Also
denn, Abflug 7 Uhr ab Köln nach Prag, heißt 6 Uhr einchecken.
Meine Mutter holt uns um 4.30 Uhr bei mir ab. Wer zum Teufel setzt
um diese Uhrzeit ’nen Flug an? Na was soll’s, nützt
ja nix. Da wir uns bis 2 Uhr bei mir „warmgetrunken“
haben wird der Flug mit der kleinen Propellermaschine mit 46 Plätzen
zum echten Erlebnis. Planmäßig um 8.30 Uhr gelandet,
nehmen wir es nun mit der Prager U-Bahn auf, die uns auch sofort
ohne Probleme zum Busbahnhof karrt. Dort nehmen wir schon mal
die ersten zwei oder drei Halben des guten Tschechischen zu uns.
Prima Frühstück. Der Bus fährt auch planmäßig
ab, irgendwie geht mir das alles zu glatt. Nun ja, von der Busfahrt
bekomm ich angesichts der 2 Stunden Schlaf nicht wirklich viel
mit. Ich wache in Hradec Kralove auf und draußen ist es
pechschwarz. Aha... da is also der Haken. Dann kommt ein Gewitter
vom Allerfeinsten... abwarten, noch sind wir ja nicht da. Dummerweise
spricht der Busfahrer ausschließlich tschechisch. Gut, also
Busgäste checken. Vor uns Italiener, war nix, hinten hör
ich Englisch. Schön, sind aber leider Engländer die
genausoviel Tschechisch sprechen wie ich. Neben mir ein junger
Mann – ah, er kann etwas Deutsch. „Frag mal den Busfahrer
ob er uns in Trutnov Na Bojisti rauslassen kann“ . „Ja,
ja, fahre Trutnov“. „äh nein ich meine...“.
“Trutnov nächste ich auch fahre“... ach was vergiss
es, wir nehmen ein Taxi. Trotz der sprachlichen Barrieren landen
wir am Festivalgelände. Mitten in der Menge ist einer mit
’ner Trillerpfeife zugange. Er trägt ein Deutschland
Trikot und verteilt gelbe und rote Karten. So, so, daher weht
der Wind. Apropos Wind, wir lassen gerade den ersten von 3 Regenschauern
an diesem Wochenende über uns ergehen. Zelt aufgebaut und
erstmal ins Restaurant -> mampfen. Hinter mir großes
Hallo, es dreht sich also um meine D.R.I. Kutte. Ich krieg 2 Rum
mit Zimt hingestellt, die ich leider runterkippen muß. Man
will die Leute ja nicht verärgern. Karl sitzt mir gegenüber
und ist offensichtlich ganz froh, das der Schnaps mich erwischt
hat. Hehe wart’s nur ab. Dann taucht auch noch Andrej auf,
ein Slowene der erst seine Deutschkenntnisse mitteilen muß,
brav mittrinkt und gröhlt, dann aber doch recht flott seinen
NOT-AUS gefunden hat und fortan in Thai-Chi Grundstellung auf
der Bank verharrt. Carsten ist mittlerweile mit unserem Festival-Azubi
Alex eingetrudelt. Ja ihr habt richtig gelesen. Alex war noch
nie auf nem Festival und hat sich fürs erste Mal das OEF
ausgesucht. Tough kann ich da nur sagen. Der erste Abend ist schnell
erzählt. Viel Bier, Musik von CD, dann ein paar Jungs die
ne Menge Lärm auf der Bühne produzieren. Nennt sich
„Industrial Noise“ und isses auch. Scheinen irgendwelche
Geräusche aus Werkhallen oder so zu sein. Ich bin zu müde
um mir darüber Gedanken zu machen und geh ins Bett. Einschläfernd
ist das Getöse ja, also wenigstens etwas. Stelle fest, nur
die Isomatte mitzunehmen war ne Scheiss Idee. Hab schon nach 10min.
Kreuzschmerzen. Na nicht zu ändern heute. Morgen kauf ich
mir ne Luftmatratze.
Freitag,
14. Juli
Saywhy?
- Pretty Little Flower - Mincing Fury And Guttural Clamour Of
Queer Decay - Squash Bowels - Dead Infection - Cripple Bastards
- Sinister - Internal Suffering - Wasteform - Splitter - N.C.C.
- Disturbance Project - Nailed - World Downfall - Lama Tematica
- D.H.I.B.A.C. - Smashed Face - Jig-Ai - Wargore - Eternal Bleeding
- Attack Of Rage
Als ich aufstehe
ist es 7.30 Uhr. Irgendjemand hat um 7 die Strasse eingeschaltet.
Erst alles ruhig, dann urplötzlich ein Auto nach dem anderen.
