Recht
kurzfristig ergab sich für das NH noch die Möglichkeit,
ein Konzert der aktuellen OOMPH!-Tour zu besuchen;
dank des unkomplizierten Handling seitens GUN/Sony BMG. So machten
wir uns denn bei absolutem Sauwetter am Samstag auf nach Köln
zur ausverkauften Live Music Hall.
Zu diesem Laden muss ich leider auch einleitend einige negative
Worte vermerken. Neben Umständen, die nicht unbedingt durch
den Betreiber zu lösen sind (z.B. die katastrophale Parkplatzsituation)
gibt es durchaus Punkte, die sich sehr wohl besser abwickeln lassen.
So kann mir z.B. niemand erzählen, dass für dieses Konzert
nicht zu viele Karten verkauft worden sind, was natürlich
eine teilweise qualvolle Enge zur Folge hatte. Besonders frappierend
war in diesem Zusammenhang dann die nicht existente (oder nicht
funktionierende?) Lüftung, so dass in der Halle trotz einer
Außentemperatur um die 12-13 Grad eine absolute Saunaatmosphäre
vorherrschte, und das bereits bei unserem Eintreffen gegen 19:30.
Kein Wunder also, dass ich auf einem Konzert schon lange nicht
mehr so viele Fans mit Kreislaufproblemen gesehen habe. Ein Schelm,
wer sich da bei den horrenden Getränkepreisen (2,20 €
für eine kleine Cola) was Böses denkt…
Prima fanden
wir es auch, dass sich bei unserem Eintreffen die zweite Band
SAMSAS TRAUM bereits mitten in ihrem Set befand,
obwohl wir nur eine halbe Stunde nach der offiziellen Einlasszeit
(19:00) in der Halle eintrafen.
A_LIFE [DIVIDED] haben wir so komplett verpasst;
für Leute, die Geld für drei Bands ausgegeben haben,
ist so etwas verständlicher Weise mehr als ärgerlich.
Dafür habe ich allerdings auch noch nie eine Konzerthalle
gesehen, die so konsequent so schnell von den lokalen Ordner geleert
wurde. Man hatte fast keine Zeit mehr, seine Jacke anzuziehen…
Aber kommen
wir nun zu den Sachen, die wir zwischendurch noch mitbekommen
haben. Wie gesagt, SAMSAS
TRAUM befanden sich bereits mitten in ihrem Set.
Nach dem Schreckerlebnis mit deren erster CD habe ich mich ehrlich
gesagt nie wieder mit dieser Band befasst, und so war ich über
das gebotene doch recht erstaunt. Für mich klangen die vier
Stücke, die wir noch mitbekommen haben, wie eine Mischung
aus NDH und etwas (zu) fröhlichem Gothic, wohingegen die
Texte irgendwo zwischen Deutscher Betroffenheits-Lyrik bzw. Möchtegern-Poesie
schwankten. Trotz dieser vielleicht etwas wirren Beschreibung
waren die Stücke selber erstaunlich eingängig, was sich
auch in den durchaus positiven Publikumsreaktionen zeigte. Insgesamt
gesehen war das aber dann doch nicht mein Ding, aber immerhin:
ich hatte deutlich schlimmeres erwartet…
Nach einer
erfreulich kurzen Umbauzeit und einem Intro vom Band enterten
dann schließlich OOMPH!
die Bühne und wurden von Beginn an vom zwar fast ausschließlich
in schwarz gekleidetem, aber altersmäßig extrem gemischten
Publikum (zwischen 8 bis über 50 war alles dabei) frenetisch
abgefeiert. Eigentlich hatte ich nach den diversen Chartserfolgen
der letzten Jahre irgendwie mehr Show und mehr Schnickschnack
drum herum erwartet, wurde jedoch in dieser Hinsicht angenehm
enttäuscht. Dero trug seine bekannte Zwangsjacke, während
Crab und Flux sowie der Bassist in schwarze Soutanen gehüllt
waren (und mir somit bei der Hitze echt leid taten), die Lightshow
war simpel, aber effektiv, und der einzige sonstige Effekt bildete
eine Videoleinwand im Hintergrund. Diese beschränkte sich
zumeist mit einigen Farbspielereien, lediglich bei Sex hat
keine Macht wurde eine silikon-geschädigte, mit sich
selbst beschäftigte Blondine eingespielt.
