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URBAN CONCERTS PRESENTS

New World Depression - Neorite - Haunted Cemetery - Phagocyte

 
2023-11-11 DE – Münster - Baracke
| Einlass: 19 Uhr | Beginn: 20 Uhr | Tickets: 7/10 Euro |

[Dajana] Eigentlich wollte ich an diesem Abend Polarlichter fotografieren gehen. Es hatte einen Sonnensturm gegeben und die Aussichten waren zunächst ganz passabel. Aber dann wurden die Vorhersagen für die tanzenden Lichter immer weiter in den Norden verschoben, am Ende so auf Höhe Oslo - Stockholm, damit hatte sich also diese Art der abendlichen Beschäftigung in Luft aufgelöst.
Stattdessen pilgerte ich in die Baracke zu Münster, zu einem kleinen Konzert von und mit Freunden. Da der Fotorucksack eh gepackt war, konnte ich auch gleich fotografieren. Schließlich gibt es da ja auch bunte tanzende Lichter - nur nicht genug davon ;) Und wenn ich schon mal Fotos mache, kann ich auch gleich drüber schreiben ;)
Die Baracke… da war ich ja seit Ewigkeiten nicht mehr... Dort gab es an diesem Abend die volle Breitseite Underground Metal. Death, Thrash, Stoner, mit zwei Münsteraner Bands, einer Gastband aus Augsburg und dem Headliner NEW WORLD DEPRESSION aus Emsdetten. Ist ja auch quasi Münster ;) Aber noch viel besser war die Aussicht, viele Freunde zu treffen und einen schönen Abend zu haben :)

[Dajana] Die :: Baracke :: ist ein studentisches, alternatives Kultur- und Veranstaltungszentrum in Münster, direkt am Aasee (Zentrum… hüstel… ein kleiner Club halt), aber auch die Heimat der Fachschaften Politikwissenschaft und Soziologie. Die Baracke blickt auf eine recht lange und bewegte Geschichte zurück. Und auch auf so manches legendäre Underground-Konzert. .
Das URBAN CONCERTS PRESENTS, oder in kurz UCP, ist wiederum eine Konzertreihe, die in der Baracke seit dem Sommer 2022 an den Wochenenden regelmäßig Gigs veranstaltet.
Der Club ist mit 80 Leuten ausverkauft (dann tropft auch buchstäblich das Kondenswasser von der Decke und den Wänden) und auch wenn es zu Beginn (noch) nicht danach aussah, war es am Ende doch proppenvoll.

:: Fotos :: PHAGOCYTE ::

[Dajana] Los ging es mit :: PHAGOCYTE ::, einer ziemlich neuen Band aus „alten“ Recken. PHAGOCYTE ist quasi die Nachfolgeband von Proof, mit dem seinerzeit einzig verbliebenden Mitglied Lütti an Gitarre und Gesang, der aus noch viel älteren Zeiten (nämlich Acerbity) jüngst den Schlagzeuger Andy rekrutiert hatte. Dazu kommen Vanessa (Bass, ex-Presence Of Mind - die wurden seinerzeit von unserem Redakteur BRT hochgelobt und der war an diesem Abend anwesend), und Daniel an der zweiten Gitarre. 2020 gab es die Debüt-EP Feeding On Humanity, deren drei Song hier auch live gespielt wurden, plus drei weitere, offensichtlich neue Tracks.
Zum Aufwärmen gab es old-school Thrash Metal, mit viel Drive, recht komplex und mit so manchen Finessen, die man live aber nicht (heraus)hören konnte. Der Sound war am Ende vielleicht ganz ok, aber nicht wirklich differenziert. Gut, hab ich jetzt aber auch nicht erwartet. Für ein besseres Hörvergnügen sei die Bandcamp-Seite der Band ans Herz gelegt. Trotzdem hat es mir sehr viel Spass gemacht, PHAGOCYTE live zu sehen und zu erleben. Es war wirklich schön, diese beiden alten Haudegen wieder live auf der Bühne zu sehen. Ich hoffe doch mehr in nächster Zukunft von der Band zu sehen und zu hören :)
[BRT] The Class of 1990 traf sich mal wieder richtig old-school auf einem Untergrundkonzert. Wie schon damals vor 33 Jahren mit ein paar Freunden auf und ein paar Freunden vor der Bühne. Herrlich, ein bisschen nostalgisch wurde man da schon.
PHAGOCYTE
spielen Thrash Metal, der viel Old-School mit einer kräftigen Prise Groove, New School und reichlich Akustikpassagen verbindet. Leider mit mäßigem und matschigem Sound, wodurch viele der Feinheiten etwas untergingen. Spielfreude war da, auch wenn es hier und da noch manchmal an der nötigen Lockerheit fehlt, aber das kommt sicherlich mit zunehmender Live-Erfahrung. Ein weiteres Plus auch, dass hier nicht zum x-ten Mal irgendein ausgelutschter Bay-Area Thrash Klon aufgewärmt wurde. Einige old-schooligere Passagen erinnerten mich tatsächlich etwas an Kreator, was aber vermutlich an Lüttis Gesang liegt. Musikalisch ist das dann doch deutlich anders.

