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NO MERCY Festival 2003

Testament - Marduk - Death Angel - Die Apokalyptischen Reiter

Pro Pain - Malevolent Creation - Nuclear Assault - Darkane

 
2002-04-12 AT Wien - Planet Music
 

Und schon wieder war ein Jahr vergangen und das No Mercy stand an – das Festival, das seit Jahren eigentlich immer wieder dieselben Bands durch unsere Lande touren lässt… doch nicht dieses Jahr! Im Gegensatz zu den älteren Touren dominierten auf dem diesjährigen Billing die Thrashpartien und mit PRO PAIN war erstmals eine Hardcorepartie mit dabei. Nachdem MARDUK (wie originell übrigens..) in der Wiener Arena unerwünschte Gäste sind wurde wieder das Planet Music als Austragungsort gewählt und um halb Fünf starteten auch schon DARKANE durch.

Nachdem der Beginn des Spektakels sowohl auf den Karten als auch auf den Tourplakaten auf 17.00 festgelegt war, spielten die Schweden vor einer ziemlich leeren Halle, was der Stimmung nicht gerade dienlich war. Stilistisch war das Gemisch aus Messugah und Arch Enemy zwar nicht so ganz mein Fall und auch die Reaktionen des Publikums schienen sehr gemischt und gingen vom exzessiven Bangen bis hin zum gelangweilten Gähnen. Der Part des Openers wurde von DARKANE gut gemeistert (man erinnere sich an die apathische Stille des Publikums bei Ragnarok, die das Anti X Mas eröffneten) und bot einen Vorgeschmack auf den restlichen Abend. (Dunja)

Nachdem ich Darkane wegen des früheren Starts verpasst hatte, waren für mich NUCLEAR ASSAULT der Beginn dieses schönen Konzertabends. Ich kannte die Band vorher lediglich namentlich, fand aber durchaus gefallen an deren thrashigem Sound. Trotz der frühen Stunde war die Stimmung im Publikum schon auf einem relativ hohen Level (verglichen mit früheren No Mercy Festivals...). Leider konnte ich dem Set der Veteranen nicht lange beiwohnen, weil der Sound DERMASSEN schlecht war, dass ich schon nach wenigen Minuten Ohrenschmerzen bekam und nachdem ich von den anderen Bands auch noch etwas hören wollte, verließ ich die Halle einmal in der Hoffnung, dass der Mann hinterm Mischpult demnächst aufwachen, von seinem Trip runterkommen oder eventuell (falls er noch nicht da war) im Planet erscheinen würde...

MALEVOLENT CREATION waren als nächste dran und bei deren Auftritt dürfte der Soundmann dann auch – in welcher Form auch immer – „gegenwärtiger“ gewesen sein, nachdem der Sound zumindest nicht mehr schmerzte (was nicht heißen soll, dass er gut war). Die Ami-Deather boten schnellen, aggressiven Death Metal und gefielen mir ein gutes Stück besser als bei ihrem letzten Gig in der Arena, da der Hardcore-Einschlag im Sound der Truppe, der mich bei vorgenanntem Auftritt doch stark gestört hat, hörbar reduziert wurde. Zwar war das Treiben von MALEVOLENT CREATION sehr gefällig, an die großen Taten, die an diesem Abend noch folgen würden, konnte man allerdings nicht herankommen. (Mephisto--->)

Nach dem bis zu diesem Zeitpunkt fast schon schmerzhaften Sound-Desaster war ich auch bei PRO-PAIN schon auf das Schlimmste gefasst - und wurde positiv überrascht, denn die mittlerweile auch live nur mehr zu dritt agierenden Veteranen kamen zwar scheppernd, aber doch erstaunlich klar und druckvoll rüber. Aber auch davon abgesehen wurden Gary Meskil und Co. ihrem Ruf als erstklassiger Liveact durchaus gerecht und überzeugten mit einer äußerst tighten spielerischen Leistung, die die Abwesenheit einer zweiten Gitarre schon nach kurzer Zeit vergessen machte und dem stumpfen, aber äußerst effektiven Songmaterial die nötige Wucht verlieh. Mit der Zeit wurde die Sache dann zwar zumindest für mich doch etwas eintönig, was aber nichts daran ändert, dass Nackenbrecher wie Make War, Not Love oder Fuck It zumindest zeitweise für ordentliche Adrenalinschübe sorgten und PRO-PAIN insgesamt vor allem angesichts der widrigen Sound-Verhältnisse einen äußerst positiven Eindruck hinterließen. (EquimanthorN)