Durch mein lautes Schnarchen konnte der Rest eh nicht allzu gut
schlafen und ist offensichtlich ganz froh, dass ich auch endlich
wach bin. Wir beschließen ins Dorf frühstücken
zu gehen. Wir finden ein süßes Café in nem Hinterhof
mit ner noch viel süßeren Bedienung, die uns mit frischem
Kaffee und überbackenen Toast versorgt. Ein sauberes Klo
gibt’s hier auch, was will man mehr? Ok, der 2. Regenschauer,
war ja auch zu gut bis jetzt, aber wir sind mittlerweile eh in
nem Spielzeugladen wo ich die ersehnte Luma kaufe. Ich soll mich
nicht so anstellen meint Carsten, er hat auf dem Weg zum Auto
heut morgen mehrere Leute gesehen, die in ihren dünnen Watteschlafsäcken
(ihr kennt diese Dinger aus den 70ern, gell?) einfach so im Kies
gepennt haben. Ich entgegne, dass die auch 40 Jahre Entbehrungen
gewöhnt sind. Das ist jetzt echt nicht bös gemeint.
Karl hat auf dem Klo an seinem Bein ne Zecke entdeckt. Toll, weiß
wer was Zecke auf Englisch heißt? Wir jedenfalls nicht.
Die Idee war einfach die Hose runterzulassen und das Tier zu zeigen.
In der nächsten Apotheke erklärt der Carsten etwas,
was ich nicht so ganz mitbekommen habe. Die Apothekerin ahnt wohl,
dass wir das mit der Hose machen würden und zieht es vor
uns einfach so zu verstehen. Sie kommt mit ner Zeckenzange an,
alles wird gut. Das Tier aus Karl auszubauen verschieben wir auf
später. Auf einem kleinen Basar erstehe ich ein Trikot von
Zinedine Zidane, hätte ich gewusst, was ich damit anrichte...
aber dazu später mehr. Wir wackeln weiter durch die Stadt
bis zum Pipi-Grill. Ja der heißt so. Carsten und Alex wollen
schon wieder was essen, mein Magen ist momentan noch schwer damit
beschäftigt das Toast von vorhin drinzubehalten, so klinke
ich mich aus der Diskussion essen oder nicht essen erstmal aus.
Zurück am Gelände wird die Zeit bis zum ersten Gig sinnvoll
verbracht - mit Biertrinken natürlich. Da ständig flüssiger
Nachschub von oben reinfällt, gibt mein Magen irgendwann
auf und verhält sich ab sofort friedlich. Lediglich dieses
veganische Essen macht ihm noch etwas zu schaffen, was sich in
ziemlich merkwürdigem Geruch hinter mir bemerkbar macht.
Plumps! Irgendeiner ist im Bierzelt von der Bank gefallen. War
ich da jetzt schuld oder der Alkohol? Na ja wir haben ja alle
aus Top Gun gelernt, dass man niemals den Abgasstrahl kreuzen
soll. Ohne weiter drüber nachzudenken eiern wir zu den Zuschauerrängen.
Auf der Bühne tobt eine Grindcoreband nach der anderen, schwer
die auseinanderzuhalten. Schön angenehm lärmig sind
sie aber alle. Nun stellen wir uns am Bus an, um die offiziellen
Festivalshirts zu ergattern. Nachdem ich zweimal nen Platzhalter
brauche um das Bier wieder loswerden zu können, bin ich jetzt
fast dran. Vor uns noch ein paar Leute, die offensichtlich ihre
körperlichen Vorteile auszunutzen wissen. Carsten meinte
schon es ist recht ungewohnt, wenn man bei eigener Körpergröße
von 1,96m beim Reden hochschauen muss. Wir finden raus, das sind
die Leute von WORLD DOWNFALL. Ok, Shirts ins
Zelt geschmissen und wir schauen uns eben jene WORLD DOWNFALL
an, die jetzt grad da rumlärmen. Sehr geil vorgetragen, vor
allem weil der Sänger vor ner halben Stunde kaum geradeaus
gucken konnte. Dafür zieht er da ne echt beachtliche Show
ab. Bei dem folgenden Programm versuche ich ein wenig auszunüchtern
und bekomme erst WASTEFORM wieder ganz mit. Sichtlich
erleichtert, dass ich bei weitem nicht der Dickste hier bin, beeindruckt
mich, was der Sänger da macht. Angesichts seiner Masse hätte
er sich kaum bewegen dürfen, überzeugt aber alle vom
Gegenteil. Momentan glaub ich, kennt mich hier auf dem OEF
jeder. Hab seit heut morgen das Zidane Trikot an und bestimmt
schon 30 Kopfstösse vor die Brust bekommen. Für unsere
Antifußballer sei erklärt, das Zidane im WM Endspiel
dem Italiener Materazzi eben so einen Kopfstoß verpaßt
hat, nachdem dieser ihm einige sehr unschöne Sachen bezogen
auf seine Mutter oder Schwester gesagt hat. Dafür bekam er
halt die rote Karte. Ich hab es also geschafft beim OBSCENE
EXTREME FEST aufzufallen, was wirklich nicht leicht ist.
