Nach
einigen anfänglichen Schwierigkeiten - ich hab den Flughafen
in Deutschland nicht gefunden, wer weiß denn auch schon,
dass Niederrhein bei Düsseldorf Weeze ist - bin ich dann
doch per Flieger und Bus ganz gut in Trutnov angekommen. Es ist
Donnerstag Nachmittag und ganz Trutnov ist bereits in metallener
Hand. Na ja, die Einwohner freuen sich offensichtlich drüber.
Ok, Festivalgelände suchen und erstmal Boxenstop in der Kneipe
davor. Schließlich bin ich gerade 20 Min. durch die halbe
Stadt gelatscht, da hab ich mir ein gutes Pilsener für 65
Cent den halben Liter verdient. Und bis zum Zeltaufbau werden
ein paar mehr draus... ;) Wie dem auch sei, nachdem wir uns alle
akklimatisiert hatten, fand abends bei herrlichem Wetter eine
Open Air Death und Grind Disco statt. Ca.23 Uhr begann auf der
Bühne eine extrem piercing Show. Halt Leute die an Fleischerhaken
aufgehängt wurden, ein ans Kreuz genagelter Jesus, etc. Fand
ich jetzt nicht wirklich so spannend. Egal, nachdem ich mich ziemlich
angetrunken ins Zelt verkrümelt hatte, ging da das Gewitter
des Jahres ab. Ich dachte, ich flieg mitsamt Zelt weg. Nach etwa
einer halben Stunde fiel mir auf, dass man das Zelt auch zumachen
kann... Schade, alles außerhalb des Rucksackes war schon
patschnass. Macht nix, der gute brave Metaller lässt sich
dadurch die Laune nicht vermiesen.
FREITAG
09.07.2004
Freitag
morgen schien bis auf mehrere kurze Regenschauer wieder alles
im Lot. Und nach ausgiebigem Frühstück legten um 14
Uhr pünktlich die Polen DEFORMED los. Recht
netter Grindcore, allerdings störte die komische Quiekstimme
des Bassisten schon etwas. Außerdem sehen OP Kittel etwas
seltsam aus, wenn man sie gerade erst ausgepackt hat. Als Ersatz
für Avulsed kamen dann MINCING FURY AND
GUTTURAL CLAMOUR OF QUEER DECAY. Ich fand es
ganz gut. Netter Deathgrind. FLESHGORE ließ
ich dann so an mir vorbeiplätschern, weil ich ja auf den
ersten Knaller wartete. Dann kamen sie auch schon: SUFFERAGE!
Die erste Band des Tages, die einen anständigen Moshpit und
Stagediver hervorbrachte (obwohl da kaum jemand stand). Na die
Bruchlandungen schienen den Leuten nicht zu stören. Egal
Jasmin und Co. rockten wie der Teufel. Einer der besten Gigs des
Festivals. Lediglich der Drummer Ole guckte die ganze Zeit etwas
säuerlich, aber laut Gittarero Lasse muss das so sein. DETRIMENTUM,
GUTTED, PSYCHOFAGIST und MINDFLAIR
folgten auch mit wirklich herrlichem Lärm. Hab da aber aus
ernährungstechnischen Gründen nicht so genau zuhören
können. Gefiel aber trotzdem ziemlich gut. PATHOLOGY
STENCH bekam ich dummerweise nicht mit, weil ich mich
am Merchandise rumtrieb. Dafür nun WASTEFORM.
Sehr beeindruckend der Sänger. Hmm, sowas hab ich noch nie
gesehen. Der Kerl muss mindestens 170 Kg haben. Aber der Fleischklops
tobte wie Hölle über die Bühne, Respekt! Nebenbei
bemerkt, ich bin mit den Jungs im Bus zurückgefahren und
der Sänger braucht eine ganze Sitzreihe für sich alleine.
Macht auch nichts, denn das ging echt mordsmäßig ab.
Richtig geiler Gig. Die Menge vor der Bühne wird auch immer
größer. FLESHLESS folgten mit wirklich
richtig gutem Death Metal. Es ist einfach beeindruckend, was man
auf dieser kleinen Bühne so alles abziehen kann. BIRDFLESH
kamen auch extrem geil rüber. Zählt mit zu den Topacts.
Ich kann fast gar nicht glauben, dass da der Drummer singt. War
etwas flott dafür eigentlich, aber manche können’s
halt. Nach BRODEQUIN kamen dann GRONIBARD
die den Gig mit ENT getauscht hatten, da selbige bis dato verloren
gegangen waren. Die Franzosen sind schon etwas merkwürdig:
treten nackt auf, bis auf den Sänger, der dafür allerdings
die Hose auf und das Gebommel vorne raushängen hatte. Lustig
war’s allemal. Mehr so die J.B.O. des Grindcore. Leider
reicht mein Französisch nicht aus, um die Texte zu verstehen.
Schade. Die fast schon legendären BLOOD
räumten danach richtig ab und heizten perfekt für die
endlich eingetroffenen EXTREME NOISE TERROR ein.
