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2011-02-26 DE – Oberhausen - Turbinenhalle

[Dajana] Nach dem Nackenbrecher im Januar schickt die österreichische Tourschmiede Rock The Nation nun ihr zweites Zugpferd ins Rennen: Die POWER OF METAL TOUR mit explosivem Line-Up, aus dem vor allem PSYCHOTIC WALTZ heraussticht.

:: Fotos ::

[Dajana] Allerdings startete der Treck nicht gerade unter glücklichen Umständen. Der erste Tourtag findet ohne den NEVERMORE Sänger und somit ohne deren Show statt und das Merchandise ist auch verschwunden. Am zweiten Tag in Oberhausen ist zum Glück alles wieder vollständig und alle Bands komplett ;) Die Turbinenhalle wurde derweil weiter umgebaut und renoviert. Die große Halle ist nun noch größer und für den heutigen Abend leidlich überdimensioniert. Gut, gibt’s wenigstens kein Gedrängel. Selbst beim Papier-Bon-Verkauf für Getränke und Essen geht’s eher beschaulich zu. Das NH formiert sich wieder zur bewährten Gruppe aus Neuzugang Terry und Alt… ähm… ehemaliger und immer wieder mal Rezensent BRT *lol*
[BRT] Hömma, dafür das Du so gerade eben übern Tisch gucken kannst, hast Du ne ziemlich große Klappe ;-)
[Dajana] :P

[Dajana] Ich bin noch gar nicht richtig drin, da stehen die Finnen von :: THAUROROD :: auch schon auf der Bühne. Die Band mit den vielen Sängern ;) Musikalisch gibt’s bombastischen, sprich symphonischen Power Metal mit zuckersüßen Keyboardlinien. Begnadete Musiker, wie alle aus dem hohen Norden, musikalisch dann aber doch zu beliebig mit zu vielen Referenzen zu den Vorbildern. Wie man es richtig macht, zeigen Symphony X zu späterer Stunde.
[BRT] Euro-Speed-Power Metal (oder so ähnlich) ist nicht mein Dingen, musikalisch sicherlich okay, handwerklich sehr gut, aber sonst auch recht austauschbar, gibbet ja dann doch so einige Bands aus diesem Sektor, gerade auch aktuell. Wir fanden uns dann doch recht schnell am Bierstand ein...

[Dajana] :: MERCENARY :: sind danach erfrischend heavy. Auf den ersten Blick zumindest. Die Dänen stellen nicht nur ihr brandneues Album Metamorphis vor, sondern - ganz wie der Albumtitel impliziert - auch ihr neues Line-Up. Ich muss gestehen, MERCENARY sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich bin zu deren 11th Dreams Zeiten auf sie aufmerksam geworden und mochte sie damals sehr. Inzwischen hat sich viel geändert und ich bin nicht wirklich traurig, die Dänen aus den Augen verloren zu haben.
[BRT] Um es kurz mit Fenrizs (von Darkthrone) Worten zu sagen: Modern Metal, i don’t give a fuck... langweilige Songs mit okayem Gesang, mehr aber auch nicht. Austauschbar ohne jeden Wiedererkennungswert. Äh ja, das mit dem Bierstand, ne...
Setlist: Into The Sea Of Dark Desires, World Hate Center, The Endless Fall, Through The Eyes Of The Devil, In A River Of Madness, The Follower, In Bloodred Shades, Firesoul