Band: Lütti (vox, git), Daniel Lipsdorf (git), Vanessa Müller (bass, vox), Andi Nahrstedt (drums)
Setlist: Non Serviam, President Of Chaos, Killing For Company, Nevermind, Established Prejudice, Infanticide

:: Fotos :: HAUNTED CEMETERY ::

[Dajana] Nach der ersten Thrash-Kante ging es mit den Augsburgern von :: HAUNTED CEMETERY :: weiter, die gerade mit New World Depression ein paar Gigs in Deutschland abreissen. Nun also Death Metal und das schnell und groovig. Das brachte das Publikum dann auch so langsam in Bewegung. Sänger und Bassist Oak hat aber auch ordentlich mit seinen Ansagen und Animationen nachgeholfen ;) Leider ist die Bühne in der Baracke sehr klein, so dass kaum Bewegungsspielraum blieb, sonst hätten HAUNTED CEMETERY den Laden vermutlich zerlegt ;)
Die Augsburger gibt es schon ein paar Tage, dennoch gibt es erst eine Langrille, das Debüt Sacrifice The Human Race aus dem Jahre 2018. Aber es scheint, man arbeitet fleißig an neuem Material, wie ein Blick auf die Setliste beweist. Das hat richtig Laune gemacht! Sänger Oak liess es sich hernach auch nicht nehmen, bei den anderen Bands im Publikum ordentlich mitzumoshen und für Stimmung zu sorgen :)
[BRT] Eine echt coole Truppe, die für viel Stimmung sorgte, allen voran Sänger Oak, der in Sachen anheizen definitiv seine Hausaufgaben gemacht hat. Gut, musikalisch war das jetzt eher klassischer Death Metal mit viel Geballer, sicherlich nicht sonderlich originell aber da war reichlich Spaß und Spielfreude auf der Bühne.

Band: Oak (bass, vox), Olbi (git), Hampel (git, vox), Tim (drums)
Setlist: Obsolete Deathcoration, Sacrifice The Human Race, Harbor Cottage, Anonymicide, Salvation In Bloodshed, Haunted Cemetery, Confide (Bulletproof), The Hunt, Headless Corpse, Buried Remains

:: Fotos :: NEORITE ::

[Dajana] Musikalisch werden :: NEORITE :: ja gerne in verschiedenste Schubladen gesteckt. Ich pick mir da mal Stoner/Sludge/Doom heraus, das scheint mir am besten zu passen ;) Thrash Metal (eine der Schubladen) spielen sie meiner Meinung nach nicht, auch wenn Sänger und Gitarrist Alex mich irgendwie an James Hetfield erinnerte. Und NEORITE hatten ein paar richtig geile Kracher dabei, zum Beispiel Kassandra, Epiphany Of Disenchantment und der Rausschmeisser Meteorite (schade das Gastsänger Skald Draugir an diesem Abend nicht anwesend war), ersterer und letzter vom aktuellen Album Banner Of Defeat. Mochte ich wirklich sehr. Unbedingt reinhören!
Das Publikum agierte nun nahezu entfesselt. Mag aber auch am Bier gelegen haben :)
[BRT] Bitte watt? Stoner und Sludge? Hab ich da gar nicht rausgehört. Das war schon ziemlich klassischer Metal, etwas moderner gespielt mit ziemlich vielen Prog-Einschüben. Eher Nevermore oder Forbidden zu Distortion Zeiten. Das war richtig gut und auch einigermaßen originell.
[Dajana] Na dann hör dir mal die NEORITE Sachen auf CD oder Bandcamp an ;)
[BRT] Aber mir machte die Band den einen oder anderen Schlenker zuviel und bog vor dem Ziel einmal zu oft ab. Mag aber sein, dass ich grad eher stumpf unterwegs bin, was so Metal und seine Spielarten angeht, das soll sicherlich keine Kritik an der Qualität sein. In dem Bereich dürften NEORITE in Münster und Umgebung sicherlich kaum Konkurrenz haben.
P.S. Hier bediente Mirko von den verblichenen Supreme Carnage die Felle und machte einen Top-Job!
[Dajana] Und der Supreme Carnage Gitarrist (der auch schon bei der Phagocyte Vorgängerband Proof spielte) stand vor der Bühne und fotografierte ;)

