<< archive
 

  

Scorpion Child - Zodiac

 
2013-11-01 Essen - Turock

[Dajana] ORCHID hatten mit ihrem Auftritt beim Rock Hard Festival (ihrem ersten Metal Festival) ordentlich für Furore gesorgt und sich somit in das Bewußtsein des gemeinen Metallers katapultiert. Ein halbes Jahr später erobern die Kalifornier auf ihrer ersten europäischen Headlinertour die Metalclubs und spielen vor ausverkauftem Hause. Zumindest beim Tourauftakt im  - wo auch sonst - ausverkauften Turock. Was für ein grandioser Start! [BRT] Nun, ein bisschen länger mischen ORCHID den schon gefühlt ewig grassierenden Retro-Rock/Classic-Rock Trend/Hype schon auf… das sie da dann doch nur im relativ kleinen Turock spielen wundert mich schon ein wenig.

:: Fotos ::

[Dajana] Den Anfang machen überraschend die Münsteraner :: ZODIAC ::, (im Übrigen neben Long Distance Calling aus den Mitgliedern der verblichenen Misery Speaks hervorgegangen) die heute und bei einigen anderen ausgewählten Shows mit von der Partie sind. Leider fangen ZODIAC sehr zeitig an, so daß die Hälfte der Fans noch draußen steht und Einlaß begehrt und spielen auch nur sehr kurz, nämlich nur 4 Stücke (vom just veröffentlichten und überaus hochgelobten Zweitwerk A Hiding Place, sowie dem grandiosen Kracher Coming Home vom Debüt A Bit Of Devil). Diese 20, 25 Minuten sind dann aber auch eine Offenbarung, zumindest für mich, da ich ZODIAC bisher weder live gesehen noch mir ihren Alben angehört habe. Ich weiß… Schande über mein Haupt! 
ZODIAC hatten eine Orgel dabei, deren Tastenmensch allerdings gipsbeinbedingt sehr ruhig in der Ecke agierte. Der Sound war recht undifferenziert und sollte es auch bleiben. Dafür hatten ZODIAC im nachhinein betrachtet das beste Licht ;) Großartige und leider viel zu kurze Show! [BRT] Zu sehen bekomme ich Dank ewiger Einlass-Schlange nur zwei sehr runde Songs, irgendwo zwischen ZZ Top, Free und Thin Lizzy klingend, die allerdings die Messlatte für die folgenden Bands verdammt hoch legen. Und der Sänger erst, Superstimme, Mann! Überzeugender Start von ZODIAC!!!

Setlist: Downtown, Free, Believer, Coming Home

[Dajana] Danach geht es ruckzuck mit den Texanern :: SCORPION CHILD :: weiter, die ebenfalls im klassischen, 70s beeinflußten heavy Rock beheimatet sind und mit ihrem im Sommer veröffentlichten selbstbetitelten Debüt für Höchstnoten sorgten. Musikalisch sind SCORPION CHILD sicherlich großartig aber für mein Empfinden irgendwie zu langatmig, auch wenn die Musiker ausgesprochen lebhaft auf der Bühne agierten. Will heißen, so richtig gepackt hat es mich nicht. Hmm…
[BRT] Die Led Zeppelin Worshipper SCORPION CHILD legen los was das Zeug hält und brettern fast durchgehend im High-Action-Full-Speed-Ahead Modus durch ihre Songs, wodurch leider völlig jegliche Dynamik flöten geht. Klar, rockt wie Hulle und Charisma haben die Jungs auch, aber irgendwie bleibt da leider wenig hängen. Okay, Rock, nä… also ne gute Show war es dann doch.

[Dajana] Das wiederum schafften anschließend die :: BLUES PILLS ::, von denen ich im Vorfeld schon jede Menge gehört hatte und die mir wärmstens ans Herz gelegt worden waren. Hier steht natürlich die wunderbare Elin Larsson, die zwar nicht wie Janis Joplin aussieht, aber was Charisma und Stimme betrifft, durchaus Qualitäten dieser Legende aufzuweisen hat. Die Band ist ja insgesamt noch sehr jung, bei Gitarrist Dorian Sorriaux mußte ich dann aber doch schmunzeln, der mich im Übrigen an Anathemas Vincent Cavanagh mit Anfang 20 erinnerte ;) [BRT] Wenn Nuclear Blast auf einen Trend aufspringen, muss das nicht unbedingt etwas Gutes über die Qualität der Bands aussagen… bei den BLUES PILLS liegen sie jedoch verdammt gut im Rennen… Die Jungs um die megacharismatische Frontfrau Elin Larsson huldigen und wildern auch mehr in den spät-60ern und vermeiden das leidige zitieren bei Led-Sabbath-Purple. Fleetwood Mac und Janis Joplin, sowie der britische Bluesrock aus dieser Zeit sind da schon passendere Referenzen. Das Gebräu hat reichlich Seele, Flow und Dynamik und rockt auch ohne durchgehend Vollgas zu geben.
Setlist: Intro, Black Smoke, Astral Plane, Dig In, Bliss, Little Sun, Mind Exit, Giver, Devil’s Man

[Dajana] Bei :: ORCHID :: wurde es dann sehr kuschlig vor der Bühne (und zeitweilig speziell rauchgeschwängert). Es dauerte mit dem Umbau dieses Mal ein bißchen länger, keine Ahnung, was das Problem war. Als es dann aber mit Heretic losging, fing das ausverkaufte Turock an zu brodeln und einige Mädels an zu kreischen (Basser Keith Nickel schien es ihnen besonders angetan zu haben). Sänger Theo Mindell zog es vor, nicht mit dem Publikum zu interagieren. Stattdessen hatte er immer was mit seinen Bandkollegen zu besprechen oder blätterte hektisch in seinem übergroßen Textbuch, dessen Seiten nicht nach der Setliste sortiert waren ;) Gut, es war der erste Tourtag, da geht immer noch so einiges schief. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Bei der Songauswahl kein Wunder. Nach Black Funeral machte Theo den Oberkörper frei, klatschte sich vielsagend auf seinen doch recht runden Bauch, grinst und macht ungerührt weiter im Programm. Eine gute Stunde spielen ORCHID und gönnen uns anschließend noch 2 Zugaben, bevor sich die Bands im Publikum blicken lassen und das Turock flink für den Discobetrieb geräumt und wiederhergestellt wird. Da die Musik dann doch sehr zu wünschen läßt, geht es trotz Partyanflügen recht zeitig nach Hause. Was für ein großartiger Abend!
ORCHID werden übrigens im nächsten Jahr auch auf dem Party San Open Air spielen, nur, um das eben noch zu erwähnen ;)
[BRT]Black Funeral oder Capricorn sind veritable Hits, keine Frage, dennoch ging ORCHID nach ca. 40 Minuten zunehmend der Dampf aus, was vermutlich vor allem an Theo Mindell arg limitiertem Stimmvolumen lag. Auch hier wurde gerockt, was das Zeuch hält, aber im Vergleich zu den wesentlich „lebendigeren“  Zodiac und Blues Pills wurde hier ganz klar der Kürzere gezogen.
[Dajana] Vielleicht lag das auch einfach nur daran, das vier Bands mit nahezu gleicher musikalischer Ausrichtung einfach zuviel sind…
Setlist: Heretic, Mouths Of Madness, Capricorn, Silent One, Eastern Woman, Masters Of It All, Black Funeral, Eyes Behind The Wall, Down Into The Earth, He Who Walks Alone // Wizard Of War, Saviours Of The Blind

 

story & pics © Dajana