Und ... es zeigte sich einmal mehr, dass sie die beiden besten
Brüllwürfel die ich kenne haben. Wahnsinns Gig und super
Stimmung. Den Rest hab ich mir dann geschenkt, weil ich fast im
stehen eingepennt bin. War ein langer Tag und nu ab in die Heia.
SAMSTAG
09.07.2004
Na
perfekt, da werde ich lautstark durch LAHAR geweckt,
die allerdings ihren Gig beendet haben bis ich mich aus meinem
Zelt geschält hab. GROBAR bekomme ich dann
auch nur beiläufig mit, da ich immer noch im Autopilot Modus
bin. Erst bei WARSCARS werd ich dann schlagartig
wach. Wow, das sollen die gleichen Jungs wie GRONIBARD
sein? Stimmt sie sind es, aber was ist denn das für Mucke?
Ich sag mal das erste Highlight am Samstag und es sollte nicht
das letzte sein. Irgendwie hab ich mich dann bis ABORTION
in der Gegend rumgetrieben, auf der Suche nach einem halbwegs
benutzbaren Dixi, kaufbarem Kram am Merchandise (T-Shirt 8-10
€, Patch 50 Cent, CD 5-10 € alles vertretbare Preise)
und natürlich jede Menge Bier. Zurück am Rande des Geschehens
vergnügen wir uns bei CLITEATER, GODLESS
TRUTH und REQUIEM in der Form, das wir
mit den überall rumliegenden Tannenzapfen das Bier anderer
Leute zu treffen versuchen. Daraus entwickelt sich (wie sollte
es bei diesem Festival auch anders sein) eine Schlacht zwischen
den verschiedenen Gruppen. Nachdem wir uns alle unsere Bier versaut
oder umgeworfen haben, lauschen wir den fröhlichen Grindklängen
von EMBALMING THEATRE. Aber irgendwas stimmt
doch mit den Schweizern nicht. Der Drummer spielt Blastparts auf
der Snare, was ja an sich nichts Ungewöhnliches ist, wenn
man eine klassische Jazzhaltung des linken Stockes hat, dann aber
schon. Das geht irgendwie gar nicht was der da macht. Schwer beeindruckt
davon vertrödeln wir mit den mittlerweile auch schwer angetrunkenen
Leuten von SUFFERAGE die Zeit purem Blödsinn
bis etwa GRIDE vorbei sind mit. Es gibt wirklich kein anderes
Festival wo wirklich alle Leute so lustig und albern sind. Da
kannst machen was du willst, niemand ist in irgendeiner Form angepisst,
weil, es interessiert einfach keinen. Aber alle machen den Unsinn
mit. Das OBSCENE
EXTREME FESTIVAL ist mehr so die Satire eines Festivals.
Das kann echt nicht sein. Aber gut. Die Holländer ROMPEPROP
feiern auch gut ab und bestechen nicht nur durch ihre lustigen
Kostüme. Die japanische Fraktion BUTCHER ABC
bringt mich erneut ins staunen. Ein Drummer, eine Gitarre, ein
Sänger. Ich wusste nicht, dass man mit nur zwei Instrumenten
so einen schönen Lärm machen kann. Auch ohne Bass richtig
fett. NATRON weiß ich nicht mehr so genau,
aber dafür UNCURBED. Die haben echt alles
umgehauen. Crust Punk aus Schweden aber sowas von genial. Die
Stimmung kocht über. Ständig mindestens 6 Diver gleichzeitig.
Ich hab ja auch schon viel gesehen, aber noch kein Konzert wo
die Security springt. Die Security auf der Bühne hat sich
echt nur darauf beschränkt den Fans hoch zuhelfen oder halt
mit Anlauf selber zu springen. Unglaubliche Stimmung. Dazu fällt
mir nur der übliche Satz meiner Tochter beim rumtoben ein:
Nochmaaaaaaal! Mit den nächsten Schweden von GENERAL
SURGERY geht es dann genauso bombastisch weiter, wenn
auch jetzt im Death Stil. Macht nix wir sind ja flexibel. Da ich
nun wieder am toten Punkt angekommen bin, versuche ich bei LE
SCRAWL noch irgendetwas mitzubekommen, klappt aber nicht
wirklich. Liegt das jetzt am Bier oder an der Müdigkeit.
Ich beschließe mir darüber wenig Gedanken zu machen
und den Rest des Festivals vom Zelt aus zu genießen. Ist
ja eh laut genug. Bin leider ein wenig zu schnell eingeschlafen,
aber es war trotzdem lohnenswert. Ich bin mir immer noch nicht
sicher, ob man über Nacht Parkinson bekommen kann. Da das
Zittern aber nach etwa 3 Stunden aufgehört hat, gehe ich
von Alkoholnachwirkungen aus *lol* Definitiv das beste und entspannteste
Festival das es gibt. Nächstes Jahr wieder, nur hoffentlich
lassen die da auch mal Fleisch zu. 3 Tage Vegan-Food und ich brauche
eine Woche um meine Verdauung wieder hinzubekommen. Aber für
dieses geniale Festival bringt man gerne ein paar Opfer. See
you next year in Czech Republic.
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