Band: Alex Mock (vox, git), Lukas Pawig (bass, vox), Daniel Maurer (git), Mirko van der Veen (drums)
Setlist: Never Return Nowhere, Settle In Madness, Under The Banner Of Cataclysmic Defeat, Kassandra, Epiphany Of Disenchantment, Neology Of Enlightenment, Meteorite

[Dajana] Während der Umbaupausen wurden immer wieder die Rollos hochgezogen (jaaa, ist halt /Wohngebiet) und die Fenster aufgerissen, um dringend benötigte frische Luft reinzulassen, während ich den sternenklaren Himmel nach farbigen Anzeichen absuchte. Vergebens…

:: Fotos :: NEW WORLD DEPRESSION ::

[Dajana] Mit :: NEW WORLD DEPRESSION :: standen dann quasi Veteranen auf der Bühne. 18 Jahre Bandgeschichte, sechs Alben, das letzte, Interment Of Sins, erst im April veröffentlicht und von unserem Gastredakteur Öko (ebenfalls anwesend) mit 8/10 Punkten bewertet.
Und NEW WORLD DEPRESSION liessen mal gar nix anbrennen. Feinster Old School Death Metal mit unglaublich viel Power und Energie. Eine huldvolle Verneigung in Richtung UK generell (hör ich da ein bisschen Carcass?) und zu den ehemaligen Bolzenwerfern im Besonderen.
Sänger Hütte meinte was von „wir müssen uns ranhalten“… ok, war schon spät… ähm, Moment mal… die Kamerauhren standen noch auf Sommerzeit… Gibt’s in der Baracke ne Curfew? Keine Ahnung.
NEW WORLD DEPRESSION
starteten zunächst mit Tracks vom Vorgängeralbum, Descent, bevor sie zu neuem Material übergingen und ihre Show und den Abend mit Drop That War von Retaliation beendeten. Scheiße war das geil! Das Publikum tobte und verlangte vehement nach einer Zugabe. War aber leider nicht möglich. Dabei war es erst kurz nach Mitternacht. Schade, schade.
[BRT] Den Jungs um Hütte und seinen NEW WORLD DEPRESSION merkt man richtig an, dass sie im Moment viel live spielen. Das kam sehr professionell aber auch etwas routiniert rüber. Klar, hier gab es Old-School Death Metal to the Max mit reichlich Bolt Thrower Verweisen, nicht sonderlich originell, aber das will der Death Metaler vermutlich heutzutage auch gar nicht. Top.
Toller Abschluss eines echt coolen Abends. Dazu war die Barracke auch echt gut gefüllt. So muss Familientreffen...

Band: Hütte (Sascha Erdhütter vox), Ritchie (John Klingel git), Julian (Julian Schulz git), Sascha (bass), Sig (Stefan Siegwaldt drums)
Setlist: Descent To Hell, Pervitin, Deathmachine, Interment Of Sins, Brainless, Undying Strains, Skull Carver, Overdose Of Humankind, Working With Flesh, Drop That War

[Dajana] Damit ging ein toller Abend zu Ende. Es war mir ein Fest! Danke an alle Nasen :) Bis auf NEW WORLD DEPRESSION hatte ich mich bisher mit keiner der anderen Bands musikalisch beschäftigt. Irgendwie gehen lokale Sachen immer an mir vorbei. Ich muss mich mal nach was umsehen, das mich zukünftig auf dem Laufenden hält.
Und NEW WORLD DEPRESSION würden eigentlich perfekt in das Billing vom PSOA 2024 passen, finde ich ;) Und zum Ausklang gibt es hier jetzt nochmal die Interment Of Sins in den Player. So!

story © BRT, Dajana • pics © Dajana & Dajana Winkel • Photography