An den Rest der Bands kann ich mich nur vage erinnern, weil unser
Slowene Andrej mich wiedergefunden hat. Ich hatte ihm ein, mir
sowieso zu enges, Shirt geschenkt und er meinte er muß sich
jetzt bedanken, indem wir den 5L Kanister Wein leeren, den er
besorgt hat. Na so schlecht ist das Weinchen gar nicht, also stimme
ich zu. Während CRIPPLE BASTARDS, die alle
in italienischen Nationaltrikots auftreten (sind ja schließlich
auch Italiener), kommt ein Franzose zu mir und bittet mich ihm
das Trikot auszuleihen. Gesagt getan, er kämpft sich bis
zur Bühne durch, klettert hoch und verpasst dem etwas verwirrt
dreinschauenden Sänger eben jenen Kopfstoß. Erst wusste
keiner so recht was geschieht, dann bog sich alles vor lachen.
Viel Spaß für ca. 12€. Carsten hab ich irgendwo
verloren, Alex hat schon aufgegeben, Karl liegt vor mir auf dem
Rücken und bekommt von einem Rumänen selbstgebrannten
Slivovitz eingeflößt, dem ich diesmal entrinnen konnte.
Er sieht auch nicht mehr allzu gut aus, den Karl mein ich, nicht
der Slivovitz – obwohl der auch. Ich meine mich erinnern
zu können, dass ich mit irgend jemand über Bierbrauen
gequatscht hab und von einem Russen gelernt habe, dass man unter
Freunden nicht Nasdrovje sagt. Was man sagt, konnte ich mir allerdings
nicht merken. Bleibt noch zu erwähnen, das am Nachmittag
der 3. Regenschauer runterging. Ab sofort hält das Wetter.
Samstag,
15. Juli
Uprise
- Defeated Sanity - Nashgul - Bathtub Shitter - Blockheads - Dismember
- Gut - Skitsystem - Driller Killer - Massgrav - Fleshless - F.U.B.A.R.
- Pisschrist - Fromtheashes - Alienation Mental - Mumakil - Toxic
Bonkers - Epitome - Sickback - Putrified - Acroholia - Tears Of
Decay - Sylvester Staline - Septycal Gorge - Bolesno Grinje -
Bufo - Spasm
Am nächsten
Morgen dasselbe Frühstücksprozedere, aber diesmal ohne
die nette Bedienung. Die hatte frei, wahrscheinlich wegen uns.
Geschmeckt hat es trotzdem gut. Wieder zurück rattern grade
BOLESNO GRINJE auf der Bühne rum. SPASM
und BUFO hammer also schon verpasst. Na wird
schon nicht so schlimm sein. Zum aktuellen Geschehen kann ich
nicht viel sagen, hab nicht zugehört. SEPTYCAL GORGE
gefallen mir schon ganz gut. Nett lärmig für den frühen
Morgen. Jetzt kommen SYLVESTER STALINE. Sehr
geiler Crustcore aus Frankreich. Sehr witzig vorgetragen, vor
allem weil der Sänger sich fast den ganzen Gig im Moshpit
aufhält (mit Kabelmikro!) und dort auch sehr aktiv mitwirkt.
Die letzten zwei Stücke ist der Basser mit seinem Instrument
auch dort anzutreffen. Auf die Anweisung der Security, sie hätten
noch 5 Min. Zeit übrig entgegnet der Sänger kurzerhand:
„Cool time for another 10 Songs“. Ok, es wurden ein
paar weniger, aber trotz allem sehr, sehr schön. Der Drummer
spielte trotz seiner gebrochenen Hand ein Wahnsinnstempo. Jedenfalls
war die Hand sehr dick, er hatte Tags zuvor die falsche Frau angegraben
und auf die Fresse bekommen. Na ja, shit happens. Er schien jedenfalls
nicht sonderlich beeindruckt davon und war sehr erfreut über
unsere positive Reaktion auf den Gig. Nun die Ostfriesen TEARS
OF DECAY. Die machen ne Menge Spaß und übertreffen
weit das Erwartete. Wir haben gestern schon mit denen gequatscht
und viel Spaß gehabt. Das hier ist echt fein. Brutal Death
ohne Schnörkel, so soll es sein. ACROHOLIA
schenken wir uns jetzt. Nur Drums und eine Gitarre ist etwas dürftig.
