Welches
Ambiente für ein Metal-Festival könnte schöner
sein als jenes einer ehrwürdigen Burgruine? Zuvor war mir
die Reinsberger Arena gänzlich unbekannt – nach diesen
2 Tagen würde ich aber gerne noch öfter einen Besuch
abstatten! Eine Handvoll österreichischer Bands hatte zum
Feiern eingeladen, und Veranstalter Juxx lockte obendrein mit
internationalen Headlinern.
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Fotos ::
Tag
1 – 08. September 2006:
Da
kann nichts mehr schief gehen, dachte ich mir, doch ein paar Tage
vor dem Start mussten BEHEMOTH ihren Auftritt
aufgrund einer Verletzung von Drummer Infernal leider absagen,
was die Veranstalter hart zu treffen schien – der Besucheransturm
war eher mäßig und so tummelten sich bei den eröffnenden
FACIAL CLIMAX nur zwei Handvoll Besucher vor
der Bühne und brachten gerade noch die ersten zwei Reihen
voll. Die Jungs spielten eine moderne Art des Thrashmetal, erinnerten
an Soulfly und hatten trotz des spärlich entgegengebrachten
Interesses laut Aussage des Sängers auch ihren Spaß.
Zitat: „Wenn die Leute mitmachen, macht’s viel Spaß,
wenn nicht, genauso!“ Mit dieser optimistischen Herangehensweise
konnten FACIAL CLIMAX dann auch einige Zuhörer
zum Bangen animieren, wobei die Parts mit den cleanen Gitarren
gut rüberkamen.
Anschließend gab es eine handfeste Überraschung in
Form von IN CREPO, denen wirklich nichts heilig
zu sein schien, alle Musikrichtungen wurden in einen Topf geschmissen
und ordentlich umgerührt! Dabei wirkte die Mischung aber
keinesfalls chaotisch oder planlos, nur musste man an jeder Ecke
mit interessanten Wendungen rechnen. Zu Beginn gab es Probleme
mit der Technik, so konnte der Fiedler sein Können mit verrückten
Klängen erst nach dem dritten Lied zeigen. Die drei Coverversionen
verschiedenster Art umschrieben vage das Sammelsurium an Ideen
im Sound dieser um Abwechslung bemühten Band: Satyricon,
Iron Butterfly und Iced Earth wurde die Ehre erwiesen, in jedem
Fall gelungen! Am besten kam in meinen Gehörgängen der
schnellste Song des Abends an, der den Titel When The World
Turns To Hell trug. Abgefahrene Rhythmen in der Tradition
von Death oder Cynic trafen auf Soli, die an Iron Maiden gemahnten.
Auch der Gesang passte sich der hervorragenden instrumentalen
Leistung an und brillierte durch die Verwendung aller Stimmlagen
von kreischend über grollend bis klar. Bei Interesse checkt
die Seite der Band und bestellt das Demo!!!
In
eine ganz andere Kerbe schlugen die BASTARD PEELS,
die Jungs scheinen ganz schön eine Schraube locker zu haben.
Ihr lustiger Grindcore mit gelegentlichen Doom-Einlagen war kurzzeitig
unterhaltsam, aber nach einer Weile ein wenig ermüdend. Die
Mischung klang als würden Mortician mit Fantomas und Strapping
Young Lad gemeinsame Sache machen. Dabei sprang der Sänger
wie ein Irrer herum, schnitt Grimassen ohne Ende und kündigte
seine sinnlosen Songtitel wie Bert oder Öl
(ohne Gewähr, hehe!) mit noch sinnloseren Worten an und -
hatte seinen Spaß dabei. Das eine oder andere Schmunzeln
kam auch mir über die Lippen – auf jeden Fall war das
musikalische Programm sehr vielseitig und abwechslungsreich, da
kann ich nicht klagen!
