Temperaturen
um den Gefrierpunkt und ein grässlicher Schneeregen empfangen
die angereisten Fans, die bereits kurz vor Einlass eine ellenlange
Schlange vor dem Backstage bilden. Vorfreude herrscht unter jenen,
die eine der heiß begehrten Eintrittskarten im Vorverkauf
erstehen konnten, verzweifelte Gesichter sieht man aber auch einige
– die Karten waren bereits über eine Woche vor Konzerttermin
restlos ausverkauft, und das, obwohl sich zeitlich rund um den
OPETH Gig einige Hochkaräter wie Enslaved, Satyricon
oder Moonspell dazu entschlossen haben, München ebenfalls
unsicher zu machen. Dies beweist eindrucksvoll, wie angesagt die
Schweden momentan sind, denn mit rund 30 € ist der Eintrittspreis
alles andere als günstig.
Vom zeitigen
Ansturm der Fans profitieren die beiden Vorbands THE OCEAN
und CYNIC.
Die Multikultitruppe aus Berlin kann bei einem Teil des Publikums
durchaus einiges bewegen. Im Vorfeld habe ich noch nichts von
den Jungs gehört, bin dann doch etwas überrascht angesichts
der Durschlagskraft ihrer Songs, welche durch eine sehr beherzte
Liveperformance deutlich verstärkt wird. Für meinen
Geschmack fehlt mir ein wenig das Originelle im Sound, der zuweilen
an den noisigen Rock von Cult Of Luna oder an den apokalyptischen
Doom von Neurosis erinnert. Dennoch gehen einige Fans bereits
ab und verabschieden :: THE
OCEAN :: nach einer knappen halben Stunde mit wohl
verdientem Applaus.
Die zweite
Band im Billing sind die Amis :: CYNIC
:: , die als ewiger Geheimtipp 1994 erstmals zu Grabe
getragen wurde, nachdem der Bassist Sean Malone die Band verlassen
hatte. 2007 stand die Band dann für viele völlig überraschend
wieder auf den Brettern und durchstreiften Europa auf einer kleinen
(Festival-)Tournee.
Anhand einer Menge CYNIC Shirts kann man heute im Publikum
sachte den Beliebtheitsgrad der Frickelkünstler der anspruchsvollen
Art ersehen – was auch zeigt, dass nicht unbedingt alle
Anwesenden nur wegen dem Hauptact angereist sind.
Dass die Amis auf der Bühne keine großartige Show mit
Handstand und dergleichen bieten würden, sollte jedem von
vornherein klar sein. Denn hier wird nicht nur jazzig gefrickelt,
sondern nahezu jeder Song hat neben gefühlten 150 Riffs auch
noch so viele Sounds bzw. Effekte im Gitarren-, Bass und Gesangsbereich
zu bieten, was höchste Konzentration der Musiker erfordert.
Und das wirkt sich dahingehend aus, dass die überwiegend
neuen Lieder technisch einwandfrei umgesetzt werden und die Fans
sich kaum zurückhalten können. Diejenigen jedoch, die
mit den Songs nicht vertraut sind, blicken gebannt in Richtung
Bühne und bewundern die Skills der Musiker. Ein Funke will
dabei jedoch nicht überspringen, denn zu statisch sind die
Jungs damit beschäftigt, ihre Instrumente zu bedienen. Zudem
ist Paul Masvidals (der zusammen mit CYNIC Schlagzeuger
Sean Reinert Chuck Schuldiner beim Götteralbum Human unter
die Arme griff) Stimme sehr eigen. Nichtsdestotrotz ein gelungener
Einstieg, auch wenn für mich persönlich die halbe Stunde
Spielzeit völlig ausgereicht hat.
Songlist: Nunc Fluens, The Space For This, Evolutionary
Sleeper, Celestial Voyage, Adam’s Murmur, King Of Those
Who Know, Integral Birth
Die beiden
Bands waren im Vergleich zu dem, was jetzt kommen wird, nur schmückendes
Beiwerk. :: OPETH
:: sind seit Jahren eine der ganz großen Nummern
im Metal Bereich und schon seit jeher ein Garant für vorzügliches
Liveentertainment. Und die Schweden sind auch heute wieder bestens
aufgelegt, wie mir der gut gelaunte Keyboarder Per bei einem Gespräch
kurz vor Einlass bestätigt. Die „Neuen“ Fredrik
und „Axe“ sind ja jetzt auch schon seit einiger Zeit
mit dabei, weswegen ich mir keine Sorgen mache, dass die beiden
noch nicht richtig integriert worden sind. Denn das sind sie definitiv,
wie der folgende Auftritt eindrucksvoll beweisen wird.
Die Band entert zu den letzten Klängen des Intros (auch diesmal
wurde als Verbeugung vor den deutschen Ausnahmekrautrockern Popol
Vuh ein Stück des schaurig-schönen Nosferatu Soundtracks
gewählt, wobei die Wahl auf das aufwühlende Through
Pain To Heaven fiel) die Bühne und als die ersten Töne
von Heir Apparent ertönen, ist das Münchner Publikum
nicht zu bremsen. Die Band spürt das und liefert dem dankbaren
Publikum eine intensive Show als Gegenleistung, die Kommunikation
zwischen Band und Fans funktioniert prima. Vor allem Mikael ist
wieder klasse aufgelegt und stellt seine Entertainerqualitäten
einmal mehr unter Beweis. Weiter geht’s mit dem Ghost
Reveries Hit The Grand Conjuration. Der Song hat
sich als Livegranate erwiesen und ist bei einem OPETH Konzert
gar nicht wegzudenken. Hitgespickt verläuft der Rest des
Auftritts, egal ob es sich dabei um den Nackenbrecher Deliverance
mit seinem Jahrhundertoutro, Hope Leaves als kurze Verschnaufpause
oder The Lotus Eater mit dem gewagten, aber äußerst
effektiven Cleangesang über den Blastbeats (der Song fordert
mit seinen schnellen Wechseln zwischen cleanen und gebrüllten
Vocals einiges von Mikael ab – für den Frontmann aber
kein Problem!) handelt. Für Fans älterer Alben fiel
die Wahl diesmal auf Godhead’s Lament vom Still
Life Album und Demon Of The Fall (My Arms,
Your Hearse), der Bandhymne schlechthin, welcher auch
den Schlusspunkt des regulären Gigs setzt. Das Münchner
Publikum lässt sich aber nicht so leicht abspeisen und fordert
lautstark nach einer Zugabe. OPETH belohnen das Publikum,
indem sie sich mit The Drapery Falls vom bis zu diesem
Zeitpunkt völlig außer Acht gelassenen Blackwater
Park Album endgültig verabschieden.
Songlist: Heir Apparent, The Grand Conjuration, Godhead’s
Lament, The Lotus Eater, Hope Leaves, Deliverance, Demon Of The
Fall // The Drapery Falls
Bleibt abschließend
festzuhalten, dass das bunt gemischte Publikum von jung bis alt
voll auf ihre Kosten kam, auch wenn die Songauswahl von OPETH
zu einem gewissen Grad vorhersehbar war. Die beiden Supportbands
CYNIC und THE OCEAN wurden vom Publikum fair behandelt,
haben mit Sicherheit auch den einen oder anderen neuen Fan hinzugewonnen.
So muss das sein!