Ist auch so nicht sonderlich einfallsreich was die Serben da machen.
Ich wackel lieber über den Metalmarkt und erstehe etliche
Demo CD’s für jeweils nen Euro. Pünktlich zu FUBAR
wieder an der Bühne, bin ich jetzt schon überrascht,
was da mittlerweile los ist. Schön Kick Ass was die Jungs
da spielen und vor der Bühne, man das muss weh tun was die
da machen. Bestätigung ne Viertelstunde später. Mark
und einer der Jungs aus Freiburg haben ihre Brille gegen ein blaues
Auge getauscht und sind fortan mit Sonnenbrille unterwegs. Weniger
wegen dem blauen Auge, sondern um überhaupt noch was sehen
zu können, da die Sonnenbrille Sehstärke hat. FLESHLESS
sagen leider ab, weil die Frau des Gitarristen sich verletzt hat
und sie sich um sie kümmern wollen. Wir wünschen ihr
natürlich auf diesem Wege alles Gute und gute Besserung.
MASSGRAV und DRILLER KILLER
sagen mir grad nichts. Bin auch sehr beschäftigt. Zum einen
mit dem Ostblock Kollegen, der neben mir beim Pinkeln gestolpert
ist und nun den Hang runterrollt, während er weiterpinkelt
natürlich, grade fertig ist und versucht hochzukommen und
sich wieder marginal anzuziehen, was ihm kläglich gelingt.
Er ist auch weitergegangen nachdem er nur noch dreimal in die
selbst fabrizierte Lache gefallen ist. Zum anderen bin ich sehr
abgelenkt von Dani. Ein Mädel von der Wermelskirchener Gruppe,
die mich nicht nur wegen ihrer roten Haare fasziniert. Mann, ist
die süß. Aber lassen wir das, ist ja kein Groschenroman
hier. Zwischendurch hab ich aufgrund des Zidane Trikots von dem
Kollegen aus Wermelskirchen mehrfach die rote Karte gezeigt bekommen.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die italienische Mannschaft
nicht mag, weil das Mädchen sind die nur petzen können,
mich aber mit den Italienern neben mir recht gut verstehe, weil
uns im Grunde Fußball total egal ist. Jetzt sind SKITSYSTEM
dran. Geil! Genau das, was ich erwartet/gehofft hatte. Schnell,
hart, lustig, volles Brett. In den Moshpit trau ich mich angesichts
meines noch nicht ganz verheilten Armbruchs nicht. Sieht auch
etwas Aua aus was da passiert. Dann kommen GUT,
die ich persönlich jetzt nicht so doll finde. Showmässig
ja, aber mir ist die Mucke zu langsam. Der Deep-Throat-Contest
ist ziemlich witzig, leider macht nur ein Mädel mit, die
natürlich gewinnt. DISMEMBER ballern volles
Programm los, was auch nicht anders zu erwarten war. Sehr geiler
Headliner, obwohl mir wiedermal Collection By Blood fehlt,
aber sei es drum. BLOCKHEADS bemühen sich
nach Kräften, aber nach diesem Headliner zu spielen ist wahrlich
keine leichte Aufgabe. Ich warte jetzt eigentlich nur noch auch
BATHTUB SHITTER. Japanischer Grindcore ist immer
lustig. Der Sänger tanzt in herrlichem Taek-Won-Do Stil während
des ganzen Gigs auf der Bühne rum. Wechselt zwischen Grunts
und hohem Gekreische. Ok, auch live taugen die Badewannenscheisser
was. Da mir mittlerweile außer dem Kopf alles weh tut, ja
ich weiß auch Mädchen, beschließe ich den Rest
vom Zelt aus zu genießen. Was mir natürlich nicht gelingt,
da ich eingeschlafen bin, bevor die nächste Band angefangen
hat.
Eine Frage
bleibt noch: Was müffelt hier eigentlich so? Ist das der
Rest von dem Romadour, den ich heut morgen erstanden aber nicht
aufgegessen habe oder sind das meine Füße? Nachdem
ich den Rest-Romadour auf dem Luftwege Richtung Strasse entsorgt
hab, merke ich, es sind meine Füße. Scheiße,
hätte ich den ja doch noch essen können. Egal. So oder
so, es ist und bleibt das beste, coolste und entspannteste Festival.
Das es gibt und ich bin definitiv nächstes Jahr wieder hier.
Auch wenn man mir im Security-Bereich des Prager Flughafens meine
Digicam aus der Reisetasche geklaut hat. Na ja, müssen wir
halt mit Carstens Fotos vorlieb nehmen und mit denen der OBSCENE
EXTREME Foto Gallery. Anway, stay hard, stay sick, stay
obscene. See ya next year, bye - Snork.