[Dajana] Kommen wir nun zum heimlichen Headliner des Tages :: PSYCHOTIC WALTZ :: Denn seien wir mal ehrlich: das Gros der Leute war in erster Linie wegen PSYCHOTIC WALTZ hier, der Rest war je nach musikalischem Geschmack mehr oder weniger gutes Beiwerk. 1988 gegründet, kam nach knapp 10 Jahren und vier großartigen Alben das Aus; der nahezu legendäre Status seit dem Debüt A Social Grace ist jedoch bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. 14 Jahre später findet sich das originale Line-up (Buddy Lackey, Brian McAlpin, Dan Rock, Ward Evans, Norm Leggio) wieder zusammen, übt ein bisschen und bucht sich auf die POWER OF METAL TOUR ein. Hier nun eine jeden zufriedenstellende Setlist zu spielen… ist unmöglich ;) Ich empfehle: Special Shows, bei denen alle 4 Alben gespielt werden! So. Wie ihr an der Setlist sehen könnt, war die Show eh viel, viel zu kurz.
Der erste, unglaublich emotionale Moment kommt bereits mit dem Intro/ersten Song Ashes und dem Auftauchen von Gitarist Brian McAlpin, der bekanntermaßen im Rollstuhl sitzt und sich trotzdem einfach den Arsch abspielt. Das geht zu Herzen. Nach Into The Everflow gibt es diverse technische Probleme und Buddy Lackey lässt seiner anderen Leidenschaft, dem Stand-up Comedian, freien Lauf, flaxt rum und bringt die Leute zum Lachen. Mich bringt er zum weinen. Bei Morbid ist es vorbei mit der Selbstbeherrschung und die Gefühle gehen mit mir durch. Und das bleibt auch so bis zum Schlusspunkt von Nothing. PSYCHOTIC WALTZ sind einfach unbeschreiblich, einzigartig und begleiten mich musikalisch schon seit 2 Dekaden. Mein erstes PSYCHOTIC WALTZ Konzert (und deren erste Tour) war übrigens am 21. Juli 1991 im legendären Cult in Werl (und das Ticket hab ich noch ;)), die A Social Grace Tour (mit Deathrow und Sieges Even). Dieser heutige Abend markiert also quasi mein 20. Live-Jubiläum mit PSYCHOTIC WALTZ. Da darf man schon mal heulen… Was soll ich sagen? Grandiose Show, Emotionen pur! Danke Jungs, dass ihr wieder da seid. Und ich freu mich natürlich wahnsinnig auf ein neues Album :)
[Terry] Das will ich gern unterschreiben auch wenn es für mich mein erstes PSYCHOTIC WALTZ Konzert war und ich schändlicherweise noch nicht komplett mit ihrem Schaffen vertraut bin. Da war auf jeden Fall viel Magie in der Luft und ich ertappte mich selber dabei, wie ich ergriffen, teils hypnotisiert und auch bangend dem einzigartigen Sound der Kalifornier lauschte. Da ließ ich es mir dann auch nicht nehmen, kurz vor Abfahrt besagtem Brian McAlpin (der sich mit Dan Rock noch Zeit für die Fans nahm, wie übrigens Buddy Lackey einige Zeit zuvor ebenfalls) persönlich für den grandiosen Auftritt zu danken und indirekt meinen Respekt für seine Leistung zu zeigen. Eine Tour ist ja so schon anstrengend genug aber als Rolli-Fahrer noch mal besonders!
[BRT] 20 Jahre nachjenem besagtem Konzert im Cult (zweieinhalb Stunden begnadetes und ganz großes Kino mit nur einer veröffentlichten Platte, davon ca. 5 Coverversionen von Beatles, Metallica, Hendrix, Black Sabbath usw.) und einem Gig auf dem Dynamo Open Air 91 (als Opener mit nur vier oder fünf gespielten Songs) (hach – da war ich auch ;) – Dajana) nun endlich mein drittes PSYCHOTIC WALTZ Konzert... Kurz gesagt: Es war großartig, grandios, emotional und viel zu kurz. Kumpel Roman, der die Band auf ihrer finalen Tour 97 sah, war ebenfalls schwerstens begeistert, fand jedoch auch hier den Sound verbesserungswürdig. Klar bei der kurzen Spielzeit fehlte natürlich der eine oder andere Song, den man gerne gesehen und gehört hätte, Butterfly oder Out Of Mind z.B. Davon abgesehen war die Band gut drauf, absolut spielfreudig und ich kann kaum den Tag erwarten, wenn ein neues PSYCHOTIC WALTZ Album erscheinen könnte, bzw. eine Headliner Tour ansteht (Bitte, bitte, bitte...). PSYCHOTIC WALTZ spielten an diesem Tag komplett außer Konkurrenz, Basta!!!!
P.S. Schwaden von illegalen Rauschkräutern waren dann doch deutlich im Zuschauerraum bemerkbar ;-)
Setlist: Ashes, Spiral Tower, Haze One, Into The Everflow, Morbid, Cold, Halo Of Thorns, Nothing

[Dajana] So, nach dem ganzen Gefühlsdusel nun was Knackiges ;) :: SYMPHONY X :: hatte ich schon mal im Vorprogramm von Dream Theater gesehen war seinerzeit hellauf begeistert. Und diese Begeisterung sollte sich heute Abend noch vertiefen! Das nenne ich leicht progressiv angehauchten Power Metal! SYMPHONY X haben Biss, klasse Melodien, Keyboards, aber diese dezent und songdienlich im Hintergrund und vor allem mit Russell Allen einen Sänger, der das Volk vor der Bühne mitzureißen weiß. Dieser Mann ist einfach unglaublich…. knuddelig. Nee, im Ernst. Allen agiert ungemein lebhaft, versprüht so was von guter Laune, tanzt und wirkt dabei nie kitschig, sentimental oder irgendwie sonst übertrieben oder aufgesetzt. Und seine Band steht ihm in nichts nach. Einfach klasse. Neben Songs aus dem 2007 Klassiker Paradise Lost und älterem Material, gab es auch zwei Appetithappen vom neuen Album Iconoclast, welches irgendwann im Herbst 2011 veröffentlicht werden soll. Man darf sich freuen ;)
[Terry] Ich hatte mich im Vorfeld sehr auf diesen Auftritt gefreut, denn für mich ebenfalls persönliche Live-Premiere und zumindest in der Schnittmenge aus Power und Progressive Metal ganz klar die beste Band wo gibt… ;) Und Russell Allen ist unbestritten einer der besten Sänger der Szene. Die beiden neuen Songs haben mir sehr gut gefallen, insbesondere Innocence. Man darf auf das Album gespannt sein. Ansonsten lag der Schwerpunkt auf dem erfolgreichen, immerhin schon fünf Jahre alten Album Paradise Lost, da hätte ich mir noch den einen oder anderen Track gewünscht. Vor diesem Hintergrund ist es sowieso diskussionswürdig, ob es Sinn macht, solch grandiose Bands wie Psychotic Waltz und SYMPHONY X, die ohnehin so selten zu sehen sind, nur eine ¾-Stunde bzw. 1 Stunde auf die Bretter zu schicken. Da hätte man sich die beiden Support-Bands schenken und dafür den drei Headlinern mehr Spielzeit geben können. Ist wohl so’n Ami-Ding…
[Dajana] Eigentlich waren SYMPHONY X ja eh als Headliner angekündigt worden. Dann hätte das zumindest bei denen mit der Spielzeit gepasst. Keine Ahnung, warum man das geändert hat, verdient hätten sie es alle Mal und die Show ließ nix zu wünschen übrig…
Setlist: Of Sins And Shadows, Domination, The Serpent’s Kiss, Innocence, Paradise Lost, Inferno (Unleash The Fire), Smoke And Mirrors, Dehumanized, Set The World On Fire (The Lie Of Lies)