Doch dann, dann war es ENDLICH Zeit für mein Highlight des Abends – RAW FUCKIN’ REITERMANIA! Die berittenen Thüringer sind live mittlerweile auf ein Quintett angewachsen, nachdem sich Fuchs nunmehr voll auf das Singen konzentriert und dadurch seinen Aktionsradius noch merklich ausgeweitet hat – barfuss sprang und tänzelte er über die Bühne und sang/grölte dazu die fidelen Reiterweisen. Den Konterpart dazu bot einmal mehr Dr. Pest, der wie immer regungslos hinter seinem Keyboard harrte. Die Hölle, die im vorderen Drittel des Planets während des Auftrittes losbrach, entlockte dem Guten dann aber doch den einen oder anderen Grinser. Es ist doch immer wieder eine besondere Freude, mitanzusehen, wie geschickt die APOKALYPTISCHEN REITER aus Tragik, Komik und rohem Stahl Musikstücke stricken, wie sie schöner nicht sein könnten! Die überschwängliche Spielfreude und Motivation der Herren Fuchs, Volk-Man & Co heizten das Publikum so richtig auf, und im Gegenzug wurde die Band ordnungsgemäß abgefeiert. Die Spielzeit war leider vieeel zu kurz bemessen, aber dennoch schafften es die Reiter, eine halbwegs ausgeglichene Setlist hinzubekommen, bei der auch die alten Nummern nicht zu kurz kamen . Denn neben Nummern vom neuen Album wie We Will Never Die oder Ride On, gab es auch Stücke des Erstlings Soft And Stronger wie Instinct und natürlich DER Hymne schlechthin, Metal Will Never Die. Diese markierte leider auch schon den Schlusspunkt des Sets. Zugabe gab es unglücklicherweise keine – ich hätte mir noch sehnlichst Iron Fist gewünscht – aber aufgrund des straffen Zeitplanes war eben nichts mehr drin. Ich hoffe, dass die REITER uns bald wieder im Rahmen einer regulären Tour beehren und uns dann mindestens dreimal so lange den Arsch versohlen! (Mephisto--->)

Kurz vor Beginn des DEATH ANGEL - Auftritts ließ sich das Publikum noch in zwei Gruppen einteilen: Während jene Eingeweihten, die schon seit den späten 80ern um die Qualitäten der Band wissen, voller Vorfreude vor der Bühne warteten, mischte sich bei Unwissenden wie mir doch eher Neugier mit Skepsis, die angesichts diverser Reunion-Reinfälle durchaus angebracht schien. Zirka 10 Minuten später hatten sich derlei Einteilungen aber auch schon wieder erledigt, und übrig blieb nur eine bangende Meute, die die fulminante Leistung des Quintetts unisono abfeierte. Angesichts der unglaublichen technischen Perfektion, Spiel- und Bewegungsfreude, mit der sowohl frühe Thrash-Knaller als auch das spätere, deutlich progressivere Material runtergehämmert wurden, gehen mir jedenfalls fast die Superlative aus - die gesamte Band war permanent in Bewegung, ging regelrecht in ihren Songs auf und sorgte ganz nebenbei auch noch mit diversen spielerischen Kabinettstückchen für offene Münder. Wenn es überhaupt etwas zu bekritteln gab, dann war das die Einteilung der Setlist - meiner Meinung nach hätte man thrashige und komplexe Songs eher abwechseln sollen, anstatt sie in getrennte Blöcke zu packen -, aber das ändert am Fazit nach einer durchgebangten Stunde rein gar nichts: Der erste Kandidat für den Gig des Jahres steht fest, und er wird nicht leicht zu schlagen sein... (EquimanthorN)

Nachdem MARDUK ja mittlerweile fixer Bestandteil der großen Tourpackages zu sein scheinen, ist es wohl noch keinem aufmerksamen Musikliebhaber entgangen, dass sich die Meinungen über deren Performance spalten wie bei kaum einer anderen Band – während die einen Legion und Co. noch immer als die Blackmetalband schlechthin ansehen hat der andere Teil mit den Schweden als ernstzunehmende Band abgeschlossen. Und letzteren gab Mister Legion wieder allen Grund ihre Meinung zu verfestigen und einige neue Tanzschritte zu lernen – diesmal hatte er zwar das enge, kesse Lederjäckchen der letzten Tour daheimgelassen, das seltsame Ledergeschirr, dass wiedermal die Körperfülle blendend unterstrich wirkte aber mindestens genauso true und evil. Dass das seltsame Gehampel auf der Bühne nicht nur die Leute um mich belustigte konnte man an diversen Metallern sehen, die unabhängig voneinander den Ententanz tanzten – immerhin, der werte Herr hatte sich gesteigert und mittlerweile auch einen „Michael-Jackson-Eiergriff“ mit in sein Tanzrepertoir aufgenommen. Ob er damit seine gesanglichen Defizite wettmachen oder immer schon gerne eine Witzfigur darstellen wollte wird wohl ein ungelöstes Geheimnis bleiben – was man an dieser Band noch gut finden kann, das weiß ich nicht. Ich warte nur noch auf den Moonwalk. (Dunja)

TESTAMENT hatten schließlich als Headliner nicht unbedingt den leichtesten Stand, denn immerhin mussten sie sich dem Vergleich mit DEATH ANGEL stellen und konnten selbige erwartungsgemäß nicht mehr überbieten. Davon abgesehen wurden sie ihrem Platz im Billing aber durch und durch gerecht, denn der nach seiner Krebserkrankung wiedererstarkte Chuck Billy und die äußerst prominent besetzte Instrumentalfraktion (neben Eric Peterson u.a. Steve Smythe (Ex-Vicious Rumours) und Basslegende Steve DiGiorgio) ließen erwartungsgemäß nichts anbrennen und brachten diverse Klassiker in würdigen Versionen unters dankbare Volk. Vor allem bei Krachern wie Into The Pit war zeitweise die Hölle los, aber auch mittelalte Songs wie Low wurden gebührend abgefeiert, was auch zeigt, dass sich TESTAMENT während aller Phasen ihres Bestehens immer auf höchstem Niveau befunden und ihren Legendenstatus wahrlich verdient haben - ein würdiger Abschluss für ein No Mercy, das sich nach Jahren der Stagnation nun endlich wieder in eine deutlich fruchtbarere Richtung zu entwickeln scheint... (EquimanthorN)

 
story © Dunja, EquimanthorN, Mephisto