schockieren.
So lauschte ich denn konzentriert den Klängen, welche mir
aber nicht wirklich zusagen wollten. Allen voran möchte ich
mal wieder dem Mischer für die Ohrenschmerzen danken (die
hatte ich schon fast vermisst), aber auch das Songmaterial von
DEAD SOUL TRIBE war nicht unbedingt dazu geeignet,
mich zu überzeugen. Ich kann mit derlei schleppenden Klängen
einfach nichts anfangen. Ein nicht zu kleiner Teil des Publikums
sah das allerdings anders und feuerte die Band kräftig an
- man kann also sagen, dass die "Ersatzband" durchaus
angenommen wurde.
Nach
DEAD SOUL TRIBE war erst einmal Warten angesagt.
Der Umbau auf der Bühne war schon längst abgeschlossen,
doch die Schwermetall-Recken aus Seattle schickten sich nicht
an, den Backstagebereich zu verlassen. Stattdessen durfte das
Publikum alle 2-3 Minuten einem Bühnentechniker dabei zusehen,
wie er Dinge von der Bühne holte. Anfangs waren es Instrumente
und als alles, was Saiten hatte, hinter der Bühne war, sackte
er irgendwelchen Kleinkram ein, welchen er - mit beschäftigter
Mine - von der Bühne schaffte. Irgendwann war dann anscheinend
doch alles, wo es sein sollte und ::
NEVERMORE
:: konnten fünf nach zehn endlich loslegen. Die
"meditative Phase" vor dem Auftritt hatte anscheinend
ihre Wirkung nicht verfehlt, denn NEVERMORE traten
dem Publikum von Anfang an kräftig ins Gesäß.
Die Band war sich wohl bewusst, dass sie dem teilweise (durch
die Absage von Arch Enemy) schwer enttäuschten Publikum nun
etwas Außergewöhnliches bieten musste - und das tat
sie auch. In bester Spiellaune zockte sich der Seattle-Fünfer
durch sein Set und konnte die Durchschlagskraft seiner Sound-Granaten
Live genauso gut bzw. noch besser umsetzen als im Studio. Besonders
herausragend an diesem Abend war Leadgitarrist Jeff Loomis, der
seiner Gitarre schier unglaubliche Soli entlockte. Der einzige,
der sich an diesem Abend nicht ganz in Form befand, war Sänger
Warrel Dane, dem man die Strapazen der Touren bei etlichen Songpassagen
schon deutlich anmerkte. Er wusste sich aber in jeder Situation
durch geschickte Improvisation zu helfen und bewies somit, dass
er ein erfahrener und routinierter Sänger ist.
Nach
2-3 Zugaben und ~ 75 Minuten Spielzeit war der Zauber auch schon
wieder vorbei und NEVERMORE räumten die
Bühne. Sicherlich hätte man für die Fans etwas
länger spielen können, die schon den Ausfall von Arch
Enemy verschmerzen mussten, aber auf der anderen Seite musste
wohl die Stimme von Warrel Dane etwas geschont werden, denn die
restlichen Dates wollten auch noch absolviert werden.
Zu
sagen bleibt, dass es wohl keine gute Idee war, lediglich 2 Bands
auf eine Tour zu schicken, denn bei einem Ticketpreis von 25 €
muss mehr drin sein. Wenn dann auch noch eine der beiden Bands
ausfällt und man damit quasi vor Ort konfrontiert wird, ist
dies doppelt bitter und kann einem einen Abend, auf den man sich
lange gefreut hat, durchaus vermiesen. Experimente derart (nur
2 Bands auf einer Tour ohne Local Support) werden, wie man auch
bei der von Iced Earth letztes Jahr zelebrierten Fanverarsche
(anstatt der promoteten 3 Stunden spielte man "fanfreundliche"
eineinhalb, weil man - oh Schreck - keine Pyros zur Verfügung
hatte) sehen konnte, leider immer auf dem Rücken der Fans,
respektive auf dem deren Geldbörse ausgetragen.
Fazit:
NEVERMORE waren Hammer, wirklich glücklich
waren mit diesem Abend aber wohl nicht alle.
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