[Dajana] Was wir hernach von :: NEVERMORE :: zu sehen bekamen, war allerdings die komplette Demontage einer Band und insbesondere die Demontage von Sänger Warrel Dane. Ich habe keine Ahnung, was da los war. Betrunken? Stoned? Oder beides? Vielleicht auch oder deswegen krank? Warrel Dane brabbelte und stammelte irgendwas Unverständliches vor sich hin, seine Stimme war unter aller Sau, während er teils unkontrolliert auf der Bühne versuchte zu… ähm… tanzen? Nach den ersten drei Songs bekam er sich besser in den Griff, schön war das aber nicht. Darüber hinaus war der Sound so was von grottenschlecht, dass es eine Zumutung war. Songs wie The River Dragon Has Come und Narcosynthesis (eigentlich totale Faves von mir) waren die blanke Katastrophe. Einfach grauenhaft. Mich deucht, man wollte mit übertriebener Lautstärke das Manko auf der Bühne ausgleichen. Diese Show war ein Desaster! Und nicht wenige verließen kopfschüttelnd oder regelrecht wütend den Saal. Der Soundmensch befand sich definitiv in Lebensgefahr. Vielleicht hätte man, wie am Vortag, die Show einfach absagen sollen. Dennoch möchte ich hier leise den Hut ziehen, denn NEVERMORE haben ihre komplette Show runtergespielt, ohne zu murren, sie hätten auch nach der Hälfte angepisst abbrechen können… Fazit jedoch bleibt: ich wünschte, ich hätte diese Show niemals sehen müssen!
[Terry] Nun, Demontage geht mir etwas zu weit. Fakt ist, NEVERMORE haben häufig Probleme mit dem Sound (wobei so schlimm habe ich es selten bei irgendeinem Konzert erlebt) und außer Warrel Dane gab die Band ihr Möglichstes; Jeff Loomis bangte viel und Gitarrist Atila Vörös machte gute Mine zum bösen Spiel. Spieltechnisch passte nicht alles zusammen aber vielleicht hatten die auch einen beschissenen Monitorsound. Insgesamt war die Vorstellung, da gebe ich Dajana vollkommen recht, eine absolute Katastrophe, die langweilige Setlist tat ihr übriges.
Setlist: Moonrise (Through Mirrors Of Death), The Termination Proclamation, Your Poison Throne, Born, The Heart Collector, Emptiness Unobstructed, The River Dragon Has Come, This Godless Endeavor, Narcosynthesis, Enemies Of Reality

[Dajana] Was ist geblieben von der großen POWER OF METAL TOUR 2011? Ein Wechselbad der Gefühle! Von himmelhoch jauchzend (SYMPHONY X), über emotional zutiefst berührt (PSYCHOTIC WALTZ) bis hin zu Tode betrübt (NEVERMORE) war alles dabei. Nein, ein richtig guter Abend war das nicht!
[BRT] Davon abgesehen war der Sound bei allen Bands (am wenigsten noch bei PSYCHOTIC WALTZ, buddhaseidank) spätestens ab 10 Metern von der Bühne entfernt absolut breiig und katastrophal, was mir jeglichen Spaß an SYMPHONY X und NEVERMORE genommen hat, zu beiden Bands kann ich daher wenig sagen. Go for Volume hat sich in diesem Fall eher nicht ausgezahlt, höchstens für den Bierstand, ne...
[Terry] Abgesehen von NEVERMORE und den unspektakulären Vorbands war es aus meiner Sicht insgesamt ein gelungener Konzertabend. Die Turbinenhalle war jedoch überdimensioniert und soundtechnisch (wieder mal) ein Fehlgriff. Ich muss auch sagen, dass dadurch (und aufgrund der bereits erwähnten Umstände) zu fast keiner Zeit so richtig knisternde Stimmung aufkommen wollte.

 

story © Dajana, Julian & BRT • pics © Dajana