Die
meisten Besucher hatten aber sicherlich auf AGATHODAIMON
gewartet, wie ich selbst auch und an diesem Abend passte zu Beginn
der Show einfach alles: sehr fein ausgewählte Songs quer
durch alle Alben wurden dargeboten; angefangen bei älteren
Stücken wie Tristetea Vehementa oder Ne Cheama
Pamintul über An Angels Funeral bis zur immer
noch aktuellen CD Serpent's Embrace kamen
Lieder von allen Veröffentlichungen zum Zuge. Leider bereitete
nach einer halben Stunde der Stromteufel dem Spaß ein Ende,
für etwa 40 Minuten ging akustisch gar nichts mehr. Da die
Rufe nach einer Unplugged-Show unerhört blieben, versuchte
sich Sänger Akaias im Feuerspucken und verbrauchte einige
Liter Spiritus, sodass ihm später fast die Stimme den Dienst
versagte. So wurde die Menge bei Laune gehalten und nach langer
Wartezeit ging es dann auch noch eine halbe Stunde im Programm
weiter. Die Stimmung war jedoch ein wenig abgeflaut, was im Endeffekt
gut verständlich ist. Der Band ist es hoch anzurechnen, dass
sie gute Laune zum bösen Spiel machte und alles versuchte,
um eine gute Show zu bieten. Alle Achtung!
Tag
2 – 09.September 2006:
Als
erste Band des 2.Tages bringen uns SALVATOR Death
Metal mit schwedischen Melodien. Wir hören leider nur die
letzten beiden Lieder, doch diese klingen viel versprechend. Die
Affinität zum skandinavischen Death Metal wird durch eine
Coverversion von Amon Amarth noch deutlicher.
FREAKAZOID
bringen eine gehörige Portion Hardcore in ihre Musik ein
und die Zuschauerreihen lichten sich zusehends. Gezählte
9 Besucher standen vor der Bühne, im Laufe des Konzerts konnte
allerdings eine erhebliche Steigerung auf 13 erreicht werden.
Die meisten Zuhörer nahmen auf der Tribüne Platz; von
dort konnte man bequem die Show verfolgen. Die Jungs selbst mühten
sich redlich und es war ihnen wohl relativ egal wie viele Seelen
ihren Klängen lauschten. So grinsten sich die Bandmitglieder
eben gegenseitig an und machten gute Miene zum bösen Spiel.
Gespannt
erwarteten wir dann nach elendslanger Umbaupause auf COLOURS
OF DEPRESSION, die laut Aussagen einiger Festivalbesucher
eine interessante Mischung aus Gothic und Dark Metal bereithalten
würden. Sänger und Veranstalter Juxx war auch richtig
gut drauf und ging vollkommen in der Musik auf. Er wand sich am
Boden, um kurz darauf wieder wie ein hyperaktives Kind seine Runden
zu drehen, der Kontakt zu den ersten Reihen funktionierte bestens
und Juxx schien die Rolle des Anheizers zu genießen. Die
Texte wollten zur extrovertierten Darbietung des Frontmannes nicht
so recht passen, handelten diese doch großteils von innerer
Zerrissenheit, Depression oder Einsamkeit. Die übrigen Musiker
bewegten sich nur minimal, aber das könnte auch so gewollt
gewesen sein, wer weiß? Sängerin Eve steuerte guten
Gesang bei, wobei dieses Stilmittel nicht übertrieben eingesetzt
wurde. In der Mitte des Programms lieferten COLOURS OF
DEPRESSION eine überraschende Komposition namens
Ruf Mich An ab, die durch Rammstein-artige Rhythmen aus dem
Rahmen fiel – ob nun positiv oder nicht sei dahin gestellt,
zur Abwechslung trug dieses Lied über Telefonsex (Bingo!)
jedenfalls enorm bei. Einen guten Eindruck der Band könnt
ihr auf dem Demo bekommen, welches 5 Songs beinhaltet und auf
der Bandpage bestellt werden kann.