Statt sich mit Äußerlichkeiten aufzuhalten, boten OOMPH!
also lieber eine mitreißende Rockshow, bei der sie es richtig
krachen ließen! Mit viel Power wurden alte und neue Hits
dargeboten, wobei sich die Auswahl natürlich auf die beiden
letzten Alben konzentrierte, aber auch Stücke bis einschließlich
des Defekt-Albums berücksichtigt
wurden. Besonders herausragend waren dabei aus meiner Sicht Unsere
Rettung, Fieber, Mitten ins Herz (in einer wahrlich brachialen
Version; sehr geil! Und nebenbei konnte man noch mal prima hören,
woher Rammstein früher ihre Einflüsse bezogen haben…),
Dein Feuer und Mein Schatz. Bereits beim vierten
oder fünften Stück betätigte sich Sänger Dero
als Crowd-Surfer, ansonsten hatte jedoch er die Meute stets in
der Hand und konnte sich so sogar einen Rückzieher beim spontan
improvisierten Wet-T-Shirt-Contest leisten, bei dem jeweils ein
Männlein und Weiblein gleichermaßen auf der Bühne
ihre Brust präsentieren durften.
Mit Gekreuzigt (über das sich übrigens, wie
auch über manch andere Texte, vor den hohen Chartsplatzierungen
der Band kein Journalist in Deutschland aufgeregt hat; aber warum
auch?) wurde dann der Endspurt des regulären Sets eingeläutet,
der mit Augen auf seinen krönenden Abschluss fand.
Trotz des bereits sehr kräfteraubenden Abends (was man übrigens
verständlicher Weise den Musikern ansehen konnte) sang das
Publikum auch hier noch lauthals mit und forderte anschließend
vehement nach einer Zugabe, die sich aus Brennende Liebe
und (erwartungsgemäß) aus Gott ist ein Popstar
zusammensetzte. Die Leute wollten aber noch mehr, so dass nach
einer etwas längeren Pause zu meiner Überraschung noch
das geniale Menschsein gespielt wurde, eines meiner Lieblingsstücke
vom neuen Album GlaubeLiebeTod.
Überhaupt muss ich sagen, dass OOMPH! wirklich
einen klasse Auftritt hingelegt und dabei richtig Arsch getreten
haben. Sicherlich sind einige Stücke neueren Datums nicht
mehr so rabiat ausgefallen wie das ganz alte Material, aber live
verwischen diese Abstufungen doch ausreichend genug, um einen
deutlich homogeneren Eindruck zu erzeugen, als wenn man sich die
Studioaufnahmen anhört. Dazu tragen natürlich auch das
tighte Zusammenspiel der Musiker sowie die Qualitäten Deros
als Sänger und Entertainer bei. Auch wenn ich natürlich
trotzdem auch gerne mal wieder Stücke wie Das ist Freiheit,
Feiert das Kreuz oder Sex gehört hätte…
Das Publikum hatte aber immer noch nicht genug, so dass schließlich
Dero noch einmal auf die Bühne kam und ganz alleine Ich
will deine Seele anstimmte, wobei er den Refrain dann komplett
von den Fans singen ließ. Ein schöner Abschluss für
ein, bis auf diverse Begleitumstände, wirklich gelungenes
Konzert. Erwähnenswert übrigens auch noch der überaus
gute Sound, der trotz ohrenfreundlicher Lautstärke für
genügend Druck und Power sorgte. Daran könnten sich
andere Bands durchaus mal ein Beispiel nehmen, ebenso an den fast
zwei Stunden Spielzeit des Hauptacts! Bleibt nur die Frage, warum
OOMPH! nicht längst in größeren
Hallen (Fassungsvermögen zwischen 2000-3000 Leute) auftreten?
Setlist: Fragment (?) (Intro) / Träumst
Du / Unsere Rettung / Keine Luft mehr / Du willst es doch auch
/ Fieber / Wenn Du weinst / Die Schlinge / Supernova / Sex hat
keine Macht / Mitten ins Herz / Das letzte Streichholz / Dein
Feuer / Das weisse Licht / Mein Schatz / Dein Weg / Gekreuzigt
/ Niemand / Augen auf // Brennende Liebe / Gott ist ein Popstar
// Menschsein // Ich will deine Seele (acapella)