Auf
LACK OF PURITY wartete wohl der Grossteil der
Anwesenden, denn plötzlich wurde es direkt voll vor der Bühne,
es dürften knapp 150 gewesen sein, die sich von Death Metal
mit Hardcore Einflüssen den Abend versüßen lassen
wollten. Der Unterschied zu ihren Vorgängern bestand im Aktionsradius
aller Beteiligten – die gesamte Mannschaft wirkte agil und
bewegungsfreudig, im Mittelpunkt stand auch hier der Sänger,
der die Menge gut im Griff hatte und motivierte. Überraschend
lange (an die 90 Minuten) ballerte die Gruppe Songs ins Auditorium
und wurde mit ausreichend Applaus bedacht. Eine Coverversion fehlte
auch im Programm von LACK OF PURITY nicht und
so musste Pinball Map von In Flames daran glauben. Das
klingt jetzt schlimmer als es dann war, nur die Hardcore-Einflüsse
können schon ein wenig an den Nerven zerren…LACK
OF PURITY gehörten aber sicher zu den Gewinnern
des Abends gemessen an den Resonanzen des Publikums!
War
das PRECURSORS OF ETERNITY bislang sehr relaxt
und ruhig über die Bühne gegangen (kaum Betrunkene oder
sonstige Störenfriede), provozierten REANIMA
geradezu einen Zwischenfall. In einem Anfall von Aggression musste
sich einer der beiden Sänger zu dummen Aussagen hinreißen
lassen: „Wen stören die Absperrungen noch? Ja, dann
reißt sie ein!“ – Ohne Worte, und noch intelligenter
reagierte das Publikum, das dieser strohdummen Aufforderung auch
noch nachkam. Die Gitter wurden also überwunden und rund
30 Fans tummelten sich auf der Bühne. Die Veranstalter reagierten
dann auf ihre Weise und drehten den Strom ab. Nach einer Weile
hatte sich die Situation entspannt und REANIMA
durften noch eine mittelmäßige Hardcore-Zugabe spielen.
Aber: wer braucht solch aggressives Gehabe? Kein Mensch!
Auch
die abschließenden MYSTIC CIRCLE konnten
uns kaum begeistern, zu gleichförmig tönten die Lieder
und die Bühnenshow war auch nicht gerade eine Augenweide,
so bewegten sich die Akteure kaum mehr als die meisten Urlauber
am Strand von Caorle. Mir kam jedenfalls vor, dass Beelzebub und
Co. nicht ihren besten Tag erwischt hatten. So ging ein großteils
gemütliches Festival dem Ende zu, wie lang die Aftershowparty
mit dem DJ-Team von Heavy Metal Armageddon noch dauerte, kann
ich nicht sagen, da wir uns schon mit allerlei positiven Eindrücken
auf den Heimweg machten.
Die
Pluspunkte:
- Die Location ist wirklich eine Reise wert!
- Die Preise sind okay! € 2,60 für ein großes
Bier und € 2 für 0,5 l Mineral ganz in Ordnung!
- Das Buffet war wirklich ein Traum!
- Das DJ Team konnte während der Umbaupausen gut unterhalten!
Verbesserungsvorschläge:
- Die Umbaupausen kürzer halten, teilweise entstanden Pausen
von 2 Stunden, das ist wirklich zu lange!
- Bei der Feuershow wäre weniger definitiv mehr gewesen –
an sich ja eine gute Idee, aber wenn die ganze Arena nach Spiritus
stinkt, ist wohl das Maß überschritten…
Zusammenfassend
waren wir vom PRECURSORS OF ETERNITY positiv
überrascht, bei der Bandauswahl wurde auf verschiedene Stilrichtungen
Bedacht genommen und die Atmosphäre war durchgehend bis auf
einen kleinen Zwischenfall angenehm! Leider kann das nächste
Festival nicht mehr auf der Burgruine stattfinden, wenn ihr mehr
wissen wollt, schaut mal auf der Homepage vorbei! Wir danken dem
Veranstalter und seinem netten Team für die angenehmen 2
Tage – wir kommen wieder!
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